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21.02.2010 um 19:57 Uhr
Liga-Lehren XXIII
Telemark in Hoffenheim

Während in Vancouver die Winter-Olympioniken um Medaillen und Werbeverträge kämpfen, liefert unsere geliebte Bundesliga das übliche Potpourri aus bezaubernden Eigentoren und ernüchternden Verbalinjurien. Doch auch die deutsche Eliteliga zeigt sich beeindruckt vom olympischen Geschehen, wie die Liga-Lehren Teil 23 beweisen:

Appetizer I
Ein kleiner Kalauer zum Warmwerden: Warum wäre Mario Gomez ein ziemlich lausiger Slalomläufer? Weil er immer wieder mal ein Tor auslässt! Muss man nicht lustig finden. Kann man aber.

Appetizer II
Und noch einer: Was hat Philipp Lahms Kopfballspiel mit Langlaufskiern gemeinsam? Beide kann man nur auf einem Wege nachhaltig verbessern: Durch Wachsen! Und ja, der war auch irgendwie – durchwachsen.

Rätsel
Genug der Wortspiele, weiter mit einem Rätsel: Man schiebt ihn nach vorne und lässt ihn gleiten, man stöhnt und kreischt und schrubbt hektisch dran rum und hofft am Ende doch nur, ihn irgendwie hineinzubringen. Wer jetzt frivole Gedanken hegt, ist ein Ferkel. Denn natürlich geht's hier um die Kultsportart dieser Olympischen Winterspiele: Curling, diese eisig-kontemplative Mischung aus Bügeln und Darts, steht kurz davor, Fußball als des Deutschen Lieblingssport abzulösen. Und wer sich am Samstag das Gewürge in Hamburg und Mainz angeschaut hat, weiß auch warum.

Unglaublich
Und nun eine Überleitung, die Gerry Delling, unumstrittener Meister des verbalen Brückenschlags, die Freudentränen in die olympischen Augen treiben dürfte: Curling ist in aller Regel ja eine ziemlich eisige Angelegenheit. Richtig eisig war aber auch die Darbietung der Bayern in Nürnberg. Nun ja, sagen wir unterkühlt. So sah das zumindest Dieter Nickles, das zottelige SKY-Maskottchen, das sich nicht scheute, den frostigen Befund umgehend dem Bayern-Coach mitzuteilen, für den Widerspruch gegenüber der Journaille ja so etwas wie ein persönliches Mantra ist. Und so ätzte dieser dann auch in gewohntem van Gaal-Antizyklus zurück: Das sei ja absolut unglaublich. Von wegen unterkühlt. Tausend mal besser als gegen Florenz sei das gewesen. Aber Journalisten seien ja zum dumm, um sowas zu erkennen. Und zu blind. Und das SKY-Maskottchen habe ja mal gar keine Ahnung. Und überhaupt alles absolut unglaublich. Unglaublich. Und ja, falls er es noch nicht gesagt habe: Unglaublich sei das. Und dazu können die Liga-Lehren, für die Zustimmung zum Bayern-Trainer inzwischen gleichfalls mantraähnliche Bedeutung hat, nur eines sagen: Wer bei einem derart heißblütigen Offensivfestival wie in der 1. Halbzeit von Unterkühlung spricht, ist wohl als Kind zu heiß gebadet worden. Unglaublich ist sowas. Einfach unglaublich.

Biathlon
Ach Hanni 96, ehrlich, uns fehlen die Worte. Bei dem, was du dir derzeit so zusammenstümperst, weiß man wirklich nicht mehr, was man sagen soll. Und wie man es beschreiben kann. Man könnte es ja mit Biathlon-Methaporik versuchen. Und dann so blumig davon reden, dass du versucht hast, die Verfolgung aufzunehmen. Dass du dir in der Winterpause ein paar Nachlader besorgt hast. Dass euer ratloser Mirko eure Spieler jeden Sonntag Strafrunden laufen lässt. Dass das in Dortmund ja mal wieder ein übles Scheibenschießen war. Und dass euer Schweizer ja auch gerne mal auf die eigenen Scheiben ballert. Ja, das könnte man machen. Aber solch hanebüchene Wortspiele werden euch einfach nicht gerecht. Lassen wir also weg und stellen nüchtern fest: Mit einem Witz im Tor, einer Abwehr im Rausch (oder umgekehrt) und sogar einem Kind als Präsidenten kann man eben nicht in die (Erfolgs-)Spur zurückfinden.

Mitleid
Wo wir schon mal beim Stichwort "Mitleid" sind, ist der Weg zum FC traditionell nicht weit. Weniger weil die derbe 1:5-Klatsche gegen den VfB jedem halbwegs empathisch veranlagten Fußballfan die Tränen in die Augen schießen lässt. Sondern wegen der 4 (in Worten: vier) Treffer von Geromimo Cacau, der sonst nicht einmal gegen irgendeinen No-Name-Club, sagen wir Hannover 96, trifft. Denn diese 4 Dinger lassen sich nur durch eines erklären: Mitleid. Oder wie man in Köln sagt: Rheinisches Anstandsgefühl . In dem Sinne: FC, du hast ein großes Herz. Und genau deshalb lieben wir dich so.

Perouette
Für all diejenigen, die sich – wie der Autor – die Frage stellen, weshalb diese Reihe unter dem Titel Liga-LEHREN läuft (zumeist ist sie ja so lehrreich wie ein Grammatik-Seminar mit Stefan Effenberg), hier endlich mal eine aufschlussreiche Erkenntnis: Wenn man von der elterlichen Natur mit einem derart winterolympionesken Namen wie Per Nilsson gesegnet ist, sollte man besser davon absehen, den Beruf des Fußballprofis zu ergreifen. Wie an diesem Freitag eindrucksvoll bewiesen wurde. Denn die eingesprungene "Perouette" mit manuellem Telemark (Haltungsnote 20.0) hätte in Vancouver für mindestens zwei Goldmedaillen gereicht, war fußballtechnisch aber doch eher kontraproduktiv. Und bildete den ulkigen Ausgangspunkt für die Handballfestspiele von Hoffenheim. Mit Fußball hatte das Ganze jedenfalls wenig zu tun. Deshalb gibt es auch noch eine, diesmal gänzlich fußballfreie Lehre aus dem Erfahrungsschatz einer anarchischen Schweden-Göre: Herr Nilsson macht sich gern zum Affen.

Nomen est omen
Die besten Haltungsnoten verdiente sich an diesem Wochenende aber zweifellos Bayers Adler. Mit dem Namen muss man einfach segeln, und manchmal eben auch am Ball vorbei. Solche nomen-est-omen-Torwart-Spielchen sind jedoch genau so abgedroschen wie abwegig. Oder sah Manuel Neuer beim Ausgleichtreffer nicht ziemlich alt aus? Eben!

Und was gab's noch?
Hertha plant wieder für die Euro League. Der HSV verflucht die Euro League. Und Udo Lattek, das feuerrote Schluckmobil vom DSF, hat seinen blauen Pullover aus dem heimischen Weinkeller geholt. Um der Fußballnation eine alt bekannte Botschaft zu vermitteln: "Ich bin wieder blau!" Ist natürlich Quatsch. Uns Ouzo wollte nämlich nur als Glücksbringer für den FC fungieren. Hat allerdings mehr so suboptimal geklappt. Suboptimal war übrigens auch die Leistung des FCB im CL-Achtelfinalhinspiel. Aber da sieht man eben mal wieder, was passiert, wenn man die Bayern zeitgleich zum olympischen Abfahrtslauf spielen lässt: Weit weg von der Ideallinie, mit vielen steilen Pässen, und die Zuschauer blieben mal wieder auf der Strecke. Am Ende wäre man gar beinahe eingefädelt. Doch zum Glück kam der Schiedsrichter aus Norwegen, wo man bekanntlich eine gewisse Vorliebe für den Alpinen Sport besitzt. Und deshalb nahm dieser auch keinen Anstoß daran, dass Miro Klose bei seinem Siegtreffer gefühlte zehn Skilängen im Abseits stand, obwohl dies genau genommen ja ein Torfehler war. Doch wer der Ziellinie am nächsten ist, hat den Sieg ja auch irgendwie verdient. Ob der reicht, wird man sehen. Denn Champions League ist ja ein bisschen wie Slalom: Man muss sich zweimal durchwurschteln. In dem Sinne: Schaun mer mal…
Aufrufe: 11065 | Kommentare: 39 | Bewertungen: 66 | Erstellt:21.02.2010
ø 9.2
KOMMENTARE
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gartenzwerg
21.02.2010 | 22:51 Uhr
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21.02.2010 | 22:51 Uhr
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Schön Voegi, wenigstens einer, der konstante Leistungen bringt.
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Büchsenmacher
22.02.2010 | 09:26 Uhr
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Büchsenmacher : 10 Points in A und B note
22.02.2010 | 09:26 Uhr
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Büchsenmacher : 10 Points in A und B note
jedes weitere Wort wäre zuviel !!
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Dr_D
22.02.2010 | 09:27 Uhr
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Dr_D : 
22.02.2010 | 09:27 Uhr
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Dr_D : 
Sau Stark. In Zukunft spar ich mir die Fußballscheurei, so wie diese Woche und les deine Lehren, dann hab ich alles was ich an Infos brauche. Alles andere ist höchstens "Dabei", du bist "Mittendrin".

Absolutes Hihlight ist für mich "Nomen est Omen".

Mit einem von denen beiden im Tor und Cacau im Sturm, wer will uns denn bitte schlagen in Afrika?
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donluka
22.02.2010 | 09:49 Uhr
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donluka : 
22.02.2010 | 09:49 Uhr
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donluka : 
Wie immer sehr groß, lieber Voegi!

Auch wenn Udo den Pulli nicht aus dem Keller geholt hat, denn seinen Original-Pulli hat er verloren... vielmehr handelte es sich um ein Geschenk von Herrn Meier. Aber seis drum.

Klare 10P!
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Rheodred
22.02.2010 | 09:57 Uhr
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Rheodred : 
22.02.2010 | 09:57 Uhr
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Rheodred : 
Ausnahmsweise mal "nur" 9 Punkte, da Fromlowitz der mit Abstand beste Hannoveraner in Dortmund und somit alles andere, als ein Witz war.

Ansonsten Klasse.
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trück
22.02.2010 | 12:27 Uhr
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trück : @Rheodred
22.02.2010 | 12:27 Uhr
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trück : @Rheodred
da gehts ja auch nur um den namen
also von mir klare 10 pkte
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Rheodred
22.02.2010 | 13:48 Uhr
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Rheodred : 
22.02.2010 | 13:48 Uhr
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Rheodred : 
@ Trück: Gut, das man mich jetzt nicht sehen kann, ich werde gerade rot vor Scham.
An den Namen dachte ich überhaupt nicht... *autsch*
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Voegi
MODERATOR
22.02.2010 | 14:13 Uhr
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Voegi : 
22.02.2010 | 14:13 Uhr
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Voegi : 
sollte in der tat ein fromlo-witz sein...
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Rheodred
22.02.2010 | 14:18 Uhr
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Rheodred : 
22.02.2010 | 14:18 Uhr
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Rheodred : 
Jaaahhh...Asche auf meine Tomaten.
Lag wohl daran, dass ich mich schon letzte Woche geärgert hatte, dass die kompletten Medien den Jungen wegen ein-zwei schlechter Spiele zum Voll-Horst abstempeln.
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debarney
22.02.2010 | 14:21 Uhr
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debarney : 
22.02.2010 | 14:21 Uhr
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debarney : 
Die beste für 2010 ! Weiter so !
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