20.04.2012 um 13:43 Uhr
Geschrieben von adriano0589
Taktische Vorschau: Bremen
Es hat das Potential, eines der kuriosesten Duelle zwischen Bayern und Bremen in den letzten Jahren zu werden. Werder, das noch um die Euro-League-Plätze kämpft (zwei Punkte hinter dem Siebten Hannover), muss auf Sokratis, Fritz, Boenisch (alle drei gesperrt), sowie Hartherz, Bargfrede, Borowski, Ekici und Marin verzichten. Arnautovic und Hunt sind nach längeren Verletzungspausen wieder im Mannschaftstraining.
Bayern seinerseits steht zwischen den beiden Halbfinalspielen gegen Real Madrid, muss am Mittwoch im Bernabeu bestehen und wird neben dem gelb-gesperrten Badstuber diverse Spieler schonen.
Zeit also, für eine Vielzahl an Reservespielern, sich zu zeigen und die Werbetrommel in eigener Sache zu rühren!
So lief das Hinspiel
Bayern, damals noch mit Alaba für den verletzten Schweinsteiger im Zentrum, nutzte seine Chancen eiskalt aus: 13 Torschüsse waren nach den 12 Schüssen gegen Leverkusen der zweitniedrigste Wert in einem Heimspiel in der Hinrunde.
Dabei gelang es den Münchnern, ungewohnt schnell umzuschalten und so gefährlich zu kontern, was unter anderem auch im 1:0 resultierte:
Copyright: Youtube
Alaba (Viereck) hat nach einer Ecke den zweiten Ball erobert. Dann schaltet die Mannschaft schnell um und schafft so eine Überzahlsituation in der gegnerischen Hälfte. Der Pass von Alaba geht auf den völlig freien Ribery (Kreis), da im Zentrum zwei Bremer Müller decken.
Bremen agierte zu passiv (60,4% Ballbesitz für Bayern), verpasste es aber, mit eigener Laufleistung besser zu verschieben, effektiver zu verteidigen und die eigenen Konter vernünftig auszuspielen. Einer der Gründe, warum die Mannschaft von Thomas Schaaf auf lediglich sechs Torschüsse kam.
Um das Ganze etwas handfester auszudrücken: Für gewöhnlich haben defensiv spielende und/oder konternde Mannschaften gegen Bayern eine deutlich höhere Laufdistanz als die Münchner (z.B.: Gladbach: 124,7 km vs. 116,6 km; Mainz beim 3:2: 120,1 km vs. 114,5 km; Dortmund beim 1:0 in München: 121,4 vs. 110,9 km).
Bremen dagegen absolvierte gerade mal 2,6 Kilometer mehr (112 km vs. 109,4 km) und zog über 20 Mal seltener zum Sprint an (128 vs. 151) - ebenfalls eine Statistik, in der Bayern seinen Gegnern für gewöhnlich unterlegen ist.
Insgesamt weist Bremen schwache Werte in der Sprintstatistik auf: Nur fünf Mal zog Werder zu mehr Sprints an als der Gegner - vier dieser Spiele wurden gewonnen.
Das vorentscheidende 3:1, ebenfalls durch Ribery, unterstreicht ein weiteres Manko der Bremer in München, die Passwerte. Über 20% der Pässe kamen nicht zum Mitspieler, 223 insgesamt angekommene Pässe waren der drittschwächste Bremer Wert in der Hinrunde.
Copyright: Youtube
Van Buyten (Viereck) hat einen Pass im Spielaufbau abgefangen und weiter geleitet. Arjen Robben schickte Gomez gegen das erneut indisponierte Bremer Abwehrzentrum, das wieder zwei Spieler gegen Müller stellte (linke Münchner Offensivseite) auf die Reise, der den Ball am herausstürzenden Mielitz vorbei legte, so dass Ribery (rechter Flügel) nur noch einschieben brauchte.
Die Bremer kamen durch einen Konter zwar zum zwischenzeitlichen 1:1 (Rosenberg, 52. Minute), schlechtes Abwehrverhalten im Zentrum sowie fehlende Laufbereitschaft waren aber letztlich zu wenig.
Analyse
Die Bremer bleiben, bis auf wenige Ausnahmen, ihrem 4-4-2 mit Raute im Mittelfeld treu, hier anhand der möglichen Aufstellung gegen Bayern:
Auffällig ist zunächst die Ausrichtung der Innenverteidigung. Einer der beiden Innenverteidiger, meist der gegen Bayern gesperrte Sokratis, steht deutlich tiefer als sein Partner, der dann häufiger ins defensive Mittelfeld vorstößt.
Die Außenverteidiger stehen meist auf einer Linie mit dem defensiven Mittelfeldspieler, so dass die defensive insgesamt meist eher positionsgetreu und konservativ spielt.
In der gegnerischen Hälfte dagegen wird häufig rotiert, zu sehen beispielsweise beim 2:2 gegen Gladbach vor knapp zwei Wochen:
Copyright: ESPN Soccernet
Pizarro lässt sich häufig fallen, so dass er auf einer Linie mit dem offensiven Mittelfeldspieler (hier Marin) steht, während die zweite Sturmspitze (hier Rosenberg) weiter vorne agiert.
Das gepaart mit häufig nach innen ziehenden Flügelspielern führt dazu, dass Bremen das Spiel in der gegnerischen Hälfte oft eng macht, dann aber auch immer wieder den so entstehenden Raum auf den Flügeln für schnelle Flankenläufe nutzt, indem einer der Spieler aus dem Zentrum auf die Außenbahn zieht.
Das kommt den Bremern gerade bei eigenen Kontern häufig zu gute, so auch beim Führungstreffer in Stuttgart:
Copyright: Youtube
Faszinierend in der Bremer Offensive ist der "Pizarro-Faktor": In 11 Spielen, in denen er auf dem Platz stand, war er an keinem Treffer beteiligt, davon wurden 8 verloren (1 Sieg, 2 Unentschieden). Erzielt er dagegen mindestens einen Scorerpunkt, hat Bremen 8 Spiele gewonnen (5 Unentschieden, nur 1 Niederlage).
Das Problem der letzten Wochen: Pizarro hat seit dem 22 Spieltag nur 2 Scorerpunkte beim 3:0 gegen Hannover und einen beim 2:2 gegen Gladbach beigesteuert. Außer diesen beiden Spielen hat Bremen seit dem 22. Spieltag nur ein Spiel gewonnen (Hamburg 3:1) und zwei Mal Unentschieden gespielt, aber 5 Mal verloren.
Massive Probleme hat Werder in der eigenen Abwehr. 50 Gegentore sind der schlechteste Wert in der oberen Tabellenhälfte, allein in den letzten fünf Partien setzte es elf Gegentore (zweitschwächster Wert der Liga in diesem Zeitraum).
Darüber hinaus hat Bremen seit dem 11. März (3:0 gegen Hannover) nicht mehr gewonnen oder zu Null gespielt, letzteres gelang Werder insgesamt nur fünf Mal in dieser Saison.
Fehler werden dabei vor allem deutlich wenn, wie bereits angesprochen, einer der Innenverteidiger ins Zentrum aufrückt. Genau das kostete Werder gegen Gladbach ein Gegentor:
Copyright: Youtube
Nach dem Aufbrechen der Viererkette verpasst Schmitz es, den Raum im Zentrum zu schließen, was nicht nur Priorität von der Außenbahn hat, sondern hier auch der einzig logisch Schritt gewesen wäre, da Gladbach die rechte offensive Außenbahn nicht besetzt hatte. Hanke (Kreis) kann so ungestört auf Wiese marschieren und einnetzen.
Vergleichbare Szenen gab es gleich mehrfach in der Partie gegen Gladabach, wo oft ein Pass reichte, um die Bremer Hintermannschaft zu knacken, wie auch beim Gastspiel in München. Ein weiteres probates Mittel sind übrigens Ecken: 12 Tore kassierte Bremen bereits nach gegnerischer Ecke, der Höchstwert der Liga.
Bayern seinerseits steht zwischen den beiden Halbfinalspielen gegen Real Madrid, muss am Mittwoch im Bernabeu bestehen und wird neben dem gelb-gesperrten Badstuber diverse Spieler schonen.
Zeit also, für eine Vielzahl an Reservespielern, sich zu zeigen und die Werbetrommel in eigener Sache zu rühren!
So lief das Hinspiel
Bayern, damals noch mit Alaba für den verletzten Schweinsteiger im Zentrum, nutzte seine Chancen eiskalt aus: 13 Torschüsse waren nach den 12 Schüssen gegen Leverkusen der zweitniedrigste Wert in einem Heimspiel in der Hinrunde.
Dabei gelang es den Münchnern, ungewohnt schnell umzuschalten und so gefährlich zu kontern, was unter anderem auch im 1:0 resultierte:
Copyright: Youtube
Alaba (Viereck) hat nach einer Ecke den zweiten Ball erobert. Dann schaltet die Mannschaft schnell um und schafft so eine Überzahlsituation in der gegnerischen Hälfte. Der Pass von Alaba geht auf den völlig freien Ribery (Kreis), da im Zentrum zwei Bremer Müller decken.
Bremen agierte zu passiv (60,4% Ballbesitz für Bayern), verpasste es aber, mit eigener Laufleistung besser zu verschieben, effektiver zu verteidigen und die eigenen Konter vernünftig auszuspielen. Einer der Gründe, warum die Mannschaft von Thomas Schaaf auf lediglich sechs Torschüsse kam.
Um das Ganze etwas handfester auszudrücken: Für gewöhnlich haben defensiv spielende und/oder konternde Mannschaften gegen Bayern eine deutlich höhere Laufdistanz als die Münchner (z.B.: Gladbach: 124,7 km vs. 116,6 km; Mainz beim 3:2: 120,1 km vs. 114,5 km; Dortmund beim 1:0 in München: 121,4 vs. 110,9 km).
Bremen dagegen absolvierte gerade mal 2,6 Kilometer mehr (112 km vs. 109,4 km) und zog über 20 Mal seltener zum Sprint an (128 vs. 151) - ebenfalls eine Statistik, in der Bayern seinen Gegnern für gewöhnlich unterlegen ist.
Insgesamt weist Bremen schwache Werte in der Sprintstatistik auf: Nur fünf Mal zog Werder zu mehr Sprints an als der Gegner - vier dieser Spiele wurden gewonnen.
Das vorentscheidende 3:1, ebenfalls durch Ribery, unterstreicht ein weiteres Manko der Bremer in München, die Passwerte. Über 20% der Pässe kamen nicht zum Mitspieler, 223 insgesamt angekommene Pässe waren der drittschwächste Bremer Wert in der Hinrunde.
Copyright: Youtube
Van Buyten (Viereck) hat einen Pass im Spielaufbau abgefangen und weiter geleitet. Arjen Robben schickte Gomez gegen das erneut indisponierte Bremer Abwehrzentrum, das wieder zwei Spieler gegen Müller stellte (linke Münchner Offensivseite) auf die Reise, der den Ball am herausstürzenden Mielitz vorbei legte, so dass Ribery (rechter Flügel) nur noch einschieben brauchte.
Die Bremer kamen durch einen Konter zwar zum zwischenzeitlichen 1:1 (Rosenberg, 52. Minute), schlechtes Abwehrverhalten im Zentrum sowie fehlende Laufbereitschaft waren aber letztlich zu wenig.
Analyse
Die Bremer bleiben, bis auf wenige Ausnahmen, ihrem 4-4-2 mit Raute im Mittelfeld treu, hier anhand der möglichen Aufstellung gegen Bayern:
Auffällig ist zunächst die Ausrichtung der Innenverteidigung. Einer der beiden Innenverteidiger, meist der gegen Bayern gesperrte Sokratis, steht deutlich tiefer als sein Partner, der dann häufiger ins defensive Mittelfeld vorstößt.
Die Außenverteidiger stehen meist auf einer Linie mit dem defensiven Mittelfeldspieler, so dass die defensive insgesamt meist eher positionsgetreu und konservativ spielt.
In der gegnerischen Hälfte dagegen wird häufig rotiert, zu sehen beispielsweise beim 2:2 gegen Gladbach vor knapp zwei Wochen:
Copyright: ESPN Soccernet
Pizarro lässt sich häufig fallen, so dass er auf einer Linie mit dem offensiven Mittelfeldspieler (hier Marin) steht, während die zweite Sturmspitze (hier Rosenberg) weiter vorne agiert.
Das gepaart mit häufig nach innen ziehenden Flügelspielern führt dazu, dass Bremen das Spiel in der gegnerischen Hälfte oft eng macht, dann aber auch immer wieder den so entstehenden Raum auf den Flügeln für schnelle Flankenläufe nutzt, indem einer der Spieler aus dem Zentrum auf die Außenbahn zieht.
Das kommt den Bremern gerade bei eigenen Kontern häufig zu gute, so auch beim Führungstreffer in Stuttgart:
Copyright: Youtube
Faszinierend in der Bremer Offensive ist der "Pizarro-Faktor": In 11 Spielen, in denen er auf dem Platz stand, war er an keinem Treffer beteiligt, davon wurden 8 verloren (1 Sieg, 2 Unentschieden). Erzielt er dagegen mindestens einen Scorerpunkt, hat Bremen 8 Spiele gewonnen (5 Unentschieden, nur 1 Niederlage).
Das Problem der letzten Wochen: Pizarro hat seit dem 22 Spieltag nur 2 Scorerpunkte beim 3:0 gegen Hannover und einen beim 2:2 gegen Gladbach beigesteuert. Außer diesen beiden Spielen hat Bremen seit dem 22. Spieltag nur ein Spiel gewonnen (Hamburg 3:1) und zwei Mal Unentschieden gespielt, aber 5 Mal verloren.
Massive Probleme hat Werder in der eigenen Abwehr. 50 Gegentore sind der schlechteste Wert in der oberen Tabellenhälfte, allein in den letzten fünf Partien setzte es elf Gegentore (zweitschwächster Wert der Liga in diesem Zeitraum).
Darüber hinaus hat Bremen seit dem 11. März (3:0 gegen Hannover) nicht mehr gewonnen oder zu Null gespielt, letzteres gelang Werder insgesamt nur fünf Mal in dieser Saison.
Fehler werden dabei vor allem deutlich wenn, wie bereits angesprochen, einer der Innenverteidiger ins Zentrum aufrückt. Genau das kostete Werder gegen Gladbach ein Gegentor:
Copyright: Youtube
Nach dem Aufbrechen der Viererkette verpasst Schmitz es, den Raum im Zentrum zu schließen, was nicht nur Priorität von der Außenbahn hat, sondern hier auch der einzig logisch Schritt gewesen wäre, da Gladbach die rechte offensive Außenbahn nicht besetzt hatte. Hanke (Kreis) kann so ungestört auf Wiese marschieren und einnetzen.
Vergleichbare Szenen gab es gleich mehrfach in der Partie gegen Gladabach, wo oft ein Pass reichte, um die Bremer Hintermannschaft zu knacken, wie auch beim Gastspiel in München. Ein weiteres probates Mittel sind übrigens Ecken: 12 Tore kassierte Bremen bereits nach gegnerischer Ecke, der Höchstwert der Liga.
Aufrufe: 6456 | Kommentare: 14 | Bewertungen: 3 | Erstellt:20.04.2012
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KOMMENTARE
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21.04.2012 | 11:46 Uhr
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Gotti1963 :
Es ist so was von langweilig,sich ewig und immer zu wiederholen, aber ich wüsste nicht,was ich sonst schreiben sollte: Adriano, deine Taktikvorschau ist jedes Mal aufs Neue eine Wucht! Ich mag deine Detailverliebtheit, und ich bin jedes Mal aufs Neue fasziniert, wie du es schaffst, die Fülle von Informationen zu verarbeiten, und aufzubereiten, die du aus den verschiedenen Quellen ziehst. Einfach toll!
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20.04.2012 | 17:29 Uhr
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Gnanag :
Das schlimme ist eigentlich, dass man diese Vorschauen schon als "normal" hinnimmt, dabei ist es jedes Mal eine fantastische Arbeit, für die Dich Spox eigentlich entlohnen müsste!Damit hast du aber sowas von Recht!
Ich hoffe, dass eine absolute B-Elf spielt, denn am Mittwoch müssen wir 11 topfite Spieler haben.
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20.04.2012 | 15:53 Uhr
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Skim :
BIn froh, dass du in deinem Fazit noch mal zu den Bayern zurückkommst! Genau das habe ich mir nämlich auch gedacht. Ein 4-4-2 kann den Bremern viele Probleme bereiten, nicht zuletzt weil sie sich defensiv überhaupt noch nicht einspielen konnten.Wird eine hoffentlich tolle Partie, hoffe auch Usami sehen zu dürfen!
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20.04.2012 | 14:38 Uhr
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ich persönlich mag auch solche statistischen Nebensächlichkeiten, wenngleich du sicher recht hast... ABER: es zeigt zumindest auch ein stück weit den Willen eines Teams gewinnen zu wollen, genau dieser Frage: Ziehe ich diesen Sprint an oder lass ich es...
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20.04.2012 | 14:31 Uhr
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Hab eigentlich keine großen Erwartungen an das Spiel, so wie wir in den letzten Spielen, bis auf Gladbach, gespielt haben. Wir haben die EL Plätze in den letzten Wochen verloren.
@ schnumbi "bin ich der meinung sollte man dem zahlenden publikum... etwas bieten".
Also ich habe kein Problem, wenn Bayern morgen nicht gut spielt und nichts anbietet
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20.04.2012 | 14:21 Uhr
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"Insgesamt weist Bremen schwache Werte in der Sprintstatistik auf: Nur fünf Mal zog Werder zu mehr Sprints an als der Gegner - vier dieser Spiele wurden gewonnen."
Das ist schon recht mutig diesen Schluss zu ziehen.
Ansonsten, wie gesagt, gewohnt starke Analyse.
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20.04.2012 | 14:14 Uhr
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Danke, freut mich sowas zu lesen
@Schnumbi
Das wäre natürlich ideal, aber umgekehrt denke ich, dass der Effekt auf das Real-Spiel nicht so groß sein wird, da alle Stammspieler mit dem Kopf sowieso schon im Bernabeu sind...
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20.04.2012 | 14:10 Uhr
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Schnumbi :
@ adriano: ich hoffe einfach, dass man sich noch diese letzte paar prozent selbstvertrauen holt gerade mit einem auswärstsieg.
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20.04.2012 | 14:05 Uhr
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