NBA

Freshmen mit Vorgeschichte

Von David Digili
Vom Spieler zum Trainer: Nicht nur Jason Kidd (l.) und Mike Woodson (r.) verbindet der gemeinsame Karriereverlauf
© getty
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Don Nelson

Stationen als Spieler: Chicago Zephyrs (1962/63), L.A. Lakers (1963-65), Boston Celtics (1965-76)

Stats: 10,3 Punkte, 4,9 Rebounds, 1,4 Assists pro Spiel

Erfolge: 5x NBA Champion

Stationen als Trainer: Milwaukee Bucks (1976-87), Golden State Warriors (1988-95, 2006-10), New York Knicks (1995/96), Dallas Mavericks (1997-05)

Bilanz: 540:344 (Milwaukee), 422:443 (Golden State), 339:251 (Dallas), 34:25 (New York)

Erfolge: 3x Coach of the Year

Der Umtriebige: Bereits lange bevor Donald Arvid Nelson sein Run-TMC auf die Liga losließ und sich damit in die Herzen aller Mavs- und Nowitzki-Fans coachte, gab es den Umbauer schon. Den umtriebigen Geschäftsmann, den Trainer und General Manager in Personalunion, dessen Mantra "Stillstand ist Rûckschritt" zu sein schien. Die Milwaukee Bucks hatten schon alles durchgemacht: Gründung 1968, Meisterschaft 1971, Verlust der beiden Schlüsselspieler Oscar Robertson (1974) und Kareem Abdul-Jabbar (1975).

Erfolgstrainer Larry Costello, seit Franchise-Start im Amt, trat im November 1976 überraschend zurück. Das neue Bucks-Management vertraute dem Trainer-Novizen Nelson und der bewies in den Folgejahren ein hervorragendes Händchen: Er überzeugte sein Frontoffice von den Draft-Picks Marques Johnson und später Sidney Moncrief, die beide zu Bucks-Legenden werden sollten. 1980 zog Nelson dazu Center-Größe Bob Lanier an Land, 1984 Terry Cummings und Ricky Pierce, eine Spielzeit darauf Jack Sikma. In sieben seiner zehn Jahre als Coach in Milwaukee erreichte das Team über 50 Siege.

Danny Ainge

Stationen als Spieler: Boston Celtics (1981-89), Sacramento Kings (1989/90), Portland Trail Blazers (1990-92), Phoenix Suns (1992-95)

Stats: 11,5 Punkte, 2,7 Rebounds, 4,0 Assists pro Spiel

Erfolge: NBA Champion 1984, '86, All-Star 1988

Stationen als Trainer: Phoenix Suns (1996-99)

Bilanz: 136:90

Erfolge: -

Der Baumeister: Ob in Phoenix oder bei den Celtics, ob als Head Coach oder General Manager - Danny Ainge war nicht nur ein Mal instrumental bei der Neuaufstellung eines Teams. 1996 standen die Suns vor dem Nichts - Charles Barkley ging nach Houston, das Team startete desaströs mit 0:13. Ex-Sun Ainge, gerade frisch im Basketball-Rentnerdasein, übernahm von Cotton Fitzsimmons. Dazu landete Jason Kidd per Trade in Arizona. Mit einem Small-Ball-Lineup gelang fast die Playoff-Überraschung in Runde eins gegen Seattle, am Ende hieß es 2:3 aus Suns-Sicht.

Hatte sich in den folgenden Jahren eine gewisse Konstanz auf niedrigem Niveau eingestellt (auch 1998 und 1999 schied die Mannschaft zu Postseason-Beginn aus), so kam Ainges Rücktritt aus persönlichen Gründen kurz nach Beginn der darauffolgenden Saison überraschend. 2003 kehrte der Heilsbringer zu seinem Ex-Team nach Boston zurück und wurde General Manager. Er verpflichtete 2007 Kevin Garnett sowie Ray Allen und legte damit den Grundstein für die Rückkehr des Traditionsteams in die NBA-Elite. Und der nächste Umbau hat bereits begonnen.

Scott Skiles

Stationen als Spieler: Milwaukee Bucks (1986/87), Indiana Pacers (1987-89), Orlando Magic (1989-94), Washington Bullets (1994/95), Philadelphia 76ers (1995/96)

Stats: 11,1 Punkte, 2,5 Rebounds, 6,5 Assists pro Spiel

Erfolge: Most Improved Player 1991

Stationen als Trainer: Phoenix Suns (1999-02), Chicago Bulls (2003-07), Milwaukee Bucks (2008-13)

Bilanz: 165:172 (Chicago), 162:182 (Milwaukee), 116:79 (Phoenix)

Erfolge: -

Der Bemühte: Kaum ein Coach kann so schön verzweifelt, aufgeregt, wütend sein wie der frühere Point Guard, der 1990 mit 30 Assists im Spiel gegen Denver den noch heute gültigen NBA-Assist-Rekord aufstellte. Vielleicht half die erste Erfahrung bei PAOK Thessaloniki in Griechenland beim gepflegten Umgang mit den eigenen Emotionen. Skiles wurde 1997 durch den mächtigen Klubchef vom Spieler zum Trainer befördert, erreichte mit Platz drei in der stets von Olympiakos und Panathinaikos beherrschten Liga einen Achtungserfolg.

Werbung in eigener Sache also, an die sich die Phoenix Suns erinnerten und ihn im darauffolgenden Jahr erst zum Assistant Coach, dann 1999 zum Chef als Nachfolger von Danny Ainge ernannten. Prompt erreichte das Team um Jason Kidd, Kevin Johnson, Rex Chapman und einen jungen Shawn Marion das Conference Halbfinale (1:4 gegen die Lakers). Auch die Chicago Bulls konnte Skiles zu einem mehr oder weniger soliden Team aufbauen, bei den Milwaukee Bucks verließ ihn das Glück jedoch - nach nur einer Playoff-Teilnahme in vier Jahren und einem mäßigen Saisonstart stand die Trennung.

Doc Rivers

Stationen als Spieler: Atlanta Hawks (1983-91), L.A. Clippers (1991/92), New York Knicks (1992-94), San Antonio Spurs (1994-96)

Stats: 10,9 Punkte, 4,6 Rebounds, 5,7 Assists pro Spiel

Erfolge: All-Star 1988, MVP der Basketball-WM 1982

Stationen als Trainer: Orlando Magic (1999-03), Boston Celtics (2004-13), L.A. Clippers (seit 2013)

Bilanz: 416:305 (Boston), 171:168 (Orlando)

Erfolge: NBA Champion 2008, Coach of the Year 2000

Der Spielertraum: Wenn selbst der Go-to-Guy des besten Teams der Liga (und Erzrivalen) dem Coach des Gegners seine Aufwartung macht, muss etwas dran sein an diesem Trainer. "One Hell of a Coach" entfuhr es LeBron James voller Ehrfurcht und Anerkennung, als seine Heat 2012 die Celtics in sieben Spielen der Conference Finals niederringen konnten. Doc Rivers ist der Star unter den Trainern der NBA 2013. Dabei begann seine Karriere 1999 unter den denkbar schlechtesten Vorzeichen: Die Orlando Magic befanden sich im totalen Umbruch, Coach Chuck Daly war nach der Playoff-Enttäuschung der Vorsaison weg, ebenso endete die Ära Penny Hardaway in Florida.

Mit "Stars" wie nun Darrell Armstrong, Pat Garrity und Bo Outlaw schien die rote Laterne der Liga vorprogrammiert. Am Ende der ersten Saison unter Rookie-Coach Rivers stand aber eine respektable Bilanz von 41:41, die Postseason wurde nur knapp verpasst. Rivers wurde "Coach of the Year", der Rest ist Geschichte. Einfach King James fragen.

Avery Johnson

Stationen als Spieler: Seattle SuperSonics (1988-90), Denver Nuggets (1990, 2001-02), Houston Rockets (1992), San Antonio Spurs (1992-93, 1994-01), Golden State Warriors (1993-94, 2003-04), Dallas Mavericks (2002-03)

Stats: 8,4 Punkte, 1,7 Rebounds, 5,5 Assists pro Spiel

Erfolge: NBA Champion 1999

Stationen als Trainer: Dallas Mavericks (2005-08), New Jersey/Brooklyn Nets (2010-12)

Bilanz: 194:70 (Dallas), 60:116 (New Jersey/Brooklyn)

Erfolge: Coach of the Year 2006

Der Tragische: Als Johnson im März 2005 die Dallas Mavericks vom amtsmüden Don Nelson übernahm, konnte der "Little General" eigentlich kaum etwas falsch machen und scheiterte doch kläglich. Die Mavs waren eine gut geölte Maschine, Dirk in überragender Form. Obwohl in Playoff-Runde zwei gegen Phoenix bereits Schluss war für die Texaner, schien die Zukunft vielversprechend. Schon im darauffolgenden Jahr häuften sich die Meriten: Kein Trainer der Liga-Geschichte erreichte schneller 50 Siege, dazu gab es die Coach-of-the-Year-Trophäe, Dallas scheiterte erst in den Finals unglücklich an Miami.

So schnell es bergauf ging, so schnell ging es auch wieder ab ins Tal: 2007 warfen die Golden State Warriors, ironischerweise trainiert von Ex-Mav Nelson, Dallas in der ersten Runde aus dem Titelrennen. Das mit 67:15 Siegen beste Team der regulären Saison gescheitert - eine der größten Sensationen der NBA-Geschichte. Als auch in der nächsten Spielzeit schon früh Schluss war für die so titelhungrige Mannschaft, musste der Coach mit der markanten Stimme gehen. Seine nächste Anstellung, dieses Mal bei den New Jersey/Brooklyn Nets, war ebenfalls nicht von Erfolg gekrönt, Johnson wartet derzeit auf eine weitere Chance, sich zu beweisen.

Kidd ist wieder Rookie

Zehn Lebensläufe also, die die Bandbreite der Möglichkeiten illustrieren, die auf Nets-Hoffnungsträger Kidd warten könnten. Der sagte vor wenigen Wochen noch: "Ich freue mich riesig über die Chance, mich noch einmal so jung wie ein Rookie fühlen zu können."

Die Voraussetzungen in Brooklyn sind auf jeden Fall erstklassig. Und eins steht sowieso fest: Graue Haare werden "Newcomer" Kidd wohl eher nicht mehr wachsen.

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