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Das Messer zwischen den Zähnen

MVP-Kater? Für Stephen Curry (M.) ein Fremdwort
© getty

Mit einer herausragenden Leistung kämpfen sich die Golden State Warriors zurück in die Serie gegen die Memphis Grizzlies. Durch den 101:84-Erfolg holt sich das beste Team der Regular Season den Heimvorteil zurück und dreht in Sachen Physis den Spieß um. Der MVP Stephen Curry meldet sich eindrucksvoll zurück.

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Zwei Spiele lang hatten sich die Warriors herumschubsen lassen. Hatten das alte Klischee vom weichen Team, das zu verliebt in den Sprungwurf ist, scheinbar erfüllt. Hatten sich anhören dürfen, wie medial von einem "MVP-Kater" bei Stephen Curry gesprochen wurde, der nach dem Erhalt seines Awards zwei unterdurchschnittliche Leistungen folgen ließ. Sie hatten ganz offensichtlich genug davon.

In Spiel 4 zeigten die Dubs, dass auch sie hart und physisch verteidigen können. Einige Anpassungen von Steve Kerr halfen, der wesentliche Punkt war aber die herausragende Intensität seines Teams. Curry (33 Punkte) und mit ihm die gesamte Offense kam zudem deutlich besser mit der Spielweise der Grizzlies zurecht und kehrte zur alten Effizienz zurück. Neben Curry punkteten noch vier weitere Warriors zweistellig.

Bei den Grizzlies dagegen lief offensiv nur wenig zusammen, nach dem zweiten Viertel waren die Gastgeber nicht ein einziges Mal auf 10 Punkte oder weniger dran - das sonst so laute Grindhouse war dementsprechend ruhig. Die besten Scorer für Memphis waren Marc Gasol (19 Punkte, 10 Rebounds, 6 Assists), Zach Randolph (12 Punkte, 11 Rebounds) und Jeff Green (12 Punkte).

Durch den Sieg holten sich die Warriors den Heimvorteil zurück und glichen in der Serie (2-2) aus. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag geht es mit Spiel 5 in der Oracle Arena weiter.

Die Reaktionen:

Steve Kerr (Coach Warriors): "Wir haben heute einen großen Schritt gemacht, was das Verstehen von Dringlichkeit angeht. Wir sind die Partie deutlich giftiger und physischer angegangen. Das war wahrscheinlich das aggressivste Spiel, das wir in diesen Playoffs gezeigt haben."

Andrew Bogut (Warriors): "Diese Serie hätte so gut wie vorbei sein können, wenn wir nicht gespielt hätten, wie wir gespielt haben. Man weiß, dass es nie vorbei ist, bevor es vorbei ist, aber einen 1-3-Rückstand drehst du nicht mehr so leicht. Wir sind zufrieden mit unserer jetzigen Situation."

Dave Joerger (Coach Grizzlies): "Wir haben früh in der ersten Halbzeit den Faden verloren, vor allem im ersten Viertel. Wir hätten sie am Ende nicht davonziehen lassen dürfen. Wir hatten da eine Chance. Unsere Offense war heute wirklich schwach und hat die Defense daher in eine schlechte Situation gebracht."

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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Beide Teams beginnen mit den gewohnten Starting Fives: Conley, Lee, Allen, Randolph und Gasol für die Grizzlies, Curry, Thompson, Barnes, Green und Bogut bei den Warriors.

3.: Man sollte es mit dem Absinken nicht übertreiben! Bogut lässt Allen um die vier Meter Platz, der bedankt sich per Midrange-Jumper. Ein Block von Gasol gegen Barnes bringt die ohnehin laute Halle erstmals richtig zum Kochen. 7:6 für die Warriors.

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8.: Barnes legt einen richtig guten Start hin. Erst der Fastbreak-Dunk nach eigenem Steal, dann lässt er Green schlecht aussehen und zieht Baseline zum nächsten Dunk. 6 Punkte in Folge vom Drittjahresprofi. 16:13 Warriors!

12.: That escalated quickly! In der letzten Minute des ersten Viertels trifft erst Livingston zwei Freiwürfe, dann punktet Curry erst im Break und legt wenig später einen Dreier hinterher - von zwei Metern hinter der Linie, selbstverständlich. 28:20 für die Dubs!

19.: So langsam taut der MVP wieder auf! Mit einem schicken Floater über Gasol beschert Curry seinem Team die 12-Punkte-Führung, das waren seine Punkte 10 und 11. Joerger nimmt eine Auszeit.

24.: Curry ist heiß! Mit dem Foul von Green knockt er einen unmöglichen Jumper rein und hat nun schon 14 Punkte in diesem Viertel. Lee legt noch einen Putback drauf, dann schmeißt Conley einen Airball vom Perimeter - und Green verfehlt den letzten Wurf. 61:44 für die Warriors!

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30.: Wahnsinn, wie Green gegen den viel größeren Gasol im Post dagegen hält - die Grizzlies kriegen den Ball einfach nicht den Korb! Auf der anderen Seite macht es Steph vom Perimeter besser - 71:49 für die Dubs, das Grindhouse schweigt.

35.: Gasol bekommt es jetzt zweimal in Folge mit Lee im Post zu tun und macht das beste draus - will sagen "Layup und Freiwürfe". Kerr bringt Ezeli, Barnes trifft einen Turnaround-Jumper. Die Dubs führen mit 20.

41.: Randolph verkürzt nochmal per Jumper auf 16 Punkte Rückstand. Geht hier doch noch was? Wohl eher nicht, sagt der MVP: Curry zieht und trifft zwei Freiwürfe, 91:73 G-State.

45.: Um auch die letzten Zweifel auszulöschen, rennt Curry nochmal um einen Block und swisht den nächsten Jumper. Es sind wieder 20 Punkte Unterschied - und etliche Zuschauer strömen bereits aus der Halle.

Memphis Grizzlies vs. Golden State Warriors: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Draymond Green. Natürlich kann man hier Curry nennen, dessen Offense einmal mehr überragend war - mindestens ebenso wichtig war aber der Job, den Green in der Defense erledigte. Trotz des Größennachteils wich er weder gegen Gasol, noch gegen Randolph einen Zentimeter zurück und gab mit seiner bedingungslosen Hingabe wieder einmal den Ton an. Auch offensiv zeigte er die beste Leistung seit Spiel 1 (16 Punkte, 10 Rebounds).

Der Flop des Spiels: Der Backcourt der Grizzlies. Die Warriors-Defense konzentrierte sich in erster Linie auf die beiden Großen und schickte regelmäßig Double-Teams. Diese Extra-Aufmerksamkeit konnten die Grizzlies-Guards aber nicht bestrafen. Courtney Lee und Mike Conley machten zusammen 16 Punkte und trafen 7 ihrer 22 Würfe - das ist einfach viel zu wenig. Von Tony Allen sind mäßige Offensiv-Leistungen zu erwarten, aber gerade Conley muss mehr liefern.

Das fiel auf:

  • Nach zwei Niederlagen in Serie nahm Steve Kerr in der Defense einige Anpassungen vor. Zum einen entschied er sich, den Verteidiger von Allen immer weit absinken zu lassen - stellenweise hatte der Grindfather gewissermaßen den halben Court für sich alleine! Da dieser Allen aber nun mal Tony und nicht Ray mit Vornamen heißt, konnte er dieses Absinken nicht bestrafen (0/3 3FG).
  • Zudem wurde Gasol erstmals in dieser Serie regelmäßig gedoppelt, häufig vom nominellen Allen-Verteidiger. Die Grizzlies waren so offensiv teilweise dazu gezwungen, 4-gegen-5 zu spielen. Allen versuchte auf diese "Non-Defense" später mit einigen Cuts abseits des Balles zu reagieren, dennoch war seine Anwesenheit Gift für die Offense der Grizzlies. So spielte er letztendlich auch bloß 15:51 Minuten.
  • Nachdem die Warriors sich in den beiden vorigen Partien ein wenig von der Physis der Grizzlies hatten einschüchtern lassen, drehten sie in dieser Partie den Spieß um. Die Refs hielten das Spiel an der langen Leine, sodass sich auf einmal Memphis über nicht gepfiffene Fouls beschwerte. Golden State ging das Spiel mit einer Intensität an, als hätte es sich um ein Do-or-Die-Spiel gehandelt. Das zeigte sich auch bei den Rebounds - der Größenvorteil nutzte Memphis wenig.
  • Vorne kam zudem der Dreier zurück. Nachdem sie in Spiel 2 und 3 jeweils nur sechs von 26 versuchten Dreiern getroffen hatten, waren es in Spiel 4 schon zur Pause 6 von 16 (am Ende 14 von 33). Man kann aber nicht behaupten, dass die Dubs nur von den Triples gelebt hätten. Sie legten auch mehr Punkte nach Ballverlusten (18:15) auf und machten kaum weniger Punkte in der Zone (34:44) als die Grizzlies.
  • Durch den Ausfall von Marreese Speights, der sich an der Wade verletzt hat und womöglich den Rest der Serie verpassen wird, rückte David Lee wieder in die Rotation. Der frühere All-Star war in Spiel 3 nicht eingesetzt worden, nun brauchte Kerr ihn auf einmal wieder - und Lee machte seine Sache ordentlich, wenngleich man ihn lieber nicht Eins-gegen-Eins gegen Gasol im Post verteidigen lassen sollte. Kehrt Speights tatsächlich nicht mehr zurück, könnte der Veteran für die Dubs noch wichtig werden.

Der Spielplan im Überblick

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