NBA

Dallas spielt gegen die Erinnerung

Von SPOX
Nicht nur Dirk Nowitzki war angesichts des Einbruchs seiner Mavericks in Spiel vier fassungslos
© Getty

Vordergründig spielen die Mavericks derzeit gegen die Portland Trail Blazers ums Weiterkommen in den diesjährigen Playoffs. Doch es geht in Spiel fünf um deutlich mehr: Nämlich darum, ob die Mavs ihre alten Dämonen besiegen können.

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In der Playoff-Serie gegen die Portland Trail Blazers steht es 2-2-Unentschieden - und trotzdem scheint Dallas schon mit dem Rücken zur Wand zu stehen. Nach dem Debakel in Spiel vier geht es für die Mavericks in Spiel fünf vor heimischer Kulisse nämlich auch um die Ehre. Doch in der texanischen Großstadt scheint jeglicher Optimismus verflogen zu sein.

"Dieses Team und das gesamte Umfeld schleppen so viele emotionale Altlasten mit sich herum, dass es einfach nicht mehr lustig ist. Ihr größter Feind ist die Erinnerung", schreibt Mavericks-Insider Bob Sturm in der "Dallas Morning News".

Er meint: Die Mavs haben am Samstag nicht nur gegen Portland verloren, sondern auch gegen die Miami Heat aus den NBA-Finals 2006, die Golden State Warriors aus den Playoffs 2007 und all die anderen Teams, denen sie ein Trauma verdanken.

Das "Fort Worth Star-Telegram" schreibt sogar: "Die Mavericks verlieren gerade eine Serie, obwohl es noch Unentschieden steht." Die Stimmung in Dallas ist eindeutig. Dirk Nowitzki und Co. flogen nach Oregon, um den Sweep zu schaffen - und kamen schwer geprügelt zurück.

Heimvorteil vs Momentum

Das Problem: Nun müssen sich die Mavericks auf mindestens zwei weitere Partien einstellen, und die Intensität wird dabei definitiv noch steigen. Keine idealen Voraussetzungen für die titelhungrige Veteranentruppe, bei der zuletzt sieben Spieler auf dem Parkett standen, die 30 Jahre oder älter sind.

Immerhin - ihre Heimspiele konnten die Mavericks bislang gewinnen. "Der Vorteil liegt bei ihnen, weil sie zuhause spielen", muss auch Blazers-Forward Gerald Wallace eingestehen - fügt aber gleich hinzu: "Wir haben dafür das Momentum auf unserer Seite."

Und das könnte eine wichtige Rolle spielen. Denn Portland wird im American Airlines Center mit deutlich mehr Selbstvertrauen auftreten als in den ersten beiden Partien. Und allen Beteiligten ist klar: Spiel fünf wird die Serie entscheiden. Gewinnt Portland, glaubt selbst in Dallas niemand mehr daran, dass die Mavericks den 2-3-Rückstand noch rumreißen können. Am allerwenigsten die Spieler selbst.

Hoffnungsschimmer Heimvorteil

Gewinnen die Mavs allerdings, dann sollten sie den Schockeffekt erstmal überwunden haben.

Das Bewusstsein, vor heimischem Publikum eine Macht zu sein, dürfte die Mannschaft beflügeln und sie - auch im Falle einer dritten Auswärtsniederlage in Spiel sechs - weiterhin an das Weiterkommen glauben lassen.

"Wir müssen positiv denken", sagt Dirk Nowitzki. "Zwei der letzten drei Spiele bestreiten wir zuhause, wo uns die Fans vor allem in den Schlussvierteln nach vorne getragen haben. Es wird sicher nicht leicht, aber wir haben uns diese beiden Heimspiele in der Saison erkämpft."

Carlisle in der Kritik

Für viele Experten klingt das nach Durchhalteparolen. Dabei darf sich das Team aber nicht einfach nur auf seine Heimstärke und die Fans verlassen. Vor allem Trainer Rick Carlisle muss dringend umdenken.

"Wissen seine Spieler überhaupt, dass sie die Erlaubnis hatten, Dirk den Ball zuzuspielen?", fragt Sturm zynisch in seiner Kolumne. "In den letzten zwei Minuten am Samstag haben sie das nicht einmal gemacht." Weiterer Kritikpunkt: Die viel zu seltenen Pässe vom Flügel in die Zone, als die Schüsse von außen nicht fielen.

Außerdem muss Carlisle defensiv nachbessern. Es gab keine Fallen, keine Double-Teams, keine Zonenverteidigung und auch keinen Druck auf den ballführenden Spieler, der immer wieder Roy in Szene setzte. "Wie in aller Welt kann man gegen eine Mannschaft verlieren, bei der nur ein einziger Spieler sämtliche Punkte macht?", fragen die Medien.

Ein Trainer müsse flexibel auf derartige Situationen im Spiel reagieren, so die Kritik. Entscheidend für den Ausgang von Spiel fünf wird aber nicht primär Brandon Roy oder ein anderer Blazer sein, sondern die Frage, ob die Mavericks ihre Erinnerung abschalten und sich voll auf das Spiel konzentrieren können. Hat sie die Klatsche angestachelt oder ihren Willen gebrochen?

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