Sebastian Prödl: "Bin schwer irritiert, dass so viele Klubs keine Rücklagen gebildet haben"

Von SPOX Österreich
Prödl ist bei Watford derzeit nicht gesetzt.
© GEPA

In einem Interview mit der Kleinen Zeitung zeigt sich der 73-fache österreichische Nationalspieler Sebastian Prödl über Entwicklungen im Fußball-Geschäft irritiert und zeichnet ein Bild davon, wie der Fußball künftig aussehen könne.

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Erst im Februar verabschiedete sich Sebastian Prödl vom FC Watford und schloss sich Udinese Calcio an. Eine Serie-A-Partie konnte der 32-Jährige bisher aber nicht absolvieren - die Corona-Krise kam dem Grazer in die Quere.

Und während der Fußball pausiert, werden mit Kickern aus verschiedensten Ligen Gehaltsverzichte ausverhandelt. Dazu hat Prödl eine differenzierte Meinung.

Sebastian Prödl: Gehaltsverzicht? "Etikettenschwindel"

"Fußballer sind ein dankbares Opfer, weil es in diesen Zeiten sehr einfach ist, dafür Zustimmung zu erhalten. In Österreich mag ein Gehaltsverzicht für die Vereine hilfreich sein, aber international ist das nur ein Etikettenschwindel", sagt Prödl und nennt das Beispiel Bayern München: "Der FC Bayern hat ein Gehaltsbudget von rund 280 Millionen Euro pro Jahr. Wenn die Profis für drei Monate auf 20 Prozent verzichten, reden wir da von 14 Millionen Einsparung. Damit kann man nicht einmal Robert Lewandowski bezahlen."

Prödl weiter: "Und stärkt es die Klubliquidität wirklich, wenn durch Gehaltsverzicht der Kronprinz von Abu Dhabi als Besitzer von Manchester City profitiert? Die Neiddebatte hat es vor Corona gegeben und sie wird auch nachher nicht aufhören."

Sauer stößt es Prödl auf, dass ein Mega-Klub wie der FC Liverpool Kurzarbeit beantragen wollte.

"Ich bin schwer irritiert, dass so viele Klubs keine Rücklagen gebildet haben. Warum haben sich die Vereine nicht abgesichert und weshalb sind die Planungen nicht längerfristig ausgerichtet? Während kleinere Firmen oft wie die Löwen um ihr Überleben kämpfen, sind börsennotierte Unternehmen mit Milliardenumsätzen nach drei Wochen Stopp plötzlich in ihrer Existenz bedroht oder geben es zumindest vor", so der ehemalige Sturm-Graz-Abwehrchef in der Kleinen Zeitung. "Warum investieren nicht Wirtschaftsbosse, die Boni in Millionenhöhe kassieren, in der Krise in ihre Unternehmen? Corona macht es leicht, alles kann auf das Virus geschoben werden."

Sebastian Prödl: "Spieler werden geringere Fixbeträge bekommen"

Nun dürfte sich die Fußballlandschaft verändern. Zumindest teilweise, wenn es nach Prödl geht. Zwar würde der Kuchen nicht kleiner werden, "aber anders verteilt". "Es wird mehr Leistungsprinzip geben, die Spieler werden geringere Fixbeträge bekommen, die Gehälter werden erfolgsabhängiger. Im Laufe meiner Karriere war ich mehrmals im Abstiegskampf und bin auch fürs Verlieren gut bezahlt worden. Das wird sich ändern", prognostiziert Prödl.

Zudem werde der dichte Spielplan in den kommenden Monaten auch Auswirkungen haben: "Pause wird es keine mehr geben. Daher werden die Topklubs ihre Kader noch breiter aufstellen. Diesen Vereinen spielt es in die Karten, dass die Transfersummen deutlich nach unten gehen werden. Die kleinen Klubs wollen überleben und können nicht pokern, weil sie auf das Geld angewiesen sind. Sie werden für ihre Stars nur noch wesentlich geringere Ablösen bekommen. Die Schere zwischen Reich und Arm geht also noch weiter auseinander."

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