NFL

Michael Jordan, Will Smith und der X-Factor

Von Florian Regelmann
Im Super Bowl kommt es zum Duell zwischen Drew Brees (l.) und Peyton Manning
© Getty
Cookie-Einstellungen

Defensive Line

Bobby McCray / Sedrick Ellis / Remi Ayodele / Will Smith vs. Robert Mathis / Antonio Johnson / Daniel Muir / Dwight Freeney (Raheem Brock)

Die Gesundheit von Dwight Freeney war die ganze Woche das alles beherrschende Thema im Lager der Colts. Freeney ist der Leader der Indy-Defense, der Sackmaster, der wichtigste Spieler. Sollte Freeney spielen und ansatzweise seine normale Leistung abrufen können, wird der Left Tackle der Saints, Jermon Bushrod, Albträume bekommen.

Bushrod machte zwar gegen Vikings-Star Jared Allen einen erstaunlich guten Job, aber Freeney würde ihn killen. Die Colts haben aber nicht nur Freeney, auf der anderen Seite der D-Line steht mit Robert Mathis der nächste herausragende Pass-Rusher.

Der für Manning eindeutig gefährlichste Mann aus der D-Line der Saints ist Will Smith, der nicht in einer Liga mit Freeney und Mathis spielt, aber trotzdem ein sehr guter Spieler ist. Sedrick Ellis hat viel Potenzial, ist aber nicht konstant genug. Insgesamt hat die Saints-Line Schwächen in der Lauf-Verteidigung.

Das sagt Red_7: Die Line der Colts ist etwas hochkarätiger besetzt. Besonders in der Mitte sind sie stabiler. Ein Fragezeichen steht hinter dem angeschlagenen Freeney. Sollte er ausfallen, wäre das ein schwerer Schlag für die Colts.

Vorteil: Colts.

Linebacker

Scott Fujita / Jonathan Vilma / Scott Shanle
vs. Philip Wheeler / Gary Brackett / Clint Session

Die Colts-Linebacker, vor allem Gary Brackett, werden immer ein wenig unterschätzt, dabei gibt es überhaupt keinen Grund dafür. Sie sind smart, schnell und physisch zugleich - und sie sind in jedem Spiel mit Big Plays zur Stelle.

Die Linebacker der Saints sorgen abgesehen vom großen Leader Jonathan Vilma nicht wirklich für Angst und Schrecken. Fujita und Shanle sind nicht viel mehr als Durchschnitt.

Das sagt Trent Dilfer: "Insgesamt sehe ich die Colts in der Defense schon im Vorteil, weil sie nicht so viel riskieren und weniger Big Plays zulassen, aber ich habe das Gefühl, dass Saints-Linebacker Jonathan Vilma der X-Factor werden könnte. Er hat eine gute Chance, Manning zu verwirren und vor allem damit das kurze Passspiel der Colts zu unterbinden."

Vorteil: Colts.

Secondary

Jabari Greer / Roman Harper / Darren Sharper / Tracy Porter
vs. Kelvin Hayden / Melvin Bullitt / Antoine Bethea / Jerraud Powers

Die Stars der Saints heißen Jabari Greer und Darren Sharper. Letzterer hätte den Titel "Defensive Player of the Year" absolut verdient gehabt, der Veteran absolviert eine überragende Saison und hat mit seinen Interceptions einen Löwenanteil am Erfolg der Saints. Greers Name fällt hingegen kaum, wenn von Elite-Cornebacks die Rede ist, aber er ist fast so gut wie Jets-Superstar Darrelle Revis. Im NFC-Championship-Game machte Vikings-Receiver Sidney Rice keinen Stich gegen ihn.

Roman Harper wird wohl die Aufgabe haben, Dallas Clark einigermaßen in Schach zu halten. Tracy Porter ist ein kleiner Schwachpunkt, auf den sich Manning konzentrieren wird.

Der Colts-Secondary fehlt seit Langem ihr mit Abstand bester Mann (Safety Bob Sanders), aber trotz dessen und trotz ihrer Jugend hat sie über weite Strecken einen sehr soliden Eindruck gemacht. Allerdings offenbarten die Defensive Backs im Spiel gegen die Jets einige bedenkliche Schwächen.

Aussetzer dürfen sie sich gegen die Saints nicht leisten. Zumal die Colts-Defense in Sachen Scoring bei Weitem nicht so gefährlich ist wie die der Saints. New Orleans kam in der Saison nicht nur auf viel mehr Interceptions (26:16), sondern auch auf viel mehr Defensive-Touchdowns (8:2).

Das sagt Red_7: Bei ungenauen Würfen wird die Saints-Defense vor allem mit Darren Sharper versuchen, das Big Play zu landen.

Vorteil: Saints

Blog Hier geht es zum zweiten Teil der Analyse von Red_7

Special Teams

Garrett Hartley / Thomas Morstead / Reggie Bush / Courtney Roby
vs. Matt Stover / Pat McAfee / T.J. Rushing / Chad Simpson

Wie immer wird extrem viel von den Special Teams abhängen. Der Wert eines guten Kickers, Punters und Return-Spezialisten ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Beide Teams ähneln sich, weil sie beide auf Rookie-Punter (Thomas Morstead und Pat McAfee) vertrauen, die außerdem auch für die Kickoffs verantwortlich sind. Zum Punten kommen sie wegen der Super-Offenses ja eher selten. Morstead und McAfee sind auf ähnlichem Niveau, bei den Kickern hat Matt Stover einen kleinen Vorteil gegenüber Garrett Hartley.

Zwar hat Hartley schon gezeigt, dass er ein Guter ist, aber wir befinden uns beim Super Bowl nicht in einem Dome. Wenn es kurz vor Schluss auf einen entscheidenden Kick ankommt, und es regnet oder windet, dann sollte man eher auf den ultra-erfahrenen Stover setzen als auf den jungen Hartley.

Für das Return-Game haben die Colts zwar zwei sehr solide Spieler in ihren Reihen, aber die Saints haben Reggie Bush - den elektrisierendsten Punt-Returner, den man sich nur vorstellen kann. Er alleine kann ein Spiel entscheiden.

Das sagt Trent Dilfer: "Beides sind sehr solide Einheiten. Es ist ganz eng, aber ich würde den Saints den Punkt geben, einfach weil Reggie Bush immer für einen Homerun gut ist."

Vorteil: Saints.

Coaches

Sean Payton vs. Jim Caldwell

Sean Payton und Jim Caldwell mussten sich beide eine Menge Kritik anhören, weil sie Ende der Regular Season die Entscheidung trafen, ihre Stars zu schonen und so einige Niederlagen kassierten. Man kann nach wie vor geteilter Meinung sein, ob es die richtige Entscheidung war, aber das Ergebnis sieht ja jeder: Beide stehen im Super Bowl.

Und beide haben großartige Arbeit verrichtet. Payton, als sehr emotional und offensives Mastermind bekannt, hat in New Orleans ein Spitzenteam aufgebaut - sein klügster Schachzug war die Verpflichtung von Gregg Williams als neuer Defensive Coordinator.

Bei den Colts ist es bewundernswert, wie Jim Caldwell als Rookie-Headcoach in die großen Fußstapfen von Tony Dungy getreten ist. Es ist, als hätte Dungy einfach weitergecoacht. Caldwells wichtigster Mann an seiner Seite ist Offensive Coordinator Tom Moore. Dessen 46-jährige Trainererfahrung ist für Caldwell unbezahlbar. Moores perfekte Partnerschaft mit Peyton Manning hat die Colts zu dem gemacht, was sie jetzt sind.

Das sagt Trent Dilfer: "Es wird ein Schachspiel, bei dem es interessant zu beobachten sein wird, ob Sean Payton im Playcalling in falschen Situtionen (3rd and long) über-aggressiv wird, weil er nicht punten und den Ball in Peyton Mannings Hände geben will."

Vorteil: Ausgeglichen.

Prognose

Florian Regelmanns Prognose: "38:28 Colts. Trent, der Vergleich der einzelnen Mannschaftsteile hat vielleicht gezeigt, dass die Saints einen Vorteil haben, aber die Quarterback-Position zählt zehnfach. Manning, für deinen ESPN-Kollegen Adam Schefter der Michael Jordan der NFL, macht den Unterschied. Seine Leistung im AFC-Championship-Game gegen die Jets-Defense, die normal jeden Quarterback in die Konfusion treibt, war genial. Egal, was die Saints machen werden, ob sie blitzen oder nicht, Manning wird sie dafür bestrafen. Es wird nicht so ein enger Super Bowl, wie viele denken."

Trent Dilfers Prognose: "35:31 Saints. Die Saints-Offense wird das Spiel dominieren, Florian. Sie wird nicht nur ihre Drives mit Touchdowns abschließen, sie wird Peyton Manning nur begrenzte Möglichkeiten geben."

Sonntag, 0 Uhr: Der Super Bowl live auf ESPN America! und im LIVE-TICKER