Pokalfinale! Die Vorbereitungen in Berlin laufen wieder auf Hochtouren. Aber nicht nur in Berlin wird fleißig umgebaut. Auch im hohen Norden freut man sich auf dieses Ereignis. Die Temperaturen stimmen, der Sommer fängt langsam an Spaß zu machen. Der Nachbar baut seinen Carport lichtdicht, Bänke werden aufgestellt, Stehtische so lange hin und hergerückt, bis sie gut stehen und natürlich darf das Bier nicht fehlen. Die Beamerlampe wird getestet und ersetzt - nicht auszudenken was passieren würde, fiele sie mitten im Spiel aus. Alle freuen sich auf das Spiel, Fußball ist ein Grund zusammenzukommen.

Der DFB-Pokal ist traditionell ein schöner, runder Saisonausgang, ein letztes Mal, dass zwei Mannschaften um Sieg oder Niederlage spielen. Die Gewichtung ist klar, der DFB-Pokal ist ein Zubrot für die Liga. Für die einen der kürzeste Weg nach Europa, für die anderen eine Möglichkeit das Prestige zu verbessern. Mit Blick auf das kommende Champions-League- Finale ist die Gewichtung auf den ersten Blick noch klarer. Wir spielen eine Woche später im größten Finale auf Vereinsebene. Theoretisch müsste die Priorität sein sich nicht zu verletzen, unbeschadet ins viel größere Finale zu kommen.

Ist es aber nicht! Der Fußballgott hat eine Geschichte geschrieben, die dem DFB-Pokal einen neuen Reiz gibt. Es geht nicht mehr wirklich um den DFB-Pokal, es geht um mehr! Es geht um die deutsche Vormachtstellung im Fußball. Jahrelang war die Situation klar: Bayern ist das Maß aller Dinge!
Mit dem BVB gibt es plötzlich einen Herausforderer. War Platz 3 letztes Jahr noch unter „Pleiten, Pech und Pannen" zu verbuchen, ist die Lage jetzt anders. Deutschland ist in zwei Lager geteilt. Den Dortmund-Fans und -Sympathisanten und den Bayern Fans und -Sympathisanten. Es brodelt im Land, es fühlt sich an, als ob die steigenden Temperaturen durch die Reibung der beiden Lager entstehen würden.

Für Dortmund ist dieses Duell die Möglichkeit, die Machtverhältnisse endgültig auf den Kopf zu stellen. Der Sieg gegen Bayern wäre nicht nur der dritte Titel in zwei Jahren, den sie den Bayern abknöpfen würden, es wäre auch der fünfte Sieg in Folge gegen Bayern. Fünf Niederlagen in Folge sind nicht nur ein historischer Wert, es wäre auch schwer zu ertragen. Neben dem verpassten Titel wäre die Schmach das eigentlich Schlimme an einer Niederlage. Auch im Verein ist die Marschrichtung klar. Das Champions-League-Finale muss erst einmal zurückstehen. Die Spieler wollen den Jungs aus Dortmund endlich wieder zeigen, wer die Nummer eins ist. Kroos machte mit seiner Aussage wir wollen sie endlich wieder schlagen deutlich, wie tief der Stachel sitzt. Hoeneß mahnt vor dem Spiel, Dortmund sei genauso ernst zu nehmen wie Chelsea eine Woche später. Es ist die letzte Möglichkeit, die Saison national einigermaßen versöhnlich zu beenden.

Dortmund ist auch verbal aus dem Schatten getreten. Klopp spricht davon, dass es eines der größten Spiele der letzten Jahre werde, Dortmund träumt vom Double. Die Brust ist breit nach vier Siegen in Folge und dem Meistertitel auf der Brust.

Die Situation wirkt fast schon konstruiert, als hätte eine höher Macht dem FC Bayern München den Ball auf den Elfmeterpunkt gelegt. Eine Möglichkeit gegeben alles wieder zu richten, oder final zu versagen. Bayern wird alles in die Waagschale werfen. Kämpfen bis zur letzten Sekunde, um jeden Meter auf dem Platz. Man kann diese Spiele nicht in Worte fassen, es ist wie eine Droge. Ein Rausch, der sowohl Spieler wie auch Fans mitreist. Ein Tod-oder-Gladiolen-Spiel, wie es im Buche steht.

Je näher wir diesem Spiel kommen, desto sicherer werde ich mir:
Dieses Spiel wird die Machtverhältnisse wieder grade rücken. Dieses Spiel wird eins der größten Spiele, so wie Klopp es angekündigt hat, aber nicht für Dortmund. Wir werden am Samstag ein großartiges Spiel zeigen. Wir werden die Frage nach der Vormachtstellung in Deutschland beantworten. Der Süden ist und bleibt die Nummer Eins! Morgen werden wir das wieder zeigen!