05.01.2011 um 22:19 Uhr
Geschrieben von korsakoff
NFL Wild Card Weekend - Teil 1
Indianapolis Colts - New York Jets
Sa./So., 8.1. um 02h live bei ESPN America
Zwei Franchises, die dank Superbowl III auf ewig miteinander verbunden sein werden. Damals spielten die Colts noch in Baltimore und waren das haushoch überlegene NFL-Team, die Jets der Underog aus der AFL, über den gewitzelt wurde. Vor dem Spiel gab Joe Namath die Mutter aller Sieg-Garantien ab ("Wir werden das Spiel gewinnen. Ich garantiere es Ihnen"), und die kleinen Jets schafften tatsächlich die Sensation.
Der Sieg ist umso bemerkenswerter, da die AFL damals gerade ein Jahrzehnt alt war, als der NFL haushoch unterlegen angesehen wurde und die ersten beiden Superbowls haushoch gegen die NFL-Teams verloren hatte. Nach dem Spiel war nichts mehr wie vorher: Die AFL wurde mit einem Schlag ernst genommen, ein Jahr später fusionierten die beiden Ligen zur heutigen NFL mit den beiden Conferences AFC und NFC (als Referenz auf die Historie der beiden einst getrennten Ligen) und Joe Namath war ein Superstar. Namath schaffte es sogar trotz mauer sportlicher Leistungen in die Hall of Fame, aber glänzen konnte der Mann nur mehr im TV.
Zurück in die Gegenwart, die etwas anders aussieht als 1969 und das nicht nur, weil die Colts mittlerweile in Indianapolis spielen. Jets und Colts haben seit der vergangenen Saison gemeinsame Geschichte: Erst marschierten die Jets in der Vorsaison nur dank des Schongangs der Colts gegen Saisonende in die Playoffs, um sich dann im AFC-Championship erneut zu matchen. Die Jets als haushoher Underdog hielten sich lange gut, ehe am Ende Peyton Manning doch noch das Blatt wenden konnte.
Mark Sanchez - ©Spox/Getty
In der Offseason kauften die Jets massiv ein, präsentierten sich unter Head Coach Rex Ryan als eines der "lautesten" Teams der NFL inklusive TV-Reality Soap, Beleidigung von gegnerischen Spielern und Coaches, Theater um Vertragsverlängerungen mit den besten Spielern, Hollywood-tauglichem Franchise-Gesicht von QB Mark Sanchez und angekündigter Revolution in der AFC East. Lange Zeit schienen die Jets dem selbst auferlegten Hype gerecht zu werden. Mit funktionierendem Laufspiel, solidem QB-Spiel von Sanchez und ordentlicher Defense wurden reihenweise Gegner knapp geschlagen.
Knackpunkt der Saison war am Nikolaustag zu verorten. Monday Night, Jets @ Patriots. Nach lauten Tönen in Richtung Bill Belichick wurde den Jets in Foxboro aber der Popo derart versohlt, dass die blauen Flecken immer noch sichtbar sein dürften und Ryan die Spucke im Hals immer stecken dürfte. Nach 9-2 Start beendete man die Saison mit 11-5 und das nur so triefende Selbstbewusstsein scheint erstmal etwas gedämpft.
Ganz anders die Colts. Im letzten Jahr ein Team, das reihenweise enge Spiele gewinnen konnte und um ein Haar eine Perfect Season hingelegt hätte, wäre da nicht eben jenes Spiel gegen die Jets gewesen, als Head Coach Jim Caldwell in Woche 16 in der zweiten Hälfte bei Führung zuhause die Starter vom Feld geholt hätte! Am Ende gabs trotzdem Superbowl, allerdings mit Niederlage. Vom Spiel her hat sich nicht allzu viel verändert: Immer noch wird in Indianapolis rein auf die QB-Künste von Peyton Manning vertraut.
Manning ist ein staubtrockener Zeitgenosse ohne irgendeinen Funken von Angriffsfläche auf persönlicher Ebene und man wundert sich, wie dieser Mann zum Liebling der amerikanischen Werbung werden konnte. Aber Manning ist ein fantastischer Quarterback. Es ist immer wieder faszinierend mit anzuschauen, wie Manning an der Line of Scrimmage jeden einzelnen Spielzug fünfmal umstellt, bis er auf die Defense angepasst zu sein scheint. Trotz extrem vieler Verletzungen in Offense und Defense und einiger Niederlagen blieben die Colts immer in Playoff-Reichweite.
Erstens, dank Manning. Zweitens, dank der diesmal sehr enttäuschenden AFC South, wo auch die Rivalen so ihre Probleme hatten: Houston mit einer non-existenten Secondary, Tennessee mit Selbstzerfleischung und Jacksonville mit Unkonstanz. Auch Manning war nicht ganz frei von Fehlern, hatte Ende November eine ganz schlechte Phase mit 11 INTs innerhalb von drei Spielen.
Bei 6-6 stehend blühte Manning im Dezember wieder auf. Vier Siege in vier Spielen. Keine "schönen" Siege, aber herausgeholt gerade mit dem Nötigsten: Ein bisschen Passspiel, eine stark verbesserte Lauf-Defense und viel Manning. Das ist das Erfolgsrezept der Colts - und immer wenn die Colts auch in der Lage sind, schmutzig zu gewinnen, sind es gefährliche Colts.
Peyton Manning im Huddle - ©Spox/Getty
Jetzt trifft Manning auf eine starke Defense, die keine Scheu hat, auch Linebackers und Defensive Backs auf den Quarterback abzustellen. Die Offensive Line der Colts gilt als nicht überragend und trotzdem hat sie kaum Sacks kassiert. Grund hierfür: Manning (again). Weil er dank enormem Know-Hows schnell die Schachzüge der Defense erkennen kann, ist ihm mit Blitz nur schwer beizukommen. Ein besserer Kurt Warner, sozusagen. Nur, dass Mannings zweiter Vorname nicht "Gehirnerschütterung" lautet.
Auf der anderen Seite kommen die Jets sehr laufgewaltig daher: Der junge und kräftige RB Shonn Greene und der alte, aber wiederhergestellte RB LaDainian Tomlinson, der nur 10-15 Mal pro Spiel läuft, aber sich gut mit Greene ergänzt. Wenn die Jets Laufspiel haben, kann auch QB Sanchez erfolgreich sein. Play-Action ist Sanchez’ Stärke, aber er kann ähnlich wie ein Matt Cassel in Kansas City keine Offense allein tragen. Dumm für die Jets: Die Lauf-Verteidigung der Colts ist ungewöhnlich mächtig in den letzten Wochen. Und auch deren Secondary mit Kelvin Hayden (Bild) ist verbessert. Die WRs Braylon Edwards und Santonio Holmes brauchen bombige Tage und QB/WR/KR Brad Smith muss schon sehr kreativ eingebaut werden.
Kelvin Hayden stoppt Braylon Edwards - ©Spox/Getty
Prediction: Die Colts werden das gewinnen. Sie sind kein überragendes Team, aber solange die Connection Manning-Reggie Wayne am Werk ist, setze ich ungern gegen Indy, wenn die zuhause spielen. Zumal die Jets der letzten Wochen wie geschnitzt zu sein scheinen für die Colts. Einzig der phlegmatische Coach Jim Caldwell würde mir Sorgen machen, aber Manning scheint so mächtig zu sein, dass er Caldwell im Zweifelsfall locker überstimmen kann.
Aufrufe: 13568 | Kommentare: 109 | Bewertungen: 19 | Erstellt:05.01.2011
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KOMMENTARE
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06.01.2011 | 17:37 Uhr
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SunnyB :
ach wie ist das schön...die beste zeit des jahres! die letzten spiele der colts zeigen in die richtige richtung... die verpflichtung von Rhodes war meiner meinung nach sehr wichtig er hatte einige gute runs, außerdem kennt er das system von früher.
Addai ist wieder fit... auch extrem wichtig für die colts ... der junge kann einfach alles, laufen, fangen und blocken...
die O-Line wirkt nicht so stabil wie noch letztes jahr, aber Peyton hat die klasse das zu "überspielen".
wenn die Defense anständig spielt und Peyton keinen Fehler macht gewinnen die colts. wird auf jedenfall ne heiße kiste!
24:21 (Mr Clutch mit dem entscheidenden Kick bei auslaufender uhr )
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06.01.2011 | 16:42 Uhr
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Red_7 :
Ich bin mir zwar nicht sicher, dass Wayne ein Faktor wird (Stats-mäßig), aber ich würde trotzdem auf die Colts tippen. Dazu kommt, dass Laufen in den Playoffs meistens nicht wirklich klappt...^^
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06.01.2011 | 16:26 Uhr
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Ich lasse mich aber (insbesondere als Giants-Fan) gerne eines Besseren belehren und werde Peyton die Daumen drücken.
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06.01.2011 | 15:47 Uhr
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Hast du die Colts-Defense in den letzten Wochen gesehen? Sämtliche guten Running Backs sind a-b-g-e-s-c-h-m-i-e-r-t. Das hatte was vom Playoff-Run von vor drei-vier Jahren, als sie auch plötzlich deutlich verbessert den Lauf abgewürgt haben und am Ende den Titel kassiert haben.
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06.01.2011 | 15:42 Uhr
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Die Jets werden durch ihre deutlich stärkere Defense zum Sieg geführt werden. Die Colts-D überzeugt mich absolut nicht, und Peyton wird nicht soviele oder sogar mehr Punkte produzieren können als seine Defense zulassen wird.
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06.01.2011 | 15:26 Uhr
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GForce :
Tolle Vorschau, danke!Freue mich schon aufs match. Ein "win or go home-Spiel" auf Augenhöhe, mit persönlicher Note, ist schon was Feines.
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06.01.2011 | 15:16 Uhr
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TE Dallas Clark ist seit Mitte Oktober auf der injuried reserve, kann also in der laufenden Saison nicht mehr eingesetzt werden.
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06.01.2011 | 14:56 Uhr
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Ich glaube eher, dass es 'ne enge Kiste mit vielen Punkten wird.................
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06.01.2011 | 13:03 Uhr
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Ich denke auch, dass die Colts im Vorteil sind, aber spricht nicht gerade das gegen sie?
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Ich finds immer super wie du aktuelle Games, ob NFL oder College mit mindestens einem besonders geschichtsträchtigen Spiel aufwertest bzw. gegenüberstellst. Mir macht das immer richtig Spaß zu lesen, vor allem, weil ich dem Football auch noch nicht allzu lange folge.
So die Colts schlagen also die Jets? Hmmm. Für mich ist der Start der Jets (vorallem Sanchez) ausschlaggebend. Kommen die Jets gut ins Spiel, sehe ich sie stärker als die Colts. Wird zu Beginn gut gepunktet, werden es meiner Meinung nach die Jets machen, weil sie es wirklich drauf haben, sich in einen Rausch zuspielen. Wird es hingegen ein Game wo die Defense zu Beginn dominiert, und BigPlays Mangelware bleiben, wird Manning das Ding nach Hause schaukeln.
Da es ein Playoffgame ist vermute ich eher Letzteres.
Trotzdem ne enge Kiste. Ich hoffe aber für die unkonstanten Jets.