Eigentlichdachte ich, zu meinem VfB sei in den letzten Wochen und Monaten alles gesagt und geschrieben worden.
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, das Saisonende abzuwarten, mit der guten Hoffnung auf den Klassenerhalt und mich nicht zu äußern.
Eigentlich.
Bis ich heute über einen Post in der Facebook VfB-Gruppe stolpern durfte, der mich aus allen Wolken fallen ließ. Da scheint doch der böse Herr Basler wirklich auf Sky die Prognose aufgestellt haben, der Verein für Bewegungsspiele, der glorreiche Meister von 2007, würde am Saisonende als Tabellenletzter den Gang in Liga 2 antreten müssen. Was mich aber aufgeschreckt hat, ist nicht die Aussage an sich. Natürlich kommt es auch mir übertrieben vor, so etwas lesen zu müssen. Steht man doch gerade abseits der Abstiegszone, mit dem besten Torverhältnis bis Platz 11, und hat ein gutes Spiel bei heimstarken Gladbachern nur durch Pech nicht in einen Sieg ummünzen können.
Was mich aber viel unerwarteter getroffen hat, ist die Reaktion der VfB-Fans in den Kommentaren.
Der hatte doch bestimmt ein zwei Hefe zu viel!
Da lachen ja die Hühner. was hat denn der für Drogen genommen? Dem ist wohl die Realität abhanden gekommen.
So ernschd zu nehmen wie der Bremer aufm Volksfest!
Natürlich, der gute Alki-Basler, der laut manchen Kommentaren schon als Kicker nix getaugt hat, was der sagt ist natürlich Quatsch und solche arroganten Aussagen, die einem Ex-Bauern nur ähnlich sehen, nimmt man sowieso nicht ernst. Der Grundtenor, wonach man sich um den Klassenerhalt keine Sorgen machen muss - man spiele ja immerhin einen guten Ball unter Huub passt da viel besser. Das geht runter wie Öl, da lacht das Fanherz!
Wir sind einfach zu gut, um abzusteigen.
Bei solchen Aussagen kommt mir das Kotzen. Ich kann das leider nicht politisch korrekter formulieren, ich hoffe man sieht es mir nach. Mir stellt sich auch an sich nur eine Frage:
Was für Drogen werden da in Bad Cannstatt ausgegeben und wie konnte den Schwaben die Realität dermaßen abhanden kommen?
Selbst der eingefleischteste Fan, muss doch die Zeichen sehen. Die Zeiten, in denen der FC Barcelona im Daimler-Stadion Einzug gehalten hat, in denen man in der Rückrunde immer noch das Feld von hinten aufrollen konnte, sind ungefähr so weit entfernt wie Paderborn von Stuttgart. Paderborn? Voraussichtlich in ein paar Wochen eine Reise wert für einen momentanen Erstligisten. Wenn es dann in die Relegation geht, ist das Ganze doch nicht so weit weg, wie man meinen könnte.
(Rein logistisch gesehen, wäre es für den HSV sicher am praktischsten, leider wünsche ich denen aber den direkten Abstieg. Sorry. Ausrutscher.)
Aber zurück zum Thema. Bin leider mal wieder abgeschweift. Also, der VfB aka die Crunchtime Loser. Die, die bei eigener Führung mehr Angst haben zu verlieren als in Rückstand. Wo der Torwart von Albträumen geplagt wird, der Trainer zweimal in einer Saison ersetzt wird. Das Team, das selbst im Schlussspurt der Liga noch munter in den letzten Minuten Punkte verschenkt als sei Weihnachten.Die Jungs, die eigentlich nur durch Pech nicht doppelt so viele Punkte haben und eigentlich in letzter Zeit ordentliche Spiel gemacht haben.
Die, die eigentlich zu gut sind zum Absteigen.
Eigentlich.
Eigentlich bin ich vollkommen überzeugt, dass der Verein es schafft in der Liga zu bleiben. Es gibt da nur einen Gedanken ganz tief drin, der mich in dieser Hinsicht nicht ruhig schlafen lässt. Die Saison geht auf die Zielgerade, der VfB liegt im Abstiegs-Schneckenrennen in Führung. Und plötzlich befällt mich die selbe Urangst, die mich auch gestern schon kurzfristig daran hinderte, in der 90. Minute den Ticker ein letztes Mal an diesem Samstagnachmittag zu aktualisieren. Dieses bittere Erwachen, das diese Saison schon so oft dem sicheren Gefühl einer Führung weichen musste.
Wer sagt, dass dieses Gefühl in der 90. Minute dieser Saison nicht urplötzlich und unerwartet anklopft ,mit 23 Zugtickets nach Paderborn bewaffnet und diesem klassischen Partyverderbergrinsen auf den Lippen?
Keiner in Bad Cannstatt.
Immerhin will der Verein in ein paar Jahren wieder ganz oben mitspielen , der Anspruch muss mittelfristig die Champions League sein. Spieler wie Mario Gomez kann man bei deren Rückkehr gnadenlos auspfeifen, schließlich hätte er das, was er bei Bayern erreicht hat auch bei uns haben können. Unterste Schublade, nur wegen dem Geld so dreist die Seiten zu wechseln.
Es gibt nämlich nur eines, was man im Schwabenland besser kann, als Spiele abzuschenken. Nämlich, sich größer und besser machen als man ist. Ein Trainer, der vor der Saison mahnt, die Ziele seien vielleicht zu hoch gesteckt? Raus damit. Ein neuer Präsident, der große Versprechungen in Richtung Dienstagabendspiele mit Gänsehautatmosphäre verspricht? Aufbruchsstimmung auslöst? Super! Nur her damit!
Jetzt liegt es am Verein, die extrem bedrohliche Situation wahrzunehmen. Nur ordentlich zu spielen wird nicht reichen. Mir wäre es jedenfalls momentan lieber gewesen, ein klassisches Auswärtseinsnull im Ticker zu lesen. Am besten mit dem Hinweis, der VfB habe nur mit Glück den Sieg über die Zeit gebracht.
Wir brauchen jetzt Punkte, und nichts anderes. Von Schönspielen ist noch niemand in der Liga geblieben, am Ende wird abgerechnet, ich könnte das Phrasenschwein jetzt zum Platzen bringen, aber ich denke die Message sollte angekommen sein. Nur drin bleiben, egal wie.
Ansonsten werden mit viel(oh mein Gott noch mehr!) Pech aus den angekündigten Dienstagabenden ganz schnell Montagabendspiele, sport1 statt Sky- und ohne Basler.
Eigentlich ist der Unterschied doch nicht so groß.
Eigentlich.
Ein wenig muss ich mir gerade schon vorkommen wie ein sehr billiger Abklatsch von Matthias Sammer. Der Depp, der ignoriert wie gut die Mannschaft spielt, permanent den Finger hebt und sich am Ende freut, wenn er irgendwann sagen kann "Ich habs doch gesagt!". Nur ist die Situation da oben mit unserer nicht ganz zu vergleichen, und ich hätte auch nichts dagegen, wenn mich der Verein am Ende Lügen straft.
Und auch Mario Basler wäre sicher nicht wütend, wenn er sich am Ende geirrt hat. Dann trinkt er eben noch ein Hefe auf dem Volksfest. Wie immer.
Im Gegensatz zu Herrn Motzki bin ich auch über jede Kritik an meinen getätigten Aussagen froh und lade hiermit herzlich zur Diskussion, Bewertungen und allem was dazu gehört ein!
Mir ging es nicht eine Sekunde darum, die Frage nach dem "Warum?" zu beantworten.Ich habe lediglich versucht, die Stimmung in und um den Verein zu beschreiben, die in Anbetracht unserer Situation viel zu positiv ist. Nach all den Spielen gegen (ehemalige) Mitkonkurrenten wie Bremen Frankfurt, Nürnberg oder Braunschweig noch jemand als verrückt zu bezeichnen, der uns am Tabellenende sieht, finde ich frech und arrogant.
Genau hierauf wollte ich hinweisen.
Die Frage, was am Ende dazu geführt hat, dass man so tief drin steht, ist bewusst außen vor gelassen worden, weil sie alleine für weitere drei Blogs reichen würde.
Auf besagter Fanpage stehe ich mittlerweile kurz davor, auszutreten, nachdem manche Leute in totaler Verblendung noch Bilder von der Schalenübergabe 2007 posten, anstatt sich mit der bedrohlichen Lage auseinander zu setzen.
Ich hoffe, ich konnte dir meinen Punkt erläutern.
@eltobolino:
In keiner Weise versuche ich, Bruno Labbadia stark zu reden. Seine Entlassung war nach Jahren der Stagnation im spielerischen Bereich definitiv der richtige Schritt. Fakt ist, dass er für seine Hinweise auf die Situation trotzdem sehr kritisch beäugt wurde, während unreflektierte Kampfansagen an die Liga von ganz oben die Sektkorken knallen ließen.
Und achja, zum Thema Paderborn und Freilos: Das hat man über Rijeka auch mal gesagt...
Das einzige, was mich etwas stört (auch vereinzelt in den Kommentaren), dass man Labbadia jetzt teilweise so hinstellt, dass er ja schon vor der Saison gemahnt hat und deshalb auch gehen musste, weil er auch negative Dinge angesprochen hat, die niemand im Verein sonst hören wollte und er nun im Nachhinein Recht behalten hat.
Ich finde aber, dass er eigentlich immer, seit er das Amt angetreten hatte, nach dem selben Schema verfahren hat: Vor dem/der Spiel/Saison tiefstapeln und Erwartungshaltung dämpfen. Nach dem/der Spiel/Saison die (manchmal indiskutable) Leistung völlig unreflektiert "schön reden", um auch seinen eigene Arbeit nicht in Frage stellen zu müssen. Konsequenterweise, hätte er im Nachhinein auch mal die Mannschaft und sich selbst kritisieren müssen. Dann würde ich ihm jetzt im Nachhinein auch eher Recht geben. Aber so, wirkte es doch einfach nur so, dass er seinen Job behalten wollte.
Für mich war die Entlassung auch deshalb gerechtfertigt. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass andere Teile der VfB-Führung auch lange genug den Blick für die Realität verloren hatten und deshalb der VfB jetzt möglicherweise auch in dieser Situation ist. Die Ursachen für die aktuelle Lage liegen wohl in der grundsätzlichen Erwartungshaltung des Umfelds und auch der Führungsetage, sowie im Mentalitätsproblem des Kaders: zu wenig Selbstreflektion (Selbstüberschätzung statt Selbstkritik) führt zu spätem Erkennen der ernsten Situation und dann plötzlicher mentaler Fragilität (gibts das Wort!? :D).... Das wären dann so meine Erklärungsversuche.
Hoffentlich packen wirs trotzdem!
Klar ist dass das Gefuehl, das man beim VFB und auch beim HSV hat- eigentlich zu gut um abzusteigen.
Aber auf die Gruende, warum man trotzdem hinten drin steht, wird leider nicht eingegangen.
Weil eigentlich viel zu gut waren sowohl die Hertha als auch Koeln und die EIntracht bei ihren jeweiligen Abstiegen.
Runter sind sie trotzdem.
Das es in der Bundesliga nicht mehr so leicht ist, drin zu bleiben, liegt halt an der relativ aehnlichen Qualitaet der Teams ab Platz 10 abwaerts.
Augsburg, Hoffenheim, Mainz sind normal Teams die auch gegen den Abstieg spielen sollten, haben jetzt ne gute Saison. Im Vorjahr Freiburg & Frankfurt.
Nichts desto trotz haben der HSV mit v.d.Vaart, Jansen, Adler, etc. und der VFB mit Ibsievic, Harnik, etc. Spieler mit Qualitaeten, ueber die kein anderer Abstiegskanidat verfuegt.
Trotzdem laeuft es nicht.
Und da haette der Blog ansetzen muessen. Warum steht der VFB trotz dieser Spieler da unten drin?
Aber keine Angst, es wird weder den HSV noch den VFB erwischen.
Direkt runter gehen Nuernberg und Braunschweig. Und die beiden 'Grossen" retten sich, spaeterstens ueber die Relegation.
Paderborn sollte da knapp am Freilos liegen, die 2. Liga ist nach Koeln relativ schwach dieses Jahr.
Übrigens: Schaut, dass das hier seinen Weg zu möglichst vielen VfB'lern und neutralen, meinetwegen auch zu Hatern findet. Mir geht es dabei nicht um möglichst viele Klicks, sondern um möglichst viele Meinungen. Wie denken wir, wie denkt man über uns. In meinen Augen neben dem HSV momentan die Lachnummer der Liga.
Weiterhin noch folgendes:
Genau wie Valo gibt mir vor allem das Hoffnung, was Didavi der Mannschaft momentan gibt. Dass ein Timo Werner in seinem Alter im Abstiegskampf nicht die prägende Figur sein kann, ist denke ich selbsterklärend. Dennoch macht mir die junge Garde um Timo, Leitner, Gruezo, Didavi, Khedira Hoffnung, dass Nachwuchs für die Zukunft in den Startlöchern steht. Sind eben noch nicht alle bereit für diese brutale Drucksituation, aber mittelfristig können wir uns sicher wieder fangen. Egal in welcher Liga.
Vielleicht würde ein Abstieg uns auch irgendwie gut tun, und ich rede da nicht von dem selbstreinigenden Effekt, Zeit zum Ausmisten bla, sondern einfach von der Erwartungshaltung. Analog Hertha vor einigen Jahren. Plötzlich abgestiegen, ein Jahr Zeit gehabt sich in der zweiten Liga zu sammeln und danach wieder hoch, ohne große Erwartungen (ja, sie sind wieder abgestiegen, aber egal) und konnten jetzt zwei Jahre relativ befreit aufspielen. Dieser tolle Champions League Plan wäre von vornherein einfach mal um 2 Jahre aufgeschoben bei uns. Einerseits wären wir ein Jahr weg vom Fenster, andererseits kann nach dem Aufstieg nicht mehr als das erwarten, was momentan auch erwartet werden sollte: Dass man sich in der Liga etabliert, die Jungen reifen lässt und nicht mit irgendwelchem CL-Gelaber und die ganze Zeit loben wie weit sie schon sind verdirbt.
Enttäuscht bin ich, wie bereits mehrmals angemerkt wurde, von Vedo. Als er kam, war er zusammen mit Harnik richtig gut und hat uns öfter den Arsch gerettet. Aber dieses lustlose, teils auch unfaire (zurecht als Schwalbenkönig verschrien) Spiel gibt uns momentan nichts, aber auch garnichts. Dabei wären wir sowas von abhängig von unserem Knipser. Auch Maxim habe ich bewusst nicht als Hoffnungsträger genannt. Natürlich klasse Kicker, aber ohne Grund wird er sicher nicht so viel Zeit auf der Bank verbringen. Was gerade zählt ist Einstellung.
Ganz, ganz starker Kommentar, der mir ebenfalls aus der Seele spricht! Ich kann dieses ganze Geblubber, dass man eigentlich nicht dort unten stehen dürfte, auch nicht mehr hören. Schon im Sommer fand ich diese hochgepuschte Euphoriestimmung zum Kotzen und der Einzige, der das ebenfalls kritisch hinterfragte, musste nach drei Saisonspielen den Hut nehmen. Dann war es Zeit für die nächste Aufbruch- und euphoriestimmung. Der Rest ist bekannt und der VfB steht kurz davor in die zweite Liga abzurutschen. Beim Restprogramm des VfBs ist das auch noch durchaus möglich und man muss schon auf ein kleines Wunder hoffen.
@Jasi: Saarbrücken ist hiermit kaum zu vergleichen. Die Vereinsspitze hat für diese Saison den Aufstieg als Ziel ausgegeben. Nach einer guten Anfangsphase und dem Achtungserfolg im DFB-Pokal gg. Bremen, sah auch alles gut aus. Doch schnell fand man sich auf dem letzten Tabellenplatz wieder, die Mannschaft zeigte null Kampfgeist und nichts lief mehr. Komisch, dass diese Truppe dann noch Paderborn im DFB-Pokal geschlagen hat und dann noch gut gegen Dortmund mitgehalten hat. Aber in der Liga hat sich da kaum ein Spieler den Arsch aufgerissen und das stößt den Fans dann irgendwann sauer auf.
Angesichts des Restprogramms bin ich alles andere als optimistisch. Hoffe auf das kleine Wunder, das wir den direkten Klassenerhalt schaffen, habe mich aber innerlich schon darauf vorbereitet, nächstes Jahr evt. einen Zweitligisten anfeuern zu dürfen...
Wenn der Abstieg kommt, muss in Stuttgart aufgeräumt werden: etliche werden gehen, neue kommen, das einzig positive, was ich sehe,ist dass wohl nur so ein radikaler Schnitt möglich sein wird.
Ich hoffe weiterhin auf Platz 16 oder besser, noch haben wir es selbst in der Hand...
Wir spielen teilweise ganz ordentlich ja, aber wir holen viel zu wenig Punkte, und die Situation ist sehr sehr kritisch. So realitätsfern ist Baslers Einschätzung nicht.
Hoffnung setze ich weniger in den VfB, als in die Unfähigkeit der Konkurrenz, damit ist eigentlich alles gesagt...
Auch war das Spiel gegen Gladbach nicht schlecht, aber der 1 P fühlt sich trotzdem so an, als hätte man Punkte verloren.
Ich studiere in Saarbrücken, die in der 3. Liga wohl absteigen werden. Ich war Anfang Februar beim Spiel gegen den VfBII, durch Bekannte auch im Bereich der Saarbrücker Fans. Dort habe ich das Gegenteil zu den VfB-Fans erlebt. Zur Winterpause wurden ca. 15 Neuzugänge geholt, und dann haben nur 2-3 gespielt, das auch noch schlecht. Das ganze Spiel war echt miserabel und es gab auch viele Pfiffe / Trainer-Raus Rufe und nicht den Glauben an das Team.
Subjektiv ist für mich das die gegenteilige Situation zum VfB. Die Zuschauer stehen nicht hinter dem Team und das Team spielt auch schlecht.
Das haben wir beides nicht. Ich hoffe jetzt einfach, dass die recht positive Stimmung dem Team hilft, dass sie sich selbst aus der Situation ziehen.