Ex-ÖFB-Talent Johannes Handl: Der vergessene Abwehrchef

Johannes Handl absolvierte drei Spiele für Österreichs U18
© GEPA

Wenn Johannes Handl seine ehemaligen Mitspieler Maximilian Wöber, Kevin Danso und Marco Friedl im Fernsehen sieht, huschen viele Gedanken durch den Kopf. Freude für die Ex-Kollegen, aber auch viele Fragezeichen. Was wäre wenn? Was wäre, wenn sich der 19-jährige Innenverteidiger nicht zweimal eine äußerst seltene Sportverletzung zugezogen hätte?

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Schon in der U10 des SK Sturm erlitt der Grazer einen Knöchelbruch. Ab diesem Moment fühlte sich der Knöchel irgendwie anders an. "Mir ist die Peroneussehne immer wieder über den Knöchel gesprungen. Als junger Bursche habe ich das aber nicht so beachtet. Später ging ich zum Arzt, der hat mir sofort eine Operation empfohlen, weil die Sehne bald reißen könnte", erinnert sich Handl im Gespräch mit SPOX. "Ich wusste, dass ich lange ausfallen würde, aber dann habe ich es hinter mir."

Es sollte anders kommen. Im Jahr 2015 stieg der damals 17-Jährige nach sechseinhalb Monaten wieder ins Training ein. "Ich war in Wien bei der U18-Nationalmannschaft. Nach einer Woche im Training hüpfte die Sehne wieder über den Knöchel. Beim ÖFB haben sie mir sofort zur zweiten Operation geraten." Für Handl, der einige Monate zuvor konkretes Interesse von Bayern, Inter und Red Bull auf sich zog, begann eine Odyssee.

"Wollte manchmal den Hut draufhauen"

"Natürlich geht mir viel durch den Kopf, wenn ich sehe, was meine damaligen Mitspieler für Karrieren hingelegt haben. Man nimmt sich vor, weiterzukämpfen. Aber nach der zweiten Operation war es schwer, Motivation zu finden. Physiotherapie, Muskelaufbau, Ausdauer. Manchmal habe ich schon daran gedacht, den Hut draufzuhauen, aber Fußballprofi zu werden, ist mein großer Traum", sagt Handl. "Seit meiner zweiten Operation bin ich aber wieder top fit und stabil."

Und seinem Traum ist er jetzt so nahe wie schon lange nicht. Im Sommer verließ der 196-Zentimeter-Hüne die zweite Mannschaft des SK Sturm, um beim Regionalligakonkurrenten FC Lafnitz wieder in die Spur zu kommen: "Sturm hat mir angeboten, zu bleiben. Sie haben mich nicht hängen gelassen. Aber ich brauchte einen Neuanfang."

Retrospektiv betrachtet ein cleverer Wechsel. Die Truppe von Ferdinand Feldhofer ist nun Tabellenführer und plant den Aufstieg in die zweite Liga. "Ich habe genau den richtigen Trainer. In jedem Training kann ich von ihm lernen, irgendwann wird er ganz oben coachen", sagt Handl über Feldhofer, der schnelles Umschaltspiel bevorzugt. "So wie es Franco Foda eine Zeit lang praktiziert hat."

Bundesligisten beobachten Handl

Dass sich Handl in Lafnitz stabilisiert hat, blieb nicht unbemerkt. Namhafte Bundesligisten sollen seine Entwicklung genauer verfolgen. "Ich kann mir gut vorstellen, mit Lafnitz in der zweiten Liga zu spielen. Aber wenn sich die Bundesliga ergibt, kann ich mir das schon vorstellen. Ich weiß, dass ich es drauf habe. Dieses Ziel werde ich weiterhin verfolgen", sagt Handl, der sich als großer Sturm-Fan beschreibt. "Falls ich es in Graz schaffen würde, wäre es schon etwas ganz Besonderes."

Inspiration für seinen Weg in Österreichs höchste Spielklasse holt sich Handl, dem Spielstärke und Schnelligkeit attestiert wird, von Sturm-Shootingstar Dario Maresic. Die beiden wuchsen gemeinsam auf, bis sich ihre Wege trennten. " Sein Aufstieg ist wirklich ein Wahnsinn. Einfach arg. Für mich war immer klar, dass er es schaffen wird. Dass es dann so schnell ging, ist zwar überraschend, aber ich wusste, dass er seine Chancen nützen wird. Er ist auf jeden Fall auch eine Inspiration für mich", so Handl. Nachsatz: "Es kann so schnell gehen."