NBA

Ein ganz dickes Ausrufezeichen

Von Florian Regelmann
Dirk Nowitzki steuerte 23 Punkte zum Sieg der Mavs in Orlando bei
© Getty

Die Dallas Mavericks (34-21) feiern bei den Orlando Magic (37-19) einen beeindruckenden 95:85-Erfolg und machen damit eine klare Ansage an die Konkurrenz. Hauptgründe für den bemerkenswerten Auswärtssieg sind ein unglaublicher Run und der Haywood-Faktor.

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Als es sich am Rande des All-Star-Games immer mehr verdichtete, dass die Dallas Mavericks Josh Howard wegtraden würden, war zunächst nur eines klar: Im Tausch würde Caron Butler nach Texas kommen.

Butler für Howard wäre alleine sicher ein guter Deal gewesen, aber so richtig spannend wurde das Geschäft erst, als sich die Washington Wizards bereit erklärten, auch Center Brendan Haywood in einen Trade zu integrieren.

Dass der lange Haywood mindestens ein ebenso wichtiger Bestandteil des Trades ist und die Mavs durch seine basketballerischen Fähigkeiten ein Level nach oben bringen kann, war beim Sieg in Orlando zum ersten Mal ganz deutlich zu sehen.

"Der Junge, der dafür sorgt, dass der Trade für uns so gut funktioniert, ist Haywood. Das hat er heute gezeigt. Er hat richtig gefightet", war Dirk Nowitzki nach dem Spiel voll des Lobes.

Mit Haywood in der Starting Five - Erick Dampier musste wegen seiner Fingerverletzung erneut passen - erwischte Dallas in der Amway Arena einen guten Start und lag Mitte des ersten Viertels mit 19:14 in Führung.

Haywood auf der Bank, Orlando zieht weg

Doch dann sollte das Unheil erstmal seinen Lauf nehmen. Haywood musste kurz zuvor mit seinem zweiten Foul auf die Bank, was in Abwesenheit von Dampier Eduardo Najera auf den Plan rief.

Bei allem Respekt vor den Energizer-Qualitäten des Mexikaners - mit Najera als Center gegen ein Team zu spielen, das Dwight Howard in seinen Reihen hat, kann nicht gut gehen. Und es ging auch nicht gut.

Orlando übernahm mit einem 19:4-Run das Kommando und hatte die Partie nach dem ersten Viertel (33:23) total unter Kontrolle. Nach drei Minuten im zweiten Spielabschnitt war der Vorsprung der Magic sogar auf zwölf Punkte angewachsen.

Erst als Haywood Mitte des zweiten Viertels wieder aufs Feld kam, sollte sich das Blatt wenden. Auch wenn Vince Carter die erste Halbzeit mit einem krachenden Dunk im Stile des alten Air Canada beendete, hatte sich Dallas zur Pause auf fünf Punkte herangekämpft (42:47).

Magic von der Dreierlinie erbärmlich

Was zum Teil am guten Haywood lag, zum Teil auch an Butler, der mit einem Baseline-Dunk und einem überragenden Fadeaway-Jumpshot seine All-Star-Qualitäten zeigte. Zum Teil aber auch an einer katastrophalen Leistung der Bankspieler der Magic.

Was die zweite Unit Orlandos anbot, war nur mit einem Wort zu beschreiben: erbärmlich. Hinzu kam eine desaströse Quote (4/25) von der Dreierlinie, die mit dem Spielverlauf immer desaströser wurde und dem Team von Stan Van Gundy am Ende auch den Sieg kosten sollte.

Obwohl Nowitzki nach gutem Start in einer Phase sieben Würfe in Folge nicht in den Korb brachte, und obwohl von Jason Terry so gut wie nichts zu sehen war, hatte Dallas den Anschluss geschafft.

Im dritten Viertel wachte Nowitzki mit 13 Zählern wieder auf, er konnte es aber auch nicht verhindern, dass Orlando angeführt von einem überragenden Howard erneut auf elf Punkte (69:58) davonzog.

Der unglaubliche 19:0-Run

Die Mavs wären aber nicht die Mavs, wenn sie solch ein Rückstand nicht völlig kalt lassen würde. Es gibt in der NBA kein Team, das nach Rückständen von mehr als zehn Punkten noch so häufig gewonnen hat wie Dallas (11 Mal). Ob das eine gute Statistik ist, sei hier mal dahingestellt, aber Fakt ist, dass die Mavs mit ihrer Firepower ganz schnell wieder im Spiel sein können.

So wie in Orlando. Nach dem 58:69-Rückstand musste man die Uhr nur fünf Minuten weiterdrehen - und schon stand es 77:69. Dallas legte einen fulminanten 19:0-Run hin und versetzte die Magic in einen Schock, von dem sie sich nicht mehr erholen sollten.

Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN

Ein starker Nowitzki, ein typischer in der Crunchtime aufdrehender Terry und Jason Kidd mit einem entscheidenden Dreier zum 88:81 sorgten gepaart mit viel mehr Intensität in der Defense dafür, dass Dallas seine extrem starke Auswärtsbilanz (18-12) mit einem Sieg bei einem der besten Teams der Liga weiter ausbauen konnte.

Interessant: Coach Rick Carlisle setzte in der zweiten Halbzeit im Prinzip nur sechs Spieler ein. Haywood spielte die zweiten 24 Minuten komplett durch.

Howard fast auf sich allein gestellt

Nowitzki beendete die Partie mit 23 Punkten (10/24), 4 Rebounds, 5 Assists und 3 Blocks, Butler und Terry steuerten 16 Zähler bei, Haywood lieferte 15 Punkte, 9 Rebounds, 2 Bocks und ein Plus-Minus-Rating von +20. Aber selbst diese Stats lassen nur erahnen, welchen Wert der neue Mavs-Center mit seinen Offensiv-Qualitäten, aber vor allem mit seiner Länge in der Defensive für Dallas hatte.

Howard verbuchte mit 29 Punkten, 16 Rebounds (dazu kamen 5 Blocks) sein 17. Double-Double in Serie, sein Pech war, dass außer ihm nur Carter (16), Jameer Nelson (16) und mit Abstrichen Rashard Lewis (12) und Matt Barnes (defensiv) zum Spiel in der Halle erschienen waren. Der Rest des Magic-Teams war ein Totalausfall.

Die Leistung der Mavs sollte das aber auf keinen Fall schmälern. Dallas hat in der Butler-Haywood-Ära ein dickes Ausrufezeichen gesetzt und gezeigt, wie gefährlich man in den Playoffs sein könnte. Mit einem Heimsieg gegen die Miami Heat, die ohne den an der Wade verletzten Dwyane Wade antreten werden, können die Mavs am Samstag gleich einen weiteren Sieg nachlegen.

Zwei Jungs im Probetraining

Eine Randnotiz zum Schluss: Der Kader der Mavs könnte sich auch nach der Trade-Deadline noch verändern. Am Freitag absolvierten Von Wafer und Rashad McCants ein Probetraining. Ein Guard mit Shooting- und Ballhandling-Skills würde der Mavs-Bank sicher noch gut zu Gesicht stehen.

Wafer machte in der vergangenen Saison mit starken Leistungen (9,7 Punkte im Schnitt) bei den Houston Rockets auf sich aufmerksam, bevor ihn das Geld nach Griechenland zu Olympiakos Piräus ziehen ließ, wo er allerdings nie glücklich und schnell wieder entlassen wurde.

McCants, immerhin der 14. Pick der Minnesota Timberwolves im 2005er-Draft und ein erwiesenermaßen guter Scorer, ist aktuell auch ohne Klub. Ob die Mavs tatsächlich einen der beiden unter Vertrag nehmen werden, steht aber noch in den Sternen.

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