Red Bull droht mit Formel-1-Ausstieg

Von SPOX
Daniel Ricciardo wurde beim Austalien-GP in Melbourne nur Sechster
© getty

Der Formel 1 droht der Ausstieg von Red Bull. Motorsport-Berater Helmut Marko bestätigte nach dem Saisonauftakt in Australien, dass der Konzern sein kostspieliges Engagement überprüft. Der Grund ist nicht nur die fehlende Leistung der Renault-Antriebseinheiten.

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"Man muss es sich genau überlegen. Es gibt ja nicht nur von unserer Seite eine Unzufriedenheit, wie die Formel 1 derzeit reglementiert und geführt wird", sagte der Österreicher: "Wir sind unzufrieden damit, wie die Formel 1 regiert und geführt wird. Deshalb wird bei uns auch über ein Ausstiegs-Szenario nachgedacht, wenn die Kosten-Nutzen-Rechnung nicht mehr aufgeht."

Diese Analyse führt Red Bull alljährlich im Sommer durch. "Wenn die weiterhin so negativ ausfällt, wird man sehen, was passiert", ließ Marko Raum für Spekulationen: "Es geht um die Formel 1, die in dieser Form das Reglement killt. Es stellt sich die Frage, ob man überhaupt weitermacht."

Beim Australien-GP war die Ausbeute ernüchternd. Daniil Kvyat blieb schon bei der Fahrt in die Startaufstellung stehen, weil sein Getriebe streikte. Daniel Ricciardo erreichte das Ziel als Sechster und musste sich sogar Sauber-Rookie Felipe Nasr geschlagen geben.

Verhandlungen über Toro-Rosso-Verkauf

Erste Konsequenzen stehen offenbar beim Juniorteam bevor. "Es stimmt, dass wir mit Renault über eine andere Form der Kooperation bezüglich Toro Rosso sprechen", bestätigte Marko die Gerüchte der letzten Wochen: "Es kann sein, dass die Autos komplett in Gelb fahren oder es kann auch überhaupt eine Übernahme durch Renault geben."

Die Unzufriedenheit bei Red Bull resultiert aus dem seit der Saison 2014 gültigen Reglement mit Hybridantrieben. Motorenpartner Renault fehlen laut Schätzung des Teams aus Milton Keynes bis zu 100 PS auf Branchenprimus Mercedes. Das frühere Weltmeisterteam ist zum Hinterherfahren gezwungen und drängt seitdem immer wieder öffentlich auf Änderungen.

"Es ist frustrierend, einen Motor zu bekommen, der so weit zurück liegt, und kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen", erzählte Ex-Technikdirektor Adrian Newey. Er hat seine Konsequenzen schon gezogen und fungiert nur noch als Berater, doch das Verhältnis zum Motorenpartner ist offenbar gestört: "Es scheint eine richtige Abneigung seitens Renaults zu geben, uns aufzunehmen."

Marko fordert Veränderungen bei Renault

Die Chancenlosigkeit zu Beginn der neuen Saison war Marko nun offenbar zu viel. "Wir mussten mit weniger Power fahren, damit es überhaupt funktioniert", sagte Marko über den Australien-GP und richtete einen Appell an die Franzosen: "Renault muss auf der technischen Seite intern selbst eine andere Struktur aufstellen."

In den nächsten Wochen stehen die Umbauarbeiten an. Red Bull will selbst die Programmierung des Energiemanagements übernehmen. Dennoch gehen die öffentlichen Appelle weiter. Schon nach dem Qualifying am Samstag hatte sich Marko öffentlich einen Disput mit Mercedes-Aufsichtsratschef Niki Lauda geliefert.

"Niki wird ein schönes Jahr haben und versuchen das, was Mercedes da vorne einsam aufführt, irgendwie schönzureden", sagte der 71-Jährige Sport Bild: "Die Überlegenheit von Mercedes ist noch stärker geworden. Das heißt, es wird eine relativ fade Saison werden."

Unterschied zur Red-Bull-Dominanz?

Als Red Bull noch vorne war, "haben wir drei, viermal im Jahr Flügel ändern müssen, die zu flexibel waren, und, und, und. Aber gut, dann werden die Einschaltquoten und das Interesse eben weiter runtergehen." Um dem entgegenzuwirken brauche man wieder attraktives Racing, so Marko, "und keine Formel, in der sich die Ingenieure mit Unsummen von Geld ihre eigene Welt schaffen".

Mercedes ließ die Kritik kalt. "Wir fahren hier Autorennen. Alle haben die gleichen Möglichkeiten. Wenn Marcel Hirscher beim Skifahren allen anderen mit drei Sekunden um die Ohren fährt, werden auch nicht solche blöden Fragen gestellt", erwiderte Lauda.

Die Silberpfeile haben bei ihrer Verteidigung einen Unterstützer gewonnen: Die vormals unzufriedene Scuderia Ferrari hat durch den eigenen Aufschwung keine Lust mehr, das Reglement zu kritisieren. "Unsere Aufgabe ist es, Mercedes zu attackieren und nicht schon wieder die Regeln zu ändern", sagte Teamchef Maurizio Arrivabene.

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