Mad Max, Haifisch, Klempnermeister

Sebastian Vettel und Nico Rosberg lieferten sich beim Test ein rundenlanges Duell
© getty

Vier Testtage in Barcelona haben die Formel-1-Teams hinter sich gebracht. Ferrari bestimmte die Schlagzeilen mit Bestzeiten. Wirklich beeindruckend sind aber Mercedes' Marathon verbunden mit Designideen, Haas' Debüt und Manors Fortschritt.

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Die Dauerbrenner: Mercedes spulte das typischste aller Testprogramme ab. Erster Tag: Auto zum Laufen bringen. Funktionierte ganz gut. Weltmeister Lewis Hamilton umrundete den Circuit de Catalunya ganze 156-Mal. Daniel Ricciardo kam als zweitfleißigster Fahrer gerade mal auf 87 Runden - knapp mehr als die Hälfte des silbernen Marathons. Nico Rosberg setzte am Folgetag noch einen drauf und fuhr 172 Runden - 800 Kilometer. Zweizweidrittel Renndistanzen!

Der W07 lief so zuverlässig, dass Mercedes reagierte und seinen Plan umstellte: Um Überlastungen zu verhindern, mussten beide Fahrer sich abwechseln. Insgesamt kamen die Silberpfeile auf über 3000 Kilometer und damit mehr als zehn Renndistanzen an vier Tagen. "Wenn die mal die Sau rauslassen, werden sie noch stärker sein als 2015", prophezeite Fernando Alonso. Die Kundenteams unterstützten das zu diesem Zeitpunkt wichtige Datensammeln immens: Die Mercedes-Teams fuhren schon an den ersten beiden Tagen zusammen mehr als doppelt so viele Kilometer wie die Konkurrenten mit ihren aktuellen Motoren.

Die Zeitenjäger: Ferrari fuhr Mercedes um die Ohren. So oder so ähnlich lauteten die Schlagzeilen. Und wirklich: Für die radikalen Änderungen am SF16-H mit der komplett neuen Vorderradaufhängung und Restauration der Antriebseinheit waren Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen wirklich schnell unterwegs. "Es ist schon jetzt ein besseres Auto als das, was wir im letzten Jahr hatten", sagte der Iceman. An den drei er vier Tagen stand ein Ferrari-Fahrer ganz oben im Klassement.

Aussagekräftig sind die Zeiten aber nicht. Zur Erinnerung: Auch beim Testauftakt zur Saison 2015 lag Ferrari an den ersten beiden Tagen deutlich vor Mercedes. Die Silberpfeile fuhren in den letzten Tagen die drei weichsten Reifenmischungen überhaupt nicht.

Nico Hülkenberg bewertete seine absolute Bestzeit auf der superweichen Reifenmischung am dritten Tag folgerichtig: "Wir haben heute unser Limit mehr getestet als andere", so der Deutsche: "Es gibt jetzt keinen Grund, überbegeistert zu sein. Es ist zu früh für Schlussfolgerungen."

Interessanter waren die Zeitsprünge im hinteren Bereich. Pascal Wehrlein setzte am zweiten Tag im neuen Manor seine Bestzeit bei 1:25,925 Minuten - nur so zum Vergleich: 1:31,125 Minuten von Will Stevens war die absolute Manor-Bestzeit beim letztjährigen Spanien-GP.

Die Problemkinder: Das neue Renault-Werksteam hat die Probleme von Lotus übernommen. Die Truppe aus Enstone kam in Katalonien anfangs überhaupt nicht ins Rollen. Neu-Einsatzfahrer Jolyon Palmer war angefressen. "Ein bisschen Rauch aus dem Heck, Tag beendet, Motorwechsel", fasste der Brite zusammen. 37 Runden an Tag 1, 42 an Tag 2, dann übernahm Teamkollege Kevin Magnussen.

"Ich hoffe, Kevin macht viel mehr Runden. Wenn nicht, hatten wir einen richtig schlechten Start", sagte Palmer. Sein dänischer Teamkollege brachte es immerhin an beiden Tagen bis zur Zielmarke von je über 100 Runden. Nur: Neben der fehlenden Zuverlässigkeit geht den Rennern aus Enstone auch die Schnelligkeit ab. Es kündigt sich ein ganz hartes Jahr an.

Nachdem Team Enstone erst im Dezember übernommen wurde, ist das kein Wunder. "Sie kennen die Situation, die Lotus damals hatte - es war ein Albtraum für jeden. Wir müssen jetzt ein Langzeitprojekt aufbauen", machte Renndirektor Frederic Vasseur wenig Mut. Aktuell sieht es so aus, als würde das Renault-Werksteam mit Sauber um die letzten Plätze kämpfen.

Die Blitzstarter: Wie schwer es ist, ein neues Projekt in der Formel 1 zu etablieren, haben zahlreiche Versuche der letzten Jahre bewiesen. McLaren-Honda blamierte sich in der Saison 2015. Caterham und HRT sind tot. Marussia überlebte nur dank einem neuen Investor. Umso erfreulicher ist der Einstieg von US-Motorsportenthusiast Gene Haas mit seinem neugegründeten Team.

Am vierten Testtag absolvierte Esteban Gutierrez die erste Rennsimulation. Ein Ausrufezeichen. Schon zuvor kreiste der VF-16 zuverlässig um den Kurs. "Es scheint, als hätten wir eine gute Grundlage", sagte der Mexikaner. Dass Romain Grosjean am ersten Tag der Frontflügel abbrach, ist zu vernachlässigen. Haas' Kooperation mit Ferrari zahlt sich aus. Das Team ist vom ersten Moment an zuverlässig unterwegs. Punkte beim Saisonauftakt sind ein realistisches Ziel.

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