Die Länderspielpause ist vorbei, und nach dem Champions-League-Hangover-Spiel in Hoffenheim vor 2 Wochen kommt jetzt der Aufsteiger aus der Hauptstadt nach München.

Besondere Brisanz erhält das Duell natürlich durch die zahlreichen Ex-Münchner, die mittlerweile für die Hertha spielen: Thomas Kraft, Andreas Ottl, Christian Lell und natürlich Trainer Markus Babbel. Die Berliner belegen bislang einen respektablen zehnten Rang und haben bereits einen Coup zu verzeichnen: Der hochverdiente 2:1-Erfolg in Dortmund.

Taktisches System

Die Hertha spielt ein konsequentes 4-2-3-1, wobei Niemeyer und Ottl die Doppelsechs bilden und das Zentrum, besonders gegen spielerisch überlegene Gegner, konsequent halten. Die ganze Mannschaft steht insgesamt tief.

Adrian Ramos, die einzige Spitze, sowie Raffael, die zentrale Figur in der Hertha-Offensive, haben beim Auswärtsspiel in Dortmund, das exemplarisch für die Hertha-Taktik gegen spielerisch überlegene Mannschaften auswärts dienen dürfte, sich hauptsächlich um den Mittelkreis aufgehalten - der Rest der Mannschaft sogar in der eigenen Hälfte.


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Essentiell ist dabei das Spiel gegen den Ball in der Zentrale, wo der Ball erobert werden soll, bevor das eigene Tor in Gefahr gerät. So hatten Ottl (11,71 Kilometer), Niemeyer (11,47) und Raffael (11,39) deutlich die besten Laufleistungen auf Seiten der Herthaner in Dortmund. Essentiell dabei ist, wie konsequent Ottl und Niemeyer sich im Zentrum aufhalten.


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Gleiches war auch gegen Köln zuletzt festzustellen. Niemeyer, Ottl und Raffael waren alle über 11,6 Kilometern. Dazu waren Ottl (47) und Raffael (40) die beiden Herthaner mit den meisten Pässen - und von allen Berlinern, die 90 Minuten auf dem Platz standen, diejenigen mit den wenigsten Fehlpässen.

Außerdem hatten beide nach Lasogga die meisten Torschüsse. Ottl und Raffael sind Verstand und Seele des Spiels der Berliner und für Babbel unverzichtbare Stützen.

Datenanalyse

Die statistischen Daten der Hertha sprechen keineswegs die Sprache eines Aufsteigers. Nach 8 Spielen hat die Mannschaft im Schnitt 48,83% Ballbesitz, und das trotz Partien in Dortmund, Bremen und Hannover, wobei man nur in Bremen, und da mit zwei Mann in Unterzahl, verlor. Auch die durchschnittliche Passquote von 82,5%, durchschnittlich 302,375 angekommene Pässe und 12,75 Torschüsse pro Spiel sind keine Werte eines Aufsteigers.

Insgesamt liefern die beiden vergangenen Spiele in Bremen (1:2) und in Dortmund (2:1) aufschlussreiche Zahlen, wie die Hertha auch in München agieren dürfte. In beiden Spielen überließ Babbels Team dem Gegner den Ball (39,5% Ballbesitz in Bremen, 40,4% in Dortmund) und in beiden hatte man nicht mal halb so viele Torschüsse wie der Gegner (9 vs. 25 in Bremen, 12 vs. 27 in Dortmund).

Besonders interessant wird es, wenn man sich die Art der Torschüsse anschaut: 6 von 9 in Bremen und sogar 11 von 12 in Dortmund feuerten die Berliner innerhalb des Strafraums ab - eine deutlich bessere Quote als beide Gegner.

Auch ansonsten spielen die Berliner sehr effektiv. Die Laufleistung ist in der Regel etwas geringer als beim Gegner (112,9 km vs. 113,14 km im Schnitt), aber über 50% der Zweikämpfe werden fast immer gewonnen (Ausnahme: Nürnberg am ersten Spieltag sowie in Bremen).

Player to Watch

Raffael:
In den ersten acht Bundesliga-Partien verbuchte der Brasilianer bereits fünf Scorerpunkte (drei Tore, zwei Assists) und kristallisierte sich deutlich als Dreh- und Angelpunkt der Berliner Offensive heraus. Raffael ist zuletzt immer in der Berliner Top-5 was Laufdistanz und Pässe angeht und hat sich darüber hinaus von Spiel zu Spiel gesteigert.

Andreas Ottl:
Keine Minute hat der Ex-Münchner in der laufenden Bundesligasaison verpasst und ist die erhoffte Stütze für das Berliner Defensivspiel. Ottl ist das defensive Gegenstück zu Raffael, dabei extrem fair (erst eine Gelbe Karte), wies dabei aber zuletzt gegen Köln überragende Werte auf: 90% gewonnene Zweikämpfe und 94% angekommene Pässe.

Fazit

Man sollte die Lehren aus dem ersten Heimspiel gegen Gladbach mit in das Spiel gegen die Hertha nehmen. Sicherlich, seitdem ist viel passiert - aber die grandiose Effizienz im Verhältnis Torschüsse zu Tore ist bei der Hertha genauso bemerkenswert wie ihre insgesamt stabile Defensive: 9 Gegentore sind der Topwert in der zweiten Tabellenhälfte.

Wichtig wird dabei die Arbeit für das Defensive Mittelfeld: Schweinsteiger und Gustavo, der vermutlich spielen wird, müssen einerseits Raffaels Kreise permanent stören, andererseits gemeinsam mit Kroos Druck aufs Hertha-Zentrum um Niemeyer und Ottl ausüben.

In Bremen und in Dortmund stand Babbels Team sehr tief und überließ dem Gegner den Ball, erspielte sich aber selbst gute Torchancen und traf in beiden Partien - alle drei Tore in diesen Spielen fielen aus kürzester Distanz im Strafraum, wo Berlin oft zum Abschluss kommt, weil Angriffe ausgespielt und nicht überhastet per Distanzschuss abgeschlossen werden, man darf sich also defensiv keine Fehler leisten und den Berlinern keine Torchance gewähren.

Es wird interessant sein zu sehen, wie die Defensive mit dem wendigen und spielstarken Duo Raffael/Ramos zurecht kommt, und ob Raffael die Lust am Spiel genommen werden kann. Ein eigenes probates Mittel zum Torerfolg könnten dabei auch hohe Flanken werden: In Dortmund (7) und auch in Bremen (5) ließen die Berliner einige Kopfbälle aufs eigene Tor zu und kassierte auch alle drei Tore in diesen beiden Spielen per Kopf.