NBA

Als LeBron James zum Killer wurde

Von Ole Frerks/Martin Klotz/Thorben Rybarczik/Robert Arndt
LeBron James erlegte in den Conference Finals 2012 die Boston Celtics
© getty
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Western Conference Finals 2000, Game 7: Los Angeles Lakers vs. Portland Trail Blazers

Von Robert Arndt

Um meinen schönsten Playoff-Moment zu rekonstruieren, muss ich ein wenig weiter ausholen. Ich verfolge die NBA mehr oder weniger seit der Jahrtausendwende. Zu dieser Zeit war es noch deutlich schwieriger, an Informationen zu kommen: Da war der gute alte Videotext, der neben der Bravo Sport zur Pflichtlektüre wurde.

Bei Bildmaterial war es dagegen nicht ganz so einfach. YouTube war noch nicht erfunden und die Nutzung von Internet kostete auch eine Menge. So blieb meist nur Inside NBA beim DSF, irgendwo versteckt im Nachmittagsprogramm zwischen Bundesliga Classics und dem Teleshopping.

Doch nun zum Spiel: Mit meinen knapp zehn Jahren war ich von der Power und Leichtigkeit der Lakers fasziniert. Gerade dieser Shaquille O'Neal war für mich ein absolutes Phänomen. Wie konnte ein solch großer Typ (der wiegt echt über 130 Kilo?) solche geschmeidigen Bewegungen machen?

Es war für mich unvorstellbar, dass irgendjemand diesen Koloss stoppen konnte. Doch die Portland Trail Blazers belehrten mich scheinbar eines Besseren. In Spiel 7 der 2000er Western Conference Finals spielten sie seelenruhig ihren Stiefel runter. Der Swagger von Scottie Pippen war einfach nur famos. Hängen geblieben ist mir dabei vor allem dieser unfassbare Stepback-Dreier zum Ende des dritten Viertels. Was heute vielleicht ein wenig unspektakulär ausschaut: Früher gab es einfach nicht so viele Typen, die einen solchen Wurf mit dieser Selbstverständlichkeit versenken konnten.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich ausnahmsweise nicht den Teletext gecheckt, ich wollte mich überraschen lassen und mitfiebern können. Ich wurde nicht enttäuscht. Bei Shaq lief nichts zusammen und Portland führte auf einmal mit mehr als zehn Punkten.

Doch dann veränderte sich die Dynamik. Im alten Forum trafen die Gäste auf einen Schlag nichts mehr. Ihr Center Arvydas Sabonis musste mit Foulproblemen auf die Bank, die Lakers holten jeden Rebound und kamen immer näher heran. Eine solche Stimmung hatte ich zuvor in einer NBA-Arena noch nicht gesehen. Die Leute in der ersten Reihe sprangen auf und ich spürte selbst an meinen Fernseher, dass hier etwas Großes passieren könnte.

Und es geschah: Nachdem L.A. tatsächlich die Führung übernommen hatte, ereignete sich das Play, welches sich für immer in meinen Kopf einbrennen würde. Kobe zog zum Korb, doch anstatt abzuschließen, spielte er den Lob zu Shaq, der sich in die Höhe schraubte und den Spalding mit der rechten Hand durch die Reuse stopfte. Der absolute Wahnsinn! Die Lakers hatten das Ding tatsächlich noch gedreht.

Wie ein kleines Kind sprang der Diesel im Anschluss über den Court, während ich mich auf der Couch kaum mehr einkriegte. Diese Freude, diese Emotionen, die ich hier bestaunen konnte, prägten mich und sind der Grund, warum ich in der Folge nicht mehr von der NBA wich und mir die Nächte um die Ohren schlug.