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06.01.2009 um 14:04 Uhr
Besser gemacht?
Ob Jürgen Klinsmann wirklich gewusst hat, was er da sagte, als er zu seinem Amtsantritt ankündigte, jeden Spieler ein Stück weit besser machen zu wollen? Wir wissen es nicht. Aber Fakt ist: Die individuelle Verbesserung eines jeden Spielers sollte eigentlich selbstverständliches Ziel eines jeden Trainers sein. Klinsmann jedoch hat es ausdrücklich zum Dogma erhoben und muss sich daran messen lassen. Redlicherweise sollte man ihm für sein Projekt jedoch Zeit gönnen. Insofern kann die Bestandsaufnahme zur Winterpause nur eine Zwischenbilanz sein.

Zu Beginn der Saison sah alles danach aus, als wäre Bastian Schweinsteiger der erste Spieler, bei dem Klinsmanns Projekt "Individual Improvement" Früchte tragen würde. Schweinsteiger traf, bereitete vor, wuselte über den Platz und schoss selbst die eine oder andere Ecke entgegen eigener Angewohnheit zielgenau in den gegnerischen Strafraum. Jetzt, nach 17 Spieltagen, fällt die Bilanz ungleich trister aus. Von der anfänglichen Verbesserung ist bei Schweini, der jüngst wieder in die alte Lethargie verfallen ist, nichts mehr zu sehen. Standardsituationen werden wie in den guten alten Zeiten fahrlässig verdaddelt, von Abschlussstärke ist nichts mehr zu sehen und auch die größte Schwäche Schweinsteigers, das mangelnde Durchsetzungsvermögen im Zweikampf, tritt in schmerzhafter Deutlichkeit hervor. Es bleibt also die ernüchternde Feststellung, dass sich bei Schweini im Endeffekt wenig bis gar nichts verändert hat. Er ist leider wieder ganz der Alte.

Schweinsteigers diskrete Leistungen fielen in der Vergangenheit jedoch kaum auf, da Ribéry groß aufdrehte zu und das Bayern-Spiel nachhaltig belebte. Das Auswärtsspiel in Stuttgart hat bewiesen, dass der Rekordmeister derzeit auf seinen quirligen Franzosen nicht verzichten kann, der sich im Laufe der Hinrunde peu á peu gesteigert hat. Zweifelhaft bleibt, ob diese Steigerung auf den Klinsmann-Effekt zurückzuführen ist. Denn genau genommen hat sich Ribéry nach seinem verletzungsbedingten Ausfall jetzt nur wieder an das Niveau herangetastet, das ihn bereits in der Vorsaison ausgezeichnet hat. Klinsmann dafür verantwortlich zu machen, bedarf schon hoher Argumentationskünste.

Eine positive Entwicklung kann man indes bei Phillip Lahm ausmachen, der sich mehr und mehr zu einem Linksverteidiger von Weltklasseformat mausert und auch in dieser Vorrunde ansteigende Form bewiesen hat. Auffällig ist vor allem eine beeindruckende Zweikampfstärke, wie man sie in dieser Dimension bislang nicht kannte. Wenn Klinsmann einen Spieler gemäß seiner Zielsetzung besser gemacht hat, dann Philipp Lahm.

Im Defensivbereich fällt das Fazit ansonsten weit negativer aus. Bereits 24 Gegentreffer hat die Bayern-Abwehr zugelassen, nicht zuletzt weil Martin Demichelis nur selten an die großartigen Leistungen der Vorsaison anknüpfen konnte. Die Unsicherheit in der Defensive ist das große Manko des Bayern-Spiels. Klinsmann Verbesserungsprinzip hat hier, sieht man von der Reduzierung unnötiger Tempovorstöße Lucios ab, noch nicht gegriffen. Im Gegenteil. Hier hat sich einiges zum Schlechten verändert.

Bei der großen Vorher-Nachher-Bilanz kann positiv vermerkt werden, dass der sogenannte Aggressiv-Leader aus Holland sein Temperament inzwischen besser im Zaume hält und der Mannschaft regelmäßig über 90 Minuten zur Verfügung steht. Ein Abwärtstrend ist hingegen beim kompletten Sturm auszumachen: Luca Toni zeigt sich ungewohnt abschlussschwach, Miro Klose fehlt weiterhin das Feuer und Lukas Podolski… ist ein Fall für sich.

Ansonsten wird man wohl keine weiteren Spieler ausmachen, die sich gegenüber der letzten Spielzeit entscheidend verbessert haben. Allerdings sollte man, da dieses Projekt langfristig angelegt ist, Klinsmann Zeit geben, um dem einen oder anderen Akteur den nötigen Feinschliff zu verleihen.

Interessant ist in dem Zusammenhang eine Aussage des Chefcoaches, die er im Frühherbst zur Rechtfertigung seiner Rotationsmaschine tätigte. Seinzerzeit verwies Klinsmann darauf, dass er allen Spieler eine Chance geben wolle sich zu beweisen. Schließlich, so Klinsmann wörtlich, drängten sie in die Mannschaft. Ein Kroos, ein Borowski, ja sogar ein Sosa. Davon ist jetzt allerdings nichts mehr zu bemerken. Ein Kroos darf sich schon glücklich schätzen, wenn er einmal auf der Bank Platz nehmen darf. Und von einem Sosa, dem vermeintlichen Supertalent aus Südamerika, ist inzwischen noch weniger als von Breno zu sehen, dem der gleiche Ruf voraus eilte. Sosa scheint sich demnach in die Liste der Fehleinkäufe aus Südamerika einzureihen. Und in diesem Sinne bleibt zu hoffen, dass Klinsmanns Grundsatz, jedermann besser machen zu wollen, vor allem schnellstmöglich bei der Scouting-Abteilung greift.
Aufrufe: 6084 | Kommentare: 54 | Bewertungen: 16 | Erstellt:06.01.2009
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KOMMENTARE
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fredomat
08.01.2009 | 22:25 Uhr
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fredomat : @08.01.2009 | 22:21 Uhr Voegi :
08.01.2009 | 22:25 Uhr
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fredomat : @08.01.2009 | 22:21 Uhr Voegi :
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Fussball_Freund
08.01.2009 | 22:30 Uhr
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08.01.2009 | 22:30 Uhr
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voegi, sorry :)
war abgelenkt :o
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mfranky
10.01.2009 | 13:07 Uhr
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mfranky : Teil 1 Ausgangslage
10.01.2009 | 13:07 Uhr
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mfranky : Teil 1 Ausgangslage
Blog ist gut geschrieben, inhaltlich bin ich aber anderer Meinung.

Zuersteinmal darf die Ausgangslage von Jürgen Klinsmann nicht übersehen werden.

Er mußte das Erbe von Gottmar Hitzfeld antreten, der mit dem Double über viele Schwächen in der letzten Saison hinwegtäuschen konnte und für viele als DER Bayern Trainer der letzten Jahre gesehen wurde. Die Medien sezierten jeden Schritt von Klinsmann und waren mit der (unsachlichen - siehe ua. Buddhas) nicht gerade zimperlich.

Das die Vorbereitung und der Saisonstart äußerst schwierig werden würde, war schon vorher absehbar (EM). Wesentlich mehr ins Gewicht fällt aber, dass zu Beginn der Saison mit Ribery, Toni, Demichelis und Altintop 4 absolute Leistungsträger verletzt waren. Weiters darf nicth verschwiegen werden, dass das Torwartdenkmal Oliver Kahn seine Karriere beendete und mit Rensing ein junger Tormann das wohl schwerste aller möglichen Erben antreten mußte.

Fazit: Ein unfaßbar schwere Ausgangslage die von den Medien auch genüßlich ausgeschlachtet wurde. Gott sei Dank bewahrten UH und KHR kühlen Kopf!!!
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mfranky
10.01.2009 | 13:16 Uhr
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mfranky : Teil 2
10.01.2009 | 13:16 Uhr
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mfranky : Teil 2
Auf dieser Grundlage kann man nun die Spieler analysieren:

1. Rensing +
Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnte er sich klar steigern und gewann auch die eine oder andere Partie im "Aleingang" (Hoffenheim, Lyon)
2. Lucio +
Für mich wurde er nach schwächeren Anfang immer stärker. Das Spiel gegen Hoffenheim war für mich eine absolute Weltklasse Leistung.
3. Lahm +
Ohne Worte ... für mich wurde er zum absoluten Weltklassemann!
4. ZeRoberto +
Konnte sich gegenüber der starken Vorsaison nocheimal deutlich steigern.
5. Klose +
Kein Vergleich mehr zu der schwachen Vorsaison. In der CL überragend.
6. Schweinsteiger +
Baute am Schluß etwas ab, was nach EM zu erwarten war.

Allgemein:
@Voegi: bei deiner Analyse hast du leider den Fitnesszustand der Mannschaft völlig außer Bedracht gelassen. Und in diesem Punkt hat die Mannschaft einen unglaublichen Sprung nach vorne gemacht. Und die Fitness gehört auch zum ind. besser machen, denn nur so ist der schnelle Fußball möglich, der 2. Hälfte der Saison zelebriert (großteils) wurde!

Fazit: In der 2. Hälfte der Hinrunde konnte man schon deutlich die Handschrift von JK sehen. Das sich nicht alles von heute auf morgen ändert war von Anfang an absehbar.
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mfranky
10.01.2009 | 13:28 Uhr
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mfranky : Teil 3
10.01.2009 | 13:28 Uhr
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mfranky : Teil 3
Umgang mit jungen Spielern:
Auch ich finde es schade, dass weder Sosa, Kroos noch Breno zu mehr Einsatzzeit kamen. Allerdings muss man sich in die Lage von Klinsmann versetzen. Schlechter Saisonstart, die Medienlandschaft freut sich diebisch darüber und sieht Klinsmann schon wieder mit einem Fuß in Kalifornien, ein Teil der Bayern Fans hätte JK lieber heute als morgen vom Hof gejagt. Da ist es für mich selbstverständlich, dass er auf die Erfahrenen Kräfte setzt um Anschluß an die Tabellenspitze zu fiden.
In der Rückrunde bin ich fest davon überzeugt, dass es von Anfang an laufen wird und dann wir JK auch Kroos, Breno und vielleicht auch Sosa genügend Einsatzzeit geben.
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Voegi
MODERATOR
10.01.2009 | 13:54 Uhr
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Voegi : @ mfranky
10.01.2009 | 13:54 Uhr
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Voegi : @ mfranky
Woran machst Du den besseren Fitnesszustand der Mannschaft fest? Immerhin gab es einige Spiele, die die Bayern in der Schlussphase noch aus den Händen gegeben haben bzw. noch einmal in arge Bedrägnis gerieten (Bochum, Gladbach, Stuttgart, Lyon, Frankfurt).
Natürlich haben sie auch das eine oder andere Spiel erst in den Schlussminuten entschieden bzw. auch manch ein Spiel gedreht. Das gab es aber auch unter Hitzfeld. Das Aus-den-Händen-Geben eines vermeintlich gewonnen Spiels war in der Ära Hitzfeld aber eher untypisch.
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Fußballalien
10.01.2009 | 16:07 Uhr
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Fußballalien : @mrfranky
10.01.2009 | 16:07 Uhr
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Fußballalien : @mrfranky
Hey, das war ja fast schon ein Post-Blog! Fußballalien hat mal aus Spaß die Wörter und Zeichen gezählt:

Voegi: 667 Wörter - 4059 Zeichen

mrfranky: 477 Wörter - 2519 Zeichen

Endlich mal jemand, der auf F.'s Hinweis zu Rensings Steigerung eingeht! - 10 Punkte!

@Voegi: Dass Bayern manche Spiele in letzter Minute aus der Hand gegeben hat, lag wohl kaum am Fitnesszustand der Mannschaft. Zugegebenermaßen ist es natürlich schwer, diesen zu bewerten, allerdings würde F. schon sagen, dass die Spieler fitter wirken als letzte Saison.

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Voegi
MODERATOR
10.01.2009 | 16:41 Uhr
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Voegi : 
10.01.2009 | 16:41 Uhr
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Voegi : 
Naja, aber wenn man Spiel in den Schlussminuten aus den Händen gibt, ist das an sich schon eher ein Indiz dafür, dass die Fitness nichgt optimal ist. Ich selbst würde das jetzt auch nicht unbedingt so hart sehen. Aber ich sehe eben auch nichts, was für die andere These spricht, dass es mit der Fitness sehr viel besser geworden ist. Da hätte ich schon mal gerne ein Argument!
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mfranky
10.01.2009 | 18:52 Uhr
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mfranky : Fitnesszustand des FCB
10.01.2009 | 18:52 Uhr
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mfranky : Fitnesszustand des FCB
Ein Paradebeispiel für den tollen Fitnesszustand der Bayern war für mich das Hoffenheimspiel. Nicht weil die Bayern in der letzten Minute ein glückliches Torschoß, sondern weil in diesem Spiel ein unfaßbares Tempo gegangen wurde und Bayern ab ca. Minute 60 das Spiel in Griff bekommen hat, weil sie einfach das Tempo weitergehen konnten im Gegensatz zu Hoffenheim.
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Voegi
MODERATOR
10.01.2009 | 18:59 Uhr
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Voegi : 
10.01.2009 | 18:59 Uhr
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Voegi : 
Dann könnte ich umgekehrt das Frankfurt-Spiel heranziehen, in dem die Bayern gegen eine schwache Eintracht in der Schlussphase mächtig in die Defensive gedrängt wurden und nichts mehr zum Zusetzen hatten. Und dann würdest Du vielleicht mit dem Leverkusen-Spiel dagegen halten, in dem die Bayern die Leverkusener in der 2. HZ ganz klar im Griff hatten. Und ich würde im Gegenzug auf Spiele aus der letzten Saison verweisen, in denen die Bayern auch in der Schlussphase noch in der Lage waren, das Spiel zu drehen.

Was ich sagen will: Der Fitnesszustand ist gut. So gut wie auch zuletzt!
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