NFL

Peterson: "Gott hat mich auf die Probe gestellt"

Von Interview: Jan-Hendrik Böhmer
Adrian Peterson will mit Brett Favre und den Minnesota Vikings den Super Bowl gewinnen
© Getty

Adrian Peterson ist einer der besten Running Backs der NFL. In der kommenden Saison will er mit Star-Quarterback Brett Favre und den Minnesota Vikings den Super Bowl gewinnen. Der Auftakt gegen die New Orleans Saints ging allerdings in die Hose. SPOX stand er zuvor Rede und Antwort.

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Als Kind war Adrian Peterson hyperaktiv. Heute ist er einer der besten Running Backs der NFL. Mit acht Jahren musste er mit ansehen, wie sein Bruder von einem betrunkenen Autofahrer überfahren wurde. Heute sagt er: mit jedem Spiel will er das Andenken an seinen toten Bruder in Ehren halten. Einen Tag vor dem NFL-Combine wurde sein Halbbruder erschossen. Heute sagt er: diese Tragödien haben ihn stark gemacht.

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Im Interview spricht der 25-jährige Star der Minnesota Vikings außerdem über die Rückkehr von Brett Favre, die härtesten Verteidiger der NFL und den Traum vom Super Bowl. Auch einige Fragen der mySPOX-User hat der NFL-Superstar beantwortet.

SPOX: Zuerst einmal: Herzlichen Glückwunsch.

Adrian Peterson: Wozu?

SPOX: Na zur Rückkehr von Brett Favre. Die meisten NFL-Experten hatten Ihr Team nach seinem erneuten Rücktritt schließlich vom Super-Bowl-Kandidaten zum Mitläufer degradiert. Jetzt ist er wieder da und die Vikings zählen damit erneut zum Favoritenkreis.

Peterson (lacht): Na dann... danke. Nein, mal im Ernst. Brett ist ein großartiger Spieler. Eine lebende Legende des American Football. Es ist also gut, dass er wieder da ist.

SPOX: Aber die unsichere Wartezeit war doch sicher schwierig. Wie ist das Team mit der Situation umgegangen? Besonders Tarvaris Jackson und Sage Rosenfels - seine beiden Ersatzmänner? Die wussten schließlich nie, ob sie spielen werden oder nicht...

Peterson: Tarvaris und Sage haben sich stets professionell verhalten. Und so muss es auch sein. Denn selbst wenn man mit einer Situation unzufrieden oder unglücklich ist, so bleibt Football doch ein Teamsport - und wir müssen deshalb immer das tun, was für das Team am besten ist.

SPOX: Wo wir gerade bei Favre sind... Er wurde in Green Bay zur Legende. Bei Ihrem größten Rivalen. Könnten Sie sich vorstellen, jemals für die Packers zu spielen?

Peterson: Man weiß nie, was die Zukunft bringt. Welchen Weg man mal einschlägt. Aber es wäre schon ziemlich verrückt, zu den Packers zu gehen. Mir gefällt es hier sehr gut.

SPOX: Dabei gibt es auch hier in Minneapolis immer wieder Kritik. Etwa wegen Ihrer häufigen Ballverluste. Haben Sie in der Offseason besonders daran gearbeitet?

Peterson: Trainieren konnte ich da nicht viel. Jedenfalls nicht körperlich. Das ist bei mir alles reine Kopfsache. Ich muss mir einfach noch bewusster werden, wo ich mich auf dem Feld befinde und wo die Verteidiger sind, die gleich versuchen werden, mir den Ball abzunehmen.

SPOX: Ihr Kollege Chris Johnson von den Titans hat in der vergangenen Saison die 2000-Yard-Marke geknackt. Können Sie das in diesem Jahr noch überbieten?

Peterson: Ich stecke mir hohe Ziele, wie in jedem Jahr. Und seit ich als Rookie in die NFL kam, waren die 2000 Yards mein Ziel. Jetzt hat es Chris geschafft. Davor ziehe ich meinen Hut. Er hatte eine großartige Saison, die den Menschen gezeigt hat, was möglich ist. Aber für mich sind Siege mittlerweile wichtiger als Yards. Wenn ich wählen müsste, zwischen dem Super Bowl und dem Titel "Bester Running Back", dann wäre es der Super Bowl.

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SPOX: Im Kampf um den Titel gibt es viele Bräuche. Haben Sie ein Ritual vor dem Spiel?

Peterson: Ich bin nicht so abergläubisch wie viele andere Spieler. Deshalb habe ich kein richtiges Ritual. Eher einen kleinen Tick im Bezug auf meine Socken und Schuhe. Die müssen einfach perfekt sitzen. Sonst gehe ich nicht aufs Feld. Kein Witz. Es muss sich einfach alles richtig anfühlen, bevor ich ins Stadion einlaufe.

SPOX: Gegen die harten Hits der Gegner helfen solche mentalen Tricks aber sicher nicht. Einige Verteidiger haben es angeblich auf Sie abgesehen. Wer teilt in der NFL die härtesten Hits aus? Gibt es einen, der besonders im Gedächtnis haften geblieben ist?

Peterson: Puh, da gibt es eine Menge. Aber den härtesten Hit meiner Karriere hat mir wohl Cleveland-Browns-Lineman Shaun "Big Baby" Rogers verpasst. Obwohl ich mir auch mit Patrick Willis von den 49ers gute Schlachten geliefert habe. Es gibt so viele großartige Verteidiger in der NFL. Ray Lewis, Brian Urlacher. Es sind einfach viele.

SPOX: Kommen wir zu den angenehmeren Dingen: dem schönsten Moment Ihrer Karriere?

Peterson: Den hat es bisher noch nicht gegeben. Aber es wird soweit sein, wenn ich nach dem Super-Bowl-Sieg die Lombardy-Tropy in den Nachthimmel stemme.

SPOX: Werden Sie in diesem Moment auch an Ihren Bruder denken, der vor Ihren Augen von einem Betrunkenen überfahren wurde, als Sie gerade acht Jahre alt waren?

Peterson: Ich denke auch jetzt die ganze Zeit an ihn und versuche ihn mit meiner Spielweise zu ehren. Football hat mir schon immer dabei geholfen, mit meinen Emotionen fertig zu werden. Es war - und ist - für mich eine große Befreiung, wenn ich ein Football-Feld betrete.

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SPOX: Und der Sport musste noch einmal helfen. Denn in der Nacht vor dem NFL-Combine ereilte Sie der nächste Schicksalsschlag. Ihr Halbbruder wurde ermordet...

Peterson: Gott wird dir nie mehr auferlegen, als du verkraften kannst. Aber er wird dich auf die Probe stellen. Daran glaube ich. Und ich bin mir sicher, dass mich erst die Tragödien zu dem Menschen gemacht haben, der ich heute bin. Der Umgang damit hat mich stark gemacht.

SPOX: Stark wurden Sie gemacht, schnell waren Sie schon immer. Heißt es jedenfalls. Denn weil Sie als Kind hyperaktiv waren, gab Ihnen Ihr Vater den Spitznamen "All Day"...

Peterson: Oh ja. Seit ich zwei Jahre alt bin, habe ich diesen Namen. Ich bin damals immer gerannt, wollte einfach nicht aufhören. Den ganzen Tag. All Day eben. Also haben mich meine Eltern so gerufen und der Name blieb haften. Noch heute nennen sie mich so. Auch beim Football sagten die Trainer später immer nur: das kann der den ganzen Tag machen.

SPOX: Die Fans in Minneapolis haben Ihnen aber noch einen anderen Spitznamen gegeben...

Peterson: "Purple Jesus", das stimmt. Und ich weiß das zu schätzen. Aber ehrlich gesagt mag ich den Vergleich nicht. Ich bin ein religiöser Mensch - und ich finde es nicht richtig, einen normalen Mann mit Jesus zu vergleichen. Ich bin doch auch bloß ein Mensch.

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