Nach dem Arbeitssieg gegen Hannover steht am morgigen Mittwoch wieder Königsklasse auf dem Programm: Es geht nach Marseille. Am Samstag gilt es dann, sich wieder auf Bundesliga-Alltag zu konzentrieren, wenn es zum Club nach Nürnberg geht.

Für die Mannschaft von Dieter Hecking wird die Luft nach der unglücklichen Niederlage in Stuttgart im Abstiegskampf wieder dünner, an der Tabellenspitze gibt es dieses Mal die umgekehrte psychologische Situation, da Dortmund am Freitag Abend gegen den VfB Stuttgart vorlegen kann.

Nürnberg präsentierte sich zuletzt zuhause mit durchwachsenen Leistungen, auf das 1:0 gegen Gladbach folgte zwei Wochen später das 1:3 gegen Wolfsburg. Insgesamt fuhr der Club in den letzten 5 Heimspielen drei Siege (Gladbach, Köln, Hertha) und zwei Niederlagen (Dortmund, Wolfsburg) ein.

So lief das Hinspiel

Bereits nach zwei Minuten führte Bayern mit 1:0, es folgten das 2:0 und das 3:0 mit dem zweiten bzw. dritten Torschuss, kurzum: Das Spiel war relativ schnell entschieden.

Nürnberg agierte viel zu ängstlich und verpasste es deshalb, sein eigentlich starkes Pressing zu spielen:


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Badstuber hat viel Zeit mit dem Ball am Fuß, und kann zwischen einem kurzen Pass zu einem der drei völlig unmarkierten Mitspieler, oder dem langen Ball wählen. Er schlägt einen präzisen, öffnenden Pass auf den rechten Flügel, von wo aus Schweinsteiger (Kreis) Gomez im Strafraum zur Führung bedient.

Nicht nur verpassten die Nürnberger ein frühzeitiges Pressing, auch standen sie in der eigenen Hälfte zu weit von den Gegenspielern weg:


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Schweinsteiger im Zentrum hat einen großen Radius, in dem er ungestört agieren kann. Lahm wird, obwohl tief in der gegnerischen Hälfte, nicht attackiert und auch Ribery hat nur einen Gegenspieler. So kann Ribery angespielt werden und problemlos nach innen ziehen, von wo er zum 3:0 trifft.

Die Passivität der Nürnberger ermöglichte es auch, dass beide Innenverteidiger viele öffnende Pässe spielen konnten.


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Badstuber (Kreis) wird nicht angegriffen und kann so den startenden Kroos (Viereck) im Rücken der Abwehr bedienen, der völlig frei nur noch Gomez im Zentrum anspielen muss - 4:0.

Die Nürnberger Zurückhaltung wird auch bei den realtaktischen Formationen deutlich:


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Auch ein Blick auf die Statistik untermauert das noch. 27,9% Ballbesitz sind desolat (umgekehrt: 72,1% für Bayern der eindeutige Höchstwert der Saison), genau wie 6 Torschüsse und gerade mal 45,6% gewonnene Zweikämpfe. Hier besonders zu betonen: Fünf Bayernspieler hatten mindestens 10 Zweikämpfe gewonnen (Schweinsteiger, Rafinha, Ribery, Gomez und Tymoshchuk) - auf Nürnberger Seite schaffte das keiner.

Darüber hinaus brachten die Clubberer lediglich 139 Pässe zum Mitspieler, was eine Fehlpassquote von 26,1% bedeutet. Nur bei den Laufwerten (116,9 km gegen 108,7 km und 153 gegen 132 Sprints) hatte Nürnberg die Nase vorne.

Analyse

Das Hinspiel ist lange her, und der Club spielt in der Rückrunde wesentlich stabiler, auch wenn er es häufig verpasst, sich selbst zu belohnen. Hecking wechselt dabei von einem kompakteren 4-1-4-1 und einem aggressiveren 4-2-3-1, wie zuletzt in Stuttgart:



Beide Außenverteidiger sind hierbei Schlüsselspieler. Sie agieren hoch und hatten in Stuttgart die meisten Ballkontakte auf Nürnberger Seite (Feulner 73, Pinola 57). 11 Flanken, 6 von links und 5 von rechts, waren das Resultat, und sorgten gerade in der Anfangsphase für beste Tormöglichkeiten.

Auf der linken Offensivseite haben die Nürnberger derzeit Verletzungsprobleme: Der hier zuletzt überzeugende Esswein fehlt mit einem Innenbandanriss bis Ende April 2012, und auch Alternative Christian Eigler wird nach einer Leisten-OP bis Mitte April nicht zur Verfügung stehen.

Gegen Bayern könnte Hecking daher wieder Hlousek auf links aufbieten, und im Zentrum dürfte dann Pekhart für Esswein beginnen. Alternative stünde noch Mike Frantz als Linksaußen bereit.

Das hohe Pressing, das die Nürnberger spielen können, bekam auch Dortmund vor einigen Wochen zu spüren:


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Nürnberg stand so hoch wie nur wenige Mannschaften gegen den Meister und hatte so einige Torchancen, gleichzeitig wurden gegnerische Chancen auf ein Minimum reduziert - kein Zufall, dass beide Seiten auf 12 Torschüsse kamen, eine Kategorie, in der Dortmund seinen Gegnern sonst meist klar überlegen ist.

Auch der Einsatz der Nürnberger gegen Dortmund ist beeindruckend und sollte als Warnung dienen, auf was Bayern sich einstellen muss: 123,9 Kilometer absolvierte das Team von Hecking, Dortmund "nur" 118,7. Auch in den Sprints hatte der Club mit 198 gegen 175 die Nase vorne.

Mit den hoch stehenden Außenverteidigern macht Nürnberg das Spiel breit und setzt gleichzeitig auf schnelle, riskante Gegenstöße, was auch die schlechten Passwerte erklärt: Im Schnitt bringt Nürnberg pro Spiel nur 229,8 Pässe zum Mitspieler, bei einer Fehlpassquote von 25,9%.

Mit den beiden Außenstürmern und den hoch stehenden Außenverteidigern ist Nürnberg aber gerade über die Außen immer gefährlich und zieht das Spiel so in die Breite, auch gegen Gladbach zu sehen:


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Hecking bot ein 4-1-4-1 auf, mit Simons als Staubsauger zwischen den Viererketten. Dabei überließen sie Gladbach den Ball (nur 36,5% Ballbesitz), aber ließen kaum Chancen zu: 15:8 Torschüsse standen am Ende zu Buche, weil Nürnberg, wie auch gegen Dortmund, mit intensiver Laufarbeit permanent verschob (124,7 km vs. 115,6 km; 228 vs. 172 Sprints).

Ähnlich verhält es sich, wenn Nürnberg mit einer Führung in die Pause geht. Gegen Leverkusen (2:0), Hertha (1:0) und Lautern (1:0) führte man nach 45 Minuten, und kam in keinem der drei Spiele über 44% Ballbesitz oder über 190 Pässe zum Mitspieler (in Leverkusen nur 103!), war läuferisch aber immer klar überlegen (in allen drei Spielen mindestens 5 Kilometer mehr absolviert als der Gegner).

Fazit

Nürnberg wird, gerade nach dem Spiel in Marseille, ein extrem unangenehmer Gegner. Der Club trat zuletzt, auch gegen die Topteams, extrem aggressiv auf und hätte auch gegen Dortmund durchaus zählbares mitnehmen können.

Hier könnte folgerichtig ein Comeback von Schweinsteiger von essentieller Bedeutung sein, sollte es in Marseille nicht passieren, um das Spiel im Zentrum zu ordnen und die Flügel zu entlasten.