Flavio Briatore tritt bei Renault zurück!

Von Robert Seiwert
Teamchef Flavio Briatore (r.) und Chefingenieur Pat Symonds haben Renault verlassen
© Getty

Paukenschlag im Unfall-Skandal: Flavio Briatore und Pat Symonds verlassen Renault! Die Anschuldigen der FIA wird der Rennstall nicht bestreiten. Über einen Nachfolger des ehemaligen Teamchefs wird bereits spekuliert.

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Das ist der Paukenschlag um die Crashgate-Affäre von Renault: Flavio Briatore und Pat Symonds verlassen Renault!

"Wir werden die aktuellen Anschuldigungen der FIA bezüglich des Singapur-Grand-Prix nicht bestreiten. Wir möchten ebenso bekannt geben, dass Teamchef Flavio Briatore und Chefingenieur Pat Symonds das Team verlassen haben", hieß es in einer am Mittwoch verbreiteten Mitteilung des Rennstalls.

Keine weiteren Kommentare

Renault bekennt sich also im Unfall-Skandal schuldig! Bis zur Anhörung durch die FIA am 21. September in Paris will das Team keine weiteren Kommentare abgeben.

Das ist auch nicht nötig, die Fakten liegen bereits auf dem Tisch. Der ehemalige Fahrer Nelson Piquet Jr. hatte Renault mit einem Brief an die FIA schwer belastet. Piquet soll von der Renault-Teamleitung die Order erhalten haben, beim Singapur-GP in der vergangenen Saison absichtlich einen Unfall zu verursachen, um Teamkollege Fernando Alonso den Rennsieg zu ermöglichen.

Renault-Klage gegen Piquet-Clan

Das Team hatte den Vorfall vehement bestritten und eine Klage wegen "falscher Behauptungen und versuchter Erpressung" gegen den Piquet-Clan eingeleitet (Renault verklagt Piquet-Clan).

Damit noch nicht genug: Nach diversen Verbal-Attacken eines gefrusteten Piquets gegen sein Hassobjekt Briatore konterte der inzwischen ehemalige Teamchef mit intimen Details aus dem Privatleben des Brasilianers. Er erweckte sogar den Eindruck, Piquet habe ein homosexuelles Verhältnis zu einem 50-Jährigen (Briatore plaudert über Piquets Privatleben).

"Alonso hat alles gewusst"

Seit Mittwoch ist klar: Briatore hatte wohl nicht mehr viel zu verlieren, der Skandal stieg ihm anscheinend über den Kopf. Die Konsequenzen sind inzwischen bekannt.

Nelson Piquet Senior, selbst Formel-1-Pilot, beschuldigte kürzlich Fernando Alonso der Mitwissenschaft um den Skandal von Singapur: "Er hat alles gewusst", zitiert ihn die "Sport". Alonso stritt die Vorwürfe ab.

Immunität für Symonds?

Interessant ist auch der Sachverhalt um Pat Symonds. "Mr. Symonds hat in seiner Anhörung am 27. August angedeutet, dass er eventuell auf die Rennkommissare zurückkommen werde, um weitere nützliche Informationen bezüglich der gestellten Fragen preiszugeben", hieß es im offiziellen Schreiben der FIA.

Nach Informationen von "Autosport" wurde dem Chefingenieur seitens der FIA Immunität garantiert, wenn er bei der Verhandlung am 21. September als Kronzeuge aussagen sollte. Ob sich Symonds auf diesen Handel eingelassen hat, ist unbekannt.

Briatore im Fokus der FIA-Fahndung

Da sowohl dem Chefingenieur als auch Piquet Jr im Falle einer vollständigen Aussage Straffreiheit zugesichert wurde, stand offensichtlich Briatore im Fokus der FIA-Fahndung. Der Verbleib von Renault in der Formel 1 ist sollte auf jeden Fall gewährleistet werden, mit Briatore hätte man einen passenden Schuldigen gefunden.

Von der konsequenten Entscheidung Renaults ist auch der ehemalige Rennfahrer Niki Lauda überzeugt: "Es ist die einzig richtige Entscheidung. Ich war mir sicher, dass die Sache ein Riesenskandal ist. Unglaublich, welch ein Schaden der Formel 1 da zugefügt wurde. Ich wusste immer, was für ein Grenzgänger Flavio ist. Deswegen bin ich auch nicht mehr persönlich enttäuscht", sagte er der "Bild": "

Harte Sanktionen drohen

Sollte Renault im Singapur-Skandal von der FIA für schuldig befunden werden - und die Chancen stehen mehr als gut - drohen dem Team auch nach Briatores Ausstieg harte Konsequenzen. Möglich ist ist etwa ein Ausschluss aus der Weltmeisterschaft. Natürlich steht auch eine Aberkennung der in der vergangenen Saison eingefahrenen Punkte zur Debatte.

Mit einem Ausschluss des Rennstalls aus der Formel 1 rechnet hingegen kaum jemand. Die FIA ist bestrebt, das Werksteam auch im kommenden Jahr in der F1 zu halten. Mit einem Ausstieg ist also nicht zu rechnen. Vielmehr sind Symonds und Briatore willkommene "Bauernopfer" in der Crashgate-Affäre.

Um die Verhandlung hatte es Verwirrung gegeben. FIA-Präsident Max Mosley hatte zu Beginn der Woche eine  Verschiebung der Anhörung vor dem World Council der FIA um zwei Tage auf den 23. September angekündigt. Am Mittwoch bestätigte die FIA offiziell den ursprünglichen Termin.

Prost als Briatore-Nachfolger gehandelt

Über einen möglichen Nachfolger von Flavio Briatore wurde bereits spekuliert. Laut "auto motor und sport" soll Alain Prost gute Chancen haben.

Der viermalige Weltmeister hat Erfahrung und war bereits von 1997 bis 2001 mit seinem eigenen Rennstall in der Formel - und er ist Franzose. Weitere Kandidaten sollen David Richards und der frühere BAR-Teamchef Craig Pollock sein.

Renault und die Skandale

Der Renault-Rennstall hatte schon in jüngster Vergangenheit für einen Skandal gesorgt. Beim Rennen in Budapest hatte man Alonso losfahren lassen, obwohl dem Team bekannt war, dass es ein Problem mit dem Reifen gab, der sich dann auch während der Fahrt löste und großen Schaden hätte anrichten können.

Renault sollte für ein Rennen gesperrt werden, kam aber im Endeffekt glimpflich mit einer Geldstrafe in Höhe von 50.000 Dollar davon.

Bereits Ende 2007 stand der Rennstall um unter Spionage-Verdacht, blieb aber im Gegensatz zum Konkurrenten McLaren-Mercedes (72 Millionen Euro Strafe) straffrei.

Renault-Skandal: "Fernando hat alles gewusst"