NBA

Das Ende des Boston-Fluchs

Von Jan-Hendrik Böhmer
Carmelo Anthony (r.) führte die Knicks gegen Boston einmal mehr zum Sieg
© Getty

Die Boston Celtics (20-22) stecken weiter in der Krise. Gegen die New York Knicks (26-14) setzte es im heimischen TD Garden eine knappe 86:89-Niederlage. Für Boston war es bereits die fünfte Pleite in Folge - und diese ging auf ihre eigene Kappe.

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Die Knicks in Boston? Das war in den letzten Jahren keine besonders gute Kombination: Seit 13 Spielen konnte New York bei den Celtics nicht mehr gewinnen. Und jetzt? Jetzt fuhren die Knicks den ersten Sieg im TD Garden seit 2006 ein.

Bester Scorer bei New York war dabei Carmelo Anthony mit 28 Punkten (9 Rebounds, 3 Assists), gefolgt von Amare Stoudemire mit 15 Zählern (9 Rebounds).

Bei den Celtics geht die Berg- und Talfahrt hingegen weiter. Nach den sechs Siegen am Stück zu Beginn des Monats, stecken sie jetzt wieder mitten in der Krise. Die Niederlage gegen die Knicks war bereits die fünfte Pleite in Folge - darunter Spiele gegen eigentliche Pflichtnummern wie Cleveland, New Orleans und Detroit.

Lediglich Rajon Rondo (23 Punkte, 10 Rebounds, 11 Assists) und Paul Pierce (22 Punkte, 6 Rebounds, 2 Assists) konnten bei Boston überzeugen.

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Die Reaktionen:

Paul Pierce (Celtics): "Wenn du Punkte brauchst, wenn das Spiel eng ist, darfst du den Ball einfach nicht herschenken. Genau das haben wir am Ende aber gemacht."

Rajon Rondo (Celtics): "Wir haben ihnen einen 10-Punkte-Vorsprung gegeben. Deshalb mussten wir uns das gesamte letzte Viertel zurückkämpfen."

Carmelo Anthony (Knicks) über Kevin Garnett: "Es gibt kein Problem zwischen KG und mir. Was auch immer passiert ist, ist passiert. Wir haben darüber gesprochen und damit ist es erledigt."

Tyson Chandler (Knicks) über Carmelo Anthony: "Er hat genau so reagiert, wie er es tun sollte. Der beste Weg, sich zu revanchieren, ist zu gewinnen. Speziell an einem Ort, an dem wir sehr lange nicht gewonnen haben."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Die Knicks erneut mit Carmelo Anthony, Tyson Chandler, Jason Kidd, Iman Shumpert und James White in der Startformation. Es fehlt: Raymond Felton (Finger), der gerade erst wieder mit dem Training beginnen durfte. Pablo Prigioni (Zeh) ist fit.
Coach Doc Rivers setzt bei den Celtics auf Kevin Garnett, Brandon Bass, Paul Pierce, Rajon Rondo und den noch immer leicht angeschlagenen Avery Bradley (Rippen).

2.: Guter Start von Pierce. Erst der Jumper, dann der Layup. Auf der anderen Seite setzt sich die Wurf-Schwäche von Anthony fort. Zwei Versuche, zwei Fahrkarten. Aber es gibt ja noch Kidd. Der knallt den Dreier rein, holt danach den Rebound und bedient Anthony, der in die Lane zieht und mit einem einfachen Layup abschließt. 5:4 Knicks.

4.: Hui! Rondo tanzt in die Paint. Wunderschöner Reverse-Layup. 9:7 Celtics.

9.: Stoudemire im Spiel - und gleich mit einem starken Block gegen Sullinger. Aktuell fällt bei den Celtics einfach nix mehr. Bestes Beispiel: Jason Terry. Nach einem Fastbreak bekommt er einen völlig freien Jumper. Auf den Ring. Er fängt sich den Rebound und versucht den gleichen Wurf noch einmal. Wieder nix. 18:18.

14.: Schlechte Transition-Defense der Celtics - und Stoudemire nutzt die Chance gnadenlos aus. Erst blockt er hinten erneut gegen Sullinger und bekommt dann auf der anderen Seite den perfekten Pass von Prigioni: Reverse Dunk zum 24:24!

20.: Es geht ordentlich hin und her im TD Garden. Erst die Knicks mit einem 11:1-Run, dann marschieren die Celtics wieder mit 8:0 davon. Macht zusammen: 36:34 Celtics. Und das Scoring geht munter weiter. Shumpert mit zwei blitzsauberen Dreiern, Pierce mit einem Dreier und einem Dunk. Unterhaltsame Partie!

28.: Nach der Pause fehlt beiden Teams die Treffsicherheit. Garnett und Anthony verpassen gleich mehrere gute Würfe. Kein richtiger Rythmus auf beiden Seiten. Besonders Anthony trifft nix. Nur einer der letzten elf Würfe saß. Immerhin bleibt es dadurch weiter extrem knapp. 55:55. Enge Kiste im TD Garden.

32.: Hoppla! Doppelschlag der Knicks. Erst Anthony mit dem Layup, dann Kidd sofort mit dem Steal gegen Green und dem starken Layup. Knicks mit drei Punkten vorne.

38.: Anthony hat seinen Rythmus gefunden! Ganz wichtiger Dreier, nachdem Smith zuvor verpasst hatte und Prigioni sich den Rebound schnappen konnte. Dann gelingt Chandler auch noch der Steal. Die Knicks setzen sich ab: 80:70 für New York.

44.: Rondo dreht auf - und schon sind die Celtics wieder dran. Zwei Jumpshots in weniger als 30 Sekunden, der TD Garden bebt und Boston ist bis auf zwei Punkte dran. 82:84.

48.: Wie bitter ist das denn? Die Celtics liegen mit drei Punkten hinten, haben eigentlich aber noch mehr als genug Zeit, um auszugleichen. Doch dann ein krasses Missverständnis bei der Ballübergabe und der Ball prallt von Terry ins Aus. Noch einmal bekommt Boston den Ball - und es passiert wieder! Diesmal verliert Pierce denn Ball. Vorbei! 89:86.

Der Star des Spiels: Carmelo Anthony. Nach einer Halbzeit zum Vergessen (4 von 13 Shooting) drehte er in der entscheidenden Phase auf. Er zog aggressiver zum Korb, erarbeitete sich Chancen und fand so seinen Rythmus. Eine noch größere Comeback-Story legte J.R. Smith hin. Das komplette Spiel war von ihm nichts zu sehen, er traf nur 2 von 15 Würfen aus dem Feld. Doch dann versenkte er den entscheidenden Dreier und hielt die Führung mit hervorragender Defense gegen Terry und Pierce fest.

Der Flop des Spiels: Jason Terry. Schlimm genug, dass er im gesamten Spiel nur einen einzigen Wurf traf (1 von 6, 2 Punkte). Dass er sich dann auch noch im wenige Sekunden vor dem Ende einen ganz bitteren Turnover bei der Ballübergabe erlaubte: verheerend! In den gut 14 Minuten, in denen er auf dem Parkett stand, ging so gut wie nichts. Auch von Brandon Bass war nach dem guten Spiel gegen Cleveland kaum etwas zu sehen.

Analyse: Vor dem Spiel hatte vor allem ein Thema für Gesprächsstoff gesorgt: Wie würden sich Anthony und Garnett beim ersten direkten Aufeinandertreffen nach ihrer Auseinandersetzung am 7. Januar begegnen? Damals waren beide erst auf dem Court aneinander geraten und hatten das Duell dann nach dem Spiel munter fortgesetzt.

Die Antwort. Es passierte nichts. Vor dem Spiel gab es eine kurze, offensichtlich nicht ernst gemeinte, Umarmung - das war's. Im Spiel ließ man sich gegenseitig größtenteils in Ruhe. Der vorsichtshalber von der NBA für das Spiel eingeteilte Referee Joe Crawford, der für seine resolute Handhabe kniffliger Spiele bekannt ist, hatte wenig zu tun.

Das Spiel hatte aber auch so genug zu bieten. Zum Beispiel eine gut funktionierende Zonen-Defense der Knicks. Coach Mike Woodson brachte Stoudemire, der stark verteidigte. Immer wieder wechselten die Matchups, was die Celtics sichtlich aus dem Konzept brachte. Direkt nach der Umstellung vergaben die Celtics elf Würfe am Stück.
Noch überraschender war es allerdings, dass New York diese Verteidigung lange Zeit durchhielt, ohne dabei nachlässig zu werden. Die Knicks spielten quasi eine Zonen-Defense mit einem Man-on-Man-Mindset. Sie setzten immer nach. Es dauerte lange, bis sich die Celtics darauf eingestellt hatten. Erst ein Alley-Oop von Rondo auf Green brach den Bann. Anschließend ging es munter hin und her.

Dass sich keines der Teams längerfristig absetzen konnte (17 Mal wechselte die Führung in den ersten drei Vierteln), lag allerdings auch am miesen Shooting. Beide Teams lagen unter ihmer Saison-Schnitt. Besonders von Downtown ging bei den Celtics nichts - nur drei von 18 Versuchen trafen das Ziel.

Auch Anthony erging es nicht viel besser. Wie bereits beim letzten Aufeinandertreffen machten es ihm die Celtics extrem schwer, zu treffen. Zwar kam er am Ende auf 28 Punkte, benötigte dazu aber 28 Versuche - und das sah zwischenzeitlich sogar noch deutlich schlechter aus. In den fünf Spielen zuvor hatte er 36.6 Prozent getroffen - gegen Boston waren es 39. Besonders schwach bleibt weiterhin seine Dreierquote (1 von 6).

Bei den Celtics lief fast alles über Rondo. Bradley, Bass und Garnett enttäuschten. Coach Doc Rivers kritisierte mangelnden Einsatz einzelner Spieler. Bereits vor dem Spiel hatte er seinem Ärger Luft gemacht und erklärt, dass man sich von Spielern verabschieden würde, falls sich nichts ändern sollte. Das hat Celtics-Basketball-Boss Danny Ainge zwar mittlerweile relativiert, dennoch brodelt es in Boston.

Und leichter wird es in den kommenden Tagen kaum. Da geht es nämlich unter anderem gegen Miami und die Clippers. Die Knicks müssen als nächstes nach Philadelphia.

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