"Maulkorb" für Vettel, leise Töne vom Boss

SID
Sebastian Vettel und sein Rennstall Ferrari haben gerade keinen guten Lauf
© getty

Bei Ferrari ist man nach einer ernüchternden Saison kleinlaut geworden. Auch Sebastian Vettel ist nach seinen jüngsten Schimpftiraden im Boxenfunk zur Einsilbigkeit gezwungen.

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Es ist ruhig geworden bei Ferrari. Der anhaltende Misserfolg beim stolzesten aller Formel-1-Rennställe hat sogar den ehrgeizigen Boss Sergio Marchionne kleinlaut werden lassen.

Und der seit 25 Rennen sieglose Star-Pilot Sebastian Vettel bekam für den Großen Preis von Brasilien (Sonntag, 17 Uhr im LIVETICKER) quasi einen Maulkorb am Boxenfunk, nachdem er nach seinen Schimpftiraden von Mexiko nur mit Glück einer Sperre entging.

Als "Bastard" hatte Vettel den Niederländer Max Verstappen beim 19. von 21 WM-Läufen bei einer absichtlichen Einbremsung beleidigt.

Weiter bedachte der viermalige Weltmeister aus Heppenheim, der das Verlieren noch nicht gelernt hat, Rennleiter Charlie Whiting mit unflätigen Äußerungen, nachdem dieser den Red-Bull-Piloten nicht zum Positionstausch bewegte.

Vettel entgeht knapp einer Sperre

Letztlich hatte Vettel Glück, dass er in Sao Paulo überhaupt an den Start sein darf.

Denn nach seinen Boxenfunk-Pöbeleien insbesondere gegen Whiting hatte der Automobil-Weltverband FIA bereits ein Ermittlungsverfahren gegen den 29-Jährigen eingeleitet.

Lediglich Entschuldigungsbriefe retteten Vettel, der künftig allerdings unter verschärfter Beobachtung steht, vor einer Strafe.

"Angesichts der Ernsthaftigkeit der Entschuldigung und seines großen Engagements hat der FIA-Präsident beschlossen, ausnahmsweise keine Disziplinarmaßnahmen gegen Sebastian Vettel zu vollziehen", hieß es in einem Statement von FIA-Präsident Jean Todt.

Zumindest hier hatte der Deutsche einmal Glück.

Wie gewonnen, so zerronnen

Ansonsten war das Rennen in Mexiko ein perfektes Sinnbild der Ferrari-Saison.

Die Freudentränen von Teamchef Maurizio Arrivabene und der überbordende Jubel von Vettel über seinen dritten Platz waren wenige Stunden später bereits Geschichte, weil der Heppenheimer am Grünen Tisch wegen seiner Fahrweise auf Rang fünf zurückgestuft wurde.

Es war nur eine neue Episode des Scheiterns. In Australien oder Kanada wurden mögliche Vettel-Siege am Kommandostand vergeben.

Kleinlauter Ferrari-Rennstall und neue Vorsätze

Dazu kamen zahlreiche Rennen, in denen entweder der Ferrari streikte, die Boxencrew kapital patzte oder die Piloten Vettel und Kimi Räikkönen (Finnland) - die immerhin fünf Fahrertitel auf sich vereinen - folgenschwere Fehler begingen.

Angesichts dieser alles andere als weltmeisterlichen Ausbeute hat nun gar der chronisch (über)fordernde Marchionne leisere Töne angeschlagen. "Wir sind mit den Ergebnissen nicht zufrieden, aber wir wollen die Saison so gut wie möglich beenden", sagte der Fiat-Geschäftsleiter und Ferrari-Präsident am Montag.

Das Ziel für die letzten beiden Rennen 2016 bestehe nicht mehr darin, doch noch einen Sieg zu feiern oder den Red Bull zumindest den zweiten Rang in der Konstrukteurs-WM hinter den unantastbaren Mercedes-Silberpfeilen abzujagen.

Zu Saisonbeginn klang das noch anders: "Ferrari muss immer ganz vorne stehen. Alles andere ist nicht Ferrari."

Marchionnes neue Vorgabe lautet, "2017 wieder konkurrenzfähig zu sein."

Die Entwicklungsarbeit am Auto fließt bereits komplett in die Wagen für die neue Saison, welche einem großflächig überarbeiteten Aerodynamik-Reglement unterliegen. Die Karten könnten komplett neu gemischt werden. Dann will Ferrari wieder ein Wort mitsprechen - und gewiss kein leises.

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