05.04.2012 um 15:55 Uhr
Geschrieben von adriano0589
Taktische Vorschau: Augsburg
Das Halbfinale in der Champions League ist gebucht, die Vorfreude auf die Königlichen aus Madrid deutlich spürbar. Bis zum Hinspiel gegen Real steht aber nicht nur das Duell am Samstag mit Augsburg auf dem Programm, sondern auch der Showdown in Dortmund am Mittwoch sowie das unangenehme Heimspiel gegen Mainz am Wochenende darauf.
Die Augsburger sind mittlerweile definitiv in der Liga angekommen und belegen mit 30 Punkten immerhin Rang 14. Auswärts hat der Aufsteiger allerdings weiterhin Probleme, 9 Punkte aus 14 Spielen, bei 13:27 Toren, bedeuten den letzten Platz in der Auswärtstabelle.
Verzichten muss Trainer Jos Luhukay beim Gastspiel in München auf Außenverteidiger de Jong (Syndesmosebandriss), sowie auf die Langzeitverletzten Dawda Bah und Akaki Gogia. Außerdem droht mit Hajime Hosogai, Sebastian Langkamp, Gibril Sankoh, Daniel Brinkmann und Dominik Reinhardt gleich fünf Spielern eine Gelbsperre.
Gefahr droht hier auch der Mannschaft von Jupp Heynckes vor dem Spiel in Dortmund: Toni Kroos und Franck Ribery wären bei der nächsten Verwarnung gesperrt. Gegen Augsburg fehlt Luiz Gustavo mit seiner 5. Gelben, für ihn könnte Schweinsteiger beginnen.
So lief das Hinspiel
Bayern, damals mit Tymoshchuk und Alaba auf der Doppelsechs und ohne den noch verletzten Robben, tat sich zunächst schwer. Es brauchte eine Ecke um die Augsburger erstmals zu knacken: van Buyten verlängerte per Kopf und Gomez staubte ab.
Nach dem 0:1 war Augsburg zunächst geschockt, und so gelang es den Münchnern nach einem weiten Ball von Neuer Augsburg schnell über drei Stationen (Gomez - Müller - Ribery) auszukontern und auf 2:0 zu erhöhen:
Copyright: ecssport.com
Gomez hatte auf Müller (Kreis) weiter geleitet. Die Augsburger Viererkette war dann in Unordnung, und weil der rechte Außenverteidiger einrückte hatte Ribery ausreichen Platz um sich den Ball zurecht zu legen.
Die Augsburger waren damit aber nicht, wie man es eventuell erwartet hätte, geschlagen. Im zweiten Durchgang verkürzte Hosogai nach einer Ecke auf 1:2 und kam plötzlich zu Chancen, bemerkenswert auch, wie hoch Augsburg insgesamt stand:
Copyright: ESPN Soccernet
Hosogai sorgte für zusätzliche Stabilität im defensiven Mittelfeld, während die Offensive einige Male gefährlich durchs Zentrum kam, so auch kurz vor Schluss, als Neuer gegen Kapllani rettete:
Copyright: ecssport.com
Die Abwehrkette war weit aufgerückt und die Augsburger konnten dennoch problemlos in den Raum zwischen defensivem Mittelfeld und Abwehr kommen. Tymoshchuk rückte dann nicht schnell genug ein, da van Buyten den Ballführenden angriff, und so musste Neuer den Sieg retten.
Analyse
Augsburg ist, wie bereits erwähnt, mittlerweile wesentlich stabiler als noch in der Hinrunde (Wie war das vor dem Hinspiel? Hier geht's zur taktischen Vorschau aus der Hinrunde ). Dabei hat Luhukay mittlerweile auch sein System gefunden:
Augsburg agiert in einem 4-2-3-1. Besonderes Merkmal dabei ist, dass vor den Innenverteidigern Hosogai aus der Doppelsechs oft auf einer Linie mit den eher defensiv aufgestellten Außenverteidigern spielt, beispielhaft für die Außenverteidiger hier die Heat Map von Ostrzolek beim 2:1 gegen Mainz:
Copyright: ESPN Soccernet
Baier, der zweite Part aus der Doppelsechs, ist dagegen offensiver und unterstützt so häufig Koo im Zentrum. Der Südkoreaner, der im Winter aus Wolfsburg kam, ist bei Augsburg Dreh- und Angelpunkt in der Offensive geworden, in den letzten sieben Partien gelangen ihm drei Tore und zwei Assists - damit war er an fast der Hälfte aller Augsburger Tore in diesem Zeitraum direkt beteiligt.
Weiteres Merkmal der Rochade im Zentrum ist gegen Mainz zu beobachten:
Copyright: ESPN Soccernet
Oehrl, Koo und Baier agieren fast auf einer Linie, während erneut Hosogai gemeinsam mit den Außenverteidigern absichert.
Hier ergibt sich aber gleichzeitig ein großes Problem, zu sehen früh im Spiel gegen Mainz:
Copyright: ecssport.com/ARD
Ist Hosogai (Kreis) erst Mal überspielt, wird häufig ein Innenverteidiger (Viereck) gezwungen rauszurücken, was, ähnlich wie beim 2:0 durch Ribery im Hinspiel, schnell für 1-gegen-1 Situationen am eigenen Strafraum und somit für Gefahr sorgen kann. Auf ähnliche Weise fiel auch der Führungstreffer für Mainz in Augsburg.
Und das gleiche Schema ist beim Leverkusener Führungstreffer zum 2:1 deutlich zu sehen:
Copyright: eccssport.com
Wieder wurde das Zentrum schnell überbrückt und erneut ist die Abwehr in großer Bedrängnis. Wie auch beim 2:0 durch Ribery rücken die Außenverteidiger dann notgedrungen ein, wodurch Bender (Kreis) frei zum Flanken kommt und Castro (Viereck) aus 5 Metern trifft.
Der jüngste Augsburger Aufschwung (zuletzt drei Siege und drei Remis in Folge) ist statistisch belegbar, gerade was die Laufwerte angeht. In vier dieser sechs Spiele absolvierte man mehr Kilometer als der Gegner, zuvor war das in 22 Spielen nur 5 Mal der Fall! Ähnlich verhält es sich bei den Sprints: 143,5 waren es bis zum 1:4 in Leverkusen, seitdem in sechs Partien 153,7 pro Spiel.
Außerdem hat der FCA in drei der letzten sechs Spiele über 51% der Zweikämpfe gewonnen - zuvor war das in der ganzen Saison nur 4 Mal der Fall. Insgesamt agiert die Mannschaft von Jos Luhukay eher passiv (44,6% Ballbesitz, nur 221,46 erfolgreiche Pässe pro Spiel bei 23,51% Fehlpässen) und ist keine der laufstärksten Mannschaften (nur 111,6 Kilometer im Schnitt).
Fazit
Um die Meisterschaft zu holen, muss Bayern jetzt in der Liga ohnehin jede Partie gewinnen. Augsburg ist derzeit seit sechs Spielen ungeschlagen und ist zweifellos unangenehm zu spielen, darf aber gerade zuhause bei der Augsburger Auswärtsschwäche (nur ein Sieg auf fremdem Platz) kein Stolperstein werden.
Essentiell ist es dabei, konstant Druck auf das Augsburger Zentrum auszuüben, damit Baier nicht Koo offensiv unterstützen kann. Hierfür muss Hosogai im defensiven Mittelfeld so schnell es geht überspielt werden.
Spannend wird sein, wie Heynckes rotiert. Robben und Gomez dürften wieder in die Startelf rutschen, Kroos und Müller wären mal Kandidaten für eine Pause. Gerade Kroos, aber auch Ribery, müssen wegen der drohenden Sperre besonders vorsichtig sein.
Die Augsburger sind mittlerweile definitiv in der Liga angekommen und belegen mit 30 Punkten immerhin Rang 14. Auswärts hat der Aufsteiger allerdings weiterhin Probleme, 9 Punkte aus 14 Spielen, bei 13:27 Toren, bedeuten den letzten Platz in der Auswärtstabelle.
Verzichten muss Trainer Jos Luhukay beim Gastspiel in München auf Außenverteidiger de Jong (Syndesmosebandriss), sowie auf die Langzeitverletzten Dawda Bah und Akaki Gogia. Außerdem droht mit Hajime Hosogai, Sebastian Langkamp, Gibril Sankoh, Daniel Brinkmann und Dominik Reinhardt gleich fünf Spielern eine Gelbsperre.
Gefahr droht hier auch der Mannschaft von Jupp Heynckes vor dem Spiel in Dortmund: Toni Kroos und Franck Ribery wären bei der nächsten Verwarnung gesperrt. Gegen Augsburg fehlt Luiz Gustavo mit seiner 5. Gelben, für ihn könnte Schweinsteiger beginnen.
So lief das Hinspiel
Bayern, damals mit Tymoshchuk und Alaba auf der Doppelsechs und ohne den noch verletzten Robben, tat sich zunächst schwer. Es brauchte eine Ecke um die Augsburger erstmals zu knacken: van Buyten verlängerte per Kopf und Gomez staubte ab.
Nach dem 0:1 war Augsburg zunächst geschockt, und so gelang es den Münchnern nach einem weiten Ball von Neuer Augsburg schnell über drei Stationen (Gomez - Müller - Ribery) auszukontern und auf 2:0 zu erhöhen:
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Gomez hatte auf Müller (Kreis) weiter geleitet. Die Augsburger Viererkette war dann in Unordnung, und weil der rechte Außenverteidiger einrückte hatte Ribery ausreichen Platz um sich den Ball zurecht zu legen.
Die Augsburger waren damit aber nicht, wie man es eventuell erwartet hätte, geschlagen. Im zweiten Durchgang verkürzte Hosogai nach einer Ecke auf 1:2 und kam plötzlich zu Chancen, bemerkenswert auch, wie hoch Augsburg insgesamt stand:
Copyright: ESPN Soccernet
Hosogai sorgte für zusätzliche Stabilität im defensiven Mittelfeld, während die Offensive einige Male gefährlich durchs Zentrum kam, so auch kurz vor Schluss, als Neuer gegen Kapllani rettete:
Copyright: ecssport.com
Die Abwehrkette war weit aufgerückt und die Augsburger konnten dennoch problemlos in den Raum zwischen defensivem Mittelfeld und Abwehr kommen. Tymoshchuk rückte dann nicht schnell genug ein, da van Buyten den Ballführenden angriff, und so musste Neuer den Sieg retten.
Analyse
Augsburg ist, wie bereits erwähnt, mittlerweile wesentlich stabiler als noch in der Hinrunde (Wie war das vor dem Hinspiel? Hier geht's zur taktischen Vorschau aus der Hinrunde ). Dabei hat Luhukay mittlerweile auch sein System gefunden:
Augsburg agiert in einem 4-2-3-1. Besonderes Merkmal dabei ist, dass vor den Innenverteidigern Hosogai aus der Doppelsechs oft auf einer Linie mit den eher defensiv aufgestellten Außenverteidigern spielt, beispielhaft für die Außenverteidiger hier die Heat Map von Ostrzolek beim 2:1 gegen Mainz:
Copyright: ESPN Soccernet
Baier, der zweite Part aus der Doppelsechs, ist dagegen offensiver und unterstützt so häufig Koo im Zentrum. Der Südkoreaner, der im Winter aus Wolfsburg kam, ist bei Augsburg Dreh- und Angelpunkt in der Offensive geworden, in den letzten sieben Partien gelangen ihm drei Tore und zwei Assists - damit war er an fast der Hälfte aller Augsburger Tore in diesem Zeitraum direkt beteiligt.
Weiteres Merkmal der Rochade im Zentrum ist gegen Mainz zu beobachten:
Copyright: ESPN Soccernet
Oehrl, Koo und Baier agieren fast auf einer Linie, während erneut Hosogai gemeinsam mit den Außenverteidigern absichert.
Hier ergibt sich aber gleichzeitig ein großes Problem, zu sehen früh im Spiel gegen Mainz:
Copyright: ecssport.com/ARD
Ist Hosogai (Kreis) erst Mal überspielt, wird häufig ein Innenverteidiger (Viereck) gezwungen rauszurücken, was, ähnlich wie beim 2:0 durch Ribery im Hinspiel, schnell für 1-gegen-1 Situationen am eigenen Strafraum und somit für Gefahr sorgen kann. Auf ähnliche Weise fiel auch der Führungstreffer für Mainz in Augsburg.
Und das gleiche Schema ist beim Leverkusener Führungstreffer zum 2:1 deutlich zu sehen:
Copyright: eccssport.com
Wieder wurde das Zentrum schnell überbrückt und erneut ist die Abwehr in großer Bedrängnis. Wie auch beim 2:0 durch Ribery rücken die Außenverteidiger dann notgedrungen ein, wodurch Bender (Kreis) frei zum Flanken kommt und Castro (Viereck) aus 5 Metern trifft.
Der jüngste Augsburger Aufschwung (zuletzt drei Siege und drei Remis in Folge) ist statistisch belegbar, gerade was die Laufwerte angeht. In vier dieser sechs Spiele absolvierte man mehr Kilometer als der Gegner, zuvor war das in 22 Spielen nur 5 Mal der Fall! Ähnlich verhält es sich bei den Sprints: 143,5 waren es bis zum 1:4 in Leverkusen, seitdem in sechs Partien 153,7 pro Spiel.
Außerdem hat der FCA in drei der letzten sechs Spiele über 51% der Zweikämpfe gewonnen - zuvor war das in der ganzen Saison nur 4 Mal der Fall. Insgesamt agiert die Mannschaft von Jos Luhukay eher passiv (44,6% Ballbesitz, nur 221,46 erfolgreiche Pässe pro Spiel bei 23,51% Fehlpässen) und ist keine der laufstärksten Mannschaften (nur 111,6 Kilometer im Schnitt).
Fazit
Um die Meisterschaft zu holen, muss Bayern jetzt in der Liga ohnehin jede Partie gewinnen. Augsburg ist derzeit seit sechs Spielen ungeschlagen und ist zweifellos unangenehm zu spielen, darf aber gerade zuhause bei der Augsburger Auswärtsschwäche (nur ein Sieg auf fremdem Platz) kein Stolperstein werden.
Essentiell ist es dabei, konstant Druck auf das Augsburger Zentrum auszuüben, damit Baier nicht Koo offensiv unterstützen kann. Hierfür muss Hosogai im defensiven Mittelfeld so schnell es geht überspielt werden.
Spannend wird sein, wie Heynckes rotiert. Robben und Gomez dürften wieder in die Startelf rutschen, Kroos und Müller wären mal Kandidaten für eine Pause. Gerade Kroos, aber auch Ribery, müssen wegen der drohenden Sperre besonders vorsichtig sein.
Aufrufe: 3034 | Kommentare: 6 | Bewertungen: 3 | Erstellt:05.04.2012
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KOMMENTARE
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06.04.2012 | 12:10 Uhr
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Zum Spiel: Ich rechne mit einem souveränen, langweiligen 2:0! Und ich will jetzt hier nichts Anderes hören!!!
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06.04.2012 | 12:05 Uhr
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Gnanag :
ich muss sagen, ich hab mehr Bammel vor Augsburg und Mainz als vor Dortmund und Real.Also Leute, bei aller Liebe, man kanns auch übertreiben
Ich für meinen Teil glaube nicht, dass Augsburg ein Stolperstein werden könnte, zu stark sind wir Zuhause, zu gut die Form zur Zeit. Wenn es ein Auswärtsspiel wäre, würde ich mir auch Sorgen machen, Zuhause kann ich mir etwas anderes als einen Sieg beim besten Willen nicht vorstellen.
PS: Analyse wie immer top, besonders interessant fand ich Augsburgs Variante mit der Doppelsechs, die jeweils offensiv und defensiv interpretiert wird. Werde ich auf jeden Fall darauf achten.
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06.04.2012 | 07:00 Uhr
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Wichtig wird sein den Sack früh zuzumachen, damit man dann in dern Energiersparmodus schalten kann...
DANKE ADRIANO! für immer wieder tolle Analysen!
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05.04.2012 | 16:32 Uhr
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Schnumbi :
ich hoffe sie gehen diese aufgabe höchst konzentriert an und sind nicht in gedanken beim nächsten gegner am mittwoch.
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05.04.2012 | 16:28 Uhr
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Voegi :
ich glaube ja, dass das spiel schwieriger wird als viele denken. jedenfalls, wenn uns kein frühes tor gelingt. sollten wir das schaffen, bin ich recht optimistisch. trotzdem sehe ich ausgburg derzeit nicht als echten underdog. die mannschaft hat sich wirklich entwickelt.wie man dieser feinen vorschau ja auch entnehmen kann.
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Feine Analyse btw.