Heilsbringer oder Luftnummer?

Von Alexander Mey
alonso, renault, himmel
© Getty

München - "Mister 60 Prozent" Fernando Alonso, der Nicht-mehr-McLaren und Noch-nicht-Renault-Pilot, scheint seine Hängepartie um ein Cockpit für die kommende Saison sehr locker zu sehen.

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"Seid versichert, er wird nicht ohne Cockpit sein", heißt es laut "El Mundo Deportivo" aus seinem direkten Umfeld. Zu 60 Prozent sei er bei Renault, sagt Teamchef Flavio Briatore. Die anderen 40 Prozent hängen an der Dauer seines Vertrags, die Renault unter allen Umständen auf drei Jahre ausdehnen will.

Alonso will das nicht, weil er eigentlich mittelfristig viel lieber woanders fahren würde. "Alonso glaubt, dass Ferrari 2009 auf ihn wartet", sagt Briatore der Zeitung "El Pais". "Aber ich schätze das als sehr schwierig für ihn ein."

Was bleibt dann für den Doppelweltmeister, wenn der Renault-Deal noch platzen sollte? Wenig. "Für Alonso ist es ein Glücksfall, dass bei Renault ein Platz für ihn frei ist. Anderswo wäre es nämlich eng geworden", sagt Formel-1-Experte Hans-Joachim Stuck SPOX.com.

Das Popometer wird's richten

Renault wäre also ein Glücksfall für Alonso. Aber wäre Alonso auch ein Glücksfall für Renault? Sprich: Kann er das Team nach einem dürren Jahr 2007 wieder dahin bringen, wo er es verlassen hat?

"Für Renault ist das auf jeden Fall ein Gewinn", sagt Stuck. "Er weiß, wie sich ein Siegerauto anfühlt, hat also auf jeden Fall die Erfahrung und die Fähigkeiten, um das Auto wieder an die Spitze zu bringen. Er hat das Popometer, um in den Renault einzusteigen und zu sagen: Passt auf, da fehlt die halbe Sekunde. Zu McLaren hat er schließlich auch vier Zehntel mitgebracht."

Renault kommt wieder an die Spitze

Noch mal zum mitschreiben: Renault ging als zweimaliger Champion in die Saison 2007, fiel aber von Anfang an nicht nur gegen Ferrari und McLaren-Mercedes, sondern auch gegen BMW-Sauber deutlich ab. Eine Empfehlung für eine Wiedervereinigung mit Alonso sieht anders aus.

Der Spanier hat aber nach all dem Porzellan, das er bei den Silbernen zerschlagen hat, offenbar keine andere Wahl. Auch um die angeblichen Verhandlungen mit Red Bull ist es nach den jüngsten Dementis ruhig geworden.

Geht er also zurück zu Renault, dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder er begibt sich auf das Niveau des Teams herab und dümpelt im vorderen Mittelfeld herum, oder er treibt seine Ex-Kollegen wieder nach vorne.

Für Stuck ist klar, was davon eintreten wird: "Ich habe keine Zweifel, dass Renault in den nächsten Jahren wieder an der Spitze mitfährt." Der Grund: "Die Fahrerpaarung in diesem Jahr hat nicht das Maximum aus dem Auto herausgeholt, da ist fahrerisch im Vergleich zu einem Alonso viel liegen geblieben."

Briatore flirtet mit Piquet

Es lag also an Heikki Kovalainen und Giancarlo Fisichella. Sie haben nicht das geschafft, was ein Alonso kann und auch ein Schumacher konnte, nämlich auch einmal mehr aus einen Auto herauszuholen als eigentlich drin steckt.

Dass das auch Briatore nicht entgangen ist, zeigt die Tatsache, dass beide Piloten im Bezug auf ihre Weiterbeschäftigung im kommenden Jahr im Dunkeln tappen. "Ich weiß von nichts", ist allenthalben zu hören.

Da trägt es kaum zur Beruhigung bei, dass der Teamchef öffentlich Testfahrer Nelson Piquet Junior in höchsten Tönen lobt und durch die Blume den kompletten Umbruch im Team ankündigt.

"BMW droht Gefahr von hinten"

Alles mit dem Ziel, 2008 zumindest wieder auf Platz drei hinter Ferrari und McLaren-Mercedes zu klettern und damit BMW-Sauber zu überholen.

"BMW droht eher Gefahr von hinten als dass man sich nach vorne orientieren könnte", sagt Stuck.

Und der steht sicher nicht im Verdacht, für seinen Ex-Arbeitgeber BMW übermäßig schwarz zu malen.

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