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Third and Long: Pittsburghs Teilerfolg und das SPOX-All-Pro-Team

Die Steelers hatten gegen die Patriots einen guten Plan - doch keine Antwort für Gronkowski
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Brady, Brown, Donald, Jones - mein All-Pro-Team 2017

In der Nacht zum Mittwoch wird der Pro-Bowl-Kader enthüllt, was in jedem Jahr auch die eine oder andere fragwürdige Nominierung hervorbringt. Hier ist mein All-Pro-Team, wie es Stand heute aussehen würde:

Offense:

Quarterback: Tom Brady (Patriots). Mein MVP-Pick war für sehr lange Zeit bekanntermaßen Russell Wilson, weil ich glaube, dass kein Spieler für sein Team gesehen individuell wertvoller - und darum geht es bei dem Award ja - ist. Die Argumentation stimmt noch immer, Wilsons Leistungen zuletzt aber gingen deutlich nach unten. Der beste Quarterback dieser Saison ist so oder so Tom Brady, da gibt es keine Diskussion. Egal, ob wir von Pocket-Verhalten, Auftreten gegen Pressure, Downfield-Passing, Kurzpassspiel oder Pass-Genauigkeit reden.

Running Back: Todd Gurley (Rams). Natürlich ist Le'Veon Bell hier auch ein Kandidat, Bell aber ist in diesem Jahr nicht ganz auf seinem eigenen Vorjahreslevel - die großen Stats, die er noch immer auflegt, sind auch dem enormen Workload geschuldet. Es wird sehr interessant, ob er die Offense ohne Brown jetzt wieder tragen kann. Gurley dagegen macht das in L.A. schon zu einem maßgeblichen Teil die ganze Saison über, er ist bei allem Lob für Jared Goff der unumstrittene Mittelpunkt dieser Offense. Der Unterschied im Vergleich zum Vorjahr auch wie Gurley läuft und wie er die Lücken sucht ist riesig, Gurley steht nicht nur bei 4,6 Yards pro Run, er hat auch schon 630 Receiving-Yards auf dem Konto. Der 23-Jährige ist der konstanteste, dominanteste Running Back dieser Saison.

Wide Receiver (2): Antonio Brown (Steelers), DeAndre Hopkins (Texans). Keenan Allen, A.J. Green, Adam Thielen und Julio Jones sind weitere Kandidaten für die Receiver-Spots - Brown und Hopkins aber haben sich über die ganze Saison gesehen etwas abgesetzt. Bei Brown ist es nicht einmal knapp, Pittsburghs Superstar ist derzeit der beste Receiver der NFL und ein legitimer MVP-Kandidat, umso tragischer ist für die Steelers seine Verletzung. Bei Hopkins beeindruckt vor allem die Konstanz, mit der er abliefert, und das obwohl sich Defenses voll auf ihn fokussieren und das Quarterback-Play in Houston auf die Saison betrachtet bestenfalls inkonstant ist.

Flex: Adam Thielen (Vikings). Keenan Allen wäre hier der Pick, würden wir nur die zweite Saisonhälfte betrachten, der Chargers-Receiver ist nach Brown der aktuell wohl heißeste Wideout in der NFL. Doch stehen alle 15 Spieltage in dieser Bewertung unter der Lupe, und da kann man Thielen dieses Jahr nicht außen vor lassen. Er ist der X-Faktor in Minnesotas Offense und mit seinem schnellen Release und seinen Lehrbuch-mäßigen, extrem präzisen Routes ein maßgeblicher Grund dafür, dass die Schemes der Vikings so funktionieren. Wenn Minnesota offensiv in den Playoffs irgendetwas reißen will, wird viel von Thielen abhängen.

Tight End: Rob Gronkowski (Patriots). Langweilig? Vielleicht. Man könnte natürlich über Travis Kelce oder auch Zach Ertz diskutieren. Gronk ist aber unter dem Strich immer noch der dominanteste und kompletteste Tight End in der NFL, und das Spiel gegen Pittsburgh - vor allem die zweite Hälfte - unterstreicht das nochmals. Wenn Gronk heiß läuft, ist er nicht zu stoppen, er ist der ultimative Matchup-Spieler in einer Liga, die inzwischen voll davon ist.

Left Tackle: David Bakhtiari (Packers). Kein Tackle ist dieses Jahr besser in Pass-Protection, Bakhtiari ist auch technisch einer der besten O-Liner der Liga und im Run-Blocking inzwischen ebenfalls überdurchschnittlich. In einer Saison, in der die Left-Tackle-Position von Verletzungen heimgesucht wurde (inklusive Bakhtiari selbst) sticht er am deutlichsten heraus.

Right Tackle: Lane Johnson (Eagles). Teams lernen immer mehr, dass die Right-Tackle-Position mitnichten unwichtiger ist als die des Left Tackles. Johnson ist ohne jeden Zweifel der beste Right Tackle in der NFL und möglicherweise der athletischste Tackle insgesamt in der Liga. In der Vorsaison konnte man eindrucksvoll den Effekt seiner Abwesenheit sehen, dieses Jahr hat er großen Anteil daran, dass die Eagles eine der besten Lines der Liga haben.

Left Guard: Zack Martin (Cowboys). Der beste Pass-Protecting-Guard der Liga, in einer insgesamt schwierigen Saison für die Cowboys-Offense war Martin über weite Strecken Dallas' bester Spieler auf dem Platz.

Right Guard: David DeCastro (Steelers). Wenn Martin der beste Pass-Protecting-Guard ist, dann ist DeCastro der beste Run-Blocker. Viele von Pittsburghs Konzepten im Run Game basieren auf DeCastros Power an der Line of Scrimmage sowie auf seinen Qualitäten als Puller. Und ganz nebenbei hat sich DeCastro in Pass-Protection ebenfalls signifikant verbessert.

Center: Jason Kelce (Eagles). So gut Cowboys-Center Travis Frederick auch ist - Kelce ist dieses Jahr besser. Macht unglaublich viel mit Technik, Geschwindigkeit und Beinarbeit, herausragend vor allem im Run-Blocking.

Defense:

Edge-Rusher (2): Chandler Jones (Cardinals), Cameron Jordan (Saints). Everson Griffen, Von Miller, DeMarcus Lawrence, Joey Bosa - die Liste auf dieser Position ist lang, sehr lang sogar. Jones fliegt noch immer etwas unter dem Radar, führt die Liga aber in Sacks (15) und Tackles for Loss (25) an, Letzteres sogar deutlich. Obwohl sich Offenses seit dem Saisonaus von Golden auf ihn konzentrieren, spielt Jones eine herausragende Saison. Das gilt ohne jeden Zweifel auch für Jordan, der genau wie Jones gegen den Run und den Pass und dabei immer wieder gegen Double-Teams mit Konstanz auf unglaublich hohem Level besticht.

Interior Linemen (2): Calais Campbell (Jaguars), Aaron Donald (Rams). Donald ist der beste Interior-Lineman in der NFL, und es ist nicht einmal knapp. Kein Spieler ist so dominant aus dem Zentrum heraus, man könnte argumentieren, dass Donald inklusive Edge-Rusher der beste Pass-Rusher der Liga ist. Fletcher Cox und Geno Atkins verdienen hier Erwähnung, an Campbell führt für mich aber kein Weg vorbei. Frisst Double-Teams gegen den Run und spielt in puncto Pass-Rush die beste Saison seiner Karriere - nicht nur statistisch.

Linebacker (3): Bobby Wagner (Seahawks), Sean Lee (Cowboys), Von Miller (Broncos). Ja, ein kleiner Cheat, hier Miller rein zu packen. Als prototypischer 3-4-Outside-Linebacker aber immer noch vertretbar, und aufgrund seiner Leistungen gegen den Run und den Pass musste er hier mit rein. Ansonsten ist es simpel: Mit Lee ist es eine komplett andere Cowboys-Defense, dann und nur dann funktionieren die Konzepte insbesondere gegen den Run, aber auch in der Underneath-Coverage. Mit Wagner und Seattle ist es ganz ähnlich, das Herz der Seahawks-Front ist der wohl beste Run-Defending-Linebacker der Liga und ein legitimer Kandidat für den Titel des Defensive Players of the Year.

Cornerbacks (2): Casey Hayward (Chargers), Jalen Ramsey (Jaguars). So viele gute Spieler zur Auswahl hier. Patrick Peterson und Xavier Rhodes verdienen definitiv ebenfalls Erwähnung, genau wie Jimmy Smith, A.J. Bouye, Darius Slay und Marshon Lattimore. Hayward und Ramsey sind unglaublich gut, wenn es um das Lesen einer Route geht, beide sind extrem athletisch und explosiv, beide produzieren Turnover. Dennoch gilt: Für mich die schwierigste Position, fast jede andere Kombination aus den genannten Spielern wäre ebenfalls vertretbar, mit Rhodes und Peterson als die heißesten Kandidaten für einen der beiden Plätze.

Safeties (2): Harrison Smith (Vikings), Earl Thomas (Seahawks). Auch auf der Safety-Position gibt es viel Auswahl auf hohem Level, im Gegensatz zu den Cornerbacks setzen sich aber Smith und Thomas nochmals ein Stück weit ab. Thomas' Rolle in Seattles Defense ist gemeinhin bekannt, und dass die Secondary bis zuletzt auch ohne Chancellor und Sherman auf hohem Level funktionierte, muss man ihm hoch anrechnen. Smith ist individuell betrachtet dieses Jahr noch ein wenig besser, bei ihm sticht die Vielseitigkeit heraus. Minnesota setzt ihn tief genau wie für seine aggressiven Box-Pakete an der Line of Scrimmage ein. Unglaublich stark gegen den Pass und gegen den Run.