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Super Bowl LVIII Head to Head: Kansas City Chiefs vs. San Francisco 49ers

Von Constantin Eckner
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Heute Nacht ist es endlich so weit: Hunderte Millionen Fans schauen in die Zockermetropole Las Vegas, um die 58. Auflage des Super Bowls zu verfolgen. SPOX macht den Head-to-Head-Vergleich zwischen den Kansas City Chiefs und San Francisco 49ers - und wagt eine Prognose.

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Super Bowl LVIII in Las Vegas

DatumUhrzeitAFC-ChampionNFC-Champion
Mo., 12. Februar0.30 UhrKansas City ChiefsSan Francisco 49ers

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Seit den New England Patriots in den Spielzeiten 2003 und 2004 ist es keiner Franchise mehr gelungen, den Super-Bowl-Titel zu verteidigen. Die Kansas City Chiefs wollen das ändern: Sie stehen erneut im finalen Spiel der Saison - und das in diesem Jahr in einer Neuauflage von Super Bowl LIV vor vier Jahren: Damals gewannen sie gegen die San Francisco 49ers mit 31:20.

Die Ausgangslage ist aber längst eine andere: Plötzlich gewinnen die Chiefs aufgrund ihrer starken Defense, während die Niners unter Head Coach Kyle Shanahan offensiv aus allen Rohren feuern. Aber wenn es eine goldene Regel in der heutigen NFL gibt, dann lautet sie: Unterschätze niemals Patrick Mahomes!

Hier kommt das alljährliche Head to Head zum Super Bowl.

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Head to Head: Quarterbacks

Patrick Mahomes (Chiefs) vs. Brock Purdy (49ers)

Dass Mahomes der grundsätzlich talentiertere Quarterback ist, steht außer Frage. Mahomes erreicht bereits im zarten Alter von 28 Jahren langsam die Sphären von Joe Montana und Tom Brady. Auch in dieser Saison, in der seine Receiver phasenweise große Schwierigkeiten hatten, sich aus der gegnerischen Deckung zu befreien oder den Ball überhaupt zu fangen, schaffte es Mahomes trotzdem regelmäßig, Drives am Leben zu erhalten und Punkte auf die Tafel zu bringen.

Sein Spiel hat sich insofern ein Stück weit verändert, als dass er immer seltener lange Pässe versucht, gerade wenn sich die Chiefs in der Redzone befinden. Die ultimative Speed-Waffe Tyreek Hill ist eben nicht mehr da.

Das bringt uns zu einem interessanten Punkt im Vergleich der zwei Quarterbacks. Brock Purdy wird gerne - wohl etwas abschätzig - als "Game Manager" bezeichnet. Aber diese Beschreibung trifft im positivsten aller Sinne auf Mahomes zu, der mit die kürzesten Pässe versucht und darüber hinaus auf Ballsicherheit achtet. In seinen letzten sechs Playoff-Spielen warf er keine Interception. Wer ist ein größerer Game Manager als Mahomes im Jahr 2024?

Purdy auf keinen Fall. Denn der 24-Jährige geht gerne Risiko, wie er zuletzt auch gegen Green Bay und Detroit unter Beweis stellte. Obwohl er nicht den stärksten Arm besitzt und gelegentlich Probleme hat, seine Pässe hinter die Linebacker zu bringen, scheut sich Purdy nicht davor, Zuspiele über die zweite Ebene der Defensive hinaus zu versuchen. Mit einem variablen und potenten Receiver Corps vor sich ist es fast schon verständlich, dass er so oft wie möglich deren Fähigkeiten zur Geltung bringen möchte.

Manch einer mag Purdy als System-Quarterback unter der Führung Shanahans betrachten, aber das haben NFL-Beobachter schon in den Achtzigern über Montana gesagt, als er für Bill Walsh spielte. Zudem ist die Shanahan-Schule so dominant in der Liga, dass es wohl nicht das Schlechteste für einen Quarterback ist, im System des 44-Jährigen zu funktionieren.

Im direkten Vergleich hat Mahomes natürlich die Nase vorn, weil er aus nahezu jeder Position jede Ecke im Feld erreichen kann und der bessere Scrambler als Purdy ist. Der Quarterback der Niners muss trotz seiner mentalen Stärke, die ihm bei Comebacks zuletzt geholfen hat, versuchen, so wenig wie möglich Fehler zu begehen und das Risiko zu dosieren. San Francisco hat gerade mit Running Back Christian McCaffrey eine gute Ausweichoption.

Vorteil: Kansas City.

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Head to Head: Running Backs Chiefs vs. Linebacker Niners

Isiah Pacheco, Jerick McKinnon und Clyde Edwards-Helaire vs. Fred Warner, Dre Greenlaw und Oren Burks

Die Chiefs bevorzugen eine Formation mit "11-Personnel" - einem Running Back und einem Tight End -, in der Regel mit Pacheco als Back und Travis Kelce wie gehabt als Tight End. Das Laufspiel war gerade in der Postseason ein wichtiger Faktor und Pachecos Läufe halfen der Effektivität der gesamten Offensive - inklusive Mahomes, der nicht zwangsläufig als Läufer in RPOs gefragt war.

Pacheco hat in dieser Saison zwar nur dreimal mehr als 100 Yards erreicht, aber seine Raumgewinne zählen und ebnen den Weg zu First Downs für eine eher langsam marschierende Offensive. Zuletzt musste Pacheco zudem auch verstärkt als Receiver fungieren, als Jerick McKinnon verletzt fehlte. Der hat sich für den Super Bowl aber fit gemeldet.

Pacheco trifft nun auf den wohl besten Linebacker der gesamten Liga: Fred Warner, der ein Spezialist für Run Defense ist und häufig explosiv an den Ball des Läufers gelangt. Warner agiert aus dem Zentrum heraus und kann die Routen der Running Backs sehr schnell lesen. Kommt er nicht rasch genug hin, gibt es immer noch Dre Greenlaw. "Sie sind zwei der athletischsten Linebacker der Liga", sagte Andy Reid am Montag.

Aber: Lob vom gegnerischen Trainer ist das eine, die Realität gelegentlich eine andere. In den bisherigen beiden Playoff-Spielen wie auch schon zum Ende der Regular Season konnte die Defensive der Niners nicht vollends überzeugen. Gerade gegen den Lauf taten sich im Duell mit den Lions einige Abgründe auf. Im Nachhinein war von mangelndem Einsatz die Rede. Aber wenn der Einsatz in einem NFC Championship Game nicht stimmt, wann dann?

Ausgeglichen.

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Head to Head: Running Backs Niners vs. Linebacker Chiefs

Christian McCaffrey und Kyle Juszczyk vs. Nick Bolton, Drue Tranquill, Leo Chenal und Willie Gay

Womöglich das Schlüsselduell des Super Bowls. Es gibt ein realistisches Szenario, in welchem McCaffrey nicht nur mit der Lombardi Trophy, sondern auch mit dem Award für den Super-Bowl-MVP nach Hause fährt. Seit seinem Wechsel von Charlotte nach San Francisco ist der Running Back eine absolute Urgewalt in der NFL - in dieser Saison mit den meisten Rushing Yards und Scrimmage Yards sowie auf dem ersten Rang in Sachen Touchdowns.

Grundsätzlich ist Shanahan für seine Laufspielzüge bekannt. Mit McCaffrey besitzt er einen Spieler, der wie ein Büffel losstürmt wenn er eine Lücke und dahinter etwas Grün sieht. Viele Schemes sind so konzipiert, dass McCaffrey intuitiv entscheidet, ob er durch die Mitte geht, einen Cutback läuft oder lieber nochmal von der Line abprallt.

Kyle Juszczyk ist unterdessen einer der wenigen Fullbacks, der ein essenzieller Bestandteil des Offensivsystems seines Teams ist und viele Snaps erhält, entweder als Blocker oder auch mal als Passempfänger.

Auf der Gegenseite befindet sich mit Steve Spagnuolo einer der versiertesten Defensive Coordinator der Liga, den seine Spieler regelrecht verehren. Er hat es geschafft, teils junge und noch recht unerfahrene Spieler mit Veteranen zu mischen und so eine schlagkräftige Defensive zu formen, die aktuell das große Prunkstück der Chiefs ist. So merkwürdig das angesichts Mahomes und Kelce immer noch klingen mag.

Bolton hatte seinen großen Moment im Super Bowl vor einem Jahr, als er einen Pass von Eagles-QB Jalen Hurts abfing und in die Endzone brachte. Auch gegen Lamar Jackson im AFC Championship Game schnupperte er an einem Pick-Six. Aber bei allem Lob für Spagnuolos Defensive: Bolton und Co. werden es ultraschwer haben, gegen McCaffrey und auch Tight End George Kittle zu bestehen. Hier besteht ein Qualitätsunterschied.

Vorteil: San Francisco.

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Head to Head: Receiver/Tight Ends Chiefs vs. Secondary Niners

Travis Kelce, Rashee Rice, Marquez Valdes-Scantling, Justin Watson und Mecole Hardman vs. Charvarius Ward, Deommodore Lenoir, Ambry Thomas, Tashaun Gipson und Ji'Ayir Brown

Dieses Matchup wiederum bringt Beobachter und Fans vermutlicher weniger in Wallung. Die Receiver-Abteilung der Chiefs ist ein kunterbunter Haufen, der nicht unbedingt vor Qualität strotzt. Kelce fungiert weiterhin als wichtigster Passempfänger und bricht aufgrund seiner Langlebigkeit als Elite-Spieler gerade in den Playoffs mittlerweile einen Rekord nach dem anderen. Aber: Der 34-Jährige befindet sich so langsam auf den letzten Metern seines athletischen Zenits.

Rashee Rice ist die zweite veritable Option, dahinter wird es schon etwas düster: Marquez Valdes-Scantling zum Beispiel fiel gegen die Ravens positiv auf, war aber zuvor kein Faktor, weil er in der Regular Season regelmäßig Bälle fallen ließ. Über Mecole Hardman und Kadarius Toney brauchen wir aktuell gar nicht erst zu sprechen - Letzterer legt sich mittlerweile sogar öffentlich mit Head Coach Andy Reid an.

Auf der anderen Seite des Balles befindet sich jedoch auch keine Secondary, die nur im Entferntesten zu den besten in der NFL zählt. Charvarius Ward bringt immerhin als ehemaliger Chiefs-Spieler die Erfahrung eines Super-Bowl-Erfolges mit, während Tashaun Gipson in den Playoffs wichtige Plays gezeigt hat. Die größte Schwachstelle sind die Cornerbacks neben Ward, besonders Ambry Thomas, wenn dieser in leichteren Packages auf dem Feld steht. Gegen die Packers hatte er einen ganz schwachen Tag und der Ball flog entsprechend häufig in seine Richtung. Sollte er im Super Bowl bei einer signifikanten Zahl an Snaps in der Verteidigung stehen, wird Mahomes ihn gewiss des Öfteren testen.

Ausgeglichen.

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Head to Head: Receiver/Tight Ends Niners vs. Secondary Chiefs

George Kittle, Brandon Aiyuk, Deebo Samuel und Jauan Jennings vs. L'Jarius Sneed, Trent McDuffie, Joshua Williams, Jaylen Watson, Mike Edwards und Justin Reid

Der zweite Teil des Schwergewichtskampfes zwischen der Offensive aus San Francisco und der Defensive aus Kansas City. Die Secondary hat den Chiefs in dieser Saison schon mehrmals den Allerwertesten gerettet. Das manifestierte sich noch einmal, als L'Jarius Sneed im Championship Game den Ball aus den Händen von Ravens-Receiver Zay Flowers schlug - eine Art Vorentscheidung. Sneed ist ohnehin der Elite-Verteidiger der Chiefs: Während der Regular Season ließ er keinen Touchdown zu und hielt starke Receiver wie Justin Jefferson weitgehend in Schach.

Anders als die Niners verfügt Kansas City zudem über Tiefe in der Secondary, denn Jaylen Watson zum Beispiel ist eine veritable Alternative zu Sneed und Slot Corner Trent McDuffie, wodurch Spagnuolo wiederum die Einsatzzeiten seiner Verteidiger gut kontrollieren kann.

Doch Sneed und Co. haben es nicht mit irgendeiner Offensive zu tun, sondern mit der wahrscheinlich variabelsten Angriffsreihe überhaupt. Die Niners bringen im Receiver Corps zig Optionen aufs Feld, obwohl fast immer dieselben drei Receiver sowie McCaffrey und Juszczyk aufgeboten werden. Allerdings kann Samuel sowohl als klassischer Passempfänger, aber punktuell auch als Läufer aus dem Backfield zum Einsatz kommen. Ebenso ist McCaffrey ein kompetenter Passempfänger. Brandon Aiyuk gehört zu den besten Routenläufern der NFL und ist einer für die Big Plays mit 28 Receptions für 20 und mehr Yards. Kittle wie auch Juszczyk sind so ein wenig das Salz in der Suppe, weil sie zusammen mit McCaffrey beispielsweise drei Linebacker anlaufen können oder aber in der Mitte die Block-Arbeit gegen eine Vier-Mann-D-Line verrichten.

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Generell ist das Blocking der Niners-Offensive ein großer Pluspunkt, wovon McCaffrey profitiert. Jauan Jennings und Aiyuk zählen zudem zu den besten Receivern in Zone Run Plays, was uns gleich zum nächsten Mannschaftsteil der Chiefs bringt.

Vorteil: San Francisco.

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Head to Head: Offensive Line Niners vs. Defensive Front Chiefs

Trent Williams, Aaron Banks, Jake Brendel, Jon Feliciano und Colton McKivitz vs. Chris Jones, Mike Pennel, George Karlaftis und Mike Danna

Die O-Line der Niners wirkt unausgeglichen. Mit Trent Williams besitzt San Francisco einen Left Tackle, der selbst im fortgeschrittenen Football-Alter immer noch dominiert und in dieser Saison lediglich an 13 Prozent der Pressures auf Purdy eine Teilschuld trug. Der Super Bowl ist genau die richtige Bühne für Williams, von dem wir vielleicht auch das eine oder andere Motion Play sehen werden.

Die rechte Seite bietet mit Colton McKivitz jedoch eine deutliche Schwachstelle: Der 27-Jährige war bislang an rund einem Viertel der Pressures auf Purdy beteiligt. Bei einem Quarterback, der zwischen den Markierungen um einiges souveräner und präziser agiert als in Bewegung beziehungsweise in der Peripherie, stellt die Anfälligkeit der O-Line ein deutliches Problem dar. Was jedoch die Block-Unterstützung für McCaffrey und Co. betrifft, erfüllen die in der Mitte postierten Spieler zumeist ihre Aufgaben, gerade seitdem Guard Jon Feliciano zur Saisonmitte Spencer Burford ersetzte.

Die Chiefs-Front ist ähnlich unausgeglichen, wobei neben Chris Jones besonders George Karlaftis in dieser Saison positiv auf sich aufmerksam machen konnte. Jones gehört mit 10.5 Sacks und seiner gerade im vierten Viertel immer noch energischen Art zu den besten Pass Rushern unter den Defensive Tackles.

Während mit Blick auf den Super Bowl ansonsten wenig bis gar nicht über Verletzungen gesprochen wird, ist dieser Mannschaftsteil der Chiefs von Verletzungen gebeutelt. Statt Derrick Nnadi spielt in der Mitte der Front nun Wandervogel Mike Pennel. Für den am Kreuzband verletzten Charles Omenihu wird Mike Danna auflaufen. Nicht ganz grundlos haben die Gegner der Chiefs in dieser Saison lediglich zehn Holding-Strafen erhalten: Sie drohen schlechtweg zu selten damit, durch die Blocks durchzubrechen.

Ausgeglichen.

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Head to Head: Offensive Line Chiefs vs. Defensive Front Niners

Donovan Smith, Nick Allegretti, Creed Humphrey, Trey Smith und Jawaan Taylor vs. Nick Bosa, Arik Armstead, Javon Hargrave und Chase Young

Auch in diesem Mannschaftsteil wirken die Chiefs etwas unausgegoren. Zwei der drei Interior-Spieler standen bereits vor einem Jahr im Super Bowl, während Nick Allegretti als jahrelanger Backup für den verletzten First-Team All-Pro Joe Thuney einspringen soll. In diesem Bereich könnte Kansas City normalerweise recht stabil gegen Arik Armstead und Javon Hargrave stehen.

Die Probleme warten dafür an den Edges, wo es Donovan Smith und Jawaan Taylor mit Nick Bosa und Chase Young zu tun bekommen. Bosa hat sogar kürzlich darauf verwiesen, dass die O-Liner der Chiefs viel halten würden. In der Tat hat sich besonders Taylor als regelrechter Strafen-Sammler hervorgetan, allein fünf davon in Woche zwei gegen Jacksonville. 17 Strafen verbuchte Taylor insgesamt - ein Wert, der seit 2015 nicht mehr erreicht wurde. Der 26-Jährige aus Florida wird es des Öfteren mit Bosa zu tun bekommen und könnte einen sehr langen Abend verleben.

Die beiden Edge Rusher der Niners kennen sich seit ihrer College-Zeit: Gut möglich, dass Bosa Lobby-Arbeit für den Trade von Chase Young betrieben hat. So richtig herausstechen konnte der Neuzugang von den Commanders seit Anfang November noch nicht. Statt Sacks sollte von seiner Seite erst einmal überhaupt konstanter Druck kommen, um daneben Lücken zu reißen. Allerdings war seine Einsatzbereitschaft im Championship Game gegen die Lions fragwürdig.

Dabei brauchen ihn die Niners, um noch mehr Platz für Armstead und Hargrave zu schaffen, die beide von Pro Football Focus zu den Top6-Pass-Rushern unter den Defensive Tackles gezählt werden.

Vorteil: San Francisco.

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Head to Head, Special Teams: Chiefs vs. Niners

Harrison Butker (Kicker), Tommy Townsend (Punter) und Richie James/Skyy Moore (Returner) vs. Jake Moody (Kicker), Mitch Wishnowsky (Punter), Ray-Ray McCloud (Returner)

Die Geschichte dieser beiden Units ist schnell erzählt. Die Chiefs verfügen über einen Super-Bowl-erprobten Kicker, der eine Hauptrolle beim Sieg über Philadelphia vor einem Jahr spielte. Da Harrison Butker fast immer das Ziel trifft (nur zwei Fehlschüsse dieses Jahr), können Andy Reid und Co. auf seine Fähigkeiten auch in einer engen Schlussphase vertrauen.

Jake Moody hingegen ist so unbeständig wie das Winterwetter in der Bay Area. Während er bei seinen vier Versuchen über 50 Yards dreimal erfolgreich war, hatte er im Bereich von 40 bis 49 Yards vier Fehlversuche, davon zwei in den Playoffs. Auf den Rookie ist in dieser Saisonphase kein Verlass. Das schränkt Shanahans strategische Optionen deutlich ein.

Einen Vorteil könnten die Chiefs auch bei den Returns haben. Im Super Bowl vor einem Jahr war es noch Toney, der mit seinem Lauf in der Schlussphase ein Ausrufezeichen setzte. Für das Spiel in Las Vegas könnte der erprobte Returner Skyy Moore, der nicht mehr auf der Verletztenliste steht, eine Option werden.

Vorteil: Kansas City.

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Head to Head, Coaches: Chiefs vs. Niners

Andy Reid (Head Coach), Matt Nagy (Offensive Coordinator), Steve Spagnuolo (Defensive Coordinator) vs. Kyle Shanahan (Head Coach), Steve Wilks (Defensive Coordinator)

Der letzte Schwergewichtskampf dieses Super Bowls findet an den Seitenlinien statt. Mit Reid und Shanahan treffen hier zwei Giganten der Trainergilde aufeinander.

Reid ist mittlerweile in die Fußstapfen von Bill Belichick getreten, indem er die nächste große Dynastie der NFL aufgebaut hat. Shanahan hat seine Fingerabdrücke derweil über die ganze Liga verteilt, weil seine vormaligen Zöglinge in der Regel lukrative Posten bei anderen Teams finden.

Die beiden unterscheidet ihr grundsätzlicher Stil. Reid ist von seinem Naturell her ein aggressiver Head Coach, wobei er in dieser Postseason aufgrund der limitierten offensiven Durchschlagskraft nicht wie sonst aufs Ganze gehen konnte. Das hat insbesondere die zweite Halbzeit gegen die Ravens gezeigt. Shanahan arbeitet seinerseits auf Basis seiner ausgeklügelten Schemes, wodurch etwa seine O-Line einen Vorteil in puncto Play Design gegenüber der Defensive Front der Chiefs haben dürfte. Generell ist die Kreativität im Laufspiel eine der Stärken des 44-Jährigen.

Sein Defensive Coordinator Steve Wilks steht unterdessen nach den zwei durchwachsenen Leistungen im Januar unter Druck. Es macht keinen guten Eindruck, wenn im Nachhinein über die Einsatzbereitschaft einiger Defensivakteure gesprochen wird. In dieser Hinsicht haben die Chiefs einen Vorteil mit Defensivgenie Spagnuolo.

Bei aller Lobhudelei für Reid und Shanahan gibt es trotzdem bei beiden Teams kleinere Schwachstellen. Reid ist auch im fortgeschrittenen Alter immer noch kein versierter Clock Manager - und Shanahan neigt manchmal zu konservativen Entscheidungen - erst recht, seit er für seine aggressive Spielzugwahl bei der Super-Bowl-Niederlage der Falcons vor einigen Jahren scharf kritisiert wurde.

Allgemein wirkt Shanahan, um mal einen Vergleich mit dem Fußball zu bemühen, wie ein Pep-Guardiola-Typ, der ein grandioses Offensivsystem kreieren kann, das über weite Phasen einer Saison funktioniert und auch dominiert - das aber in engen Momenten, in denen teilweise Improvisation Trumpf ist, nicht immer eine Antwort parat hat.

Vorteil: Kansas City.

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Super Bowl: Prognose

Als die Chiefs und Niners im Super Bowl LIV aufeinandertrafen, waren die beiden Hauptfiguren Mahomes und Bosa. Was gerne vergessen wird: Bosa stand zeitweilig während des Comebacks der Chiefs in der Schlussphase verletzungsbedingt an der Seitenlinie. In diesem Jahr hat sich die Lage verändert, denn die Offensive aus Kansas City und die Defensive aus San Francisco sind weniger spielentscheidend als das jeweilige Gegenstück.

Entschieden wird der Super Bowl, wenn die versatile Niners-Offensive und die dynamische Chiefs-Defensive gegeneinander antreten. Wer das Duell während der Drives der Niners für sich entscheidet, gewinnt voraussichtlich auch die Lombardi Trophy.

Obwohl Mahomes mittlerweile wieder mehr zuverlässige Anspielstationen zur Auswahl hat, wirken die Chiefs offensiv immer noch ein Stück weit limitiert. Das mag vielleicht punktuell auch für Purdy und dessen Passqualitäten gelten, aber der 24-Jährige hat nicht zuletzt in der zweiten Halbzeit gegen Detroit seine Anpassungsfähigkeit gezeigt. Stoppen Chris Jones und Co. die Offensivmaschinerie der 49ers nicht regelmäßig, indem sie Purdy aus der Pocket treiben, wird San Francisco nicht in die Verlegenheit kommen, auf ein Moody-Field-Goal angewiesen zu sein. Und den ersten Titel seit 1994 in die Bay Area bringen.

Tipp: 27:21 für die San Francisco 49ers