NBA

Dirk Nowitzki: From Zero to Hero

Von Florian Regelmann
Dirk Nowitzki erzielte 18 seiner 28 Punkte im letzten Viertel und führte Dallas zum Sieg
© Getty

Die Dallas Mavericks haben einen erfolgreichen Start in die Playoffs hingelegt. Dirk Nowitzki und Co. gewannen Spiel 1 ihrer Best-of-seven-Serie gegen die Portland Trail Blazers im American Airlines Center mit 89:81. Neben Nowitzki war Point Guard Jason Kidd der Mann des Spiels. Spiel 2 findet in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wieder in Dallas statt.

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Dirk Nowitzki lieferte 28 Punkte (7/20 FG, 13/13 FT) und 10 Rebounds für die Mavs, Jason Kidd steuerte 24 Punkte (6/10 Dreier), 5 Rebounds und 4 Assists zum Erfolg bei. Außer den beiden punktete nur noch Jason Terry (10) zweistellig.

Nowitzki erlebte drei Viertel lang einen Albtraum-Abend und war völlig frustriert, lange Zeit hatte er mehr Turnovers (6) als Field Goals auf dem Konto. Dann drehte der Mavs-Superstar aber gewaltig auf, erzielte 18 seiner 28 Punkte im letzten Viertel und wendete damit eine drohende Pleite ab.

Denn die Mavs hatten durch eine unglaubliche Schwächephase, in der sie elf Minuten ohne Field Goal blieben, eine 10-Punkte-Führung verspielt und lagen Mitte des letzten Viertels sogar zurück. LaMarcus Aldridge (27 Punkte) und Andre Miller (18 Punkte, 6 Assists) waren die überragenden Spieler auf Seiten der Blazers.

Mavericks - Blazers: Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN

Reaktionen:

Dirk Nowitzki (Dallas): "Ich habe einfach immer weitergemacht. Ich muss weitermachen. Das Team hat mir gesagt, dass ich weiter attackieren soll, dann würde es auch klappen."

Rick Carlisle (Trainer Dallas): "Jason Kidd war spektakulär. Wir hatten einige Jungs, die nicht ihr bestes Spiel gemacht haben, aber dafür hat Kidd sein Spiel des Jahres gespielt. Jeden Wurf, den er getroffen hat, jede Aktion von ihm war absolut entscheidend für uns. Seine Führungsqualitäten kann man nicht in Zahlen ausdrücken."

... über Dirk Nowitzki: "Sein Dreier im letzten Viertel war der wichtigste Schuss des Spiels. Der hat der Halle und unserem Team richtig Energie gegeben. Wenn wir darüber sprechen, wie wichtig Beharrlichkeit ist, dann hat Dirk heute das beste Beispiel dazu gegeben, weil es nicht das ganze Spiel so richtig gut gelaufen ist für ihn."

Jason Kidd (Dallas): "Das Team will, dass ich aggressiv bin. Wir wissen alle, dass Dirk und Jet viele Würfe nehmen für uns, aber in den Playoffs müssen auch andere Spieler punkten. Ich weiß, dass mir die gegnerischen Teams meine Jumpshots geben, ich muss in der Lage sein, sie zu treffen."

Tyson Chandler (Dallas): "Wir haben eine toughe Serie erwartet. Solch ein Sieg ist enorm wichtig für uns. Nach allem, was ich gesehen habe, waren es in der Vergangenheit genau diese toughen Spiele, die wir häufig nicht gewonnen haben."

Nate McMillan (Trainer Portland): "Die Diskrepanz bei den Freiwürfen hat den Unterschied gemacht. Unsere Spieler wussten nicht, wie sie spielen sollten, so wie die Refs gepfiffen haben. Es hat Konfusion geherrscht."

Marcus Camby (Portland): "Dirk ist wach geworden. Wir wissen, dass wir das Spiel weggegeben haben, aber wir dürfen dem jetzt nicht nachtrauern."

LaMarcus Aldridge (Portland): "Wir hätten das Spiel solide zu Ende spielen müssen, das haben wir nicht gemacht. Es ist eine harte Niederlage. Aber wir haben gesehen, dass wir eine Chance haben, hier zu gewinnen. Das gibt uns zumindest ein gutes Gefühl."

Gerald Wallace (Portland): "Meine Leistung war grauenvoll. Ich habe das ganze Spiel lang zu kämpfen gehabt und meinem Team in keinem Bereich geholfen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Keine Überraschung auf beiden Seiten. Der angeschlagene Rodrigue Beaubois steht wegen seiner Sprunggelenksverletzung nicht mal im 12er Kader. O-Ton Nowitzki: "Er hat gezeigt, dass er nicht bereit ist, ein Starter zu sein." Die Mavs beginnen mit Kidd, Stevenson, Marion, Nowitzki und Chandler. Die Blazers schicken ihre jetzt gewohnte Starting Five ins Rennen: Miller, Matthews, Wallace, Aldridge, Camby.

6.: Chandler kommt angeflogen, um den Layup von Wallace zu blocken. Es geht schnell nach vorne, wo Nowitzki seinen zweiten Jumper trifft. Guter Start für die Mavs, bei denen Stevenson schon 5 Punkte auf dem Konto hat. 12:7 Dallas. Die Blazers nehmen die erste Auszeit.

12.: Wie erwartet ein völlig offenes Spiel im AAC. Kidd hat schon zwei Dreier getroffen und ist mit 8 Punkten der Topscorer der Mavs. Dallas' Problem: Aldridge ist jetzt schon on fire. Obwohl er die letzten vier Minuten des ersten Viertels eine Pause bekommen hat, steht er bei 11 Punkten. Nowitzki mit einem nicht ganz einfachen Start. 3/7 aus dem Feld und schon 3 Turnovers für Dirk. 22:21 Portland.

16.: Fernandez trifft zu Beginn des zweiten Viertels einen Dreier, aber dann läuft Stojakovic heiß. Zwei ganz schnelle Dreier des Mavs-Scharfschützen und ein Nowitzki-Jumper sorgen für einen 8:0-Lauf. 31:25 Dallas.

22.: Aldridge mit dem wunderschönen Alley-oop-Slam auf Pass von Miller. Von Aldridge war hier aber lange nichts mehr zu sehen. Die Mavs als Team bis jetzt stärker als die Blazers. Von jedem kommt ein bisschen was. 42:35 Dallas.

27.: Wallace meldet sich mit zwei Körben im Spiel an, dann trifft auch Matthews. 6:0-Run der Blazers zum Start der zweiten Halbzeit. Dallas nur noch mit 4 vorne (47:43). Nowitzkis Frust wird immer größer, weil er hart angegangen wird, aber keine Pfiffe bekommt. Seinen 4 Field Goals stehen 6 Turnovers (3 Offensiv-Fouls) gegenüber.

29.: Unfassbar! Die Mavs kommen aus der Auszeit und innerhalb von 45 Sekunden haut Kidd seine nächsten beiden Dreier rein. Nummer vier und fünf heute. Und schon sind es wieder 10 Punkte (53:43) - McMillan muss das Timeout nehmen.

35.: Hier kommen die Blazers. Erst Batum mit dem Layup, dann scort Aldridge bereits zum vierten oder fünften Mal heute nach einem Alley-oop-Anspiel. Nach einem 10:2-Run ist Portland auf 2 Punkte dran (57:59). Die Mavs im dritten Viertel eiskalt.

39.: Fernandez mit dem Alley-oop-Pass auf Wallace, Slam-Dunk! Das hat gekracht! Dann Terry mit einem furchtbaren Ballverlust. Batum gibt im Fastbreak weiter auf Fernandez und Rudy trifft. Plus Foul von Stojakovic. Portland führt zum ersten Mal seit Anfang des zweiten Viertels. 66:63 Blazers. Die Mavs sind seit über sieben Minuten ohne Field Goal.

43.: Roy steckt an der Baseline zu Batum durch und der Franzose stopft das Ding rein. Die Blazers sind auf 6 Punkte weg (72:66). Abgesehen von ein paar Freiwürfen treffen die Mavs absolut nichts mehr. Es ist kaum zu glauben. Jetzt sind sie schon über zehn Minuten ohne Field Goal.

47.: Nowitzki hat lange gewartet, aber jetzt reißt er das Spiel auf überragende Weise an sich. Dreier aus der Ecke, Bank-Shot plus Foul, jede Menge Freiwürfe - Nowitzki hat 12 der letzten 14 Dallas-Punkte erzielt. 82:78 Mavs.

48.: Nach einem Nowitzki-Fehlwurf holt sich Chandler den Offensiv-Rebound. Und 25 Sekunden vor dem Ende haut Kidd seinen sechsten Dreier des Spiels rein. Das war der Killer für die Blazers. 85:78 Dallas.

Der Star des Spiels: Jason Kidd. Wie Nowitzki in echter Superstar-Manier in der entscheidenden Phase explodierte und die Mavs zum Sieg trug, war großartig. Aber ohne Kidd wäre Dallas gar nicht in der Position gewesen, um das Spiel zu gewinnen. Der 38-Jährige ist rechtzeitig zum Playoff-Start frisch und er hat vor allem seinen Wurf wiedergefunden. Sechs Dreier bei zehn Versuchen, insgesamt 24 Punkte - Kidd merkte, dass sein Team ihn an diesem Abend als Scorer brauchte und er sollte seine Teamkollegen nicht enttäuschen. Kidd war es auch, der im letzten Viertel nach all den Fehlwürfen den Bann brach. Und Kidd war es auch, der mit seinem Dreier in der letzten Minute alles klarmachte. Eins mit Sternchen für J-Kidd.

Der Flop des Spiels: Brandon Roy. Auch von Gerald Wallace und Wes Matthews hätte viel mehr kommen müssen, aber während sich Wallace nach einer desaströsen ersten Halbzeit (0 Punkte, 1 Rebound) immerhin ein wenig steigerte, kam von Roy das ganze Spiel nichts. 1/7 aus dem Feld, der schlechteste Plus-Minus-Wert aller Spieler (-10) und in der Crunchtime auch noch einen ganz wichtigen Freiwurf vorne auf den Ring gesetzt - es war ein miserables Spiel von Roy. Die Blazers brauchen seinen Scoring-Punch von der Bank, in Spiel 1 war der Guard aber dazu absolut nicht in der Lage.

Analyse: Viel wurde in den letzten Jahren bei den Playoff-Desastern der Mavs darüber geschrieben, wie wenig Unterstützung Nowitzki von seinen Mitspielern hatte. In Spiel 1 gegen Portland war die Tiefe der Mavs von Beginn an ein enormer Faktor. DeShawn Stevenson traf sofort seine ersten Jumper, Kidd traf seine Dreier - Dallas erwischte einen guten Start.

Gebremst wurde der gute Start dann durch LaMarcus Aldridge. Der Blazers-Star, der für die Mavs schon in den Regular-Season-Duellen nicht zu stoppen war, lief Mitte des ersten Viertels heiß. Es war für Dallas eine Art Segen, dass ihn Coach Nate McMillan danach auf die Bank holte und ihm eine Pause gab. Denn als Aldridge wieder kam, war sein Rhythmus gebrochen und es ging fast nichts mehr bei ihm. Brendan Haywood störte Aldridges Kreise zudem mit einer extrem physischen Spielweise. Die einzige Waffe, die Portland im zweiten Viertel in der Offense noch hatte, war Andre Miller. Der Point Guard nutzte seine körperlichen Vorteile gegen J.J. Barea immer wieder geschickt aus.

Abgesehen von Aldridge und Miller kam von der 8-Mann-Rotation der Blazers aber in der ersten Halbzeit viel zu wenig. Dass Wes Matthews in Foulproblemen steckte, tat sein Übriges dazu. Außerdem hatte Portland in der Defense riesige Probleme, die Penetration der Mavs-Guards zu verhindern. Dallas kam immer wieder in die Zone durch - und ging das mal nicht, traf Dallas hochprozentig seine Dreier (Kidd, Stojakovic). Mitte des zweiten Viertels übernahmen die Mavs endgültig die Kontrolle über das Spiel und erarbeiteten sich mit einem 12:4-Run bis zur Pause einen 10-Punkte-Vorsprung (47:37).

Bemerkenswert: Die Mavs, eigentlich kein gutes Offensiv-Rebounding-Team, gewannen in der ersten Halbzeit das Duell an den Brettern. Aldridge und der unterirdische Gerald Wallace hatten zur Pause zusammen zwei Rebounds auf dem Konto. Und es gab kein besseres Zeichen für die Mavs als die Tatsache, dass sie klar vorne lagen, obwohl Nowitzki (4/12, 4 Turnovers) keine sonderlich gute Halbzeit gespielt hatte. Dadurch dass von jedem ein bisschen was kam, wurde das locker kompensiert.

Was dann in Halbzeit zwei passierte, war kaum zu glauben. Nowitzki war völlig aus dem Spiel. Und nicht nur er. Die Mavs fielen in eine brutale Krise in der Offensive und ließen sich das Heft komplett aus der Hand nehmen. Elf Minuten lang blieb Dallas in der zweiten Halbzeit ohne einziges Field Goal. Die Blazers kamen ins Spiel zurück und taten den Mavs vor allem am Korb immer wieder weh. Portland dominierte in der Zone (46:18-Punkte im ganzen Spiel) und war angeführt vom herausragenden Aldridge Mitte des letzten Viertels auf sechs Punkte weg (72:66). Die Blazers schienen fast schon auf dem Weg, Spiel 1 in Dallas zu klauen.

Sie hatten die Rechnung aber ohne Nowitzki gemacht. Als die Niederlage drohte, wachte Nowitzki auf und trug die Mavs auf beeindruckende Weise zum Sieg. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass Dallas zwar die schlechtere Quote aus dem Feld hatte (41 Prozent zu 46 Prozent der Blazers), aber dank zwei anderer Faktoren das Spiel gewann: Dreier und Freiwürfe. Die Mavs (10/19) waren von Downtown klar besser als die Blazers (2/16) und sie schossen deutlich mehr Freiwürfe. Allein im letzten Viertel ging Nowitzki genauso oft an die Linie, wie es Portland im ganzen Spiel tat. 13 Mal. Die Mavs haben in den letzten Minuten Toughness bewiesen. Das heißt nicht, dass sie die Serie zwangsläufig jetzt gewinnen werden. Aber es war ein guter Start.

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