NFL

Alles offen in der AFC North!

Le'Veon Bell (r.) überzeugte sowohl als Rusher als auch als Receiver
© getty

Die Cincinnati Bengals (8-4-1) haben gegen den Division-Rivalen Pittsburgh Steelers (8-5) eine herbe 21:42-Heimpleite (BOXSCORE) kassiert und damit die AFC North wieder spannend gemacht. In einem lange Zeit ausgeglichenen Spiel gelangen den Steelers im letzten Viertel 25 Punkte in Serie. Überragender Mann auf Seiten der Gäste war Running Back Le'Veon Bell, dem gleich drei Touchdowns gelangen.

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Bell kam auf 26 Carries für bärenstarke 185 Yards und zwei Touchdowns. Darüber hinaus fing er er weitere sechs Pässe für weitere 50 Yards und einen Score. Unterstützt von diesem Running Game zeigte auch Quarterback Ben Roethlisberger (350 YDs, 3 TDs) eine gute Leistung.

Bengals Receiver A.J. Green war mit elf Catches und 224 Yards die Lebensversicherung von Andy Dalton. Der QB kam auf 302 Yards (2 TDs) und einen Rushing-Touchdown, leistete sich in der Schlussphase allerdings auch einen kostspieligen Fumble.

Nach einem punktlosen ersten Viertel nahm die Partie an Fahrt auf, zur Halbzeit und nach drei Vierteln hatten die Hausherren noch geführt. Danach gelang den Bengals, die Big Ben kein einziges Mal sacken konnten, jedoch nichts mehr. Cincy muss nun sogar wieder um die Playoffs bangen.

Die Reaktionen:

Mike Tomlin (Head Coach Pittsburgh Steelers): "Das war eine harte AFC-North-Dezemberschlacht. So ungefähr hatten wir das erwartet. Man muss die Jungs loben: Immer wenn wir die Kontrolle verloren, verschafften sie uns ein Big Play und wir übernahmen wieder die Kontrolle."

Marvin Lewis (Head Coach Cincinnati Bengals): "Wir hatten das Spiel zur Halbzeit und im letzten Viertel noch in der Hand, aber dann ist es uns entglitten. Offensiv waren wir nicht so gut, und bei Third Down haben wir sie nicht gestoppt. Das war der Unterschied."

Le'Veon Bell (Pittsburgh Steelers): "Das ist die Zeit des Jahres, in der die Spannung zunimmt. Alle in der Kabine freuen sich schon auf die letzten Wochen der Saison."

Vor dem Kick-Off: Es ist das erste Aufeinandertreffen der beiden AFC-North-Rivalen innerhalb von drei Wochen: In Week 17 sieht man sich in Pittsburgh wieder. Trotzdem könnte schon diese Partie entscheidend sein: Sollte Cincy gewinnen, sind sie kaum noch von Platz eins der Division zu verdrängen, Pittsburghs Playoff-Hoffnungen hätten einen herben Dämpfer erlitten. Gelingt den Steelers jedoch der Auswärtssieg, ist in der AFC North wieder alles offen.

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Nicht mit von der Partie ist Pittsburghs Altmeister James Harrison, der mit maladem Knie pausieren muss. Ebenfalls nicht dabei ist Right Tackle Marcus Gilbert, dafür kehrt Linebacker Ryan Shazier nach Knöchelverletzung zurück. Die Bengals bauen ihre O-Line um, weil Right Tackle Andre Smith fehlt - Guard Mike Pollak rückt dafür ins Team.

Knapp 300 Meilen liegen zwischen den beiden Städten - für die Steelers-Fans, die traditionell gern auf Reisen gehen, kein zu großes Hindernis: Dementsprechend sieht man auf den Rängen eine ganze Menge "Terrible Towels".

6.: Erster Aufreger des Spiels! Die Bengals haben vierten Versuch an der 40-Yard-Linie der Gäste. Doch statt des vermuteten Punts geht der Snap direkt zu Running Back Cedric Peermann. Der fumbelt, das Ei spritzt über die gelbe Linie, und ein Teamkollege wirft sich geistesgegenwärtig drauf. Also erster Versuch? Nein, denn bei viertem Versuch darf man nicht "nach vorn fumbeln". Ballbesitz Steelers. Noch keine Punkte.

14.: Offense bisher optional in Cincinnati. Bei third-and-ten entscheidet sich Dalton für einen extrem kurzen Pass over the middle. Dass dabei kein First Down herausspringt, darf nicht verwundern. Das gibt den nächsten Punt, Big Ben ist wieder an der Reihe. 0:0.

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19.: Pittsburgh landet den ersten Punch! Nach Play-Action findet Roethlisberger Lance Moore ganz weit offen für 29 Yards. Kurze Zeit später will ihn sich die Defense per Blitz schnappen, aber der schnelle Ball geht auf Le'Veon Bell. Der könnte vielleicht schon über der Linie sein, aber beim nächsten Versuch klappt es ganz sicher. Tight End Heath Miller macht die Punkte! 7:0 Steelers.

21.: Aber die Tiger schlagen ganz fix zurück! Der lange Pass auf A.J. Green über die Mitte, der macht beide Safeties nass - 51 Yards! Zwei Plays später ist es hier dann ebenfalls ein Tight End, der sich in die Endzone stiehlt. Touchdown Jermaine Gresham! 7:7.

28.: Red Rifle! Zuerst hat Andy Dalton Glück, dass eine lange Interception zurückgepfiffen wird. Danach macht er aber alles richtig - und packt 20 Yards vor der Endzone sein Meisterstück aus: Fake auf den Running Back, die Defense ist übertölpelt, und dann startet er selbst durch. Da kommt keiner mit - Touchdown! 14:7 Cincinnati!

30.: Das war wichtig - aber auch ärgerlich. Der Two-Minute-Drill der Steelers funktioniert wunderbar, bis kurz vor die Endzone der Bengals kombiniert man sich mit einem Mix aus Runs und sicheren Pässen. Aber dann findet Big Ben gleich dreimal keinen Abnehmer, wenige Sekunden vor der Pause muss man sich mit einem Field Goal von Shaun Suisham begnügen. 14:10 Bengals.

39.: Monster-Drive der Steelers! Fast sechs Minuten nimmt Big Ben mit seiner Offense von der Uhr, gleich mehrfach werden lange Third Downs erfolgreich überwunden. Es ist erneut ein dritter Versuch, der den Touchdown bringt: Roethlisberger legt ab auf Bell, der entkommt seinem Bewacher und sprintet am Pylon vorbei in die Endzone! 17:14 Steelers!

45.: Punts auf beiden Seiten, dann hat A.J. Green seinen nächsten großen Auftritt! Wieder geht er ab durch die Mitte, wieder hat Ike Taylor keine Chance, an ihm dranzubleiben. Dalton haut die Play-Action-Bombe raus, ein schneller Cut von Green lässt einen Safety aussteigen, dann muss er nur noch in die Endzone joggen. Taylor schaut sich derweil nach Mitspielern um, denen er die Schuld in die Schuhe schieben kann. Hilft nix - Touchdown Bengals! 21:17 Cincinnnati.

47.: Im ersten Spielzug kommt direkt die Antwort von Bell, der auf links ein großes Loch freigeblockt bekommt und 53 Yards herausholt. Für einen TD reicht es dann aber nicht, Cincy bleibt vorn. 21:20 Bengals.

49.: Autsch! Wieder nur ein Play später täuscht Dalton das Hand-off an den RB an, will den Ball im letzten Moment herausziehen, aber der streift Jeremy Hills Hüfte und kullert zu Boden. Gegenspieler Arthur Moats wirft sich drauf - erster Turnover des Spiels. Wenig später lässt sich Bell auf dem Weg ins Glück auch von mehreren Tacklern nicht stoppen! Weil auch die Two-Point-Conversion funktioniert, ist Pittsburgh wieder mit sieben vorn: 28:21.

52.: Boom! Die Steelers bekommen an der eigenen 6-Yard-Linie den Ball zurück. Erst einmal ein Rush für die Uhr, richtig? Falsch! Play-Action! Big Ben aus der eigenen Endzone mit der Bombe raus auf Martavis Bryant, der das Ei an der Mittellinie runterpflückt und auf und davon ist! 94-Yard-Touchdown - unglaublich, wie schlecht Cornerback Leon Hall da aussah! War das schon eine Vorentscheidung? 35:21 Pittsburgh!

55.: Deckel drauf! Bell mal wieder, der auf der linken Seite hinter Blockern durchbricht, die Seitenlinie entlangtippelt und nach 22 Yards in der Endzone steht. Vorausgegangen war ein grausamer Bengals-Punt nach einer ebenso grausamen Possession. 25 Punkte der Steelers in diesem Viertel! 42:21 Steelers.

Der Star des Spiels: Le'Veon Bell. Niemand hat in der Liga so wenige Yards angesammelt wie die Ersatzmänner von Bell. Es gibt für die Coaches der Steelers allerdings auch keinen Grund, daran etwas zu ändern: Bell glänzte als sowohl in Sachen Qualität als auch Quantität, entwischte seinen Bewachern immer wieder, und glänzte zudem noch als Anspielstation aus dem Backfield. Insgesamt 235 Yards - mehr geht nicht. Es ist sein drittes Spiel in Folge mit mindestens 200 Yards Raumgewinn - das gelang zuletzt Legende Walter Payton im Jahr 1977!

Der Flop des Spiels: Cincinnatis Defense. Lediglich in den ersten 15 Minuten hatte die Gruppe um Star-DT Geno Atkins noch einen funktionierenden Gameplan. Danach war Schicht im Schacht: Weder der Pass Rush (kein Sack), die Run-Defense (193 Yards) noch die Secondary (94-Yard-TD von Bryant) erreichten Normalform. So kann man in einem Division-Kracher nicht auftreten.

Das fiel auf:

  • Immer wieder waren die Steelers mit einem Running Play erfolgreich, in dem Guard David DeCastro - manchmal im Verbund mit Heath Miller "pullte". Heißt: Die beiden zogen sich mit dem Snap aus der rechten Seite der Line heraus, sprinteten nach links und schufen so Überzahl für Bell, der in die durch die beiden geschlagenen Lücken stieß. "Wir haben den Spielzug drei oder viermal in Serie ausgewählt und sie konnten ihn einfach nicht stoppen", so Bells Fazit.
  • Roethlisberger hatte in der vergangenen Woche Probleme mit der Genauigkeit seine Zuspiele - und davon sah man in der Anfangsphase dieser Partie erneut Anzeichen, als seine Pässe entweder vor oder hinter seine Receiver segelten. Bestes Beispiel war ein Deep Ball auf Antonio Brown, der seinem Bewacher eigentlich entwischt war, den Ball aber nicht mehr einholen konnte.
  • Der Pass Rush der Bengals bleibt ein massives Problem: Mit nur 15 Sacks stand man vor dem Spiel auf Rang 30 in der Liga - und könnte nach einer Nullnummer noch weiter abrutschen.
  • Cincy versuchte sich zu Beginn an dem einen oder anderen Trickspielzug - man hatte die Wichtigkeit des Spiels also erkannt. Aber sowohl ein Fake Punt als auch ein Wildcat-Snap blieb ohne Erfolg. Der stellte sich dann zumindest zeitweise ein, als man auf eine gewöhnliche Abteilung Attacke umsattelte.
  • A.J. Green war so ziemlich der einzige Playmaker der Hausherren an diesem Abend. Dabei verfolgte Marvin Lewis einen Plan, der funktionierte: Green wurde zunächst mit einer Menge kurzen Pässen gefüttert - und als die Secondary aufrückte, gab es die Go-Routes durch die Mitte, die gleich zweimal enormen Raumgewinn brachten.
  • Dafür ist allerdings auch die Secondary der Steelers verantwortlich. Die ist in diesem Jahr so schwach, dass man eigentlich damit zufrieden sein musste, dass man von nur einem Receiver zerstört wurde. Corner Ike Taylor hatte gegen Green absolut keine Chance, auch die Safety-Help over the top durch Troy Polamalu, dem man sein Alter mittlerweile deutlich anmerkt, und Mike Mitchell war selten rechtzeitig zur Stelle.

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