Spätestens nach dem Harden-Trade hätte Tibor Pleiß bei den Oklahoma City Thunder viele NBA-Minuten bekommen. Dennoch zieht er Caja Laboral vor - und feiert nach seiner Quarantäne im Topspiel bei Real Madrid ein Blitz-Comeback. Einen Tag vor seinem 23. Geburtstag spricht er über das Wiedersehen mit Marcus Slaughter, die Euroleague-Elite und das Training unter dem vielleicht härtesten Coach der Welt.
Hallo Basketball-Fans!
Zunächst einmal: Ich bin richtig, richtig glücklich! Ich hatte in meinem ersten Tagebuch-Eintrag bei SPOX von der niederschmetternden Diagnose erzählt, dass ich am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt bin. Doch jetzt, knapp drei Wochen später, ist das Schlimmste überstanden.
Am Montag vergangener Woche gab mir der Arzt sein Okay, dass ich mich wieder belasten darf, weil sich ausreichend Antikörper entwickelt haben und sich die Leber wieder auf Normalgröße verkleinert hat. Am Freitag konnte ich erstmals mit dem Team ein bisschen werfen, am Samstag stand dann das erste Fünf-gegen-Fünf-Training für mich an. Ich fühlte mich schon nach dem ersten Sprint von Korb zu Korb total platt, daher war ich froh, dass ich am Sonntag zum Topspiel bei Real Madrid überhaupt in den Kader berufen wurde.
Ich setzte mich also auf die Bank und konnte gut damit leben, weil ich einfach nur extrem froh darüber war, wieder bei der Mannschaft zu sein. Umso überraschender kam es für mich, dass mich Coach Dusko Ivanovic nach meiner Pause gleich für 19:30 Minuten spielen ließ. Und das in so einem wichtigen Match beim Tabellenführer der spanischen Liga!
Knappe Niederlage im Topspiel
Das Spiel an sich lief sehr gut - obwohl wir am Ende denkbar unglücklich mit 81:83 nach Verlängerung verloren haben. Wir kassierten am Ende einen vermeidbaren Korb und hätten mit dem letzten Angriff dennoch den Sieg schaffen können, allerdings ging leider der Dreier von Fernando San Emeterio knapp vorbei. Danach hätte Nemanja Bjelica mit dem Tip-In zumindest die zweite Verlängerung erzwingen können - aber auch da hatten wir wieder Pech.
Trotzdem bleibt das Fazit positiv: Durch die vielen Ausfälle hatten wir zum Saisonstart einige Probleme. Erst fehlten neben mir noch Fabien Causeur und Milko Bjelica, zuletzt verletzten sich auch noch Taylor Rochestie und Andres Nocioni. So langsam kann man mit der Rückkehr der einzelnen Spieler jedoch erkennen, über was für eine Qualität wir verfügen. Unsere große Stärke ist die Tiefe: Von der Nummer eins bis Nummer zwölf sind wir super besetzt, das wird im weiteren Saisonverlauf unser großer Trumpf sein. Ich bin überzeugt: Wir können mit den Besten in Spanien und in der Euroleague mithalten.
Caja Laboral absolut richtig
Dass ich Teil einer so tollen Mannschaft bin, macht mich stolz. Mich haben in letzter Zeit einige Leute gefragt, ob ich es bereue, zu Caja Laboral und nicht zu den Oklahoma City Thunder in die NBA gegangen zu sein. Im James-Harden-Trade wurde mit Cole Aldrich einer der drei Center abgegeben und es hätte natürlich sein können, dass ich in OKC sofort Minuten bekommen hätte.
Aber ganz ehrlich: Die Thunder und die NBA sind für mich zur Zeit kein Thema. Ich habe mich für den nächsten Entwicklungsschritt bei Caja Laboral entschieden.
Wie sehr Coach Ivanovic mir vertraut, hat er in Madrid gezeigt. Ich kam in allen vier Vierteln zum Einsatz, das dritte Viertel spielte ich sogar durch. Es ist ein super Gefühl, so einen Rückhalt zu spüren. Der Coach erwartet von mir nicht in jedem Spiel 20 Punkte, sondern Defense, Defense, Defense.
Deswegen mache ich mir keine Gedanken, dass ich bei Real mit 4 Punkten und 3 Rebounds statistisch nicht so auffällig war. Man kann im Boxscore gar nicht erkennen, was meine Aufgabe ist. Ich soll mit meiner Präsenz das Spiel verändern und den gegnerischen Scorern das Leben schwer machen. Das hat schon gut funktioniert.
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Ein echtes Team
Ich darf dabei nicht vergessen, meinen Mitspielern zu danken. Die letzten drei, vier Wochen waren extrem schwer für mich. Ich kam motiviert nach Vitoria und wollte unbedingt etwas bewegen - und dann durfte ich wegen des Pfeifferschen Drüsenfiebers rein gar nichts machen und stand unter Quarantäne, weil ich die anderen Mitspieler hätte anstecken können. Dennoch kümmerten sich einige um mich, schrieben mir SMS und fragten, ob sie mir etwas abnehmen können.
Seit ich wieder aus dem Haus gehen darf, verbringe ich mit der Mannschaft viel Freizeit. Ich gehe vor allem mit den Jungs essen, mit denen ich mich auf Englisch unterhalten kann: Milko, Fabien, Taylor, Brad Oleson. Wobei mich auch die anderen in der Mannschaft so aufnahmen, als ob ich nie weggewesen wäre.
BBL-Feeling in Spanien
Und zu meiner großen Freude habe ich in Madrid sogar ein vertrautes Gesicht wiedergesehen: Marcus Slaughter. Er hat sich bei Real super eingefunden und gegen uns ein starkes Spiel gemacht mit 11 Punkten in 21 Minuten.
Vor dem Tipoff konnten wir uns ein paar Minuten unterhalten und wir sprachen darüber, wie es dem anderen geht, wie schön es in Bamberg war und dass wir uns treffen müssen, wenn wir an einem gleichen Tag frei haben.
Es ist echt kurios: Wir bildeten zusammen in Bamberg das Center-Duo und plötzlich treten wir gegeneinander an - und das im spanischen Topspiel. Mal schauen, was der Rest der Saison für mich bereithält. Ich bin gespannt!
Viele Grüße,
Euer Tibor
Der gesamte Spielplan der Euroleagiue
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