Goldig, schlüpfrig, unzerstörbar

Von Alexander Mey
Drei Protagonisten der Winterspiele: Magdalena Neuner, Maria Riesch und Anja Pärson (v.l.)
© Getty

16 Tage lang haben die Wintersportler dieser Welt geglänzt. Dabei gab es eine ganze Menge Höchstleistungen, aber auch peinliche bis kuriose Pleiten - nicht nur von den Sportlern. Die Tops und Flops der Winterspiele in Vancouver.

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TOPS

Oh Canada!

Wer sich regelmäßig die Medaillenvergaben zu später Stunde reingezogen hat, kennt die Hymne der Kanadier in- und auswendig. 14 Mal gab es Gold für die Gastgeber - zuletzt das eigentlich einzig wichtige im Eishockey gegen die USA. Was haben sie vor den Spielen noch gejammert, von wegen noch nie Gold im eigenen Land. Und dann das! Deutschland im Medaillenspiegel deklassiert. Wenn die Stimmung in Vancouver nicht so großartig gewesen wäre, müsste man echt sauer sein!

Königin Marit von Norwegen

Die Königin der Spiele. Marit Björgen gewann fünf Medaillen, dreimal Gold, einmal Silber und einmal Bronze, eine Goldmedaille mehr sogar als ihr männlicher Gegenpart Petter Northug. Besser als Björgen war bei diesen Spielen niemand. Dazu blieb sie angesichts der harten Kritik von Erzrivalin Justyna Kowalczyk ("Ohne ihre Asthma-Hilfsmittel hätte Marit nichts zu bieten") erstaunlich cool. Und faustdick hinter den Ohren hat sie es auch noch. "Ich freue mich so auf meinen Freund, schließlich habe ich ihn fünf Wochen nicht gesehen. Mal sehen, was dann passiert", sagte sie.

König Ole von Norwegen

Eigentlich war Ole Einar Björndalen nicht so erfolgreich, wie er es sich vorgestellt hatte. Aber Ole stellt sich ohnehin immer vor, dass er alles gewinnt. Von daher sind einmal Gold und einmal Silber gar nicht mal schlecht. Vor allem, wenn man sich seine Gesamtbilanz bei Olympischen Spielen ansieht. Sechsmal Gold, viermal Silber, einmal Bronze - Wow!

Deutschlands Golden Girls

Magdalena Neuner und Maria Riesch haben knapp die Hälfte aller deutschen Goldmedaillen geholt - und dabei noch einen blendenden Eindruck gemacht. Mit den beiden Mädels kann sich Deutschland international wirklich sehen lassen!

Der nackte Wahnsinn

Eisschnelllauf, Teamverfolgung, Damen, Anni Friesinger-Postma, Sturz, Fotofinish, DRAMA! So viel zur Kurzzusammenfassung des dramatischsten Wettbewerbs der Spiele. Friesinger stürzt im Halbfinale gegen die USA. Alles aus? Nein, denn Friesinger rutscht auf dem Bauch gerade noch rechtzeitig ins Ziel. Im Finale liegen die Deutschen schon eine halbe Ewigkeit hinter Japan zurück. Doch dann kommt die Aufholjagd in der letzten Runde. Fotofinish, zwei Hundertstel vorne - Gold für Deutschland! Wahnsinn! Kann man kaum erklären, muss man gesehen haben.

Die Rache der Geächteten

Was hat Jochen Behle nicht alles an Beschimpfungen über seine Langläuferinnen ausgeschüttet! Zu trainingsfaul seien sie, bis zu 200 Trainingsstunden würden ihnen auf die Weltspitze fehlen. Gold im Teamsprint, Silber in der Staffel, Platz 4 für Evi Sachenbacher über 30 km. Stimmt, da ist die Weltspitze wirklich meilenweit entfernt. Auch bei den Herren übrigens, die haben "nur" dreimal Silber geholt...

Andre, the Giant

Andre Lange ist der Größte. Inklusive Gold und Silber in Vancouver hat er viermal Gold und einmal Silber bei Olympia geholt. Dazu kommen acht WM- und acht EM-Titel. Jetzt hat er seine Karriere beendet. "Ich bin 28 Jahre so einen Berg runtergerutscht, irgendwann muss Schluss sein", sagte Lange. Und was jetzt? "Ich gehe aus einer rosaroten Sportlerwelt ins Leben rein. Das wird nicht einfacher."

U-S-A!

Die US-Boys & -Girls waren zwar nicht die beste Nation bei Olympia - nur Platz drei im Medaillenspiegel. Aber sie hatten echt coole Typen dabei. Bode Miller natürlich. Schon immer ein wilder Hund auf und neben den Skipisten dieser Welt. Jetzt auch sportlich wieder ein Großer. Gold, Silber, Bronze: "Come on Bode!" Lässig, und dazu noch eine Augenweide: Julia Mancuso. Sie war lange in der Krise, doch in Whistler stahl sie sogar Lindsey Vonn (einmal Gold, einmal Bronze) mit ihren zwei völlig unerwarteten Silbermedaillen die Show. Ach ja, und dann war da natürlich noch Shaun White. Die "fliegende Tomate", so sein Spitzname, ist nicht nur der überragende Superstar in der Halfpipe, er ist gleichzeitig Rockstar, Werbeikone, gern gesehener Gast in der "Playboy Mansion". Sein Plan nach dem Olympia-Gold: "Zuerst geh ich schlafen, danach übernehme ich die Welt!"

Die Gold-Hamster

An dieser Stelle seien einmal zwei Nationen erwähnt, die man nicht zwingend auf den Plätzen fünf und sechs im Medaillenspiegel erwarten musste - Südkorea (6G, 6S, 2B) und die Schweiz (6G, 0S, 3B). Die Koreaner haben im Shorttrack so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Es hätte sogar noch mehr sein können, wären sie nicht entweder disqualifiziert worden, oder hätten sie sich nicht gegenseitig vom Eis gekegelt. Dazu hatten sie noch Kim Yu-Na, die Grazie auf dem Eis. Die Frau, die im Eiskunstlauf der Damen einen fantastischen neuen Weltrekord aufgestellt hat. Und die Schweizer? Die hatten Simon Ammann. Er sprang auf der Schanze alles in Grund und Boden. Viermal ist er nun Olympiasieger - genau wie Andre Lange.

Die Unzerstörbaren

Drei besondere Heldinnen hatten diese Olympischen Spiele. Anja Pärson gewann Bronze in der Kombination, nachdem sie tags zuvor in der Abfahrt über 60 Meter weit geflogen und fürchterlich gestürzt war. "Das war das Schlimmste, was ich jemals erlebt habe", sagte sie danach. Trotzdem durchgebissen - stark! Petra Majdic' Leistung war noch unmenschlicher. Sie stürzte beim Einfahren zum Langlauf-Sprint schwer. Unter starken Schmerzen quälte sie sich dennoch durch den Wettkampf und holte Bronze. Danach die Diagnose: Vier Rippen gebrochen und Lungenfell gerissen. Und dann ist da noch das bittersüße kanadische Märchen von Joannie Rochette. Drei Tage nach dem überraschenden Tod ihrer Mutter trat sie im Eiskunstlauf an. Das Volk tobte, sie lief teilweise unter Tränen großartig und holte Bronze. Gänsehaut.

Teil 2: Die Flops der Winterspiele