23.08.2011 um 21:10 Uhr
Ideale in Rot-Weiß
Das Rückrunden-Finale der vergangen Saison und die hinter uns liegende Sommerpause wurde von einem Thema mitgeprägt: Die Fans des FC Bayern stellten sich gegen eine Verpflichtung von Manuel Neuer und brachten ihre Aversion gegenüber dem Lokalrivalen 1860 zum Ausdruck. Angewidert und verständnislos wurde das Thema dargestellt. Mit etwas Distanz ist an der Geschichte aber durchaus Gefallen zu finden.
Der FC Hollywood in den Gazetten, das weiße Ballett auf dem Rasen, das Opern-Publikum auf den Rängen: Dass der FC Bayern München ein normaler Verein ist, will hier niemand behaupten. Zuletzt jedoch ist aufgefallen, dass der Club Fans mit ganz traditionellen Bedürfnissen hat, die in Vergessenheit gerieten. Als die eingangs aufgeführten Stempel dem Club aufgedrückt wurden, kam niemand auf die Idee, dass dort zwischen den 69.000 Leuten, die Woche für Woche ins Stadion rennen, tatsächlich Fußballbegeisterte, die sich als Teil einer Fankultur verstehen, existieren. Deshalb stieß die ganze Neuer-Debatte wohl auch auf eine derart große Verständnislosigkeit im Fußball-Deutschland.
Fußballromantik
Der gemeine Bayern-Fan hat schließlich zufrieden zu sein. Was könnte ihm missfallen? Das Meisterschalen-Abo hat er genauso wie einen Stammplatz in der internationalen Königsklasse seit Jahrzehnten exklusiv. Die besten Spieler der Bundesliga wechseln nach München und wenn tatsächlich mal jemand anders als die Bayern Meister wird, dann ist das einem etwas schwächeren Jahr der Münchner geschuldet und grundsätzlich sowieso eine Ausnahme, soweit das Selbstverständnis der Roten. Also, der Fan einer solchen Mannschaft hat doch gefälligst ruhig zu sein, in der Allianz Arena einen Krabben-Cocktail zu sich zu nehmen und bei wiederholtem Fehlpass zu pfeifen, Opern-Publikum eben.
Dass aus den eigenen Reihen jetzt tatsächlich mal eine Gruppierung aufhorchen lässt, fußballromantische Ideale vertritt und diese zum Ausdruck bringt, war so nicht vorgesehen und passt doch gar nicht zum Bild des Rekordmeisters.
So auch die Reaktionen der Verantwortlichen. Wenn Beckenbauer die Fans als kleine Gruppierung abtut, mag er in Relation zu den 69.000 im Stadion noch recht haben, doch wenn er sie als "Geisteskranke" (Sky-Interview) deklariert schießt die Sache über das Ziel hinaus und zeigt auch, wie undifferenziert sich die Bayern-Bosse mit ihren wahren (denn wer sonst begleitet die Mannschaft zu fernen Auswärtsspielen und steht der Mannschaft seit Jahren bei?) Fans auseinandersetzen. Gleichwohl ist klar, dass Beleidigungen gegen die Person Manuel Neuer oder Fadenkreuze auf dem 1860-Wappen ebenso über die Stränge ziehen. Dass letzteres aber symbolisch aufgefasst werden muss und kein Bayern-Ultra die Intention hat, die "Sechzger" zu erschießen, ist in der Berichterstattung nicht wirklich durchgeklungen.
Unerwarteter Widerstand
Es ist wohl ein Problem, das der FC Bayern exklusiv hat. Mit den zahlreichen Erfolgen und einem prunkvollen Stadion geht die Erwartung nach Zufriedenheit einher. Auch die breite Öffentlichkeit nimmt Bayern-Fans nicht als wahre Fußballfans war. Die sind schließlich am Millerntor, im Ruhrgebiet und bei Abstiegskandidaten, wo es sich eben lohnt, den Verein zu unterstützen. Bei der ganzen Neuer-Debatte kam es deshalb wohl auch einfach überraschend, dass es Widerstand gab bei einem Transfer. Hoppla, da wurde das Torhüter Eigengewächs unterstützt, während die Vergangenheit der Gelsenkirchener Traditionsfigur höher gehängt wurde als die Aussicht auf einen potenziellen Königstransfer.
Dass ein Fußballstadion keine Familienidylle bildet, merkt man nicht nur wenn gegrätscht wird, sondern eben auch wenn sich Fans plakativ zu Wort melden. Da kann einem dann schonmal die Krabbe aus dem Glas springen, wenn unfeine Wörter auf weißem Untergrund zu lesen sind. Doch sind wir mal ehrlich, die Fans haben nur dieses Sprachrohr, dass hier eine offensive Sprache, das Stilmittel des Stadions, gewählt wird, sollte niemanden verwundern.
Dass die Münchner Fan Gemeinde ihren Standpunkt bei den Themen Neuer und 1860 artikuliert hat, habe ich als neutraler Beobachter dieser Diskussion als sehr sympathisch zur Kenntnis genommen. Man stelle sich vor, Gladbach hätte Faryd Mondragon aus Köln geholt und Marc-Andre ter Stegen die Bank angeboten oder die Hamburger würden sich im Bremer Weserstadion austoben, wäre die Fanszene ruhig geblieben? Bestimmt nicht, nur dort hätte man es von den Fans erwartet.
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Der FC Hollywood in den Gazetten, das weiße Ballett auf dem Rasen, das Opern-Publikum auf den Rängen: Dass der FC Bayern München ein normaler Verein ist, will hier niemand behaupten. Zuletzt jedoch ist aufgefallen, dass der Club Fans mit ganz traditionellen Bedürfnissen hat, die in Vergessenheit gerieten. Als die eingangs aufgeführten Stempel dem Club aufgedrückt wurden, kam niemand auf die Idee, dass dort zwischen den 69.000 Leuten, die Woche für Woche ins Stadion rennen, tatsächlich Fußballbegeisterte, die sich als Teil einer Fankultur verstehen, existieren. Deshalb stieß die ganze Neuer-Debatte wohl auch auf eine derart große Verständnislosigkeit im Fußball-Deutschland.
Fußballromantik
Der gemeine Bayern-Fan hat schließlich zufrieden zu sein. Was könnte ihm missfallen? Das Meisterschalen-Abo hat er genauso wie einen Stammplatz in der internationalen Königsklasse seit Jahrzehnten exklusiv. Die besten Spieler der Bundesliga wechseln nach München und wenn tatsächlich mal jemand anders als die Bayern Meister wird, dann ist das einem etwas schwächeren Jahr der Münchner geschuldet und grundsätzlich sowieso eine Ausnahme, soweit das Selbstverständnis der Roten. Also, der Fan einer solchen Mannschaft hat doch gefälligst ruhig zu sein, in der Allianz Arena einen Krabben-Cocktail zu sich zu nehmen und bei wiederholtem Fehlpass zu pfeifen, Opern-Publikum eben.
Dass aus den eigenen Reihen jetzt tatsächlich mal eine Gruppierung aufhorchen lässt, fußballromantische Ideale vertritt und diese zum Ausdruck bringt, war so nicht vorgesehen und passt doch gar nicht zum Bild des Rekordmeisters.
So auch die Reaktionen der Verantwortlichen. Wenn Beckenbauer die Fans als kleine Gruppierung abtut, mag er in Relation zu den 69.000 im Stadion noch recht haben, doch wenn er sie als "Geisteskranke" (Sky-Interview) deklariert schießt die Sache über das Ziel hinaus und zeigt auch, wie undifferenziert sich die Bayern-Bosse mit ihren wahren (denn wer sonst begleitet die Mannschaft zu fernen Auswärtsspielen und steht der Mannschaft seit Jahren bei?) Fans auseinandersetzen. Gleichwohl ist klar, dass Beleidigungen gegen die Person Manuel Neuer oder Fadenkreuze auf dem 1860-Wappen ebenso über die Stränge ziehen. Dass letzteres aber symbolisch aufgefasst werden muss und kein Bayern-Ultra die Intention hat, die "Sechzger" zu erschießen, ist in der Berichterstattung nicht wirklich durchgeklungen.
Unerwarteter Widerstand
Es ist wohl ein Problem, das der FC Bayern exklusiv hat. Mit den zahlreichen Erfolgen und einem prunkvollen Stadion geht die Erwartung nach Zufriedenheit einher. Auch die breite Öffentlichkeit nimmt Bayern-Fans nicht als wahre Fußballfans war. Die sind schließlich am Millerntor, im Ruhrgebiet und bei Abstiegskandidaten, wo es sich eben lohnt, den Verein zu unterstützen. Bei der ganzen Neuer-Debatte kam es deshalb wohl auch einfach überraschend, dass es Widerstand gab bei einem Transfer. Hoppla, da wurde das Torhüter Eigengewächs unterstützt, während die Vergangenheit der Gelsenkirchener Traditionsfigur höher gehängt wurde als die Aussicht auf einen potenziellen Königstransfer.
Dass ein Fußballstadion keine Familienidylle bildet, merkt man nicht nur wenn gegrätscht wird, sondern eben auch wenn sich Fans plakativ zu Wort melden. Da kann einem dann schonmal die Krabbe aus dem Glas springen, wenn unfeine Wörter auf weißem Untergrund zu lesen sind. Doch sind wir mal ehrlich, die Fans haben nur dieses Sprachrohr, dass hier eine offensive Sprache, das Stilmittel des Stadions, gewählt wird, sollte niemanden verwundern.
Dass die Münchner Fan Gemeinde ihren Standpunkt bei den Themen Neuer und 1860 artikuliert hat, habe ich als neutraler Beobachter dieser Diskussion als sehr sympathisch zur Kenntnis genommen. Man stelle sich vor, Gladbach hätte Faryd Mondragon aus Köln geholt und Marc-Andre ter Stegen die Bank angeboten oder die Hamburger würden sich im Bremer Weserstadion austoben, wäre die Fanszene ruhig geblieben? Bestimmt nicht, nur dort hätte man es von den Fans erwartet.
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Aufrufe: 8666 | Kommentare: 22 | Bewertungen: 18 | Erstellt:23.08.2011
ø 6.6
KOMMENTARE
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27.08.2011 | 09:16 Uhr
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Es gab aber auch Argumente PRO Kraft.
Das Eine, war nämlich nicht von dem Anderen zu trennen.
Es gibt in der Münchner Fanszene, eine starke Gruppierung, die Spieler, die es aus der eigenen Jugend, über die Amas, bis zur Profitruppe schaffen, bedingungslos unterstützen. Das war das Argument pro Kraft!
Auch wenn Neuer kein Buerschenschafter gewesen wäre, hätte sich Widerstand geregt. Nicht so laut, aber ebenso deutlich!
Die Kritik an der "Rettung" der Löwen hat auch klare Gründe in der traditionellen "Erbfeindschaft" der Schickeria mit der Cosa Nostra. Darüber zu diskutieren, sprengt hier den Rahmen, und würde auch kein echtes Interesse finden. Es ist zu sehr München spezifisch...
Traditionelle Werte sind der Südkurve alles andere als fremd, aber in der Masse des roten Eventpublikums, nimmt die Öffentlichkeit diese nicht war, weil unsere komplett boulevardeske Medienwelt, daran kein Interesse hat, und eben nur dann darüber berichtet, wenn es ihnen in den Kram passt.
Ändert aber nichts daran, dass die riesengroße Mehrheit der Bayernfans, Neuer wollte und will, und dies haben auch die zu akzeptieren, die anderer Meinung sind...
Diese ganze "besserer Fan, schlechterer Fan" Diskussion ist für mich völlig albern, da jeder sein Fansein so ausleben darf, wie er es will, und eben auch kann.
@profund: Es überrascht mich, dass es dich überrascht, dass die Südkurve sich für Tradionelles engagiert. Der Ruf der Südkurve (vor allem der Schickeria!), in der bundesweiten Fanszene ist nämlich wesentlich besser, als man es denken könnte, wenn man nur die einschlägigen Foren (wie zB. SPOX) und ihre "Null Stimmung, Erfolgsfans, Eventpublikum" Diskussion verfolgt.
Aber dies wäre ein völlig anderes Thema...
Trotzdem, ganz klar: Guter blog, 9P.
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27.08.2011 | 10:03 Uhr
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rasenmäher : @jeff, gotti
..stimme euch beiden zu, bin leider noch zu müde mich umfangreicher auszulassen.nur soviel, die grosse mehrheit der bayern fans war pro-neuer. und für mich ist jeder bayern fan gleich wichtig. ausgerechnet die "bayern-ultras" auf den billigsten stadionplätzen behalten sich die meinung vor, die einzig wahren fans zu sein. ich verfolge die bayern nun seit anfang der 70iger jahre also auch in den weniger schönen zeiten und muss mich von sowas als erfolgsfan bezeichnen lassen. naja, also ich nehme die in etwas so voll wie der U.H. die sind für mich nur kulisse...
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27.08.2011 | 12:21 Uhr
0
Als Toni Polster oder Alex Voigt zur Borussia gewechselt sind, hat sie niemand von uns ausgepfiffen. Sie wurden trotz ihrer Kölner Vergangenheit von uns genauso unterstützt wie jeder andere Spieler auch. Ich finde es ein Ding der Unmöglichkeit, als Fan einen eigenen Spieler so zu behandeln wie es einige Bayern-Ultras getan haben. Als Fan hat man seine Mannschaft mMn immer zu unterstützen. So halte ich es zumindest persönlich. Die eigene Mannschaft auszupfeiffen, selbst wenn sie mal schlecht spielt, halte ich volllkommen für unpassend. Ich habe das jedenfalls nie getan und werde es auch nie tun.
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27.08.2011 | 12:48 Uhr
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27.08.2011 | 13:36 Uhr
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Gnanag : @Bundestrainer
Ich weiß nicht, ob du jetzt der 347 oder der 348 auf Spox bist, der mich als Erfolgsfan beschimpft. Du verzeihst mir deswegen sicher, dass ich deine Kategorisierung meines Verhältnisses zum FC Bayern (zudem in Unkenntnis meiner Person) nicht allzu ernst nehme und keiner Antwort würdige.5
27.08.2011 | 21:32 Uhr
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EddyS :
Ich finde es gelinde gesagt immer sehr erheiternd, wie der gemeine Ultra - der vermutlich irgendwo zwischen 15-25 Jahren alt ist - die maßlose Arroganz aufbringt, sich und seine "Gruppierung" als die einzig wahren Fans zu bezeichnen. Ich kenne mehr als genug echte Bayern Fans (und um dem Vorwurf des Erfolgsfantums entgegen zu treten: Auch genug Fans von 2. & 3. Liga Eishockeymannschaften) die Ihren Verein seit jahrzehnten (länger als die meisten der "echten Fans" auf der Welt sind...) treu unterstützen, zu den Spielen gehen, teilweise weite Auswärtsfahrten auf sich nehmen und trotzdem niemals auf die Idee kommen würden, sich als "Ultra" zu bezeichnen.
Ich will den Ultra Gruppierungen gar nicht absprechen, dass Sie einen durchaus auch positiven Beitrag zur Stimmung in den Stadien leisten.
Mich nervt es nur, dass von diesen Gruppierungen - und das ist über alle Sportarten und Vereine die ich verfolge gleich - die Meinung vertreten wird, nur wer einen schwarzen Pulli anhat und gerne Feuerwerk abbrennt ist ein echter Fan.
Die Bayern verkaufen ca. 40.000 Dauerkarten im Jahr. Davon vielleicht 2.000 (wenn überhaupt) an Ultras und ähnlich. Von den anderen 38.000 sind sicherlich nicht alle "Champagner saufende Shrimp Yuppies".
Akzeptiert einfach, dass es neben euch auch andere echte Fans gibt. Dann würdet ihr vielleicht auch von dem einen oder anderen Nicht-Ultra akzeptiert und ggf. sogar für eure Leistungen um die Stimmung geschätzt und respektiert...
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27.08.2011 | 21:34 Uhr
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keine Sorge, meine Sympathien / Antipathien hab ich aber trotzdem
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27.08.2011 | 22:04 Uhr
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Gotti1963 : @EddyS
Aus meiner Sicht, geht es darum gar nicht...An der ganzen Diskussion um Neuer, die Proteste in double A, den Anti Hoenessplakaten, und der damit aufkommenden Diskussion um die Ultras an sich und als Solches, hat mich immer heftig gestört, dass man die Argumente dieser (der anderen) Seite der Münchner Fankultur nie hat hören wollen.
Soweit ich dies beurteilen kann, und ich nehme für mich in Anspruch, es zumindest in einigen Bereichen beurteilen zu können, haben ihre Argumente pro Kraft/anti Neuer einige Berechtigung, wenn man das angespannte Verhältnis der Bayern Ultras zu den Schalke Ultras kennt!
Und wenn man einfach mal akzeptieren kann, dass es Bayern Fans gibt, denen es lieber wäre, ein Spieler aus dem eigenen Nachwuchs steht in unserer Kiste, als ein wahrscheinlich besserer Keeper mit einer sehr klaren Schalker Vergangenheit! Egal, was ich selbst von dieser Angelegenheit halte...
Hoeness zu diffamieren, verbietet sich für einen Bayern Fan von selbst, und da kann ich ihre Haltung auch nicht mehr im Geringsten nachvollziehen, aber für ihre Haltung pro Kraft (und damit anti Neuer!), habe ich einen gewissen Respekt! Völlig unabhängig davon, dass ich zu 100% pro Neuer bin!
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Also: Gladbach hatte den Polster aus Köln geholt. Bonhof hat 8 Jahre in Lachbach gekickt, danach beim FC. Weisweiler hat beim FC gespielt und trainiert, später 11 Jahre lang (!!) am Niederhein verweilt, danach wieder am Geißbockheim. Broich kam über Nürnberg zum FC, aber auch aus Glabbach. Und und und...
Köln - Düsseldorf: Allofs Brüder u.a.
Köln - Leverkusen: Lottner, Glowazc, zig junge Spieler, Helmes usw
Neuer nach Bayern war ne gaz normale SAche, das mus auch der Bayern-Kurven-Fan kapiern.
Edit: ich kann hier nur Kölner Beispiele bringen... warum nur.... Aber das ganze findet sich auch zwischen Bremen und HH und sonstigen selbsternannten Rivalen.