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15.03.2013 um 16:47 Uhr
Weder Hand noch Fuß - Teil 4
Fortsetzung von Weder Hand noch Fuß - Teil 3:

Ich habe mir in den letzten Tagen oft die Frage gestellt, ob man diese Regelung denn nicht auch auf den Fußballsport übertragen könnte. Nur noch offensichtlich absichtliche Handspiele oder eine Torchancenvereitelung (à la Luis Suarez bei der letzten WM) wären dann eines Handelfmeters würdig. Alle anderen Handspiele, auch die unabsichtlichen, führen „nur" zu einer Strafecke.

Wie könnte die Ausführung einer Strafecke beim Fußball aussehen? Zur Verdeutlichung habe ich hier ein Schaubild beigefügt:
Schaubild: Strafecke im Fußball

Zu sehen ist hier die Spielhälfte der verteidigenden roten Mannschaft. Spieler 1 der angreifenden blauen Mannschaft ist der Hereingeber der Strafecke. Die Strafecke wird nicht von der normalen Eckballposition ausgeführt, sondern an der Ecke Torauslinie/16m -Raum. Man müsste also keine zusätzlichen Spiellinien ziehen, sondern käme problemlos mit den vorhandenen Gegebenheiten zurecht. Auf Höhe der Torauslinie dürfen sich neben oder im Tor beispielsweise bis zu 5 Spieler der abwehrenden Mannschaft (rot) sowie der Torhüter (dunkelrot) positionieren. Alle anderen Spieler der abwehrenden Mannschaft dürfen sich nur in der gegnerischen Spielhälfte hinter der Mittellinie aufhalten, was zum Beispiel auch zu gefährlichen Kontersituationen führen kann. Eine beliebige Anzahl an Angreifern positioniert sich am 16m -Raum. Allerdings muss auch hier die angreifende Mannschaft darauf achten, dass noch genügend Spieler zwecks Absicherung von Kontern hinten bleiben. Spieler 1 hat nun die Aufgabe, von seiner Position heraus den Ball aus dem Strafraum an den am Strafraum befindlichen Strafraum-Halbkreis (grün gefärbt) zurück zu spielen. Der Ball muss von einem der Angreifer mindestens einmal innerhalb dieses Kreises berührt werden, damit die Strafecke ordnungsgemäß ausgeführt worden ist. Sei es indem direkt geschossen, gestoppt, für einen anderen aufgelegt oder in den Strafraum gepasst wird. Sobald Spieler 1 die Strafecke ausgeführt hat, dürfen die verteidigenden Spieler sich von ihrer Position bewegen und versuchen, den Ball abzuwehren. Sollte die Ecke falsch ausgeführt werden, gibt es Torabstoß.

Ein Vorteil der Strafecke als neue Standardsituation liegt darin, dass den Angreifern bei der Ausführung viele Variationsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, was dem Spiel neue Facetten bringen könnte. Dies würde wohl auch zur Erhöhung der Attraktivität führen und insbesondere neue, spannende Strafraumsituationen heraufbeschwören.

Eine Schwäche der Hockey-Regelung liegt jedoch zugegebenermaßen darin, dass seit Einführung dieser Regel im Hockey angreifende Spieler vermehrt versuchen, den Fuß eines Gegenspielers im Kreis anzuspielen, um eine Strafecke zu erzwingen. Nach meiner Einschätzung hätte man dieses Problem in dieser Form beim Fußball wohl weit weniger. Die Hand kann durch den Verteidiger viel besser versteckt werden. Außerdem ist es auch weit schwieriger, einem Gegenspieler bewusst an die Hand zu schießen. Letztlich müsste im Regelwerk aufgenommen werden, dass der Schiedsrichter auch auf Weiterspielen entscheiden kann, soweit für ihn erkennbar ist, dass der Regelverstoß des Verteidigers durch den Stürmer absichtlich herbeigeführt wurde.

Sicherlich hakt dieser Vorschlag noch an einigen Stellen und bedarf stetiger Verbesserung. Mir geht es hier zunächst nur grundsätzlich darum, einen neuen Beitrag bei der Diskussion um eine mögliche Änderung bestehender Regelungen zum absichtlichen Handspiel zu liefern.

5. Fazit

Ob der von mir unter Punkt 4. dargelegte Vorschlag tatsächlich brauchbar ist, müsste letztlich anhand von Testspielen probeweise auf seine Praxistauglichkeit getestet werden. Auch wäre es interessant zu sehen, wie diese Variante bei Spielern und Verantwortlichen generell ankommt. Ich hätte große Lust zu sehen, welche neuen Spielsituationen durch die Einführung der Strafecke beim Fußball entstehen würden.

Realistisch betrachtet ist mein Vorschlag jedoch viel zu revolutionär, als dass wir ihn bald beim Fußball wiedersehen würden. Meistens werden solche umgreifenden Vorschläge schon von Anfang an totgeredet und ihnen wird keine echte Chance eingeräumt. Eines sollten wir uns jedoch klar sein: Unser geliebter Fußball ist regeltechnisch nie statisch geblieben. Die Evolution des Fußballspiels ist auch auf einige grundlegende Regeländerungen zurückzuführen, die unseren geliebten Sport attraktiver und spannender gemacht hat. Wer hätte beispielsweise bei Einführung der Abseitsfalle gedacht, dass sich das Spiel so schnell verändern würde. Das sogar Spielsysteme daran ausgerichtet werden. Natürlich sollten Regeländerungen nur vorsichtig eingeführt werden. Auch ich bin grundsätzlicher ein sehr konservativer Fußballanhänger, der zu viel Veränderung nicht mag. Revolutionären Änderungen wie Golden Goal, Silver Goal etc. stand ich damals bei deren Einführung eher skeptisch gegenüber. Doch manchmal bedarf es auch etwas Mut bei der Änderung bestehender Regelungen. Egal wie sich die Funktionäre letztendlich entscheiden, eines ist sicher: Der bestehende Rechtsrahmen bedarf einer grundsätzlichen Überarbeitung. Jede Klarstellung bzw. Veränderung der bestehenden Regelungen, welche die Handhabung der Handspiel-Problematik für den Schiedsrichter vereinfachen würde, wäre ein Mehrwert im Vergleich zur aktuellen Lage. Und wenn nicht, das Golden Goal haben wir ja schließlich auch wieder abgeschafft.


Mit sportlichem Gruß
Euer turbotobi2000
Aufrufe: 8009 | Kommentare: 23 | Bewertungen: 28 | Erstellt:15.03.2013
ø 9.1
KOMMENTARE
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Nivox
19.03.2013 | 13:38 Uhr
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Nivox : Interessante Idee
19.03.2013 | 13:38 Uhr
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Nivox : Interessante Idee
Erstmal zum Blog:
Sehr umfangreich und gut geschrieben ohne dabei den Faden zu verlieren. Auch sprachlich sehr gelungen und flüssig zu lesen. Weiterhin sieht man dass du dir nicht nur über das Thema gedanken gemacht hast sondern auch richtig recherchiert hast!

Zur Idee:
Die ewige Diskussion absichtlich oder nicht ist sehr müßig und wohl nie wirklich zu beantworten und dann ist trotz der Regelung immer der Schiedsrichter der große "Trottel". Deswegen sollte man entweder die Bestrafung ändern oder die Regeln deutlicher machen. Finde da die Idee mit der Strafecke nicht so schlecht, aber man könnte vllt auf die Spielerzahlbeschränkung verzichten, da man auch ein wesentlich größeres Tor hat wie im Hockey. Ich hab mich dann natürlich bevor ich die letzte Seite gelesen habe dann auch gefragt wie du dann mit Fällen wie Suarez umgehen möchtest, weil das im vorhinein nicht klar wurde, aber es ist im Prinzip dann die alte Bestrafung was auch richtig ist.

Du hast auch von dir aus gesagt, dass diese Regeländerung aber wohl zu umfangreich wäre und das sehe ich auch so. Wobei man ja auch nie technische Hilfsmittel einführen wollte und man jetzt doch am testen und ausprobieren ist.
Wir werden sehen was die Zeit bringt :D! Und nochmals guter Blog ;)
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turbotobi2000
19.03.2013 | 14:08 Uhr
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19.03.2013 | 14:08 Uhr
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@ Fekko: Vielen Dank für deine Hinweise. Obwohl man den Text einige Mal Korrektur liest, schleichen sich immer mal wieder sprachliche Stolperer ein.

Mit dem "skeptisch entgegen stehen" hast du recht. Da ist sprachlich verquer und das habe ich jetzt auch im Text geändert.

Ich kann dir allerdings nicht folgen, dass der Begriff "wiedersehen" hier nicht passen soll. Denn "wiedersehen" bezieht sich hier ja nicht auf die Regel, die ich vorschlage, sondern meinen Vorschlag selbst. Und mein Vorschlag ist ja hiermit in der Welt, daher wird er vielleicht irgendwann mal aufgegriffen, so dass wir ihn irgendwann mal "wiedersehen" könnten.
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Logan2010
19.03.2013 | 14:48 Uhr
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Logan2010 : 
19.03.2013 | 14:48 Uhr
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Logan2010 : 
Extrem stark geschrieben, gut recherchiert. In diesem Artikel steckt eine Menge Arbeit.

Alles in allem dennoch sehr trockene Regelkunde. Und ob die Vorschläge wirklich passend wären wage ich zu bezweifeln.
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turbotobi2000
19.03.2013 | 15:10 Uhr
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19.03.2013 | 15:10 Uhr
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@SouthAfrica10: Natürlich hätte es auch nach meinem Vorschlag Elfmeter für Ghana gegeben. Absichtliche Tor(chancen)vereitelungen würden nach meinem Vorschlag immer zum Handelfmeter führen.
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KoBr24
19.03.2013 | 15:42 Uhr
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KoBr24 : 
19.03.2013 | 15:42 Uhr
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KoBr24 : 
Für die umfangreiche Arbeit gibt es 10 Punkte.

Für den Inhalt aber nicht. Zum einen frage ich mich nach dem Lesen der vier Seiten immer noch, wie man zwischen absichtlichem und unabsichtlichem Handspiel entscheiden will. Das beantwortest du trotz deines langen Textes nicht. Zum anderen sehe ich in der Strafecke (bei der sich die verteidigenden Spieler auf der Torauslinie positionieren) kein großen Unterschied zum indirekten Freistoß. Es bleibt genauso aufwendig, unübersichtlich und stört ebenso den Spielfluss.
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BognerBow
19.03.2013 | 16:42 Uhr
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BognerBow : 
19.03.2013 | 16:42 Uhr
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BognerBow : 
Richtig geiler, gut geschriebener Blog!
Mit einer sehr interessanten und hochbrisanten Thematik. An deinen Vorschlag hab ich so noch nicht gedacht, generell hört sich das aber sehr spannend und innovativ an.
Wirklich Klasse, sodass es mir volle 10P wert war
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iloveRobben
19.03.2013 | 17:11 Uhr
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19.03.2013 | 17:11 Uhr
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Ich hab in der Jugend mal 3 Jahre Hockey gespielt und find daher manche Vorschläge der anderen User nicht gerade prickelnd:

Ingesamt ist deine Arbeit und die Idee super und mit Sicherheit ne Überlegung wert (danke, hat auch Spaß gemacht zu lesen) -

aber man diskutiert immer, dass man andere Sachen aus anderen Sportarten übernehmen soll.. Die Strafecke vom Hockey, die Zeitnahme aus dem Basketball und den Videobeweis vom Icehockey kombiniert mit dem Fußball = Icefuckeyball.

Fußball = Fußball - und dabei bitte belassen.
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TheHeat
19.03.2013 | 17:19 Uhr
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TheHeat : Regelwerk ist gut so
19.03.2013 | 17:19 Uhr
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TheHeat : Regelwerk ist gut so
Ich halte das Regelwerk - so wie es ist - für gut.
Das Problem ist vielmehr wie die drei Zusatzregeln interpretiert werden.

• Die Bewegung der Hand zum Ball (nicht des Balls zur Hand),
• Die Entfernung zwischen Gegner und Ball (unerwartetes Zuspiel),
• Die Position der Hand (Das Berühren des Balls an sich ist noch kein Vergehen.)

Es steht im Regelwerk nämlich NICHT, dass diese Kriterien hinreichende Bedingungen für ein Handspiel sind, d.h. ist eines dieser Kriterien erfolgt bedeutet dies absichtliches Handspiel. Dies ist NICHT der Fall.

Die Formulierung lautet "der Schiedsrichter achtet bei der Beurteilung auf...". Das heißt die 3 Kriterien stellen lediglich INDIZIEN dar, die auf ein absichtliches Handspiel hindeutet können aber nicht müssen.

Insbesondere Kriterium 3 (Position der Hand) ist es, welches in der jüngeren Vergangenheit immer wieder zu falschen Pfiffen geführt hat.
Es ist in einem dynamischen Bewegungssport wie dem Fußball nunmal so, dass sich die Arme bei Bewegungen in verschiedensten Position befinden können (Gleichgewicht halten, Schwung mitnehmen etc.). Aufgrund dessen ist es keinesfalls "unnatürlich" den Arm bzw. die Hand auf Kopfhöhe zu haben in einer bestimmten Situation.

Beispiele:
http://www.ruhrnachrichten.de/storage/pic/mdhl/artikelbilder/lokales/rn/bolo/bosp/3572951_1_xio-fcmsimage-20121216195104-006002-50ce1818c148f.4717624.jpg
http://www.hna.de/bilder/2011/08/05/1350906/456238417-fussball-g77boatEU34.jpg

Wenn Kriterium 1 und 2 deutlich gegen Absicht sprechen, z.B. weil ein Spieler aus kürzester Distanz angeschossen wird, dann darf Kriterium 3 keine Rolle spielen. Und woher sollte der Leverkusener Friedrich denn eigentlich wissen, dass der Ball von seinen Füßen ausgerechnet dorthin abprallt?

Also liebe Fans, Schiedsrichter und Medien. Begreift endlich, dass die 3 Kriterien lediglich INDIZIEN sind und keine hinreichenden Bedingungen für ein absichtliches Handspiel.

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ikaros
19.03.2013 | 17:37 Uhr
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ikaros : 
19.03.2013 | 17:37 Uhr
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ikaros : 
Das größte Problem sind nicht die drei Zusatzregeln, sondern ein internes "Positionspapier" vom Sommer 2012, das der DFB an alle Schiedsrichter weitergeleitet hat und auch zum Inhalt seiner Ausbildung macht. Darin heißt es beispielhaft, der Spieler habe das Handspiel daher "fahrlässig in Kauf genommen".

Eine solche Aussage läuft jedoch dem Sinn und Zweck der Regelung entgegen, die ausdrücklich nur von absichtlichem Handspiel ausgeht. Selbst die hier erwähnten Zusatzregeln der FIFA setzen Absicht voraus, sollen demnach Beispiele aufzeigen, in denen der Spieler ein Handspiel billigend in Kauf nimmt.

Warum der DFB aus "fahrlässig" "billigend" macht und den Wortlaut der Regel eindeutig überschreitet ist die große Frage, auf deren Antwort ich bis heute gespannt bin. Er entfernt sich aber ohne Grund auf einem eigenen Irrweg von den internationalen Zusatzregeln.

@TheHeat: Ich gebe dir völlig recht, habe lange gebraucht bis ich verstanden habe, warum hier völlig falsch ausgelegt wird. Bis ich auf dieses "Papier" aufmerksam geworden bin, das unter anderem auch für journalistsiche Schulungen gebraucht wird.
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Libero_
19.03.2013 | 19:35 Uhr
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Libero_ : 
19.03.2013 | 19:35 Uhr
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Libero_ : 
Wollte jetzt wirklich nicht vier Seiten lesen, aber trotzdem was zum Thema beitragen.
Wie soll denn ein Handspiel a la Suarez bestraft werden? Eine im Vergleich zum Elfmeter mildere Strafecke, würde wohl dazu führen, dass sämtliche Feldspieler Torwart spielen und rot + Strafecke in Kauf nehmen.
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