Johnson: "Klitschko ist ein Witz"

Von Bärbel Mees
Vitali Klitschko will zum dritten Mal seinen WM-Gürtel verteidigen
© Getty

Vitali Klitschko gegen Kevin Johnson. Der Titelverteidiger gegen den Herausforderer. Dr. Eisenfaust gegen den Kingpin. Am Samstag (22.45 Uhr im LIVE-TICKER) ist es soweit. Dann läutet in der Berner PostFinance-Arena der Gong zur ersten Runde des Duells im Schwergewicht.

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Wenn Vitali Klitschko am Samstag gegen seinen Herausforderer Kevin Johnson in den Ring steigt, dann geht es für ihn nicht nur um die Titelverteidigung. Sondern es geht ums Prinzip. Um das Prinzip, dass Vitali Klitschko eigentlich immer gewinnt. Durch K.o. natürlich.

Nur zweimal hat er in seiner Karriere verloren. 1999 gegen Chris Byrd und 2003 gegen Lennox Lewis. Beide Male lag er auf den Punktzetteln der Kampfrichter vorne, als er wegen einer Verletzung aus dem Kampf genommen wurde. Und eine dritte Niederlage soll es nicht geben. Vor allem nicht gegen den Spätstarter Kevin Johnson.

Der Oldie gegen den Spätstarter

Und die Zahlen sprechen für Klitschko: Seit 13 Jahren ist er Profi, hat 40 Kämpfe bestritten, 38 gewonnen, davon 37 vorzeitig. Keiner hat eine bessere Knock-out-Quote als der Weltmeister.

Erst im September stand er gegen Chris Arreola im Ring. Ein Nachteil? Im Gegenteil. Jetzt ist er erst so richtig gut. "Ich fühle mich sehr gut in Form. Ich bin der Stärkste der Welt und das werde ich am Samstag beweisen. Es wird eine richtige Schlacht geben, aber es besteht kein Zweifel, dass ich den Gürtel behalte", sagte Klitschko auf der Pressekonferenz in der Schweiz.

Johnson ist ein machbarer Gegner. Außer einer größeren Reichweite hat der Herausforderer nicht besonders viel zu bieten. Erst im Alter von 18 Jahren begann der Amerikaner mit dem Boxen. Sechs Jahre und 16 Kämpfe später wechselte er ins Profigeschäft. Doch die bekannten Namen und das große Geld blieben aus. Mit machbaren Aufbaugegnern sammelte er Erfahrung.

2008 schlägt er Bruce Seldon und wird als nächster Gegner für David Haye gehandelt. Doch daraus wird nichts. Im Mai 2009 steigt er gegen den ungeschlagenen Devin Vargas in den Ring und gewinnt in der sechsten Runde durch technischen K.o.. Der Sieg katapultiert ihn auf Rang sechs in der WBC-Weltrangliste. Doch er will mehr. Er will die Klitschkos.

Erfahrung gegen Arroganz

Und er spuckt vor dem Kampf große Töne: "Die ganze Welt wird schockiert sein, wenn ich Vitali Klitschko in neun Runden erledigt habe. Es gibt nur zwei Leute auf dieser Welt, die mich besiegen könnten. Das wären die früheren Schwergewichts-Weltmeister Larry Holmes und Muhammad Ali gewesen. Und wenn Klitschko nicht mit Muhammad Ali und Larry Holmes trainiert hat, dann hat er sich ins eigene Fleisch geschnitten. Er ist für jemanden wie mich nicht bereit."

Große Worte, die große Taten erfordern. Ob Johnson die tatsächlich vollbringen kann, ist mehr als fraglich. Zwar gewann er 22 seiner 23 Kämpfe und fuhr lediglich ein Unentschieden gegen Timur Ibragimow ein - aber große Namen sucht man in seiner Kampfbilanz vergeblich.

Klitschkos langjähriger Trainer Fritz Sdunek macht sich nach der gründlichen Vorbereitung keine großen Sorgen: "Wir werden uns nicht überraschen lassen. Vitali hat in der Vorbereitung über 100 Runden Sparring gemacht. Er ist physisch und mental in Topform. Wenn Kevin Johnson aber hält, was er verspricht, geht der Kampf immerhin über die volle Distanz von zwölf Runden."

Prinzip gegen Versprechen

Aber Kevin Johnson will nicht nur gewinnen. Er muss. Denn er hat es seiner Tochter versprochen: "Ich habe ein verdammtes Versprechen abgegeben. Ich habe ihr gesagt, dass ich Klitschko besiege und Weltmeister werde." Seit seine Frau vor sieben Jahren bei einem Autounfall tödlich verunglückte, erzieht der 30-Jährige seine Tochter alleine. Und er musste noch mehr Rückschläge einstecken: Vor ein paar Monaten starb sein Trainer Dave Horn. Zum ersten Mal boxt er ohne seinen Mentor am Ring.

Rat hat er sich vor dem Kampf von Lennox Lewis geholt. "Vor einigen Monaten stellte ich Lennox Lewis einige Fragen über den Kampf mit Vitali und wie schwer es werden würde. Er antwortete: 'Es ist nicht schwierig, einen Roboter zu zerstören.' Mein ganzes Leben habe ich Dinge zerstört, das ist für mich nichts Neues. Ich bin der beste Boxer der Vereinigten Staaten, ich bin mit drei Dingen gesegnet, die sonst keiner hat: keiner kann mich stoppen, keiner kommt mit seinen Schlägen an mich ran und niemand wird mich jemals ausboxen", tönt Kevin Johnson selbstbewusst auf "boxen.de".

Und er lästert immer weiter: "Klitschko ist ein Witz, er ist ein Traumgegner, er ist ein großer, hässlicher Zombie. Klitschko kann nicht die Hälfte von dem, was ich kann - weder körperlich noch geistig. Fuck that man. Ich werde ihn hinter mir lassen. Dieser Kampf wird einfach."

Klitschko wird ihm die Antwort nicht schuldig bleiben. Aber er wird sie ihm im Ring geben.

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