NBA

"Er sollte ein All Star sein"

Von Philipp Dornhegge
Erick Dampier hat bei den Fans der Dallas Mavericks einen schweren Stand
© Getty

Für viele gilt er als Schwachstelle bei den Mavericks. Doch in diesem Jahr spielt Erick Dampier wie entfesselt. Zeit, eine Lanze für den oft gescholtenen Center zu brechen.

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"Am Fernseher bringt mich Erick Dampier am häufigsten auf die Palme", hatte Handball-Legende Stefan Kretzschmar noch vor dem Saisonstart in der Experten-Runde "Triangle Offense" bei SPOX gesagt. "Er ist das größte Hindernis für die Mavs, um das nächste Level zu erreichen."

Den meisten Fans stellen sich wohl die Nackenhaare auf, wenn sie den Namen Dampier hören. Phasenweise lethargisch, konstant unkonstant: Das sind die Attribute, die einem im Zusammenhang mit dem 2,11-Meter-Mann sofort einfallen.

Schiere Größe ist Gold wert

Dabei vergessen viele, wie wichtig Dampier eigentlich ist. Er ist nach Dirk Nowitzki der größte Spieler im Kader, und in einer Conference, in der Teams wie Portland oder die Lakers mit ihren Twin-Tower-Gespannen Oden/Aldridge bzw. Bynum/Gasol auflaufen, ist schiere Größe Gold wert.

Doch man täte Dampier unrecht, würde man ihn nur darauf reduzieren. Der 34-Jährige ist auch der robusteste Spieler im Kader, ein starker Verteidiger und Rebounder. Die 2,5 Blocks, die er derzeit im Schnitt holt, sind das Beste, was ihm in seiner Karriere bisher gelungen ist.

Shaquille O'Neal sagte zwar einst: "Dampier ist soft. Zitiert mich, unterstreicht es und schickt es ihm." Aber selbst der Diesel wird im Stillen zugeben müssen, dass das völliger Quatsch ist. Kein Spieler in Dallas kann so hinlangen wie der Center. Vor keiner Auseinandersetzung schreckt er zurück. Damit hält er Nowitzki, der eher einer der filigranen Vertreter ist, den Rücken frei.

8,8 Punkte und 9,7 Rebounds pro Spiel

Kann das ein Drew Gooden von sich behaupten, ein Tim Thomas etwa? Allenfalls Kris Humphries ist ein ähnlich starker Fighter, allerdings ist der ein paar Zentimeter kleiner und kommt damit als Starter nicht in Frage.

In dieser Saison gibt es ja ohnehin nicht viel zu kritisieren an Dampiers Spiel. 8,8 Punkte und 9,7 Rebounds sammelt er im Schnitt, sein zweitbestes Jahr nach 2003/2004, als er ein Double-Double hatte (12,3 Punkte, 12,0 Rebounds). Und in jenem wie in diesem Jahr spielte er um ein neues Arbeitspapier. Für die Saison 2010/2011 hat er nur einen nicht garantierten Vertrag, deshalb muss er sich richtig ins Zeug legen.

Terry sieht Dampier schon als All Star

"Bisher war er unglaublich", lobt Jason Terry seinen Kollegen. "Er macht einen phänomenalen Job, und wenn das so weitergeht, sollte er ein All Star sein." Große Worte, die den meisten Mavs-Fans doch wohl etwas zu weit gehen dürften, aber Fakt ist: Je besser Dampier ist, desto besser sind ist Dallas.

Im Spiel gegen die L.A. Lakers meldete er Andrew Bynum komplett ab und half so entscheidend mit, einen sehr überraschenden Auswärtssieg einzufahren. Gegen die New Orleans Hornets waren es drei Tip-Ins von Dampier, die Dallas im Spiel hielten.

Für Mullin nach Golden State

Aber sind solche Leistungen den Fans genug? Immerhin kam Damp mit einigen Vorschusslorbeeren in die NBA. Aufgewachsen in Monticello, Mississippi, holte er mit der Lawrence County High School zwei Meisterschaften und führte anschließend die Mississippi State University ins Final Four des NCAA Tournaments. Nach seinem dritten Jahr am College entschied sich Dampier für den Sprung in die beste Liga der Welt.

Nach einem soliden Rookie-Jahr für die Indiana Pacers wurde Dampier nach Golden State getradet - im Tausch für Chris Mullin, immerhin Mitglied des legendären Dream Teams und einer der besten Scorer aller Zeiten. Sieben Jahre später hatte sich Dampier in der Bay Area als verlässlicher Big Man etabliert.

Dampier bleibt wohl in Dallas

Als sein Vertrag auslief, griffen die Mavericks zu - und gaben Dampier einen Monstervertrag. In diesem Jahr verdient er rund zehn Millionen Dollar und ist damit nach Josh Howard, aber vor Terry drittbester Verdiener in Dallas. Das regt viele Fans auf, denn von der Leistung ist Damp sicher eher sechs Millionen wert.

Aber in einer Liga, in der große und athletische Center seltener geworden sind, wurde in den letzten Jahren häufig und gerne überbezahlt. Die Knicks mit Eddy Curry und die Sixers mit Sammy Dalembert etwa können davon ein Lied singen.

SPOX-Redakteur Haruka Gruber hoffte noch vor wenigen Wochen, dass Dampier seines begehrten Vertrags wegen weggetradet wird. Aber wenn der Center so weitermacht wie bisher, werden die Mavericks einen Teufel tun. Dann bleibt Damp in Dallas.

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