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Trainer-Karussell, Vikings, Broncos, Packers, Bears - eure Fragen

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Hannes Hamburger: Wie wäre eine Beleuchtung des Trainerkarussells, jetzt wo in Cincinnati auch ein Head-Coaching-Posten vakant wird?

Bei den Bengals gibt es ja jetzt schon Gerüchte, wonach Hue Jackson aus Cleveland zurückgeholt werden soll. Sportlich wäre das für mich nicht nachvollziehbar, gleichzeitig ist auch klar, dass man einander kennt und weiß, wie der jeweils andere arbeitet. Das spielt bei diesen Dingen eine riesige Rolle, deshalb werden auch anderswo gescheiterte Coaches immer wieder irgendwo aufgenommen. Eine ernsthafte Option sollte es in Cincinnati aber auch sein, Defensive Coordinator Paul Guenther zu befördern. Der dürfte andernfalls nämlich weg sein.

Und sonst? Gut möglich, dass John Fox in Chicago und Vance Joseph in Denver ihre Jobs in den vergangenen Wochen gerettet haben. Festlegen würde ich mich lediglich auf Pagano in Indianapolis, mit Koetter (Tampa Bay) und Del Rio (Oakland) als weitere Kandidaten. Bei den Giants ist es durchaus denkbar, dass Spagnuolo vom Interims-Coach zum festen Head Coach befördert wird. Sehr gut möglich, dass wir am Black Monday dann einige Überraschungen erleben. Meine Head-Coaching-Kandidaten innerhalb der NFL (keine Rangliste):

  • Josh McDaniels, Offensive Coordinator, Patriots
  • Jim Schwartz, Defensive Coordinator, Eagles
  • Pat Shurmur, Offensive Coordinator, Vikings
  • Matt Nagy, Offensive Coordinator, Chiefs
  • Paul Guenther, Defensive Coordinator, Bengals
  • Tery Austin, Defensive Coordinator, Lions
  • John DeFilippo, Quarterbacks-Coach, Eagles

Maurice: Ich denke, die Entscheidung, mit welchem QB die Vikings in die Playoffs gehen, dürfte gefallen sein. Bridgewater und Keenum für das nächste Jahr? Und: Musste die Seahawks-One-Man-Show mit Wilson irgendwann enden?

Die Quarterback-Entscheidung hinsichtlich der Playoffs sollte in Minnesota überhaupt keine Frage sein: So sehr ich mich über das Comeback von Bridgewater gefreut habe, Keenum spielt eine großartige Saison und muss die klare Nummer-1-Option aktuell sein. Für die kommende Saison ist die Frage nicht so leicht: Bradford ist weg, da gibt es wohl keinen Zweifel. Aber dahinter?

Keenums Leistungen in dieser Saison machen ihn extrem teuer, die Vikings müssen sich überlegen, ob sie davon überzeugt sind, dass er auf diesem Level weiterspielen kann. Bridgewater wird seinerseits spielen wollen, der Markt für ihn und wie Teams ihn einschätzen ist aber völlig ungewiss. Mein Tipp: Die Vikings verlängern mit Keenum, Bridgewater erhält anderswo einen One-Year-Prove-It-Deal.

Ein paar kurze Gedanken nur zu den Seahawks: Die Ausfälle in der Defense mussten irgendwann ihren Tribut fordern, gegen die Rams war es so weit. Sind die Leistungsträger wieder alle fit und bleiben noch für ein Jahr zusammen muss man mit Seattle auch 2018 rechnen. Natürlich ist und bleibt die O-Line das große Problem, allerdings kann man Seattle nicht vorwerfen, dass sie die Baustelle ignorieren würden - die Investitionen haben sich bisher nur nicht wirklich ausgezahlt.

Seattles Fokus muss es sein, das zu tun, was Pete Carroll eigentlich schon in diesem Jahr machen wollte: Das eigene Run Game wiederbeleben. Das wäre der beste Weg, um Wilson die Unterstützung zu geben, die auch er braucht.

#FireFox und Paul: Wie groß ist die Hoffnung, dass die Bears mit einem neuen Trainerstab, kompetenten Receivern, gesunder O-Line und einem Pass-Rusher ein Contender werden können? Oder anders: Räumen wir Trubisky Rookie-Fehler ein und sagen, dass er ein Franchise-Quarterback werden kann? Was brauchen die Bears, um nächstes Jahr um die Playoffs mitspielen zu können?

Pass-Rush ist für mich gar nicht so das Problem, mit Floyd, McPhee und Hicks sind die Bears in der Front schon jetzt sehr gut aufgestellt. Chicago braucht ganz besonders eine Sache: Receiver, Receiver, Receiver. Die Line ist gut, das Backfield-Duo kann sehr gut sein. Aktuell aber sieht man, wie verzweifelt Chicago im Passspiel versucht, irgendwie den Ball in die Hände von Tarik Cohen zu bringen, damit der irgendwas nach dem Catch macht. Defenses wissen das allerdings längst auch.

Die Bears haben eine reelle Chance, nächstes Jahr sieben bis neun Siege anzupeilen. Das aber geht nur, wenn Chicago im Draft und der Free Agency Trubisky alle Unterstützung gibt, die man bekommen kann. Die Bears sollten den besten verfügbaren Free-Agent-Receiver holen, der in ihr Scheme passt und dann im Draft die Position nochmal hoch angehen. Wenn Chicagos Receiver ernsthafte Bedrohungen darstellen, kann auch das Run Game, das Play-Action-Spiel und die Screens zu Cohen besser funktionieren.

Außerdem wäre es für Trubiskys Entwicklung enorm wichtig. Der Quantensprung von Jared Goff bei den Rams kommt nicht nur durch das neue Scheme zustande, die signifikanten Upgrades im Receiving-Corps und der Line spielen ebenfalls eine riesige Rolle. Und ähnlich wie Goff hatte auch Trubisky in seiner Rookie-Saison einige wirklich durchwachsene Auftritte, mit Würfen direkt in die Coverage, Read-Fehlern und auffälligen Ungenauigkeiten im Passpiel. Hier soll man nichts überbewerten, aber Trubisky wird in jedem Fall Hilfe in seiner Entwicklung brauchen. Das muss Priorität 1, 2 und 3 für Chicago sein.

Ilyawen Sonnenwind und Federico Juanores: Jetzt wo die Packers-Saison quasi gelaufen ist: Was muss in Green Bay passieren, damit man Rodgers vielleicht doch nochmal ein Contender-Team basteln kann? Wie schätzt du das Potential der Packers-Defense allgemein ein?

Ironischerweise hat es eine längere Abwesenheit von Rodgers gebraucht, damit die Packers endlich an einigen Schrauben drehten, die in meinen Augen seit Jahren überfällig waren. Dazu gehört: Ein deutlich verbessertes Run Game, ein deutlich verbessertes Screen Game und Route-Kombinationen, die aufeinander aufbauen - ob beim Release oder aber während sich die Laufwege entwickeln. Mike McCarthy hat hier sehr gute Arbeit geleistet, als er die Offense für Brett Hundley Quarterback-freundlicher machen musste. Einige Elemente davon würde ich auch gerne mit Rodgers sehen.

Ansonsten muss der Fokus klar lauten: Defense, Defense, Defense. Mit Nick Perry und Mike Daniels in der Front sowie Damarious Randall und Morgan Burnett in der Secondary haben die Packers gute Bausteine. Auch die Linebacker, allen voran Blake Martinez, spielen eine gute Saison, die Packers sind im Pass-Rush sowie gegen den Run relativ solide.

Aber: Green Bay ist in den kritischen Momenten des Spiels defensiv desolat, und dabei muss man dann auch das Coaching und insbesondere das Play-Calling hinterfragen: Drittschwächster Wert bei Third-Down-Conversions (44,8 Prozent), Schlusslicht bei Touchdown-Efficiency (23,5 Prozent), Red-Zone-Scoring-Efficiency (100 Prozent) und zugelassenen 5-Minute-Drives (26) sowie der vorletzte Platz bei Red-Zone-Touchdown-Efficiency (69,2 Prozent). Das sind in dieser Masse weder Zufälle noch ein plötzlichen individuellen Aussetzern geschuldetes Phänomen.

Oliver Fa und Flo: Werden die Broncos mit Lynch in eine rosige Zukunft blicken, oder sollten sie im Draft zuschlagen? Im Anschluss daran: Sind die Broncos wirklich nur einen guten Quarterback davon entfernt, wieder ein Contender zu sein?

Ich fange mal mit dem zweiten Teil der Frage an, und verweise dabei einfach auf die ersten Saisonspiele: Als Trevor Siemian uns alle überraschte, waren die Broncos für einen kurzen Zeitraum eines der stärksten Teams der Liga. Denvers Line ist nicht so schlecht, wie sie gerne mal gemacht wird und die Broncos haben unter allen "schlechten" Teams dieser Saison mit Thomas, Sanders und Anderson vielleicht die beste Skill-Player-Gruppe. Dass die Defense noch immer dominant sein kann, ist auch sichtbar. Vor allem die konstante Verbesserung der Run-Defense sticht da heraus.

Mit all dem im Hinterkopf ist auch klar: Die Broncos stehen vor einer kritischen Offseason. Denn die Leistungsträger in der Defense werden nicht jünger, abgesehen von der Quarterback-Position ist Denver für mich in vielen Mannschaftsteilen noch immer im Win-Now-Modus. Meine Meinung zur Quarterback-Frage: Die Broncos sollten im Draft in jeden Fall in einen Quarterback investieren, und das auch hoch. Lynch jedenfalls hat bislang überhaupt nichts gezeigt, was das verhindern würde.

Gleichzeitig aber täte Denver auch gut daran, sich auf dem mit Spannung erwarteten QB-Free-Agency-Markt umzuschauen und möglicherweise einen Routinier für ein bis zwei Jahre zu holen. Man könnte dann dahinter Lynch und den Rookie aufbauen. Denver muss sich auf der Quarterback-Position neu aufstellen, Siemian ist nicht mehr als ein solider Backup. Keiner der drei, die aktuell im Kader sind, sollte Stand heute die Starting-Option für 2018 sein.

Franco: Wäre Aaron Donald für dich ein MVP-Kandidat? Laut Pro Football Focus der mit Abstand am besten bewertete Lineman der NFL.

Das ist er auch, wenn man sich die Rams-Spiele anschaut. Donald ist ein unfassbar dominanter Spieler, der das leisten kann, was viele Quarterbacks am allermeisten hassen: Inside-Pressure. Inside-Pressure verhindert es, dass ein Quarterback in die Pocket treten kann. Er zerstört das Timing, gerade bei sehr auf präzise Receiver-Quarterback-Timing setzende Offenses, und macht Edge-Rushern das Leben extrem viel leichter. Außerdem kann es für eine Offense bestimmte Run-Plays einfach eliminieren.

Trotzdem tue ich mich sehr schwer damit, einen Lineman zum MVP zu machen. Wir haben das bei J.J. Watt schon einige Male gesehen: Selbst in seiner dominantesten Zeit können gute Teams ihn über Scheme und Play-Calling für beträchtliche Abschnitte einer Partie aus dem Spiel nehmen.

Anders gesagt: Linemen (übrigens auch auf der offensiven Seite des Balls) funktionieren viel mehr innerhalb der Struktur des Schemes und auch durch ihre Nebenleute, selbst die dominantesten Vertreter wie Watt oder Donald. Einen Lineman, so gut Donald ohne jeden Zweifel auch ist, als MVP zu nennen, ist für mich daher eigentlich unmöglich.

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