"Domi" Thiem wiederholt größten Sieg

Dominic Thiem lässt sich in Rio auch durch Pablo Carreno Busta nicht aufhalten
© getty

Österreichs Nummer eins schlägt auch Pablo Carreno Busta: Dominic Thiem krönt eine überragende Woche in Brasilien mit seinem zweiten ATP-World-Tour-500-Triumph.

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Bloß ganz selten beginnen Erfolgsgeschichten mit diesem Satz: Direkt von seiner Viertelfinal-Niederlage beim Hartplatz-Hallenevent in Rotterdam gekommen, war Dominic Thiem nahezu gar keine Zeit zur Umstellung auf ein Sandplatz-Freiluftturnier geblieben. Am Ende steht aber der hochsouveräne Turniersieg: Österreichs Shootingstar hat eine überragende Woche bei den Rio Open presented by Claro, am späten Sonntagabend nach MEZ, mit dem achten ATP-Titel seiner jungen Karriere gekrönt. Der zweitgesetzte Niederösterreicher (ATP 8) setzte sich beim großen Finale auf dem Quadra Guga Kuerten gegen den viertgereihten Spanier Pablo Carreno Busta nach 1:34 Stunden mit 7:5, 6:4 durch - und nahm seinen Siegespokal in einem Fußball-Trikot der brasilianischen Nationalmannschaft aus den Händen des Namensgebers des Courts, dem dreimaligen French-Open-Sieger Gustavo Kuerten, entgegen. Der 23-Jährige wiederholte den bis dato größten Coup seiner Laufbahn, es ist sein zweiter Triumph bei einer ATP-World-Tour-500-Veranstaltung nach Acapulco (Mexiko) vor rund einem Jahr. Carreno Busta ging in seinem ersten Endspiel auf dieser Ebene hingegen als Verlierer vom Platz und verpasste daher seinen dritten ATP-Pokal nach zwei ATP-World-Tour-250-Turniererfolgen und zugleich auch das Double, da er am Vortag bereits im Doppel triumphiert hatte.

Thiem setzt die entscheidenden Nadelstiche

Thiem hatte sich in der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro von Spiel zu Spiel gesteigert und war hierbei ohne Satzverlust in sein elftes Finale eingezogen. Mit einer beruhigenden 4:1-Bilanz in den direkten Duellen im Rücken ließ er sich auch von Carreno Busta nicht mehr von diesem nächsten, großen Highlight in seiner Profilaufbahn aufhalten. Zwar entwickelte sich in beiden Sätzen von Beginn an ein komplett offener Schlagabtausch, doch in den heißen Phasen im Finish setzte jeweilig der Lichtenwörther die entscheidenden Nadelstiche. Zunächst vergab der Schützling von Österreichs Startrainer Günter Bresnik, vor Ort diesmal von Ex-Profi Gary Muller und Physiotherapeut Alexander Stober betreut, bei 2:1 die ersten zwei Breakchancen - und musste im nächsten Spiel glatt selber den ersten Aufschlagverlust hinnehmen. Er konterte trotz eines Gameballs für Carreno Busta sofort zum 3:3, schlug vor einem möglich gewesenen Tiebreak nochmal zu und verwertete seinen dritten Satzball. Im zweiten Abschnitt hielt Thiem seine Aufschlagspiele ganz locker, ehe er den Iberer nach einer sehenswerten Rally mit einem gefühlvollen Vorhand-Cross-Volleystopp zum 4:2 breakte. Wer glaubte, die Vorentscheidung sei gefallen, der sollte sich täuschen: Es folgten das Rebreak sowie der Ausgleich zum 4:4.

Das Spiel stand nun an der Kippe, immer wieder haderte Thiem mit einigen seiner getroffenen Entscheidungen, riss sich freilich aber zusammen, als es danach um die sprichwörtliche Wurst ging. Der Jungstar besann sich, so oft wie möglich, wieder seines offensiven, variantenreichen Spiels, mit dem er bei seinen Kontrahenten die ganze Woche über gewaltiges Kopfzerbrechen ausgelöst hatte, und wurde dafür belohnt: Nach einem 15:0 für Carreno Busta im letzten Spiel holte er die letzten vier Punkte und konnte schließlich, nach einem verschlagenen Angriffsball seines Gegners, die Faust ballen und aufjubeln. "Ich gratuliere Dominic zu der guten Woche", übte sich Carreno Busta bei der Siegerehrung noch in Sachen Untertreibung. "Zuerst danke an alle", richtete Thiem seine ersten Worte direkt ans versammelte Publikum. "Gratuliere, Pablo, zu dieser unglaublichen Woche. Du bist ein toller Spieler, und wenn du so weitermachst, dann wirst du noch ganz weit oben ankommen", lobte Thiem den Finalisten in den höchsten Tönen. "Ich wünsche dir viel Glück für die nächsten Wochen, wir sehen uns in diesem Jahr sicherlich wieder", äußerte er lächelnd seine Erwartung, dass sich die beiden vor allem in der Sandplatz-Saison 2017 wieder gegenüberstehen werden, wohl auch in den späteren Turnierphasen.

Weiterhin als Top-10-Spieler nach Mexiko

Seinen Dank richtete Thiem auch an Stober und Muller. Es sei ihm eine Ehre gewesen. "Es ist ein besonderer Sieg bei einem besonderen Turnier" - für ihn auch durch die Anwesenheit von Kuerten: "Danke auch an 'Guga', dass er das Finale besucht hat, es ist für uns eine große Ehre, vor einem der besten Sandplatz-Spieler aller Zeiten zu spielen", sagte er unter aufkommenden Jubelströmen der einheimischen Zuschauer. "Auch das Publikum war in dieser Woche toll. Es war eine großartige Atmosphäre", meinte Thiem und schloss mit einem passenden "Obrigado" - dem portugiesischen Wort für "Danke". Bedanken kann sich der Österreicher jedoch freilich vor allem bei sich selber: Abgesehen vom üppigen Siegerscheck über 314.880 US-Dollar darf sich der 1,85-Meter-Mann gleich über 500 ATP-Punkte freuen. Diese werden ihn im "Race to London" 2017 auf Position fünf und erstmalig in dieser Saison auf Masters-Kurs bringen. Und Thiem hat geschafft, was aufgrund seiner Vorbereitung im Vorfeld nicht zu erwarten gewesen ist: mit dem Titelgewinn als einzige Option den Platz unter den besten Zehn der Weltrangliste zu halten, in die er am 6. Juni 2016 erstmalig eingezogen war. Er wird am Montag bloß hinter Marseille-Champion Jo-Wilfried Tsonga (Frankreich) auf den neunten Rang zurückfallen.

Für ihn geht es hiermit weiterhin als Top-Ten-Mitglied zu den Abierto Mexicano Telcel, noch ein ATP-World-Tour-500-Turnier in Acapulco. Lediglich rund zweieinhalb Stunden nachdem er seinen ersten Matchball in der Olympiastadt von 2016, Rio, verwertete, hob auch schon der Flieger Richtung Mexiko ab. Die Titelverteidigung bei dem diesmal wieder auf Hartplatz über die Bühne gehenden Event wird Thiem gegen einen alten Bekannten eröffnen: Gilles Simon - das ergab die Auslosung am späten Sonntagabend nach MEZ. Gegen den Franzosen (ATP 23) hatte er sich erst im Rotterdam-Achtelfinale mit 6:4, 7:6 (4) behauptet und dadurch auf 4:2 im Head-to-head gestellt. Das Match wird am Dienstag stattfinden, da das Finale in Acapulco für den Samstag vorgesehen ist. Sollte sich Thiem erneut durchsetzen, so würde am Mittwoch der französische Linkshänder Adrian Mannarino (ATP 60) oder der 19-jährige Qualifikant Taylor Fritz (ATP 112) aus den USA warten.

Hier die Ergebnisse aus Rio de Janeiro: Einzel, Doppel, Einzel-Qualifikation, Doppel-Qualifikation.

Hier der Spielplan.

Hier die Auslosungen und Ergebnisse aus Acapulco: Einzel, Doppel, Einzel-Qualifikation, Doppel-Qualifikation.

Hier der Spielplan.

Dominic Thiem im Steckbrief

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