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09.05.2012 um 11:34 Uhr
Europa League-Finale! So what?
Juventus Turin, Inter Mailand, FC Liverpool, Real Madrid, Ajax Amsterdam oder Bayern München – die Liste der UEFA Cup-Sieger ist klangvoll. Allerdings trugen sich all diese Vereine zu einer Zeit in die Siegerliste ein, als der Wettbewerb noch jemanden interessierte und der Titel noch etwas wert war. Die „moderne" Europa League ist gemäß dem alten Beckenbauer-Bonmot dagegen nur noch ein „Cup der Verlierer".

Noch vor 15 Jahren gab es eine klare Aufteilung in den Europapokal-Wettbewerben: Die nationalen Titelträger spielten im Landesmeister-Pokal (bzw. ab 1992 in der Champions League), die Pokalsieger im Pokalsiegercup (bis 1999) und die Zweit- bis Fünftplatzierten der großen Ligen sowie ein paar Vertreter der kleineren Ligen im UEFA-Cup. Das führte dazu, dass die sportlich besten Teams zwar um den Henkelpott spielten, die größte Spannung aber aufgrund der hohen Leistungsdichte im UEFA-Cup gegeben war.

Nehmen wir Italien als Beispiel: Wurde Juventus Turin Meister, tummelten sich nicht selten die beiden Mailänder und die beiden Römer Vereine gleichzeitig im UEFA-Cup. In Spanien, Deutschland oder England sah es ähnlich aus. Das Niveau war hoch, die Spannung gigantisch.

Gewinner Champions League, Verlierer UEFA-Cup

Das änderte sich, als mit Beginn der Saison 1997/98 auch die Vizemeister der großen Ligen in der Champions League antreten durften. Seit 1999/2000 sind sogar bis zu vier Starter pro Land möglich. Die Konsequenzen sind bekannt: Die Champions League vereint die Besten der Besten und bietet spätestens ab dem Viertelfinale Fußball auf allerhöchstem Niveau. Ein Titelgewinn in diesem Wettbewerb ist das Nonplusultra im Vereinsfußball, allein die Qualifikation für die Gruppenphase kommt einem Sechser im Lotto gleich. Das alles ist toll für den Fußball.

ABER: Wo es Gewinner gibt, sind die Verlierer nicht weit. Die Europa League vermag kaum noch jemanden hinter dem Ofen hervorzulocken. Vereine wie Bayern München, Juventus Turin, der FC Liverpool, Manchester United oder Manchester City betrachteten es quasi als Strafversetzung, als sie in den letzten Jahren in diesem Wettbewerb antreten "mussten". Wenig Geld, wenig Prestige, aber hoher Aufwand. So ist das nun mal, wenn allein das Erreichen der CL-Gruppenphase (inklusive Prämien aus dem TV- und Sponsorenpool) mehr Geld in die Kassen spült als der Titelgewinn in der Europa League.

„Cup der Verlierer" oder „Cup der Kleinen"?

Die einzigen, die sich noch über die Qualifikation für diesen Wettbewerb freuen und dementsprechend alles geben, sind kleinere Vereine aus den Top-Ligen oder Top-Vereine aus den kleineren Ligen. Das spiegelt sich auch in den Namen der Finalteilnehmer aus den letzten Jahren wider: ZSKA Moskau, Sporting Lissabon, FC Sevilla, FC Middlesbrough, Zenit St. Petersburg, Schachtjor Donezk, Glasgow Rangers, FC Fulham, Espanyol Barcelona, Werder Bremen, Sporting Braga oder die heutigen Finalisten Atletic Bilbao und Atletico Madrid gehören bei allem Respekt nicht gerade zur ersten Garde in Europa.

Kann man es da Vereinen wie Tottenham Hotspur verdenken, dass sie sich in dieser EL-Saison im Zweifel lieber auf ihre nationale Liga konzentriert haben? Schließlich benötigt man für den Sieg in der Europa League mindestens 17 Spiele. Anders ausgedrückt: Die Europa League lohnt sich in wirtschaftlicher Hinsicht nur, wenn man sie auch gewinnt. Für ein weites Vordringen (Halbfinale oder Finale) kann man sich als ambitionierter Verein mit einem teuren Kader dagegen wenig kaufen – und verliert auch noch wichtige „Körner" im Kampf um die Qualifikation für die nächste Champions League-Saison.

Europa League = UI-Cup 2.0?

Im Grunde ist die „moderne" Europa League dem mittlerweile eingestampften UI-Cup nicht unähnlich. Ihr erinnert Euch an diesen lustigen Wettbewerb, der darbenden Fans zwischen den frühen 1990er und mittleren 2000er Jahren die Sommerpause verkürzt hat? In Hochphasen durften bis zu vier Vereine eines Landes von Juni bis August durch Europa tingeln, in der Hoffnung, noch eines der letzten „Hintertür-Tickets" für den UEFA-Cup zu ergattern. Das Ganze war ziemlich kraftraubend und lohnte sich nur dann, wenn man zu den Siegern zählte. Die Konsequenz eines weiten Vordringens im UI-Cup war jedoch, dass die Klubs oft nur schwer in die Saison kamen oder gegen Ende der Hinrunde überspielt wirkten. Auf diese Weise handycapte man sich beim Erreichen der Ziele für die kommende Saison selbst.

Eine Reform, bitte!

Man kann sich schon fragen, inwiefern es überhaupt noch Sinn macht, einen Wettbewerb auszutragen, der ganz offensichtlich von vielen Startern als lästige Pflichtaufgabe empfunden wird. Abschaffen sollte man ihn nicht, das wäre sehr bedauerlich. Aber eine Reform täte dringend Not. Sind etwa wirklich 12 Vorrundengruppen nötig? Oder die unzähligen Qualifikationsrunden, die vorher ausgespielt werden? Fakt ist, dass sich auch durch die Masse an Spielen keine allzu großen Gelder für die Starter generieren lassen (zumindest sind sie in keiner Weise vergleichbar mit den Einnahmen in der Champions League). Warum verzichtet man dann nicht auf zwei, drei weitere Millionen für den Sieger, kehrt dafür aber zum wesentlich spannenderen K.O.-Modus ab der 1. Runde zurück? Auf diese Weise bräuchte man nur 11 statt mindestens 17 Spiele für den Titelgewinn, wie es bisher der Fall ist. Durch die Kraftersparnis wären womöglich auch die größeren Vereine wieder eher bereit, mehr in diesen Wettbewerb zu investieren. Immerhin geht es ja noch um einen Titel...
Aufrufe: 9489 | Kommentare: 25 | Bewertungen: 35 | Erstellt:09.05.2012
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KOMMENTARE
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Propagandalf
09.05.2012 | 16:26 Uhr
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09.05.2012 | 16:26 Uhr
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Ich find es gar nicht so schlecht. Die Europa league ist halt auch eine Bühne für die kleineren Vereine aus Irland oder Bulgarien, die sich freuen, gegen Atletico Madrid oder die Spurs in der Gruppenphase spielen können. Clubs die wirkliche ambitionen haben wissen dass es für sie ab dem achtelfinale erst richtig los geht, und können somit durch die Gruppenphase gleiten und auch mal die halbe mannschaft zuhause lassen, wenn sie in kasachstan spielen müssen. Ab dem Achtel-/Viertelfinale wird es aber ein Wettbewerb mit gutem niveau, also vereint das ganze für mich das beste aus beiden welten.

Schwierig ist es nur für Vereine wie 96, bei denen ein weiterkommen bis in die ko-phase nicht so sicher ist, und die damit eine menge zusatzbelastung haben. Da muss man dann halt mal prioritäten setzen.
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nordmarc
09.05.2012 | 16:42 Uhr
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nordmarc : 
09.05.2012 | 16:42 Uhr
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nordmarc : 
Also Pokalsieger generell in der Champions League spielen zu lassen halte ich für keine gute Idee. Das Leistungsgefälle wäre dann teilweise zu drastisch.
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Realmadrio
09.05.2012 | 16:52 Uhr
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Realmadrio : 
09.05.2012 | 16:52 Uhr
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Realmadrio : 
Ob ein reines KO-Turnier so kraftsparend wäre wage ich aber auch zu bezweifeln. Die Belastung in einem KO-Spiel sind ungleich höher den Partien in einer Gruppenphase, wo du eben auch mal ein paar Spiele mit Handbremse spielen kannst, bzw. mit der B-Elf. In KO-Spielen ist 180 Minuten volle Konzentration gefragt...
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hammu
09.05.2012 | 16:57 Uhr
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hammu : 
09.05.2012 | 16:57 Uhr
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hammu : 
Meiner Meinung nach ist das größte Problem doch das Geld.
Wenn man sich vor Augen führt, dass wie oben beschrieben der Gewinn der EL weniger Einnahmen generiert als das Erreichen der CL, dann kann etwas nicht stimmen.

Aus Sicht der Clubs wäre der EL-Wettbewerb deutlich attraktiver, wenn man Teile des Geldes aus der CL an EL-Teilnehmer ausschüttet.
Denn durch eine höhere (finanzielle) Attraktivität für die Clubs folgt auch eine höhere Attraktivität für die Fans, da es für ihren Verein ja deutlich bedeutender wird.
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xperte84
09.05.2012 | 17:10 Uhr
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xperte84 : 
09.05.2012 | 17:10 Uhr
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xperte84 : 
sehe ich genauso.
man sollte die EL-Prämien auf Kosten der CL-Prämien anheben.

noch eine Möglichkeit:
international zweit- oder schlecht-klassigere Teams wie Larnaka, aber auch Bukarest etc spielen bis zur Winterpause eine Art EL-Qualifikation.
Die eigentliche EL startet dann nach der Winterpause mit dem Einsteigen der CL-Absteiger sowie den Clubs der Top 8 Ligen Europas und den Quali-Gewinnern. Und zwar nur im K.O.- Modus
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Boerje
09.05.2012 | 17:26 Uhr
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Boerje : Sichtweise...
09.05.2012 | 17:26 Uhr
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Boerje : Sichtweise...
Der Blog regt zum Nachdenken an, aber an dieser Stelle würde ich dem Autor mal empfehlen, nicht aus Sicht der "großen Vereine" zu schreiben, sondern auch mal die Sicht der vermeintlich "kleinen Vereine" zu berücksichtigen.

Meiner Meinung nach wird hier zu sehr von oben auf die kleinen geblickt. Und natürlich ist die EL aus Sicht der "großen Vereine" ein Verlierer-Cup, allein der Tatsache wegen, weil man sich für die CL nicht qualifizieren konnte oder dort ausschied. Für die ist die EL nur ein Trost-Cup, der nicht wirklich attraktiv ist.

Ganz anders empfinden dies z.B. die ganzen kleinen Vereine - bestes Beispiel Hannover. Einst die graue Maus der Liga, bommt es dort seit dem Erreichen der Europa League. Man überstand etwas überraschend die Gruppenphase und stieß bis ins VF vor - was glaubt ihr was das an Umsatz, PR, Bekanntheit etc. bringt? Bei so einem Verein eine Menge. Zudem konnte man sich erneut für die EL qualifizieren, mit dem gleichen Kader. gerüchten zur Folge belaufen sich die Einnahmen aus der EL auf rund 18 Mio. Euro (ohne zu wissen, wie hoch die Ausgaben sind/waren). Das ist für so einen Vereine doch eine Menge!

Aus Sicht der "kleinen Vereine" ist die Europa League gut, weil auch sie einen Teil vom Kuchen abbekommen. Zwar nicht so viel wie jene Topteams der CL, aber für die Kleinen sind die Einnahmen der EL ein wahrer Segen. Von daher plädiere ich eher für Verständnis für die "kleinen Vereine" als an einer Reform (kleine, marginale Änderungen ausgenommen). Aber wenn man imme rnur dieselben Vereine sehen möchte, bitte, dazu ist ja die CL da, wo Jahr für jahr die Großen sich miteinander messen...
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RoiFabrice22
09.05.2012 | 17:44 Uhr
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RoiFabrice22 : Immer noch interessant
09.05.2012 | 17:44 Uhr
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RoiFabrice22 : Immer noch interessant
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich bin absolut dafür, die Europa League beizubehalten (unter welcher Bezeichnung auch immer). Ebenso bin ich der Meinung, dass auch die Vereine aus der "zweiten Reihe" etwas auf der Bühne Europas zu suchen haben. Ich finde es nur bedauerlich, dass der Wettbewerb mittlerweile durch die vielen Spiele verwässert wird und dass das Erreichen der Gruppenphase in der Champions League von einigen Vereinen höher bewertet wird als ein gutes Abschneiden in der Europa League.

P.S.: Schaue mir das Finale heute natürlich an. Der Titel des Artikels war bewusst etwas provokant gewählt, um darauf aufmerksam zu machen, wie stiefmütterlich die UEFA das "Produkt" Europa League behandelt.
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Veddal
09.05.2012 | 17:45 Uhr
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Veddal : 
09.05.2012 | 17:45 Uhr
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Veddal : 
Danke für den Blog

ehm ich würde sagen dass die 4 Halbfinalisten vielleicht in die CL quali kommen die 2 verlierer in der Vorletzten Quali Runde und die beiden Gewinner in die letzte Quali Runde, das wär vorallem für die Italiener und die Engländer mal wieder ein Anreiz
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scrwien
09.05.2012 | 17:52 Uhr
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scrwien : 
09.05.2012 | 17:52 Uhr
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scrwien : 
stimme da mit boerje überein.
für kleinere vereine aus großen ligen ist die el doch nach wie vor interessant, sonst wäre es jetzt zum ende der saison jedem egal gewesen in der deutschen buli, ob sie sich für qualifizieren oder nicht.
außerdem ist die el für kleine ligen sehr interessant. bsp österreich wo die teilnehmenden vereine sehr davon profitiert haben und in weiterer folge sind dann ja auch einige der spieler ins ausland gewechselt (junuzovic diese saison zb).
finde den blog daher auch nicht gut, da er sich nur nach den interessen der top-klubs richtet. die uefa macht schon genug für diese vereine und schüttet sie in der cl mit geld zu. wenn sie es dann trotzdem einmal nur in die el schaffen, ist das das problem der topklubs. die el hat durch die gesteigerte teilnehmerzahl eine bühne für kleinere vereine/ligen geschaffen.
durchaus möglich, dass sie nicht das beste image hat in den ländern der topligen, und teilnehmer aus gewissen ländern mehr oder weniger drauf sch....... (italien, england). was dabei herauskommt sieht man allerdings in der 5-jahreswertung wo italien abrutscht, da die punkte nur noch aus der cl kommen. wenn dann die cl-plätze abhanden kommen, wird auch da ein umdenken statt finden. als gegenbeispiel sei hier auch mal spanien erwähnt: da hauen sich die vereine sehr wohl rein, immerhin werden wir dieses jahr bereits zum 2. mal innerhalb von 3 el-saisonen eine spanischen sieger haben.
das projekt el als gescheitert zu betrachten halte ich für falsch, v.a. da es noch viel zu früh dafür ist nach 3 saisonen.
außerdem dient die el ja u.a. auch dazu mal regeltechnisch was zu probieren (torrichter) und da ist mir auch lieber man erprobt es erstmal im "kleinen" wettbewerb als man verhaut damit eine cl-saison
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scrwien
09.05.2012 | 18:03 Uhr
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scrwien : 
09.05.2012 | 18:03 Uhr
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scrwien : 
außerdem hab ich eigentlich schon immer gerne die uefa-cup/el-spiele geschaut, da v.a. das finale immer weniger taktisch geprägt war als das cl-finale. ich erinnere nur an liverpool - alaves 5:4
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