Macht das Geld den Fußball kaputt?

Von SPOX Österreich
geralt (CC0-Lizenz) / pixabay.com
© geralt (CC0-Lizenz) / pixabay.com

Der Fußball von heute ist nicht mehr der, mit dem viele Fans aufgewachsen sind. Alles ist größer, bunter, lauter - und nicht zuletzt teurer. Sicherlich verdienen die Vereine wesentlich mehr an TV-Geldern und sonstigen Einnahmen, doch für sehr viele Fans hinterlässt das einen faden Beigeschmack. Der Fußball fühlt sich nicht mehr so an, wie damals, als das alte Feuer noch in vielen Fans brannte. Nein, stattdessen brennen heute oft nur noch Pyrofackeln auf den Rängen und Choreos beschäftigen sich mit Protestaktionen. .

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Steigende Einnahmen haben immer ihre Schattenseiten und aus deutscher Fußballsicht hilft es auch wenig, zu äußern, dass es in anderen Ländern viel schlimmer ist. Das ist es, dennoch sollte auch hier die Frage gestellt werden, ob Geld den Fußball zerstört. Dieser Artikel befasst sich einmal damit und zeigt, dass vieles im Argen liegt

Geld ist im Fußball eine wichtige Ressource

Obgleich bei den Vereinen gerne noch ein e.V. hinter dem Namen steht, handelt es sich bei Profifußballklubs um nichts anderes, als um Unternehmen. Und diese benötigen natürlich Geld. Wer Geld hat, hat im Fußball beste Möglichkeiten, wie das Beispiel RB Leipzig nur zu gut offenbart. Ansonsten kommt freilich auch viel Geld hinein:

  • TV-Gelder - wenngleich sie im europäischen Vergleich eher niedrig sind sind, verdienen die Vereine viel an den TV-Einnahmen.
  • Merchandise - durch den Verkauf von Fanartikeln auf der ganzen Welt verdienen die Vereine ebenfalls.
  • Sponsoren - das sind die Hauptgeldgeber. Um jedoch gute Sponsoren zu erhalten, muss ein Verein schon erfolgreich sein.

Und wo ist das Problem? Die TV-Gelder offenbaren es bereits. Sie werden anhand der Tabellenplatzierung ausgezahlt, was auf den ersten Blick gerecht klingt. Ist es jedoch nicht, da:

  • Erfolg heißt Sponsoren - erfolgreiche Vereine haben bessere Sponsoren und erhalten dadurch schon mehr Geld. Sie können sich also bessere Spieler kaufen und »erkaufen« sich somit eine höhere Platzierung.
  • Keine Chance für Kleine - Aufsteiger und kleinere Vereine haben es unendlich schwer, etwas von diesem Kuchen abzubekommen. Zumal kleinere Vereine zwar Einnahmen aus Spielerverkäufen generieren, diese Verkäufe aber oft das Überleben sichern. Auf der anderen Seite bedeuten die Verkäufe jedoch eine ständige Schwächung. Ein Verein, der stets seine besseren Spieler abgeben muss, hat selten die Möglichkeit, sich dauerhaft in die internationalen Ränge zu schieben.

In der ersten Liga ist die Angelegenheit noch halbwegs erträglich, schlimmer sieht es aus, wenn die beiden anderen Profiligen betrachtet werden:

  • Zweite Liga - die TV-Gelder sind hier bereits deutlich niedriger. Für Absteiger ergibt sich das Problem, dass sie nur bei einem direkten Aufstieg die Chance haben, nicht abzufallen. Eine längere Zweitklassigkeit verringert die Chancen, sich irgendwann in der ersten Liga zu behaupten, massiv. Nach einigen Jahren ist das Geld aufgebraucht, und der Etat so gering, dass selbst ein einst bekannter Erstligaverein nur noch ein kleines Licht ist. Und: Eine längere Zweitklassigkeit erhöht das Risiko, in die Drittklassigkeit abzusteigen, extrem. Geschieht dies, steht nicht selten die Insolvenz im Raum.
  • Dritte Liga - jeder Verein bekommt 1,82 Millionen Euro im Jahr aus der TV-Vermarktung. Das ist gerade für Zweitligaabsteiger ein Problem, da deren Infrastruktur (Stadion) auf den höheren Standard ausgelegt ist. Drittligisten hingegen sind gefordert, Profistandards zu unterhalten und müssen beispielsweise ein erstligareifes Stadion nach Ablauf einer Übergangsfrist vorweisen.

Die Umverteilung im Fußball geht deutlich von unten nach oben. Und das geschieht zulasten eigentlicher Traditionsvereine aus ganz Deutschland. Umso länger sich Vereine unten aufhalten, desto geringer fallen auch Sponsorenverträge aus - und Pokaleinnahmen müssen genutzt werden, um die Lizenz zu erhalten.

Was sagen die Zuschauer?

Die Zuschauer sind zweigeteilt. Auf der einen Seite sind die »Casual Fans«, also diejenigen, die hin und wieder mal zu einem guten Spiel ins Stadion gehen und die Angelegenheit als Event betrachten. Für sie ist das ein Spektakel, doch sind das selten diejenigen, die noch ins Stadion gehen würden, wenn ihr favorisierter Club in die Zweitklassigkeit abrutschen würde. Auf der anderen Seite sind die Fans, die zwar teils zu Chaoten mutieren, dafür aber die Stimmung ins Stadion bringen. Und diese sind nicht dazu geneigt, einfach zuzusehen, wenn etwas im Fußball schief läuft:

  • Protestaktionen - seit langer Zeit protestieren die Fans stadion- und ligaübergreifend. Grundsätzlich steht der Kommerz im Mittelpunkt der Aktionen. Zuletzt wurde - erfolgreich - für die Abschaffung der Montagsspiele protestiert. In Liga 1 und 2 wurden sie abgeschafft, Liga 3 protestiert noch.
  • Niedrigere Ligen - der ständig steigende Zuschauerschnitt in den Regionalligen und der dritten Liga zeigt, dass sich viele Fans dorthin orientieren. Laut einem Sprecher von sportwettentest.net ist das Interesse für Wetten in diesen Ligen zuletzt auch deutlich gestiegen.

Für Zuschauer ist freilich auch ein großes Problem, dass die Ticketpreise ständig steigen und finanziell schwächer gestellte Fans immer weniger Chancen haben, ins Stadion zu gehen. Und wer die Spiele wenigstens zu Hause sehen möchte, muss ebenfalls Abos abschließen, damit alle Spiele gesehen werden können.

Wie könnte eine gute Lösung aussehen?

Es gibt durchaus Vorschläge, zumindest schon einmal das Financial Fairplay in der Bundesliga einzuführen. In der dritten Liga gilt es bereits und besagt, dass ein Verein nur einen bestimmten Prozentsatz seines Etas für Spieler ausgeben darf. Hier muss allerdings angemerkt werden, dass dies die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Vereine in Europa schwächen könnte. Ansonsten wäre eventuell die Lösung gut, dass die TV-Gelder umgekehrt zum Tabellenplatz ausgezahlt werden. Der Meister würde somit weniger erhalten, doch da dieser ohnehin international spielt und beste Chancen auf Einnahmen hat, wäre es fair. Viel wichtiger wäre:

  • Zweite Liga - sie muss gesponsort werden, sodass sich Vereine hier schon eine solide Basis für den Fall eines Aufstiegs schaffen können.
  • Dritte Liga - hier muss alles verbessert werden, gleichzeitig müssen die Anforderungen der Vereine an die Einnahmemöglichkeiten angepasst werden. Es geht nicht an, dass erstklassige Anforderungen mitsamt ihrer Kosten erwartet werden, wenn die möglichen Einnahmen auf Kleinstniveau liegen.
    jarmoluk (CC0-Lizenz) / pixabay.com
    © jarmoluk (CC0-Lizenz) / pixabay.com
    jarmoluk (CC0-Lizenz) / pixabay.com

Fazit - kleine Vereine sterben

Wird sich finanziell nichts ändern, wird es fortan auch in Deutschland Vereine mit Scheichs im Rücken oder aber noch häufigere Insolvenzen und Zwangsabstiege geben. Aktuell trifft es noch Drittligisten, doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Zweit- oder gar kleinen Erstligisten pleitegehen.