NBA

Schwer verdaulich!

Von Stefan Petri
Die Ersatzbank der Thunder: Die Gesichter sagen alles
© getty
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  • Wieviel Pech kann man eigentlich haben? Klar, der Harden-Trade war im Nachhinein nicht die beste Idee. Aber zuerst erwischt es Westbrook in den Playoffs - und ein Jahr später fehlt mit Ibaka das nächste entscheidende Teil im Thunder-Puzzle. Man kann nur hoffen, dass die Serie 2015 endlich reißt.
  • Über Ibaka wurde lange spekuliert: Vielleicht ist die Verletzung doch nicht so schlimm? Der spanische Nationalspieler zerstörte in seinem Blog dann aber alle Hoffnungen: "Ich werde in den Conference Finals gegen die San Antonio Spurs nicht spielen können."
  • Dazu kommt: Mit James Harden fehlt OKC der X-Faktor von 2012. Harden ist ein besserer Playmaker als Westbrook, trifft gut von außen und gab der Offense eine weitere Dimension, die jetzt einfach fehlt. NBA-Experte Jalen Rose trifft den Nagel auf den Kopf: Gute Teams stoppen die erste und die zweite Option des Gegners. Und ohne Harden und Ibaka haben die Thunder einfach keine dritte.
  • Russell Westbrook traf nur 7 seiner 24 Würfe. Wie viel die folgende Statistik wirklich wert ist, darüber kann man streiten. Aber Fakt ist: In den letzten fünf Playoffs steht die Bilanz der Thunder bei 15-19, wenn Russ 20 oder mehr Würfe nimmt. Sind es weniger als 20 Würfe: 19 Siege, nur sieben Niederlagen.
  • Um Kritik kommt auch der amtierende MVP nicht herum. Nur 6/16 aus dem Feld, das kann auch Kevin Durant passieren. 3/5 von der Linie ist überraschend. Aber nur 3 Rebounds in 29 Minuten ist für ihn mehr als untypisch. Dass es nur 2 Assists wurden, ist bei der Trefferquote der Kollegen dagegen nicht verwunderlich.
  • Ein großes Lob gebührt Kawhi Leonard, der die Jumper Durants mit seinen langen Armen und riesigen Händen besonders gut erschweren kann. Der Team Defense ist es dagegen zu verdanken, dass Durant im Vergleich zu den Serien zuvor kaum noch unter dem Korb abschließen kann: Lediglich zwei Würfe schloss KD am Ring ab, im ersten Spiel keinen einzigen.
  • Vom so stark verbesserten Verteidiger ist ebenfalls nicht viel zu sehen. Durant ließ seinen Mann so oft aus den Augen, dass er sich von Russell Westbrook eine Standpauke anhören musste. Immer wieder waren Green und Ginobili völlig frei.
  • Unter welcher Kategorie läuft wohl das Mini-Movie zum Spiel? Horror? Schocker? Oder doch lieber Slasher?
  • Tip-ins sind in! Nachdem Lance Stephenson am Dienstag mit 0,1 Sekunden auf der Uhr trotzdem im Sinne eines Volleyballers punktete, gelang Nick Collison nur einen Tag später das gleiche Kunststück. Damit haben Tip-ins das Four-Point-Play als "Wie-konnte-das-denn-passieren"-Spielzug abgelöst. Stellt sich die Frage, ob Coaches den Tip-in von nun an öfter ins Playbook aufnehmen werden - denn so wirklich scheint niemand damit zu rechnen.
  • Während in der Auftaktpartie noch stattliche 12 von 27 Dreiern der Thunder fielen, schmolz die Quote zwei Tage später auf zehn Prozent zusammen (2/20). Das zeigt: Die Spurs haben sich hervorragend auf die Stärke des Gegners eingestellt und den Distanzwurf fast völlig aus dem Spiel genommen.
  • Wenn man von draußen nicht trifft, sollte man zum Korb ziehen. Soweit, so gut: Aber auch das funktionierte nicht in diesem Horrorspiel. Lediglich 10 Freiwürfe bekam man gegen die erstickende Defense der Spurs um Duncan, Splitter und Diaw zugesprochen. Russell Westbrook ging sogar kein einziges Mal an die Linie.
  • Dass von den 10 Freiwürfen nur 5 verwandelt wurden, macht die Situation natürlich nicht besser. Zum Vergleich: San Antonio traf bei 23 Versuchen 21 Mal.
  • Welche Möglichkeiten bleiben Scott Brooks noch? Jeremy Lamb konnte in der Garbage Time mit 13 Punkten in 14 Minuten überzeugen, auch Reggie Jacksons Stats (8 Punkte, 4 Assists) sind ordentlich. Also mehr Spielzeit für die beiden? Fest steht: 2012 war es vor allem die Athletik der Thunder, die am Ende zum Sieg führte. Die Minuten oder sogar die Starting Five noch weiter in dieser Richtung anzupassen, wäre eine Möglichkeit.
  • Denn die aktuelle Starting Five mit Sefolosha, Collison und Perkins neben den zwei Superstars ist eine Katastrophe, anders lässt es sich schwer beschreiben. Die drei genannten Spieler kommen in beiden Partien auf zusammengenommen unglaublich kümmerliche 9 Punkte. Trefferquote: 4 von 19.
  • Scott "Sie haben uns in den Arsch getreten" Brooks kann einem nur leid tun.
  • Welche Hoffnung bleibt? In eigener Halle sind die Thunder vor ihren frenetischen Fans eine Macht: 34-7 lautete die Bilanz in der Regular Season, kein Team im Westen war daheim dominanter.
  • Aber der Haken folgt natürlich prompt: Mit 30 Siegen in des Gegners Halle waren die Spurs mit Abstand das beste Team on the road.
  • Wenn auf dem Court nicht so viel los ist, kann man sich ja auch einmal kurz den Zuschauern widmen. Nachdem sich Charles Barkley vor wenigen Tagen im Fernsehen über die Frauen in San Antonio lustig gemacht hatte ("eine Goldgrube für Weightwatchers"), begrüßte man ihn mit "You suck!"-Gesängen. Seine Reaktion war typisch Chuck: "Ihr wisst, dass es ein Witz war. Manche mögen meinen Humor eben nicht. Dazu sage ich nur: Dann macht den verdammten Fernseher aus. Ich werde mich nicht ändern."

Die Playoffs im Überblick

Seite 1: 1-17: Hey, Mister Green!

Seite 2: 18-35: Armer Scott Brooks