NBA

Sam Presti: Das einzig wahre NBA-Wunderkind

Von Interview: Haruka Gruber
Sam Presti wurde mit 30 Jahren General Manager in der NBA
© Getty
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SPOX: Vor allem durch clevere Trades ist es Ihnen gelungen, in Oklahoma City die talentierteste Mannschaft der Liga zusammenzustellen, nicht umsonst gelten sie als "Salary-Cap-Genie". Wie haben Sie die unglaublich komplizierten Finanz-Regeln der NBA gelernt?

Presti: Anfangs habe ich mir sehr viel Zeit genommen und etliche Dokumente durchgearbeitet. Richtig gelernt habe ich die Regeln aber erst, als ich die Theorie in der Praxis anwendet habe. Wenn man tatsächlichen an einem Trade mitarbeitet, sind die Regeln plötzlich nicht mehr so trocken und kompliziert.

SPOX: Für viele ist Oklahoma City ein Geheimtipp auf den Meistertitel. Ist Ihnen die hohe Erwartungshaltung geheuer?

Presti: Wir können nicht beeinflussen, was die Medien sagen, von daher lassen wir uns in unserer Wahrnehmung nicht von außen beeinflussen. Wir konzentrieren uns nur auf das, was wir kontrollieren können. Letztes Jahr verlief sehr erfolgreich und es war für jeden aufregend. Jetzt müssen wir uns jedoch darauf besinnen, dass wir uns den Erfolg neu erarbeiten müssen. Wir haben noch nichts erreicht. Dass sollte uns bewusst sein, bevor wir anfangen zu träumen.

SPOX: Sehr viel wird darauf ankommen, ob Kevin Durant und Russell Westbrook so überzeugend spielen wie in der Vorsaison. Warum haben Sie sich als einer der wenigen Entscheidungsträger in der NBA nicht dagegen gewehrt, dass Ihre wichtigsten Spieler für die USA an der WM teilnehmen?

Presti: Ein Sommer in den USA hätte ihnen nicht so viel gebracht wie ein Sommer mit dem Team USA. Sie spielen in einer komplett anderen Umgebung und lernen sportlich wie auch kulturell dazu. Wir hoffen, dass ihre individuelle Weiterentwicklung dazu führt, dass sie der gesamten Mannschaft noch mehr helfen können als letztes Jahr.

SPOX: Pleiß hat sich als Ziel gesetzt, ab 2011 Teil dieser Mannschaft zu sein. Wie realistisch sind die Aussichten des Nummer-31-Picks?

Presti: Ich habe seine WM-Spiele entweder vor Ort oder im Internet live verfolgt. Ich bin zufrieden mit Tibor. Es ist gut zu sehen, was er in den letzten Wochen dazugelernt hat und dass er bei der deutschen Nationalmannschaft viele Spielminuten bekommt. Wie es nächstes Jahr aussieht, kann ich aber noch nicht vorhersagen. Das Wichtigste ist jetzt, dass er sich auf die kommende Saison mit Bamberg konzentriert. Bei den Brose Baskets und Coach Chris Fleming hat er die perfekten Voraussetzungen dafür.

SPOX: Bei der WM wechselten sich gute und schlechte Leistungen ab. Auf was muss Pleiß zukünftig achten?

Presti: Solange er weiter hart arbeitet, bescheiden bleibt und sich dem Basketball verschreibt, mache ich mir keinerlei Sorgen.

WM-Abschluss: Pleiß überzeugt vor Presti

SPOX: Was halten Sie davon, dass sich Pleiß nicht für die NBA interessiert und beispielswese noch nie etwas von John Wall gehört hat?

Presti: Ich habe das SPOX-Interview auch gelesen und musste etwas schmunzeln. Für mich ist es jedoch überhaupt kein Problem. Wenn man Tibor kennenlernt, erkennt man sofort, was er für ein intelligenter und aufgeschlossener junger Mann ist, der sich einfach nur darauf konzentriert, zu einem besseren Basketballer zu werden. Und das ist in meinen Augen das Wichtigste für einen 20-Jährigen.

SPOX: Kennen Sie die anderen Talente des DBB wie Robin Benzing und Elias Harris?

Presti: Ich darf wegen den NBA-Bestimmungen keine Kommentare zu Spielern abgeben, die noch nicht gedraftet wurden. Aber ich kann verraten, dass sie mir schon aufgefallen sind. Deutschland entwickelt sich als Basketball-Nation von Jahr zu Jahr, auch wenn es bei der WM nicht so gut geklappt hat. Die ganze Welt hat spätestens jetzt erkannt, dass in Deutschland etwas Großartiges heranwächst.

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