25. Spieltag der Saison 2010/11. Die Leiche des FC Bayern München liegt mit einem roten Gewand überdeckt auf der Säbener Straße. Ein schleichender Tod oder ein kaltblütiger Mord könnten dafür verantworlich gewesen sein. Der Zeuge Kraft vernahm in letzter Zeit vermehrt Schüsse aus Hannover, Gelsenkirchen und Dortmund. Komissuser Grand_J sieht den Täter allerdings in den eigenen Reihen und ließ seine Hauptverdächtigen auch folgerichtig anklagen, die da wären:

1. Trainer van Gaal. Motiv: Sturheit
Zweifellos hat van Gaal große Erfolge für den FC Bayern verzeichnet, brachte er doch Spieler wie Badstuber und Thomas Müller heraus. Der Erfolg der letzten Saison überdeckte allerdings eine sehr lange Zeit seine Verfehlungen. Angefangen bei der Kaderplanung, schickte er verdiente Spieler wie Luca Toni oder Martin Demichelis sozusagen in Rente. Er vergraulte sogar seinen Kapitän van Bommel, der das sinkende Schiff gezwungenermaßen verlassen musste. Ein sturer Umgang mit Stars ist ihm bei seinen vorherigen Arbeitgebern schon zum Verhängnis geworden. Dass er jedoch vollkommen auf Neuzugänge verzichtete, ist absolut unverständlich. Vielleicht liegt sein Trainerlehrgang doch ein wenig zu lange zurück, weiß doch jeder angehende Fußballmanager-Spieler, dass zu jeder neuen Saison frisches Blut wichtig ist, um neue Reizpunkte zu setzen und noch mehr Leistung beim vorhandenen Material rauszukitzeln. Nun gut, es ist möglich auch mit wenig Spielern erfolgreich zu sein, sofern die Taktik stimmt. Den Singular sollte man hier durchaus wörtlich nehmen: Taktiken besitzt der FC Bayern unter van Gaal nämlich nicht. Unverständlich, warum er das System nicht auf zwei Spitzen oder auf eine Mittelfeldraute umstellt, alleine um den Gegner, der mittlerweile kein Scouting mehr benötigt um die Bayern-Taktik auszumachen, zu überraschen. Der schlimmste Vorwurf, dem man van Gaal als Anwalt machen kann, sind seine verfehlten Aufstellungen, siehe das Spiel gegen Hannover. Ein Pranjic als defensiver Mittelfeldspieler, ein Tymoshchuk als Innenverteidiger, ein Badstuber als Linksverteidiger. Erscheint es da einem normalen Fußballverstand nicht sinnvoller, den gelernten DM Tymoshchuk dort auch aufzustellen? Den einigermaßen gelernten LV Pranjic auf diese Postion zu stellen? Den gelernten IV Badstuber auf seine sowieso angestammte Position? UNGLAUBLICH.

2. Manager Nerlinger. Motiv: Dortmund-Fan.
Christian Nerlinger als Bayern-Manager, für viele Fans ist der Alptraum wahr geworden. Alleine die Tatsache, seinen Wechsel zu Dortmund in den 90er Jahren damit zu begründen, dass dies sein Lieblingsverein sei, spricht Bände. Nun, er hat erreicht was er wollte. Sein Lieblingsverein wird Meister. Seinen Arbeitgeber dagegen bringt er seit 1,5 Jahren tagtäglich ums Neue ins Grab. Und das alleine dadurch, dass er seiner Arbeit einfach nicht nachgeht. Der FC Bayern ist unter ihm zur Wohlfahrt geworden. Toni, van Bommel, Braafheid hat er einfach verschenkt ohne Ablöse einzustreichen. Bei letzterem hätte ein gewiefter Geschäftsmann sicherlich noch einen Dummen wie sich selbst gefunden, der eine Ablöse zahlt. Dazu hat er keinerlei Neuzugänge vor der Saison vorgestellt, angesichts des kleinen Kaders eine desaströse Einschätzung. Ein europäischer Spitzenverein MUSS auf jeder Position doppelt besetzt sein. Seine Antwort auf diese Frage: "Man kann ja eh nur drei Spieler einwechseln." Das sagt alles über seine Inkompetenz. Man könnte natürlich in Versuchung kommen und sagen, der FC Barcelona, das meilenweit entfernte und nie erreichbare Vorbild des FC Bayern, hat auch nur einen kleinen Kader. Der Unterschied ist: Barca besitzt eine exzellente, mit Talenten gespickte zweite Mannschaft, der FC Bayern momentan so gut wie gar keine. Nerlinger hat es verpasst die Zweite Bayerns adäquat zu verstärken, ist sie doch angeblich so wichtig für die Entwicklung der Talente. Ich behaupte sogar, er hat es schlicht und ergreifend vergessen. Stattdessen steigt Bayern II aus der 3. Liga ab, so schlecht standen sie seit ich lebe noch nie da. Ok, er verteidigt sich eventuell mit Luiz Gustavos Transfer, sicherlich ein sinnvoller Spieler, wenn man eine destruktive Spielphilosophie verfolgt, was man aber seit den Abgängen von Magath und Lell nicht mehr tut. Man könnte meinen, das einzig Positive an Nerlinger scheint seine äußerliche Ähnlichkeit zu seinem Vorgänger zu sein.

3. Die letzte Saison. Motiv: Blenden.
Meisterschaft, Pokalsieg, Champions League-Finale. Der Grundstein für eine Ära schien gelegt zu sein. Tatsächlich überdeckten diese Erfolge letzte Saison die wahren Probleme. Der Glanz des Robben vorne überstrahlte die faulende Lockenpracht hinten. Die Defensivprobleme sind seit Jahren bekannt, insbesondere die Linksverteidigerposition, Lahms Erleuchtung sei Dank, sowie die Innenverteidigerposition. Die Grenzen wurden der Mannschaft im Finale der CL aufgezeigt, eigentlich aber schon vorher. Nie wieder wird ein Team mit so vielen Gegentoren soweit kommen, von falschen Schiedsrichterentscheidungen (siehe Florenz) mal abgesehen. Man hat es verpasst, die Mannschaft punktuell zu verstärken und so zu einem ernsthaften Kandidaten auf einen Champions League-Sieg in den nächsten Jahren zu machen. Man ist der letzten Saison einfach auf den Leim gegangen.


4. Die Mannschaft. Motiv: Selbstverliebtheit.
Verletzungsbedingt ausgefallenen Spielern(Olic, Robben) kann man schwer einen Vorwurf machen, außer eventuell van Bommels Verletzung bei der Nationalelf in der Hinrunde. Vielmehr sind viele Spieler nicht auf dem Niveau, auf dem sie sich selbst gerne sehen würden. Lahms Behauptung, er sei ein Weltklasseaußenverteidiger, ist schlicht und ergreifend falsch. Genausowenig ist er ein Kapitän geschweige denn ein Führungsspieler. Vielleicht sollte er sich mal ein Video von Maicon ansehen. Dass Schweinsteiger derzeit schlecht in Form ist, verwundert nicht. Dies konnte man jedes Mal beobachten, wenn er einen neuen Vertrag unterschrieben hatte. Dazu ein Ribery, der einer französischen Revolution näher ist als einem gelungenen Dribbling. Thomas Müller dagegen scheint in letzter Zeit zu viel von Miro Klose abgeguckt zu haben, andernfalls kann man sein Verschwinden auf dem Spielfeld nicht erklären. Es ist einfach nicht mehr der Wille da, an seine Grenzen zu gehen. Vielleicht muss man das nicht mehr als Barcelona-Spieler in der Primera Division, aber in der Bundesliga kann man sich so eine Einstellung nicht erlauben.

Die Geschworenen Oliver Kahn, Stefan Effenberg, Bixente Lizarazu, Mehmet Scholl und Lothar Matthäus konnten keinen Hauptschuldigen ausmachen:

Alle sind gleichermaßen für den Tod des FC Bayern verantwortlich. Um die Wiederbelebung wollen sie sich höchstpersönlich kümmern und die wichtigsten Ämter des FC Bayern München übernehmen, nur leider können sie das nicht mehr als Spieler.