Teams drohten mit Melbourne-Boykott

Von Alexander Mey
Was wollt ihr von mir? Bernie Ecclestone im ernsten Dialog mit Ron Dennis
© Getty

Die politischen Geplänkel zwischen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und den Teams werden immer absurder. Wenige Tage vor der Abreise nach Australien drohten offenbar Renault-Teamchef Flavio Briatore und Ex-McLaren-Teamchef Ron Dennis mit einem Boykott des Saisonstarts. In Ecclestones Büro soll es zu turbulenten Szenen gekommen sein.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Als seien der Streit um das neue Wertungssystem und eine Bugetobergrenze sowie die Proteste gegen die vermeintlich illegalen Diffusoren von Brawn GP, Toyota und Williams nicht schon Trubel genug, machten zumindest zwei Teams vergangene Woche offenbar noch ein weiteres Fass auf.

Wie Formel-1-Boss Bernie Ecclestone im Gespräch mit der "Times" erzählte, kamen Renault-Teamchef Flavio Briatore und Ex-McLaren-Teamchef Ron Dennis in sein Büro in London, um ihm mit einem Boykott des Saisonstarts in Melbourne zu drohen.

Laut Ecclestone wollten Briatore und Dennis zusammen mit Toyota-Teampräsident John Howett dadurch Geld von ihm einfordern, das er ihnen im Zuge der Verhandlungen um ein neues Concorde Agreement zugesichert hatte.

Briatore und Dennis wollten nicht nach Melbourne fliegen

Im Laufe der Diskussion kam es dann offenbar zu einer höchst skurrilen Szene. "Flavio sagte: 'Wir werden unsere Autos nicht ins Flugzeug verladen, wir fliegen nicht nach Melbourne'", beschrieb Ecclestone, was passierte. "Also habe ich den Telefonhörer in die Hand genommen und beim Transportunternehmen angerufen. Ich habe ihnen gesagt, dass die Teams nicht fliegen wollen und dass der Flug damit gestrichen ist."

So ist er, der Bernie Ecclestone. Wenn ihn jemand unter Druck setzen will, schaltet er auf stur und dreht den Spieß einfach um - ein Machtmensch eben. Offenbar haben Briatore und Dennis letztlich nachgegeben, um den ganz großen Knall, nämlich einen Eklat beim Australien-GP, zu vermeiden.

Denn der Flug fand trotz allem statt und die Autos von Renaut und McLaren-Mercedes sind in Melbourne eingetroffen. Zudem bestätigte Ecclestone , dass er das geforderte Geld nicht gezahlt hat.

"Boykott wäre Selbstmord gewesen"

Alles heiße Luft also, was aber auch kaum anders zu erwarten war. "Dieser Boykott wäre für die Teams Selbstmord gewesen", sagte Australiens FIA-Delegierter Garry Connelly. "Sie haben Verträge mit Sponsoren. Wollen sie etwa ernsthaft große Anteile an ihrer TV-Präsenz einfach wegwerfen, nur weil sie verärgert sind?"

Natürlich nicht. Das hätten sich Briatore und Dennis aber vorher überlegen sollen, meint Ecclestone: "Wenn sie schon hierher kommen und mir die Pistole vor den Kopf halten, dann sollen sie sich verdammt noch mal auch sicher sein, dass sie den Abzug betätigen können."

Zum guten Schluss gab es dann noch eine Drohung vom großen Zampano: "Außerdem sollen sie sich vergewissern, dass sie Kugeln dabei haben. Denn wenn sie mich verfehlen, dann sollen sie sich besser in Acht nehmen."

Ecclestone will weitermachen, bis er 90 ist

Was sich nach einer billigen Schmierenkomödie anhört, zeigt in Wahrheit wieder einmal, wie tief die Kluft zwischen den Teams und dem Formel-1-Boss mittlerweile geworden ist.

Da wird es Briatore, Dennis und Co. wohl den kalten Schweiß auf die Stirn treiben, wenn der 78-jährige Ecclestone ankündigt: "Mit 90 höre ich vielleicht auf."

Steckbriefe: Alle Fahrer und Teams im Überblick