MLB

Scheckbuch oder Nachwuchsarbeit?

Von Stefan Petri
Yasiel Puig war im vergangenen Sommer der Star der Los Angeles Dodgers
© getty
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NATIONAL LEAGUE

Saint Louis Cardinals

Die Cards sind die Muster-Franchise schlechthin im Baseball. Der World-Series-Sieger von 2006 und 2011 strotzt nur so vor Supertalenten im Farm System, hat einen fantastischen Bullpen und war im vergangenen Jahr wohl nur eine Ortiz-Superserie vom dritten Ring in sieben Jahren entfernt. Und was macht ein solches Team in der Offseason? Es wird einfach noch besser. Jhonny Peralta schloss das Loch auf der Shortstop-Position, Reliever Carlos Martinez rückt als Fireballer wohl in die ohnehin schon starke Rotation auf. Viel besser vorbereitet kann man nicht in die Saison gehen.

Stärken: Da wäre zunächst einmal die Rotation: Mit Adam Wainwright steht dort ein einwandfreies Ass an der Spitze, die jungen Wilden hinter ihm (Shelby Miller, Michael Wacha, oder auch Martinez) haben das Potenzial dafür, mindestens genauso gut zu werden. Der Bullpen mit Trevor Rosenthal und seinen Setup-Men Seth Maness und Kevin Siegrist sollte die übrig gebliebenen Innings eigentlich locker abräumen.

Das Lineup beginnt mit Matt Carpenter, dann folgen Bourjos, die Slugger Matt Holliday, Allen Craig und Catcher Yadier Molina... Sagen wir es so: Die Cardinals könnten ohne Probleme zwei oder drei MVP-Kandidaten stellen. 2013 war die Bank etwas schwach auf der Brust, aber auch dieses Problem wurde mit Mark Ellis und jede Menge Talent aus den Minors angegangen.

Schwächen: Tja. Auf dem Papier nicht viele. Verletzungen kann man nicht ausschließen, genauso wenig wie die Möglichkeit, in den Playoffs auf ein Team zu treffen, das Feuer gefangen hat. Aber sonst? Die Rotation ist noch recht jung, Pitcher wie Wainwright, Miller oder Lancy Lynn haben im vergangenen Jahr richtig Innings geklotzt - vielleicht kommt jetzt die Rechnung. Wenn der Middle Relief gebraucht werden sollte - sollte! - könnte er etwas breiter besetzt sein. Aber das war es dann auch.

Los Angeles Dodgers

Ladies and Gentlemen, wir präsentieren: Die Yankees der Westküste! Seit der Übernahme durch die Eignergruppe um Magic Johnson verbrennen die Dodgers Dollarscheine, ohne mit der Wimper zu zucken. 2013 startete man schwach in die Saison, aber mit dem Kubaner Yasiel Puig fand das Team im Juni plötzlich sein Mojo, beendete die Saison mit einem 62-28-Run und stürmte in die Playoffs, wo die Cardinals im NLCS am Ende etwas abgezockter waren. Trotzdem: Money buys Championships - irgendwann. Jedes Jahr wird der Titel für die Dodgers wahrscheinlicher. Mit einer Payroll von 235 Millionen Dollar hat man die Yankees (204 Millionen) in dieser Statistik erstmals nach 15 Jahren vom Thron verdrängt. Und prompt die ersten zwei Spiele in Australien gewonnen.

Stärken: Puig eroberte die Liga im letzten Sommer im Sturm und ist trotz des einen oder anderen dummen Fehlers ein elektrisierender Mann auf dem Leadoff-Spot. Danach folgen eigentlich nur noch Superstars: Hanley Ramirez. Adrian Gonzalez. Matt Kemp. Für Andre Ethier bleibt im Outfield wohl nur die Bank - und der verdient bis 2017 fast 69 Millionen Dollar.

Auch in die Rotation hat man, ähem, investiert: Clayton Kershaw wird bis 2019 180 Millionen Dollar verdienen. Wobei das fast Sinn macht. Schließlich ist der Lefty der beste Pitcher auf diesem Planeten. Ihm folgt Cy-Young-Kandidat Zach Greinke, dann der letztjährige Rookie-Star Hyun-Jin-Ryu, und Dan Haren und Josh Beckett sind ja auch nicht gerade unbeschriebene Blätter. Auch der Bullpen ist mit Brian "Beard" Wilson (der gegen die Padres zugegebenermaßen versagte) und Closer Kenley Jansen bestechend gut. Wohl dem, der einen hochdotierten TV-Vertrag hat!

Schwächen: Eigentlich muss das Team 100 oder mehr Spiele gewinnen, soviel Talent wurde hier angehäuft. Das einzige Fragezeichen steht hinter Spielern wie Carl Crawford oder Adrian Gonzalez, die schon in der Vergangenheit nicht immer gesund blieben. Man bedenke: Nur zwei Hitter schafften im letzten Jahr mehr als 135 Spiele, und auch die Pitcher waren nicht alle "Workhorses": Kershaw musste nach einem Sieg Down Under erst einmal wegen hartnäckiger Rückenprobleme auf die DL. Wobei: Wenn sich jemand verletzt, wird wahrscheinlich einfach das Scheckbuch gezückt. Baseball kann ja so einfach sein.

Washington Nationals

Wiederholt sich die letzte Saison? Damals starteten die Nationals mit einer Menge Vorschusslorbeeren in ihre 162 Partien. Wie sagte Skipper Matt Williams noch: "World Series or bust!" Diese Träume zerplatzten dann in Windeseile. Verletzungen, Formschwäche, Unruhe in der Kabine - es lief einfach nichts zusammen für das Team, das die Playoffs dann auch sang- und klaglos verpasste. Allerdings wurden von den letzten 48 Spielen 32 gewonnen und in der Offseason noch einmal aufgerüstet. Es ist bezeichnend, wenn trotz der Cardinals und Dodgers nicht wenige Experten auf die Nationals als neuen Champion tippen.

Stärken: Die Rotation macht einiges her! Stephen Strasburg ist einer der talentiertesten jungen Pitcher, dahinter komplettieren Gio Gonzalez und Jordan Zimmermann ein formidables Trio. Besonders wichtig könnte jedoch Doug Fister werden, der für den sprichwörtlichen "Appel und 'n Ei" von den Tigers losgeeist wurde und auf der Vier für eine Überraschung sorgen könnte. Im Lineup konzentriert sich alles auf Bryce Harper. Der sollte eigentlich eine ähnliche Karriere wie Mike Trout hinlegen, hat das in seinen ersten zwei Jahren aber noch nicht ganz geschafft. Kommt nun der Durchbruch? Immerhin ist der Junge erst 21! Dazu kommen noch Ryan Zimmermann auf der dritten Base und Slugger Jayson Werth im Outfield. Auch Rookie Anthony Rendon (2B) gilt als heißer Breakout-Kandidat. Der Bullpen fällt etwas ab, aber Reliever sind vor der Trade Deadline im Sommer eigentlich immer zu haben.

Schwächen: Strasburg hat sich in der Vergangenheit als verletzungsanfällig erwiesen, Doug Fister war eigentlich zu billig um wahr zu sein (ist da etwas im Busch? Die Saison beginnt er wegen einer Muskelzerrung auf der DL). Harper ist immer mal wieder für einen Spruch und damit für unerwünschtes Medieninteresse gut. Und der Bullpen wie gesagt noch nicht championship-reif. Natürlich kann auch in diesem Jahr wieder alles schief gehen, so wie 2013. Aber warum sollte es diesmal nicht in die andere Richtung laufen? Dann ist ein Auftritt in der World Series allemal drin!

Außenseiter

Die Favoriten in der National League scheinen etwas klarer als im Pendant mit dem DH. Am ehesten kommen vielleicht noch die Atlanta Braves in Frage, die mit den Upton-Brüdern, Jason Heyward und Andrelton Simmons jede Menge Power am Schlagmal aufbieten. Problem: Mit Kris Medlen und Brandon Beachy fallen gleich zwei Pitcher wegen Tommy-John-OPs aus. Die Pirates haben immerhin MVP Andrew McCutchen, aber dahinter erst einmal lange nichts. Die Giants vielleicht? Der Champion von 2012 setzt mittlerweile mehr auf Offense (Buster Posey, Pablo Sandoval) als auf Pitching und müssen vor allem gesund bleiben, um im Kampf um die Postseason mitreden zu können.

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