"Wie ein kleiner Junge vor dem ersten Schultag“ - Peter Torebkos Leben als Hitting-Partner

Von Florian Heer
Torebko schlug sich unter anderem mit Kei Nishikori ein!
© Florian Heer

Als der tägliche Trainingsplan am Sonntagvormittag veröffentlicht wurde, fanden sich neben den Hautprotagonisten der Nitto-ATP-Finals auch die üblichen verdächtigen Namen auf dem Zettel. Gelistet waren als sogenannte Hitting-Partner für die besten acht Einzelspieler des Jahres unter anderem Ersatzmann Karen Khachanov aus Russland oder die junge argentinische Nachwuchshoffnung Sebastian Baez.

Von Florian Heer aus London

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Ein Nachname rief allerdings ein wenig Erstaunen innerhalb der deutschsprachigen Journalisten-Gruppe in London hervor: Torebko. War damit etwa Peter Torebko gemeint, der sich um Viertel nach fünf mit der japanischen Nummer neun der Welt, Kei Nishikori, auf dem Center Court der O2-Arena in London einschlagen sollte? Nach kurzer Zeit der Unsicherheit und Grübelei, sowie diversen asiatischen Namensexperimenten war klar, dass dem so ist.

Peter Torebko, 30 Jahre alt aus der Hansestadt Wesel, wird zurzeit an Position 367 der ATP-Weltrangliste geführt. 12 Turniere konnte der Deutsche auf dem ITF-Pro-Circuit gewinnen. Sein letzter Triumph erfolgte im letzten Jahr bei einem Futures-Event in der Türkei. Im August erreichte er bei den Überlingen Open das Finale. Noch vor ein paar Tagen stand er mehr oder weniger unter Ausschluss der Öffentlichkeit beim Sandplatzturnier in Santa Margherita di Pula auf dem Platz. Jetzt also einer der größten Tennisarenen der Welt.

25 Minuten Rampenlicht

Wie kommt man als Hitting-Partner zu den ATP-Finals? "Die Idee entstand bereits im vergangen Jahr im Rahmen eines Besuchs hier in London," erzählt Torebko nach seinem circa 25-minütigen Auftritts auf dem Center Court. "In diesem Jahr habe ich dann einfach der ATP geschrieben," gibt der sympathische Mann vom Niederrhein Auskunft. "Ich bin heute erst aus Frankreich gekommen, werde aber in den kommenden Tagen noch weitere Einsätze haben, da noch Leute gebraucht werden."

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Mit Nishikori zusammen auf einem Platz zu stehen war, dabei eigentlich keine echte Premiere. "Wir haben bereits einmal in der Jugend in Köln gegeneinander gespielt. Heute ist er ein Weltstar," gibt Torebko, der seit zwei Jahren parallel zum Tennis ein BWL-Fernstudium absolviert, fast ein wenig ehrfürchtig zu Protokoll.

Anfängliche Nervosität, Warmlaufen mit Chang

"Wie ein kleiner Junge vor dem ersten Schultag", habe er sich vor dem Einschlagen gefühlt. "Ich war zu Beginn wahnsinnig nervös. Auch wenn es sich schlussendlich nur um ganz normale Menschen handelt, willst du keine Fehler machen." Besondere Einweisungen seitens des Teams um Nishikori gab es im Übrigen nicht. Eine Art "Generalprobe" durfte Torebko jedoch mit Altmeister und Nishikori-Coach Michael Chang durchlaufen.

"Wir haben circa 20 Bälle miteinander gespielt, dann kam erst Kei. Vielleicht wollte er erstmal testen, ob das überhaupt klappen kann," lacht der eigentlich erfahrene Tenniscrack. "Nishikori war es komplett egal, wer da auf der anderen Seite steht. Der ist auf den Platz gekommen und hat sich eingespielt. Der war vor seinem Match mit Roger bereits im Tunnel."

Erfahrungswerte anstatt finanzieller Anreiz

Geld steht für Torebko bei dieser Art von Auftritt nicht im Vordergrund. Obwohl man als Profi in seinen Sphären des Rankings weit davon entfernt ist, im Überfluss leben zu können, stehen die gewonnene Erfahrung und der Spaß im Vordergrund. "Die ATP hat mir eine Badge gegeben und gesagt, damit kommst du überall rein. Vielleicht frage ich im nächsten Jahr mal für ein Honorar an," scherzt Torebko, der nach seiner besonderen Trainingseinheit leicht schmunzelnd auch diverse Autogrammwünsche erfüllte.

Das Kontrastprogramm auf dem ITF-Pro-Circuit sieht für den gebürtigen Polen in der meisten Zeit des Jahres weniger glamourös aus. Torebko, der aktuell um Position 50 des "ITF-Schattenrankings" für die neue Saison steht, kann sich daher auch ein Engagement vorstellen, das zu einer Verbesserung der Bedingungen für die Spieler auf den unterklassigen Turnieren dienen kann.

Federer als Highlight

Bevor es am Samstag mit einem Ligaspiel im französischen Metz wieder zurück in den Normalbetrieb geht, der für Torebko eine sichere Einnahmequelle darstellt, stehen allerdings noch weitere Einheiten in London mit Alexander Zverev und Dominic Thiem auf dem Programm. Auch diese beiden heutigen Top-Spieler kennt er noch aus vergangenen Begegnungen. Torebkos großer Traum ist allerdings ein Meeting mit Roger Federer. "Ich habe ihn schon mehrfach gesehen, aber gegen ihn habe ich noch nie gespielt. Das wäre schon sehr cool."

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Dass eine Trainingseinheit mit Torebko im Vorfeld eines großen Matches auch den Top-Stars der Szene guttun kann, musste der Swiss-Maestro am Abschluss des Tages in London am eigenen Leib erfahren. Nishikori konnte seinen ersten Erfolg über Federer seit 2014 zum Auftakt der Gruppenphase der ATP-Finals verbuchen. Beste Referenzen also, um den Traum vielleicht noch in Erfüllung gehen zu lassen.

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