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Third and Long: Phillys Offense und die Patriots-Defense

Die Philadelphia Eagles überraschten mit einer glänzenden Offensiv-Vorstellung gegen die Vikings.
© getty

Der Super Bowl steht fest, die New England Patriots treffen am 4. Februar in Minnesota auf die Philadelphia Eagles! Während Phillys Offense im NFC Championship Game gegen die starke Vikings-Defense nur so marschierte, mussten die Pats gegen Jacksonville im AFC Championship Game defensive Anpassungen vornehmen - wie aber sahen die aus? In seiner wöchentlichen Kolumne blickt SPOX-Redakteur Adrian Franke auf die beiden Duelle vom Sonntag und beantwortet im Mailbag auch schon erste Super-Bowl-Fragen!

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Wie zerpflückte die Eagles-Offense Minnesotas Defense?

Es sollte eine Defensiv-Schlacht werden, in der Nuancen entscheiden würden - stattdessen sahen Vikings-Fans im Championship Game schockiert den schlechtesten Auftritt ihrer Defense in der gesamten Saison. 24 zugelassene Punkte in der ersten Hälfte? Höchstwert. Ein 53-Yard-Touchdown? Der längste zugelassene Touchdown-Pass für die Vikes in dieser Saison.

Und vor allem: Minnesota war mit einer defensiven Third-Down-Conversion-Rate von 25,2 Prozent in das Spiel gegangen, ein historisch guter Wert. Philly gelangen dann bei 14 Third Downs zehn (!) Conversion und Nick Foles brachte dabei zehn von elf Pässen für 159 Yards, zwei Touchdowns und null Interceptions an.

Wie gelang Philly mit dem Backup-Quarterback, der schon in der Vorwoche gegen Atlanta lange mehr als wacklig aufgetreten war, diese Partie?

Vier zentrale Gründe stechen auf Tape ins Auge und erklären die unerwartete Offensiv-Explosion:

  • Die Offensive Line der Eagles dominierte die Line of Scrimmage. Minnesota hatte vielen Offenses in dieser Saison schon den Zahn gezogen, indem der Gegner an der Line of Scrimmage große Probleme bekam. Das klappte gegen Philly überhaupt nicht.
  • Play Design: Minnesotas Defense ist bekannt dafür, mit den Safeties sehr aggressiv die Line of Scrimmage und die Box zu bespielen. Die Eagles nutzten das, um ihre Underneath-Outside-Route-Kombinationen dagegen zu spielen. Philly - erfolgreich darauf bauend, dass die eigene Line standhält - hatte keine Angst vor Downfield-Routes, die wurden häufig mit Inside-Routes durch den Outside-Receiver kombiniert.
  • Das sorgte einerseits für Rub-Effekte und gab dem Receiver immer wieder einen freien Release sowie Foles eine sichere Pass-Option - andererseits bestrafte man so die Vikings konsequent, wenn die Line of Scrimmage aggressiv angegangen wurde. Das war ein maßgeblicher Grund für die Erfolge im Downfield-Passing-Game.
  • Minnesotas Safeties hatten auch individuell ihr schlechtestes Saisonspiel. Immer wieder erwischten die Eagles die Vikings-Verteidiger zudem mit Double-Moves, etwas, das man von dieser Defense so in dieser Saison nie gesehen hatte.

Wie stoppte New Englands Defense die Jaguars?

Im zweiten Viertel musste man sich im AFC Championship Game schon verwundert die Augen reiben. Genau die Dinge, mit denen Pittsburghs Defense in der Vorwoche schon so große Probleme hatten, klappten auch in New England für die Jaguars - und das gegen die sonst so disziplinierte Patriots-Defense.

In anderen Worten: Play Action, simple Underneath-Route-Kombinationen und das kombiniert mit Screens und Inside-Power-Runs. Jacksonville kombinierte hier die Spielzüge effizient und hatte Konter-Plays für die eigenen Formationen parat, New England aber offenbarte hier auch immer wieder Zuteilungsprobleme. Vor allem die Linebacker wirkten dabei mehrfach verloren.

Dazu kam, dass die Patriots sehr passiv auftraten. 4-Men-Rush, dahinter tief gespielte Zones - das erlaubte Jacksonville bei First-Down-Pässen simple Completions und brachte die Jaguars in die erhofften kurzen Third Downs. Auch funktionierten die Screen-Designs mit Rub-Routes bemerkenswert gut, was in mehreren langen Catch-and-Runs von Corey Grant resultierte.

In der zweiten Halbzeit sah man dann das, was man von den Patriots in dieser Saison so häufig gesehen hat: die richtigen Defensiv-Anpassungen. Die Patriots haben in dieser Saison in der ersten Halbzeit im Schnitt 10,1, in der zweiten nur 8,3 Punkte zugelassen. Warum dem so ist, konnte man im Championship Game einmal mehr bewundern.

Die Pats änderten ihren grundlegenden Ansatz und wurden deutlich aggressiver. Die Patriots waren jetzt mehr gewillt, bei verschiedenen Downs&Distance zu blitzen.

Sie spielten aggressive Man Coverage und stellten die Box zu. New England hatte so immer wieder Rusher im Backfield, zwang Bortles zu schnellen Würfen und schaffte es, auch bei Play Action zu verhindern, dass Bortles vernünftig in die Pocket treten konnte. Jacksonville wurde herausgefordert, einen Plan B auszupacken - und den hatten die Jags nicht.

Dabei fielen bei den Blitz-Paketen zwei Mittel vermehrt auf: Safety-Blitzing wurde häufig genutzt, darüber hinaus stellten die Patriots James Harrison auch einige Male wie einen Inside Linebacker auf und ließen ihn dann über die Mitte blitzen.

Mit den Eagles wartet im Super Bowl die beste Offensive Line dieser Playoffs - New England wird sich dabei nicht auf seinen 4-Men-Rush verlassen können. Das würde Philadelphias herausragenden Play-Designs eine zu große Chance einräumen. Die Patriots-Defense wird in zwei Wochen attackieren müssen.

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