NBA

Am Ende des Regenbogens

Von Oliver Mehring
Bringt Bryant seine Franchise auf den richtigen Weg?
© getty
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Defense als Schlüsselproblem

Besonders die lasche Defense ist dem Lakers-Coach ein Dorn im Auge (im Defensiv-Rating liegt man auf Platz 28). Dazu lässt Scott etwa D'Angelo Russell auch gerne auf der Bank Platz nehmen, sieht aber einen nachhaltigen Effekt in der Maßnahme: "Es geht nicht darum, ihn für ganze Spiele rauszunehmen, aber die Jungs müssen sich einfach schneller verbessern. Spielzeit ist in dieser Liga ein kostbares Gut, das darf man in diesem Alter nicht vergessen."

Dieser Schritt mag sogar seine Berechtigung haben, allerdings hapert es in diesem Fall an der Kommunikation. Im vergangenen Spiel gegen Miami saß der 19-Jährige erneut im vierten Viertel auf der Bank und konnte sich die Ausbootung nicht wirklich erklären: "Ich hab keine Ahnung, warum ich draußen saß", so Russell: "Ich muss herausfinden, was ich falsch gemacht habe, damit ich an mir arbeiten kann." Eine Erklärung von Seiten des Coaches soll es demnach nicht gegeben haben.

Clarkson immer wichtiger

Zumindest einem anderen Guard wird immer mehr Vertrauen geschenkt. Jordan Clarkson darf mittlerweile etwas häufiger den Ball in den eigenen Händen halten und bekommt zusätzlich Minuten auf der Zwei. Der Sophomore wird immer mehr zum Combo-Guard der Zukunft in Hollywood - dementsprechend soll er auch in Sachen Scoring Akzente setzen.

Nur kann er das momentan nicht in der Deutlichkeit, in der es wohl nötig wäre - so ist seine Usage Rat sogar leicht zurückgegangen, obwohl seine Zahlen auf einem guten Weg sind. Schließlich muss sich der Second-Round-Pick von 2014 die Bonus-Minuten mit drei Shooting Guards teilen, die wenig vom Teilen verstehen.

Randle hat freie Bahn

Einzig Quasi-Rookie Julius Randle kann sich unter den heranwachsenden Schlüsselspielern ohne große Einschränkungen austoben. Vielleicht auch, weil ihm Bryant im Froncourt nicht in die Quere kommt - wenn er nicht gerade aufpostet.

Seit der schwerwiegenden Verletzung kommt der gebürtige Texaner Randle auf einen beachtlichen Spielanteil, da er sich häufig durch Offensiv-Rebounds eigene Wurfmöglichkeiten schafft und viel unter dem Korb agiert.

Außerdem ist der No.7-Pick bei den Lakers die gefährlichste Offensiv-Waffe unter den Big Men. Gut, das ist bei Konkurrenz von Roy Hibbert und Brandon Bass auch nicht gerade schwer. Dennoch ist es erstaunlich, wie agil Randle durch die Zone tänzelt. Seine Fußarbeit ermöglicht es ihm, gegnerische Big Men aus dem Dribbling zu attackieren. Eine ziemlich wertvolle Fähigkeit.

Anspruch und Realität

Alles in allem muss sich die Lakers-Nation damit abfinden, dass es im starken Westen dieses Jahr wohl kaum etwas mit den Playoffs zu tun haben wird. Der Start mit einem Sieg aus acht Spielen spiegelt leider die harte Realität wider. Die Entwicklung erfolgsversprechender Personalien sollte ohnehin im Vordergrund stehen. Nur so lässt sich in eine rosige Zukunft blicken.

Zeigt D'Angelo Russell weiterhin ansprechende Leistungen wie gegen Orlando oder Brooklyn, kommt Byron Scott ohnehin nicht um ihn herum. Will er auch gar nicht. Und sollte er auch nicht. Die Lakers müssen sich nur einfach mit ihrer auch diese Saison kleinen Rolle anfreunden. Was darüber hinaus geht, ist Kür. Die Hauptaufgabe aber ist es, das Potenzial der Youngster in die richtigen Bahnen zu lenken.

Rosig ist die Zukunft

Passt die Abstimmung zwischen Russell und Clarkson, dann verfügt L.A. über ein unglaublich talentiertes Backcourt-Duo, das mit Julius Randle von einem Spieler flankiert wird, der alleine aufgrund seiner körperlichen Voraussetzungen bald für ligaweites Zähneklappern sorgen wird. Auch Larry Nance jr. zeigt tolle Ansätze. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis sich die Puzzlestücke endlich zusammenfügen. Und bis auch Hollywood wieder zum Free-Agent-Ziel vergangener Tage wird.

Deshalb will sich Russell von der derzeitigen Situation und dem schwachen Start auch gar nicht erst entmutigen lassen. Der designierte Lakers-Star weiß um den goldenen Pfad, auf dem er und seine Jungs gerade wandern.

Bei der Frage nach sein aktuellen Seelenzustand schoss es wie aus der Pistole aus ihm heraus: "Das Selbstbewusstsein? Das geht durch die Decke - irgendwo Richtung Weltall!" Ganz nach dem Mantra der Grey Mamba, des noch regierenden Königs in der Stadt der Engel.

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