Geboren am 22. April 1977. Kapitän der Nationalmannschaft seines Landes. Kapitän der Profi Mannschaft eines Vereins mit weit über 100.000 Mitgliedern, somit einer der Größten und Erfolgreichsten der Welt. Wohl einer der meistgehassten Spieler der Bundesliga.

Vize- Weltmeister, Champions League Sieger, Niederländischer (4), Deutscher (2) und Spanischer (1) Meister. Pokalsieger (Deutschland 2 - Niederlande 1), Talent des Jahres (´99) und Fußballer des Jahres in den Niederlanden (2001,2005).

Schwalbenkönig, Provokateur, Prolet, Holz-Fuß, Foul-Weltmeister, Unsportlicher Typ, Rüpel, Rambo.

Die Rede ist von unserem Aggressive Leader: Mark Peter Gertruda Andreas van Bommel. Kaum ein Spieler polarisiert die Fußballwelt mehr. Für Manche einer der besten Zentralen Mittelfeldspieler der Welt mit einer überragenden Spielübersicht – Für Andere ein unsportlicher Abräumer mit mangelnder Technik.


Großer Fußballer oder Großer Treter? Große Persönlichkeit oder große Klappe? Großer Kapitän oder Großer Rüpel?
Wer hat Recht? Warum möchte ein Teil der eigenen Fans ihn nie wieder auf dem Platz sehen? Ist sein schlechter Ruf gerechtfertigt oder nur ein AbBILD der Medien?

2006 wechselt er zum FC Bayern. Die Fan Szene war mehr als gespalten. Vermeintlich gescheitert beim großen FC Barcelona sollte er die Lücke, die der "Spielmacher" (so die damals weitläufige Meinung) Michael Ballack hinterlassen hatte, stopfen. Einen Spieler für nur 6 Millionen zu kaufen um den Torgefährlichsten Mittelfeldspieler der Welt zu ersetzen? Was hat sich der Uli dabei nur wieder gedacht?

Er hat bei Barcelona "nur" 24 Liga Spieler und 9 Champions League Spiele bestritten, wurde dabei insgesamt 9 Mal eingewechselt und schoss nur 3 Tore. Was also, lieber Uli, hast du dir dabei nur wieder gedacht?

Ich vermute stark, Herr Hoepfnerigge wollten nicht den Spieler, sondern die Person Ballack ersetzen. Der Verlust von erfahrenen Spielern wie zé Roberto, Lizarazu und Jens Jeremies hinterließ ein Loch in der Hierarchie, bis auf Kahn und Lucio, mit Abstrichen Scholl/Makaay, blieben kaum Spieler, die eine wirkliche Führungsrolle übernehmen konnten. Die diesen UNBEDINGTEN Siegeswillen besitzen, die Kämpfer, die Beisser, die Leader.
Van Bommel passte somit perfekt in das Anforderungsprofil der Bayern. Eben jener Bayern, bei denen Führungspersonen schon immer eine recht vereinnehmende Rolle spielen. Von Beckenbauer über Effenberg bis Kahn. Und jetzt eben van Bommel.
Doch besitzt dieser überhaupt die fußballerische Klasse uns zu helfen? Diesen Willen? Zweifel blieben lange.

Sportlich lief es in der Saison 06/07 nicht besonders gut, in der Meisterschaft hinkte man den eigenen Ansprüchen die ganze Saison hinterher, im Pokal scheiterte man im 1/8 Finale an Aachen in der CL im ¼ Finale an Milan. Magath wurde entlassen, Hitzfeld erneut installiert. Platz 4, kein Titel.
Doch es war van Bommels Jahr der negativen Schlagzeilen: provokante Gesten nach seinem wichtigen Treffer im Februar gegen Real, der Fast-Ellenbogen-Check gegen Pardo im März, der Griff in Meiras Genitalien, sowie die sportliche Talfahrt der Bayern verhalfen ihm in diesem Jahr zu seinem Alten Ego - dem Aggressive Leader, positiv wie negativ. Ein gefundenes Fressen für Medien, Anti Bayern und Fans, deren Kader aus 11xMessi bestehen würde.
Neben seinem Ritterschlag zum Spieler-Hooligan, wurde van Bommel im selben Atemzug von Hitzfeld auf eine Stufe mit Effenberg gestellt. Dem großen Effenberg?

Casillas (Real Madrid) stellte in einem Interview einmal fest, vB sei außerhalb des Platzes ein sehr guter Mensch, doch auf dem Spielfeld wolle er nichts mit ihm zu tun haben. Hat er wohl Recht, privat braucht man über ihn wohl nicht zu diskutieren, er scheint ein wirklich sehr feiner Kerl zu sein. Engagiert, Guter Vater, Skandalfrei etc. van Bommel 1-Effenberg 0. Aber gute Väter spielen nicht immer gut Fußball. Wo also liegt sein sportlicher Wert?

Ich glaube am ehesten trifft es die Aussage von Uli Hoeneß. "Man braucht einen Spieler, der die Richtung vorgibt. Typen wie Mark sind die spielentscheidenden Figuren im modernen Fußball. Von denen gibt es nicht viele." Er ist ein Spieler mit dem absoluten Willen. Immer weiter machen, immer weiter machen, völlig ohne Rücksicht auf Verluste. Sieg oder Niederlage. Tod oder Gladiolen.
Ich verstehe, dass man seine Art manchmal kritisieren kann und auch muss, er übertritt ab und an gewisse Grenzen. Doch im Eifer des Gefechts passieren solche Dinge nun einmal. Und soweit ich mich erinnere hat van Bommel niemals einen Spieler böswillig verletzt wie es z.B. ein de Jong ab und an hinkriegt.

Geht es ums fußballerische, bekommt man ständig die Selben Antworten. Technisch schwach, langsam, immer wieder die nutzlosen Chip Bälle nach vorne, unsicheres Passspiel, unauffällig, unnötige Fouls.
Oder eben: Großartige Spielübersicht, guter Schuss, grandiose Chip Bälle nach vorne, exzellentes Passspiel, unauffällig, wichtige Fouls.
Ich gehöre definitiv zu 2. Kategorie. Wer sich zu Kategorie 1 zählt, hat meiner Meinung nach noch nie vereinsmäßig Fußball gespielt und hat wenig Ahnung davon, wie es ist, solch einen Spielertyp in den eigenen Reihen zu haben. Oder eben gegen sich. Die Arschlöcher auf dem Platz gibt es in so gut wie jeder Mannschaft, egal auf welcher Position.

Und van Bommel? Er strahlt zusätzlich eine unglaubliche Ruhe auf dem Platz aus, er haut in wichtigen Momenten dazwischen, er kann die Mannschaft führen und mitreißen, ein Spiel kontrollieren und beruhigen. Er schießt wichtige Tore, ist selten verletzt, hat ein hohes Standing in der Mannschaft, die verschmähten Chip Bälle leiten oft sehr gefährliche Konter ein. Ein nahezu perfekter zentraler Mittelfeldspieler, der seinen eigenen Spielstil über jeden Gegenwind hinweg durchdrückt. Und das ist auch gut so. Er ist ein intelligenter Spielertyp, ein vorbildlicher Star, ein großer Charakter, ein Kämpfer. Er ist ein Tiger.

Der Letzte gilt als Abbild der großen Bayern Mannschaft von ´99-´01. Der Tiger 2.0 ist das Abbild der Bayern seit ´07. Man muss nur einmal die Spiele zählen, bei denen in letzter Zeit absoluter Wille gefordert war, um doch noch zum Erfolg zu kommen. Ich sage nur: Getafe, Turin, Manchester.

Dieser Spieler hat unseren Verein geprägt, ebenso wie es Beckenbauer, Kahn und Effenberg taten. Er ist in dieser Liste eindeutig mitzunennen. Es fehlt nur noch der große Wurf. Die silberne Trophäe des Vereinsfußballs. Ich bin mir sicher, er will sie… Unbedingt.

So viel hätte der Uli dann wohl doch nicht falsch gemacht. Solche Spieler gehören einfach zum Fußball dazu. Man kann sie lieben oder hassen. Aber man kann ihnen nicht absprechen, große Charaktere in der immer weicher werdenden Welt des Fußballs zu sein.