Eis-Riege trotz Problemen optimistisch

SID
Anni Friesinger holte 2002 in Salt Lake City Olympisches Gold über 1500 Meter
© Getty

Claudia Pechstein ist wegen Dopings gesperrt, Anni Friesinger-Postma schwächelt - und dennoch fliegen die deutschen Eisschnellläuferinnen voller Optimismus zu den Olympischen Winterspielen nach Vancouver. Grund: Die tolle Form von Shootingstar Stephanie Beckert und Jenny Wolf.

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Gleich am 14. Februar, dem dritten Tag der Spiele, könnte Shootingstar Stephanie Beckert im 3000-m-Rennen die Goldspur legen. Zwei Tage später geht Top-Sprinterin Jenny Wolf über 500 m als eine der größten Favoritinnen überhaupt an den Start.

"Wenn man es rational betrachtet, kann bei Olympia nichts anderes herauskommen als Gold. Ich müsste schon eine Menge falsch machen", sagt Wolf, die sechs Siege in acht Weltcuprennen verbuchte. Den Weltrekord (37,00 Sekunden) gab's in Salt Lake City als Zugabe.

Die Erfurterin Beckert bleibt zurückhaltend. "Ich werde zu den Olympischen Spielen fahren, mein Bestes geben und sehen, was dabei herauskommt", sagte die erst 21-Jährige, die auch über 5000 m mit Medaillenchancen auf die Bahn geht. Bei ihren beiden ersten Weltcupsiegen ließ sie über 3000 m zweimal Topfavoritin Martina Sablikova (Tschechien) hinter sich.

Auch Beckerts Erfurter Teamkollegin Daniela Anschütz-Thoms und Monique Angermüller gehen mit Außenseiterchancen auf Medaillen an den Start.

Friesinger außer Form / Pechstein nicht dabei

Friesinger hat nach jüngsten Eindrücken nicht mal diese. "Ich bleibe dabei, dass ich Gold über 1000 m holen will. Voraussetzung dafür ist aber, dass ich rechtzeitig fit werde. So wird das nichts", sagte Friesinger-Postma im Dezember. Der 16-maligen Weltmeisterin, durch Knie- und Knöchelprobleme sowie die Schweinegrippe zurückgeworfen, fehlte zuletzt jegliche Explosivität.

Noch mehr Frust schiebt freilich Claudia Pechstein. Die wegen Blutdopings für zwei Jahre gesperrte Berlinerin verfehlte beim Weltcup in Salt Lake City nach einer einmaligen Startfreigabe durch das Schweizer Bundesgericht die DOSB-Norm. Auch wenn ihre Berufung in der Schweiz noch läuft, sind ihre Olympiachancen gleich null.

Ohne die fünfmalige Olympiasiegerin und ohne Friesinger-Postma in Top-Form dürfte auch ein erneute Goldmedaille im Team-Wettbewerb in unerreichbare Ferne rücken. Dennoch ist das Gesamtergebnis von Turin 2006 möglich. Damals gab es nur je einmal Gold (Frauen/Team), Silber (Pechstein/5000) und Bronze (Friesinger/1000).

Eisschnelllauf dank Frauen bald deutsche Königsdisziplin?

Dennoch ist der Eisschnelllauf auf dem Sprung zur Nummer eins: 24 Goldmedaillen holten deutsche Kufenflitzer in der Geschichte der Winterspiele, nur die Rodler standen bislang häufiger ganz oben auf dem Treppchen (25-mal). Verantwortlich für den Goldrausch sind vor allem die Frauen.

Insgesamt 58 Medaillen gingen auf das Konto der deutschen Läuferinnen, die Herren standen nur zehnmal auf dem Treppchen. Das letzte Edelmetall ging auf das Konto des Dresdners Jens Boden, der 2002 über 5000 m Bronze holte - doch auch ein dritter Platz scheint derzeit außer Reichweite.

Nach einem weiteren frustrierenden Jahr verpasste das Verfolgungs-Team den Olympiastart klar. Damit war die einzige theoretische Medaillenchance vertan. In Samuel Schwarz (Berlin), Nico Ihle (Chemnitz), Marco Weber (München) und Patrick Beckert (Erfurt) sind voraussichtlich nur vier Männer am Start - so wenig wie seit Sapporo 1972 nicht mehr

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