NBA

Nowitzki kahl geschoren und nicht zu stoppen

Von Martin Gödderz
Seit 1998 spielt Dirk Nowitzki (r.) schon für die Dallas Mavericks in der NBA
© Getty

Eine Halbzeit lang dominierten die Dallas Mavericks das Spiel gegen die Boston Celtics in beeindruckender Weise. Dann brachen die Texaner aber plötzlich ein und schienen geschlagen. Doch zum richtigen Zeitpunkt übernahm Dirk Nowitzki die Verantwortung und leistete Wiedergutmachung für das schwache Spiel gegen Denver.

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Dirk Nowitzki kam erst spät ins Spiel, dafür aber gewaltig. Er rehabilitierte sich für das schlechte Spiel gegen die Denver Nuggets.  Mit seinen 25 Punkten war er der Topscorer des Spiels und bekam Unterstützung von Jason Terry (17 Punkte), der diesmal von der Bank ins Spiel ging. Bei den Boston Celtics war Paul Pierce (25 Punkte, 7 Rebounds) der beste Werfer. Rajon Rondo verbuchte wieder einmal starke 15 Vorlagen und 5 Steals.

Reaktionen:

Jason Terry (Dallas)

...über die Leistung von Dirk Nowitzki: "Dirk hat seine Haare geschnitten. Jetzt hat er wieder seinen MVP-Status. Heute war er einfach nicht zu bändigen."

...über seinen Dreier kurz vor Schluss: "Ich habe Jason Kidd gesagt, dass er seine Augen nach mir offen halten soll, weil sie mich außen alleine gelassen haben. Er muss irgendwie Augen in seinem Hinterkopf haben."

Dirk Nowitzki (Dallas):

...über seinen entscheidenden Wurf: "Ich wusste, dass Kidd mich finden würde und Davis an mir dran war. Dann war ich in der Lage, mich ihm gegenüber zu stellen und den Wurf im Korb unterzubringen."

...über das Spiel gegen die Celtics: "Unsere Defense war heute ganz stark. Es war ein großartiger Sieg gegen eines der besten und physischsten Teams der Liga. Es war sehr schwierig."

Doc Rivers (Boston) zur Niederlage der Celtics: "Es ist zu früh, jetzt müde zu sein. Ich denke, wir waren mental erschöpft."

Mavericks vs. Celtics: Die Highlights im Video bei ESPN

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Gleich vor dem Beginn mal eine faustdicke Überraschung im Mavericks-Lineup: DeShawn Stevenson, der bisher gerade einmal eine Minute Spielzeit bekommen hat, steht statt Jason Terry in der Starting Five. Ansonsten bleibt alles beim Alten. Die Celtics wie gewohnt mit ihren Big Four.

8.: Highlight-Spielzug der Mavericks über Kidd und Stevenson im Fastbreak. Butler schließt mit einem Dunk von der Baseline ab. 9:0-Run der Mavericks. Die Starting Five scheint wieder zu funktionieren, 13:7 Dallas.

12.: J.J. Barea mit einem tollen Buzzer-Beater zum Abschluss des ersten Viertels. Weit draußen kriegt er den Ball von Terry und drückt mit der Sirene ab. Der Dreier fällt. 20:19 Dallas.

18.: Barea passt nach links zu Terry in die Ecke. Der drückt von Downtown ab und wird dabei von Daniels gefoult. Der Wurf fällt trotzdem. Den Freiwurf verwandelt Jet auch. Vier-Punkte-Spiel. 40:30 Dallas.

20.: Chandler ist sehr gut eingebunden. Erst schließt er einen Terry-Pass mit einem krachenden Dunk ab, kurz danach passt ihm Kidd an den Ring. Auch den tippt er ein. 9 Punkte bereits für den Center. 46:34 Dallas.

30.: Das geht jetzt alles viel zu leicht für die Celtics. Dirk verpasst einen schwierigen Layup. Boston schaltet blitzschnell um. Allen passt zu Pierce, der verwandelt im Gegenzug einen freien Layup. Nur noch 57:53 Dallas.

41.: Unglaublich. Rondo hat den Ball, wird kaum verteidigt und spielt ganz einfach einen Alley-Oop-Pass auf Garnett. Der entwischt Haywood spielend leicht und netzt ein. 80:74 Boston.

47.: Kidd zieht frontal zum Korb. Wundervoller No-Look Pass nach rechts. Terry steht weit offen an der Dreierlinie. Er bleibt eiskalt und trifft zum Ausgleich. Ein unglaublich wichtiger Wurf. 87:87.

48.: Da ist er wieder, einer der besten Crunchtime-Player der NBA! 17 Sekunden noch zu spielen. Nowitzki kriegt in fast fünf Metern Entfernung zum Korb den Ball in seine Hände. Er kann Davis Atem spüren. Jumper ins Gesicht von Big Baby. Nothing but net. 89:87 Dallas. Auszeit Boston.

48.: 1,5 Sekunden haben die Celtics für ihren letzten Spielzug. Garnett kommt an den Ball. Turnaround-Fade-Away. Doch Nowitzki und Chandler blocken ihn. 89:87 Dallas. Ende.

Der Star des Spiels: Dirk Nowitzki. Der Deutsche hatte am Anfang Probleme und fand keinen wirklichen Zugriff zum Spiel. Wenige Angriffe liefen über ihn und auch ansonsten blieb Nowitzki unauffällig. Doch als er gefragt war, zeigte er, warum er erstens der Go-to-Guy der Mavericks und zweitens in der Crunchtime einer der besten Spieler der NBA ist. 10 Punkte erzielte er im entscheidenden Spielabschnitt. Zunächst hielt er mit seinen Freiwürfen und Layups die Mavericks im Spiel, dann versenkte er zwei enorm wichtige Jumper über den tapfer verteidigenden Glen Davis. Der letztere sorgte sieben Sekunden vor Schluss für die Entscheidung.

Die Gurke des Spiels: Caron Butler. Erlebte einen ziemlich düsteren Abend. Versuchte anfangs des dritten Viertels, als nichts bei den Mavericks zusammenlief, das Ruder in die Hand zu nehmen, was ihm allerdings misslang. Traf in dieser Phase zwar seinen einzigen Dreier im Spiel, verwarf aber auch seine beiden einzigen Freiwürfe und leistete sich einen üblen Airball. Im Anschluss daran wechselte Carlisle ihn erst einmal aus. Wirkte auch ansonsten ziemlich unkonzentriert (3 TO) und fand nie seinen Rhythmus.

Analyse: Rick Carlisle hatte bereits vorher angekündigt, dass er eine Lösung für die bisher schwachen Vorstellungen der Mavericks-Bank finden müsse. Dass diese Lösung DeShawn Stevenson heißen würde, hätte wohl niemand vermutet. Doch der gewagte Schachzug des Coaches ging in der ersten Halbzeit glänzend auf. Stevenson verteidigte gewohnt intensiv und verwandelte im ersten Viertel zwei wichtige Dreier. Er war nach den ersten zwölf Minuten sogar Top-Scorer der Mavericks.

Die Leistung des Shooting Guards färbte auch auf den Rest der Bank ab. So blieb der Leistungsabfall nach den Auswechslungen der Starter in der ersten Hälfte aus. J.J. Barea brachte bei seinem besten Saisonspiel zum ersten Mal keine Probleme sondern jede Menge Energie von der Bank und die Team-Verteidigung der Mavs funktionierte außerordentlich gut.

Mehrere Male schafften es die Celtics nicht, vor Ablauf der Zeit einen Spielzug abzuschließen und mussten immer wieder schwierige Würfe nehmen. Eine Trefferquote von miserablen 35 Prozent war die Folge. Die Mavericks hingegen waren enorm effektiv (55 Prozent), auch weil der bärenstarke Tyson Chandler (12 Punkte, 13 Rebounds, 2 Blocks) im zweiten Viertel heiß lief und gleich mehrere Male mustergültig von Kidd und Terry bedient wurde. 19 der 50 Punkte der Mavericks kamen zu diesem Zeitpunkt von der Bank.

Doch Dallas wäre ja nicht Dallas, wenn es nicht plötzlich wieder einbrechen würde. Als hätte Carlisle das Team in der Pause demotiviert, kamen die Mavericks wie verwandelt aus der Kabine. Keine Intensität mehr in der Defensive, schlechte Wurfauswahl in der Offensive. Die Celtics bekamen auch dank der erneuter Turnover-Anfälligkeit der Mavericks (17 Ballverluste) plötzlich offene Würfe in Reihe, standen gerade in der Zone vermehrt frei und kamen so wieder zurück ins Spiel.

Bester Beweis für die verlorengegangene Intensität in der Mavericks-Defense: Kein einziges Mal mussten die Celtics im dritten Viertel an die Linie. Das Match drehte sich komplett und Boston hatte das Momentum auf seiner Seite. Verwunderlich nur, dass zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich die vermeintliche Mavs-Starting-Five auf dem Feld stand.

Dallas' Glück hieß Dirk Nowitzki. Der Deutsche übernahm am Ende die Verantwortung und brachte gemeinsam mit Jason Terry die Mavericks irgendwie wieder ins Spiel. Sein Jumper kurz vor Schluss entschied das Match am Ende etwas glücklich aber dennoch verdient für die Mavs, bei denen sich die bisher miserable Bank deutlich verbessert zeigte. Jason Terry ist von der Bank kommend einfach effektiver. So oft Carlisle für seine Rotation kritisiert wird, auf die Probleme der bisher so schwachen Bank hatte er diesmal eine gute Antwort.

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