Wenn der Verein eines Parkplatzes mit 50 Bewohnern sportlich seit Jahren erfolgreicher ist als der Verein der Millionenstadt hinter dem Parkplatz, dann kann es sich nur um die Drogendealer von der falschen Rheinseite handeln, den Pharmakonzern aus Klein-Düsseldorf, den wandelnden Verstoß gegen 50 1 und die "keine Markennamen im Vereinsnamen"-Regel, die der DFB extra für Red Bull erfunden hat.

"Ihr steht auf..."* wird es am Sonntag wieder durch den Schuppen hallen, den man mancherorts Fußballstadion nennt. Aber das heißt nichts, dort nennt man dieses Spiel ja auch "Derby". Überhaupt ticken in Leverkusen die Uhren etwas anders, denn während die ganze Welt nach wie vor gegen Hoffenheim und Rasenballsport Leipzig wettert, ist Bayer Leverkusen als "werkself" etabliert und niemand beschwert sich über die Zuwendungen von der Konzernmutter, die langfristige zweite Plätze sichern sollen.

Aktuelle Situation

Im Moment ist man mit diesem zweiten Platz auf Tuchfühlung. Leverkusen ist zweiter Verfolger der Übermannschaft aus Dortmund und sollte die Krise der Mainzer anhalten wohl die erste Mannschaft, die dem BVB ernsthaft gefährlich werden kann. Überhaupt läuft die Saison bei Bayer 04 ganz ordentlich, immerhin gehört man zu den wenigen Anwärtern auf internationale Plätze, die nicht schwächeln oder geschwächelt haben. Noch nicht, möchte man meinen, denn was den Stuttgartern die Hin- ist den Leverkusenern die Rückrunde. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass man zusammen mit den vermeintlich sicheren Einbrüchen von Mainz und Co. auch Bayer in der Rückrunde weiter unten in der Tabelle suchen muss.

Beim FC hingegen ist man von den Saisonzielen schon jetzt weit entfernt. Mit jetzt 12 Punkten ist man zwar auf dem Relegationsplatz, hat aber nur 2 Punkte Vorsprung auf den Letzten. Die Kölner sind eines der Teams, die in dieser Saison noch nicht über ihren Möglichkeiten gespielt haben. Vermeintlich direkte Konkurrenten sind weit weg (Mainz, Hannover, Freiburg, Frankfurt), die Tabellennachbarn werden sich vermutlich früher oder später wieder fangen. Oder nicht? Kurz vor dem Ende der Hinrunde hat der FC jedenfalls die Möglichkeit, sich ein wenig vom Tabellenende abzusetzen. Schalke, Stuttgart und Gladbach schwächeln weiter, in Köln beginnt das "System Schaefer" zu greifen. Trotz zweier Niederlagen gegen Nürnberg und die Rübenbauern ist eine positive Entwicklung der Mannschaft zu erkennen. Niemand hat erwartet, dass der FC jetzt wild vorneweg alles an die Wand spielt, nach vielen Jahren Antifußball (der auch unter Daum schon gepflegt wurde). Deshalb sind auch Ausreißer in alte Zeiten, wie zuletzt gegen Wolfsburg nach der Führung, kein Rückschritt, sondern lediglich ein Anachronismus, den das Trainergespann der Mannschaft in den nächsten Wochen weiter austreiben muss.


Letzte 5 Spiele:
Leverkusen S-S-S-U-U
Köln S-N-N-S-U


Personelle Lage

Nach seiner Sperre gegen Wolfsburg ist Martin Lanig wieder dabei, dafür muss der FC auf Milivoje Novakovic verzichten, der sich im letzten Spiel einen Muskelfaserriss zugezogen hat. Vermutlich werden wir ihn vor der Rückrunde nicht wieder auf dem Platz sehen. Als Ersatz im Sturmzentrum stehen neben den U23-Spielern Terodde und Uth der 2 Mio. Einkauf Ionita und der wiedergenesene Sebastian Freis zur Verfügung. Auch eine Aufstellung mit Podolski in der Spitze ist denkbar. Prinz Poldi hat sich zwar heute im Training mit Lanig angelegt und den Kürzeren gezogen, steht aber voraussichtlich Sonntag zur Verfügung.

Neben dieser sportlichen Personalsituation fiel diese Woche auch eine Entscheidung: auf unfeine Art trennte man sich von Manager Meier. Resultat außer der Freude bei den Einen und Unverständnis bei den Anderen war wildes Namedropping, das Stand jetzt zu nichts geführt hat. Ob diese Entscheidung sich angesichts der klammen Kassen beim FC in naher Zukunft auf die Mannschaft auswirkt, bleibt abzuwarten, das Budget für eine Neubesetzung und vor allem für Transfers im Januar ist stark begrenzt.


Ausblick

Die letzten drei Spiele der Hinrunde, da sind sich die Fans einig, sollten mit 5 oder mehr Punkten auf dem Konto des FC zu Buche schlagen. Ein Sieg gegen Leverkusen wäre ein guter Anfang für dieses Ziel. Wie realistisch das ist, bleibt abzuwarten. Der verletzte Novakovic ließ unlängst verlauten, der FC könne jede Mannschaft der Liga schlagen. Vom Potential her mag er Recht haben, aber von der Leistung her, die das Team bisher auf den Platz bringt, wird es ein verflucht kalter Winter. Trotz der angesprochenen positiven Entwicklung, die ich nach wie vor zu sehen glaube, gibt es viele Fehler im Spiel der Kölner. Dabei lasse ich die Mängel in Kader und Stammformation bewusst außen vor. Die sind, wenn überhaupt, frühestens im Januar zu beheben. Bis dahin stehen schwierige Spiele an, das Schwierigste vielleicht schon am Sonntag. Leverkusen ist eine starke Mannschaft, die nicht zu Unrecht weit oben in der Tabelle steht. Aber unschlagbar sind sie sicher nicht, immer wieder zeigen sie Schwächen. Wie zum Beispiel am vergangenen Wochenende, als sie, wie der Effzeh, aus einem eigentlich schon gewonnenen Spiel nur einen Punkt mitnehmen konnten.


Mein Tipp

Alles ist möglich, so blöd das klingt. Es wird sehr darauf ankommen, wie gut beide Mannschaften ins Spiel finden. Für am Wahrscheinlichsten halte ich ein gutes Unentschieden, vielleicht 2:2. Natürlich wünsche ich mir einen Effzeh-Sieg.



*obwohl das sehr tiefe Niveau dieses Schmähgesangs weit über dem durchschnittlichen Niveau der Kommentare unter einem Bayern-Artikel liegt, verzichte ich auf die vollständige Wiedergabe.